2 Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet viertel n. Poſtproviſion. 0 nſen nehmen Inſerate für uns an. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ f. excl. cheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende jederzeit Inferate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Samstag, den 3. Juni 1882. Stenz. Nr. 44. ä — rl Politiſches. ler Ladenburg, 2. Juni. (Die berufsſtati⸗ ton ſtiſche Erhebung vom 5. Juni d. J.) In wenigen IX. Tagen kommt die durch beſonders Reichsgeſetz ange⸗ N ordnete allgemeine Berufszählung zur Ausführung. er. 8. Dieſelbe wird ähnlich wie die Volkszählungen vor ler Art ſich gehen. Einfacher wird ſie in ſofern ſein, als der Wel Kinder unter 14 Jahren, welche weder für Lohn iſen arbeiten, noch dienen, nur der Zahl nach notirt zu 2 werden brauchen. Dagegen verlangt ſie genauere r Rabil Angaben über die Art des Berufs, über Landwirt⸗ en 1. ſchaft und Gewerbe. Dieſe Daten ſollen zur Auf⸗ ſtellung einer Statiſtit dienen, welche zuverläſſig und er eingehend zeigt: wie viele Perſonen als Selbſt ſtändige, Gehilfen, Nicht⸗Erwerbsthätige und Dien⸗ ende den einzelnen Berufszweigen angehören, was für Nebengewerbe bei letzteren betrieben werden, wie unter den Berufsangehörigen Geſchlecht, Alter und Familienſtand vertreten und wie viele Invaliden u. Witwen aus denſelben hervorgegangen ſind, endlich in welcher Zahl, von welcher Art und Beſchaffenheit ſelbſſtändige landwirtſchaftliche und gewerbliche Be⸗ triebe ſich im Reiche vorfinden. Wie Jeder aus den ihm vor dem Zählungs⸗ tage zukommenden Formularen ſich leicht überzeugen wird, ſind die Angaben, welche er eintragen ſoll, derart, daß er ſie ohne Bedenken machen kann. Keine Frage bezieht ſich auf Thatſachen, die man zu verheimlichen braucht, ja nur geheim zu halten vermag, Auch ſollen die Angaben lediglich zu den Arbeiten der ſtatiſtiſchen Amtsſtellen verwandt wer⸗ den, deren Zuſammenſtellungen dann nicht mehr die Verhältniſſe des Einzelnen, ſondern nur noch die⸗ jenigen der Geſamtheit in Kreis, Bezirk, Staat u. Reich, ſowie in einzelnen großen Gemeinden und Gemeindegruppen erſichtlich machen. Die ſolcher Geſtalt gewonnenen Tabellen ſind beſtimmt, als Grundlagen für wiſſenſchaftliche und geſetzgeberiſche Arbeiten zu dienen. Sie ſollen über die Berufsverhältniſſe der Bevölkerung, über Land⸗ wirtſchaft und Gewerbe Nachrichten geben, die bis jezt wegen zu wenig eingehender Zählungen ent⸗ weder ganz mangelten oder nur lückenhaft vorhan⸗ den waren. Um dies zu ermöglichen, ſind allerdings die Formulare etwas reicher mit Fragen verſehen als die bisher zur Anwendung gekommenen Volkszähl⸗ ungs⸗Formulare; die richtige Beantwortung dieſer Fragen erfordert vielleicht auch eine etwas größere Auſmerkſamkeit. Man vertraut indeß allen Haus- haltungsvorſtänden und ihren Vertretern ſowie den ſelbſtſtändigen Gewerbetreibenden, daß ſie es hieran in dem Bewußſein, an ihrem Teile zu einem wich⸗ tigen und der Allgemeinheit nützlichen Werke beizu⸗ tragen, nicht fehlen laſſen werden. Nur dann wird es den dankeswerten Bemühungen der Zähler ge⸗ lingen, durch Beſchaffung eines vollſtändigen Ma⸗ terials für die in Ausſicht genommene Statiſtik die unentbehrliche und ſichere Grundlage zu liefern. Berlin, 30. Mai. Der Kaiſer hat mittelſt Kabinetsbefehls vom 27. d. M. den Premierlieute⸗ nant Erbgroßherzog von Baden königl. Hoh. vom 1. Garderegiment zu Fuß und à la suite des 1. bad. Leibgrenadierregiments Nr. 109 unter Stellung à la suite auch des erſtgenannten Re⸗ giments, zum Hauptmann befördert. Die Befeſtigung unſerer Oſtſeehäfen bildet jetzt den Gegenſtand der eifrigſten Thätigkeit. In Kiel iſt die Feſtungsbaukommiſſion in Wirkſam⸗ keit, und da die Befeſtigungen auf der Seeſeite des Kieler Hafens vollſtändig vollendet ſind und der ſchmale Eingang in die Kieler Bucht durch vier ſtarke Forts beherrſcht wird, ſo beginnt man jetzt damit, durch große, weit vorwärts geſchobene Forts auf der Landſeite Kiel zu einer ſtarken Landfeſtung zu machen. Die Einfahrt von Pillau, dem Hafen von Königsberg, ſoll jetzt durch 2 Panzerforts ge⸗ ſperrt werden; ebenſo wird bei Memel die Erricht⸗ ung eines neuen Panzerforts beabſichtigt. An der Verſtärkung von Danzig wird ebenfalls noch eifrig gearbeitet; es ſollen auf dem rechten Weichſelufer fünf und auf dem linken Ufer drei neue Forts allen Angriffen von der Seeſeite begegnen. Swinemünde, der Seehafen von Stettin, iſt ebenfalls in der letz⸗ ten Zeit verſtärkt worden. Aus ſtrategiſchen Grün⸗ den wünſcht die preußiſche Regierung jetzt eine Eiſenbahn auf der 44 Kilometer langen Strecke von Roſtock nach Stralſund zu erbauen. Iſt dies erreicht, dann läuft ununterbrochen längs der ganzen deutſchen Oſtſeeküſte eine Eiſenbahn. — — Verſchiedenes. * Ladenburg, 2. Juni. (Blutlaus.) An den Obſtbäumen auf hieſiger Gemarkung iſt die Blutlaus maſſenhaft aufgetreten und wird, wenn nicht in möglichſter Bälde geeignete Mittel dagegen angewandt werden, enormer Schaden angerichtet. Wir möchten die Gemeindebehörde auf dieſes ſchäd⸗ lich wirkende Ungeziefer aufmerkſam machen, und dieſelbe erſuchen, die im Jahre 1875 an die Ge⸗ meinderäte erlaſſene Belehrung in geeigneter Weiſe weiteren Kreiſen bekannt zu geben. — Karlsruhe, 30. Mai. Die evangeliſche Generalſynode ſoll in der zweiten Hälfte des Juli zuſammentreten, da bis dahin die Geſangbuchskom⸗ miſſion noch zu thun hat bezw. die nötigen Vor⸗ arbeiten erſt beendet ſein werden. Man glaubt, daß die Dauer der Synode 8— 10 Tage in An⸗ ſpruch nimmt. — Heidelberg, 30. Mai. Mancher der zahlreich nach der Unglücksſtätte Gewanderten er⸗ innerte ſich an die voriges Jahr am gleichen Tage nicht weit von derſelben Stelle eingetretene ähnliche Kataſtrophe, welche damals jedoch nicht die gleichen Dimenſionen annahm und wundert man ſich allge⸗ mein, daß trotzdem die nach dem ſurchtbaren Zu⸗ ſammenſtoß bei Biſchofsheim aufgenommenen Cen⸗ tral⸗Weichenſtellen bei Heidelberg noch nicht eingeführt ſind, wo doch ein außergewöhnlich ſtarker Verkehr ſtattfindet, während bei Friedrichsfeld eine ſolche Einrichtung längſt beſteht. Jetzt wird es wahr⸗ ſcheinlich zur ſchleunigen Errichtung eines derartigen Apparates kommen. Die im akademiſchen Kranken⸗ hauſe untergebrachten Verunglückten werden daſelbſt von den Arzten ſowohl, als auch den Gehilfen und ee Mein Großoheim. f Erzählung von E. Reis ner.. e einen e een ee 9. (Fortſetzung.) 15 7 . Und doch ſtand ich jetzt vor einem der Gräber ſtil, wie von Geiſterhand berührt. Es war ein ausgemauertes Grab, zwei ſehr weit vortretende, maſſive Streb pſeiler der Kirchenwand ſchloſſen es zwiſchen ſich ein und ein uralter Fliederbaum, der die Luft mit dem milden Arom zahlloser Blüten füllte, bog ſich, wie ſchirmend, darüber her. Der gewölbte Denkſtein aber trug, wohlerhalten, wenn auch die Jahre den Goldglanz der Schrift verblaßt, den Namen: „Gottfried Elbau,“ — „Juſtizamt⸗ mann der hochgräflichen Herrſchaft Cherzowo,“ hieß es weiter, um jeglichen Zweifel zu heben. Wie wunderbar! Ich ſtand noch immer, wie feſtge⸗ bannt, ich war der Gegenwart entrückt und die Schauer der Vergangenheit durchrieſelten mich. Endlich weckte ein Geräuſch mich aus der mo⸗ mentanen Verſunkenheit, drunten hatte die Mauer⸗ pforte geknarrt, Männertritte nahten, es war der Medizinalrat, der plotzlich an meiner Seite ſtand. Seine ſcharfen, klugen Augen fixierten mich. „Außerordentlich geſund, Herr Kandidat, ſolche Promenade nach dem verwünſchten langen Tafel⸗ dition. ſitzen., Sie ſehen, ich folgte Ihrem Beiſpiel, aber muß es denn eben der Kirchhof ſein, nach dem man die Schritte lenkt, hm?“ ſcherzte er. „Der Zufall, nicht eigener Vorſatz, führte mich her, Herr Medizinalrat, wie ohne Zweifel auch Sie!“ war meine Erwiderung. „Hm, nein; ich ſah Sie hier, wahrſcheinlich in Betrachtungen über die Vergänglichkeit alles Ir⸗ diſchen verſenkt, ſtehen und nahm mir die Freiheit, Ihre Beſchaulichkeit zu ſtören. Übrigens,“ der Blick des alten Herrn fiel auf den Grabſtein zu unſern Füßen, „wie, der alte Elbau? Wars auch zufällig, daß Sie eben bei dieſem Grabe verweilten, oder, hätte der Name irgend ein Intereſſe für Sie?“ „Es iſt der Name meines Urgroßvaters, Herr Rat, und deshalb wohl ein ſehr natürliches Inte⸗ reſſe, das mich hier feſthielt,“ erklärte ich. „Und laſſen Sie mich noch hinzufügen, daß ich dieſen Namen vor wenig Minuten hier entdeckte, ohne vorher nur eine Ahnung zu haben, daß —“ „Daß Ihr Vorfahr hier anſäſſig geweſen?“ unterbrach mich der Rat erſtaunt. „Das iſt ja mehr als ſeltſam, bin ich indiskrekt, Herr Kandidat, wenn ich Sie bitte, mir einiges über Ihr Verwandt⸗ ſchaftsverhältnis zu dem Elbau mitzuteilen, falls Ihnen das nicht unangenehm iſt? Die Sache iſt die, daß ich mich ſelbſt noch der Perſönlichkeit des alten Elbau dunkel erinnere, mit ſeinem Sohne aber regt aus. . Der alte Herr nickte. „Ja wohl! Von ihm alſo wiſſen Sie, das intereſſiert mich lebhaft; ſollte er noch am Leben ſein?“ 8 „Ich trage den Flor am Hut als Zeichen der Trauer für ihn,“ ſagte ich, herabgeſtimmt durch dieſe Erinnerung. „Und ich kann Ihnen nicht ſagen, Herr Medizinalrat, von wie hohem Werte jede Kunde für mich ſein wird, die Sie vielleicht über dies für mich ſo dunkle und rätſelvolle Daſein zu geben im ſtande ſind. Sie irgend intereſſieren kann.“ 5 „Gut, tauſchen wir unſer Wiſſen aus,“ ſtimmte 1 der Rat bei, „aber nicht hier. Laſſen Sie uns ein Stück Weges dort über die Hutungswieſen gehen, nach der Moormühle zu, die Luft iſt dort reiner. Um Ihren Kranken dürfen Sie unbeſorgt ſein,“ fügte er hinzu, da ich zögerte, „er iſt in der beſten Obhut. trefflich und hat keine Sehnſucht nach Ihnen!“ Ich verſtand das zweideutige Lächeln des alten 5 Arztes, deſſen Scharfblick im Schloſſe ſprichwörtlich war; er hatte ſich über meine eigentümliche Be⸗ ziehung zu Wanda ſicher nicht im Zweifel befunden, ſo wenig, als über den Eindruck, den ihr heutiges Verhalten mir gemacht. Und das freundliche Wohl⸗ näher bekannt war —“ wollen, das er ſchon ſeit einem früheren Zuſammen⸗ „Mit Ernſt Elbau, Herr Rat?“ rief ich er. Gern und offen will ich 1 mit Allem vorangehen, was mir bekannt iſt und Und Ihr anderer Cleve unterhält ſich vor⸗ 5