Allgemeiner Jenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. meiger e 11 12 3, Ml . 0 Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich! W. 20 Tf. mit ikkuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. 60 1 5 Poſtproviſion. e. 1 i Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Lal ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende en zu b. Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen , nehmen Juſerate für uns an. Wiktwoch, den 31. Mai 1882. 1 Volitiſches. Aus Baden, 26. Maj. Domkapitular Knecht wird nun kaum Weihbiſchof werden. Es heißt ſogar, Erzbiſchof Orbin hätte dies nie beab⸗ ſichtigt und die Folgerung aus der Ernennung jutor und dereinſtiger Nachfolger des Erzbiſchofs ſiin werde, ſei eine ungerechtfertigte. Die Wahrheit wird wohl auch hier in der Mitte liegen. Der neueſte Domkapitular war wohl auch zum Koad⸗ jutor auserſehen, das haben ſtillſchweigend sämtliche ultramontanen und hierin ſomit wahrſcheinlich gut orientierten Blätter zugegeben. Es müßte alſo an maßgebender Stelle ein Umſchwung ſtattgefunden haben, wenn demnächſt ein anderer Herr (Prof. Kraus) Koadjntor ſein ſollte. 15 Berlin, 26. Maj. Die Geſundheit des Fürſten Bismarck ſoll, wie in wohlunterrichteten Kreiſen verſichert wird, zwar in einem ſtetigen, aber immerhin ſehr langſamen Fortſchritte begriffen ſein. Wie die „B. P. N. erfahren, würde ſich der Fürſt — wenn ſein Geſundheitszuſtand es erlaubt, An⸗ fangs Juli zur Kur nach Kiſſingen begeben. . Berlin, 27. Mai. (Die obligatoriſche Ci⸗ vilehe.) Auf Abſchaffung der obligatoriſchen Civil⸗ n, un u. She ende, e Ehe iſt diesmal nur eine einzige Petition beim 9 die Reichstage eingegangen und zwar von einem Supper⸗ e intendenten g. D. im Hannoverſchen, welcher ſchon Indre. toriſchen Civilehe petitioniert hat. Die National⸗ Zeitung knüpft daran folgende Bemerkungen: „Die Abneigung der Bevölkerung gegen die Civllehe ſcheint alſo nicht ſo groß zu ſein, wie die Herren v. Kleiſt⸗Retzow und Genoſſen zu behaupten pflegen, Knechts zum Domkapitular, daß dieſer auch Koad⸗ Wie man ſieht, iſt Süditalien am wenigſten mit Truppen bedacht, was ſich aber dadurch erklärt, Beſchaffenheit der Kommunikationsmittel leicht und in früheren Seſſionen um Aufhebung der obliga⸗ m. wenn ſie ſich in die Koſten eines „Petitionsſturms“ g des geſtürzt haben. Man ſoll ſich übrigens in dieſen uſend⸗ Kreiſen darüber keiner Täuſchung hingeben, daß der Juſtizausſchuß des Bundesrats, reſp. der Bundes⸗ . rat ſelbſt, dem betreffenden Antrage von Mecklen⸗ urg⸗Strelitz nicht zuſtimmen wird. Erſt vor Kur⸗ m hat der bayeriſche Kultusminiſter v. Lutz in der baheriſchen Kammer fich auf das Entſchiedenſte Namens der Regierung gegen die Abſchaffung des Civilſtandgeſetzes ausgeſprochen und dieſen Stand⸗ punkt vertritt auch die Mehrheit der Bundesre⸗ gierungen. Rom, 22. Mai. (Die Armee⸗Reorganiſation.) Nach dem vom Kriegsminiſter der Kammer vorge⸗ legten und von dieſer acceptierten Reorganiſations⸗ Entwurfe für die königliche Armee wird die Dislo⸗ cierung und Aufſtellung der 12 Armeecorps, aus denen die italieniſche Armee beſtehen wird, eine ſolche ſein, daß in Ober⸗Italien die der Grenze zunächſt liegenden Truppen die Vorhut der ganzen Armee bilden und in der Lage ſein werden, einen eventuellen erſten Angriff auszuhalten, oder allen⸗ ſalls die nötigen Vorſtöße zu führen. den nach der Beſchaffenheit und dem Zuſtande der Kommunikationen derart aufgeſtellt werden, daß eine möglichſt große Beweglichkeit der ganzen Armee reſultiert. — Die 12 Armeecorps und deren Kom⸗ mandanten ſind folgenderweiſe verteilt: Turin, Aleſſandria, Piacenz, Mailand, Verona, Bologna, Ancona, Florenz, Rom, Neapel, Bari und Palermo. daß es höchſtens von der Seeſeite aus einer An⸗ griffsgefahr ausgeſetzt iſt und bei der vorzüglichen zu rechter Zeit die notwendige Truppenzahl zum Schutze der bedrohten Punkte entſendet werden kann. Man nimmt allgemein an, daß im Laufe des künf⸗ tigen Monats die neue Armee⸗Reorganiſirung die königl. Sanktion erhalten und ſodann ungeſäumt zur praktiſchen Durchführung gelangen wird. e Verſchiedenes. — Laut Bekanntmachung des Gr. Bezirks⸗ Amts Mannheim iſt auf dem Hofgut Kirchgarts⸗ hauſen die Räudekrankheit an ausgebrochen und ſind in Folge deſſen die dortigen Pferdeſtälle geſperrt. Aus gleichem Grunde auch Die in den anderen Teilen des Landes liegenden Truppen wer⸗ den Pferden 1 der Stall des Boten Johann Reibold in Feuden⸗ heim und der Gaſtſtall „der Roſe“ in Mannheim. — Landbriefträger Butz von Oftersheim, wel⸗ cher die Beſtellgänge zwiſchen Oftersheim und den umliegenden Orten zu beſorgen hatte, iſt am Don⸗ nerstag, nachdem er vorher ihm anvertraute Geld⸗ beträge unterſchlagen und die betr. Beſcheinigungen gefälſcht hatte, entflohen und gelang es bis jetzt noch nicht, desſelben habhaft zu werden. Es ſteht zu vermuten, daß er noch größere Geldbeträge, welche bis jetzt noch nicht feſtgeſtellt werden konnten, ver⸗ untreut hat. N — Der Verein badiſcher Volksſchullehrer zun gegenſeitiger Unterſtützung bei Feuerſchaden zählt gegenwärtig 514 Mitglieder mit einem Fahrni wert von 1,408,482 Mk. und einer Einkaufstane von 2120 Mk. 80 Pfg. Seit 1. Januar 1882 bis jetzt ſind dem Verein 29 Mitglieder beigetreten. 5 — In Bergheim bei Köln raubte der Sohn des dortigen Synagogendieners in der Syna⸗ goge einen wertvollen ſeidenen Vorhang und ließ ſich aus demſelben einen „Domino“ anfertigen. [Das Gericht verurteilte den Spitzbuben zu einem Jahr Zuchthaus und Verluſt der bürgerlichen Ehren⸗ rechte auf die Dauer von drei Jahren. — Villingen, 23. Mai. Ein angeſehener Kaufmann von hier hat unter Mitnahme von etwa 40000 M. in Begleitung ſeiner früheren Dienſt⸗ magd das Weite geſucht und ſeine Frau mit ihren 4 Kindern treulos im Stiche gelaſſen. Das Ge⸗ ſchäft befindet ſich in beſter Ordnung, kurz vorher hatte der Entflohene Inventar machen laſſen und ſeine Angeſtellten pünktlich bezahlt. Da auch der Kaſſe noch ungefähr 60000 M. verbleiben, wird die Frau das Geſchäft weiter betreiben. 8 — Aus Baden, 26. Mai. Vergangenen Sonntag wurde in Schillingsſtadt eine korper⸗ lich ſchwache Frau von Vierlingen entbunden, wo⸗ von drei am Leben befindlich ſind. — Aus dem Elaß wird den „B. P. N.“ geſchrieben: Ein Ackerer aus Ittenheim hatte ſich vor dem Gewitter nebſt Tagelöhnern und einer 1 7 eee Mein Großoheim. Erzählung von E. Reisner. (Fortſetzung.) 5 Endlich blitzten Lichter vor uns auf, Cherzowa war erreicht. „Hören Sie,“ unterbrach Wanda das lange Schweigen, „man iſt ſehr laut im Schloßhof; ſollte mein Couſin —“ 5 „Der Herr Graf wurde heut zurückerwartet,“ beſtätigte ich. 4 „O, dann — wir reiten durch den Park; ich will ihm nicht begegnen gleich bei der Ankunft,“ 45 kung. „ ſagte ſie lebhaft und wandte das Pferd ſeitwärts, ſcker. der Brücke zu, über die man unmittelbar in eine — der abgelegenſten Parkpartien und durch vielfach U verſchlungene Pfade zu einer Seitenthür des Schloſſes 2 gelangte. Ich konnte mich nicht weſgern, ihr auf gebraut, dieſem Wege zu folgen, ſo demütigend meinem Er⸗ jehlt gefühl ſolche Heimlichkeit auch erſcheinen mochte und tenz unterdrückte das bittere Wort, das mir auf die — Lippen trat — Wanda hätte wohl kaum ſeine Be⸗ rechtigung begriffen. Sie wußte ſehr wohl, wie ſcharf der Graf die Extravaganz eines ſolchen Abend- rittes verurteilen würde und ging der fatalen Be⸗ rührung aus dem Wege — das war, von ihrem Geſichtspunkte aus, ja nur natürlich. „Gute Nacht, mon chevalier!“ ſagte Wanda mit ſüßem Ton, als ſie an der Schloßpforte, leicht von mir unterſtützt, aus dem Sattel glitt. Sie reichte mir flüchtig die kleine, weiße Hand, die ich zum erſtenmal leiſe mit den Lippen zu berühren wagte, dann verſchwand ſie in der ſchwach erleuch⸗ teten Vorhalle. Der Roſenſtrauß lag zu meinen Füßen, war das Zufall oder Abſicht? Es blieb mir keine Zeit, mich mit dieſem Problem zu beſchäftigen, eine naheliegende Sorge nahm mich ſchon nach Verlauf weniger Minuten in Anſpruch, um mich lange Tage hindurch nicht wieder frei zu geben. Der jüngere meiner Zöglinge war, in Folge eines Unfalls auf dem See, bereits unpäßlich von dem Ausflug zurückgekehrt und er⸗ krankte noch an demſelben Abend heftig und in be⸗ ſorgniserregender Weſſe. Es war nicht die Pflicht allein, auch eine warme Zuneigung für den befäh⸗ igten und gutgearteten Knaben, die mich Tag und Nacht an ſein Lager feſſelte, und ſchließlich, wie ich mir nicht leuguen mochte, der leiſe Selhſtvorwurf, daß ich allzu bereitwillig Wandas Verlangen ent⸗ ſprochen und die mir anvertrauten Knaben fremder Aufſicht anheimgegeben hatte. Ob der Graf davon wußte, erfuhr ich nicht; ſein Verhalten gegen mich war in keiner Weiſe verändert, und überhaupt ging für den Augenblick jedes andere Intereſſe in der Beſorgnis um das junge, hoffnungsvolle Leben un⸗ ter, das zu wahren und zu behüten ich jetzt doppelt und dreifach als heilige Pflicht empfand. Wie aber dann die Sorge zu weichen begann und endlich der alte, ſilberhaarige Medizinalral, der nicht nur Haus⸗ arzt, auch Hausfreund auf Schloß Cherzowa war, jede Gefahr für beſeitigt erklärte, da ſchlug, vom Alpendruck der Angſt befreit, mein Herz ſo leicht und frei, wie es lange nicht geſchlagen — war das auch der Beginn einer inneren Geneſung? * * * Wanda hatte ich in dieſen Tagen nur flüchtig geſehen, wenn eben Laune oder igrend ein zufälligen Impuls ſie ans Bett des leidenden Neffen führte, an dem ſie niemals lange verweilte; ihr unſtätes 1 Naturell war fürs Krankenzimmer nicht geſchaffen. Nun aber trat das Leben der Schloßbewohner all⸗ N gemach ins alte Geleis zurück, wenn ſchon mein geneſender Pflegling noch ſtete Aufmerkſamkeit for⸗ i derte und ich ihn nur ſelten und auf kurze Zeit verließ. Auch an dem Diner, das, für den nächſten Sonntag angeſetzt, eine Anzahl Gäſte nach Cher⸗ zowa brachte, hatte ich nicht teilnehmen wollen, mußte mich aber dem freundlichen Wunſch des Grafen fügen, der für die Dauer meiner Abweſen⸗ heit ſeinen alten, zuverläſſigen Kammerdiener mit der Krankenwache zu betrauen verſprach. Wanda war zugegen, als die Angelegenheit erörtert wurde; ihr Blick flog zu mir herüber, raſch und rätſelhaft,