Allgemeiner Anzeiger für Jadenburg und Schriesheim, ö ehmen Inſerate für uns an. Local- Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl⸗ 5 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., abattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Samstag, den 29. April 1882. Beſtellungen auf unſere Zeitung für e Monate Mai und Juni werden Pehl n in der Expedition als 9 bei den — Volitiſches. Karlsruhe, 26. April. Das „Geſetzes⸗ nd Verordunngsblatt“ Nr. 9 vom 24. April ent⸗ hält eine Verordnung des Großh. Miniſterium des Innern vom 15. d. M.: die Erhebung einer all⸗ emeinen Be rufsſtatiſtik betr. Am 5. Juni d. J. findet im Großherzogtum eine allgemeine Erhebung der Berufsverhältniſſe der Bevölkerung in Verbind⸗ ung mit einer Erhebung der landwirtſchaftlichen u. ewerblichen Betriebe ſtatt. Karlsruhe, 27. April. Die zweite Kammer beriet in ihrer heutigen Sitzung den Antrag Korn und Genoſſen betreffend die Einführung des direkten a Wahle echts. Miniſter Turban erklärte, es ſei zu ſolcher Maßnahme kein dringendes Bedürfnis vor⸗ handen, auch beſtände ein ſolches direktes Wahlrecht in keinem anderen deutſchen Staate. Dieſe Ver⸗ aſſungsänderung wäre für die Regierung unannehm⸗ bar, Gleichwohl wurde der Antrag mit 29 gegen 28 Stimmen angenommen. . Mannheim, 27. April. Von offiziöſer Seite wird auf indirektem Wege, d. h. durch ein Wiener Blatt neuerdings die Verſion verbreitet, daß der Reichskanzler Fürſt Bismarck gar nicht daran enke, den Reichstag wegen der zu erwartenden Ablehnung des Tabakmonopols aufzulöſen; ſondern vielmehr die Vorlage ſo lange immer wieder einzu⸗ bringen gedenkt, bis ſie endlich angenommen ſein wird. Wenn das richtig ſein ſollte, dann möchten wir doch auf das Schickſal der immer wieder ein⸗ gebrachten und immer wieder abgelehnten Brauſteuer⸗ Vorlage verweiſen und möchten ferner daran erin⸗ nern, daß die deutſche Volksvertretung bei zweiter Gelegenheit den Monopolentwurf wohl kaum anders limine abweiſen. Höchſt ergötzlich iſt übrigens ein offiziöſes Dementi, welches beſagt, das mit der Genehmigung des kirchenpolitiſchen Kompromiſſes ſeitens der Regierung ein Handel mit dem Votum des Zentrums in der Angelegenheit des Tabaksmo⸗ nopol „bisher“ in keine „offizielle“ Erwägung des Staatsminiſteriums gezogen worden ſei. Hamburg, 25. April. Nach einem dem hieſigen Komite „Iſraelitiſche Verbindung“ zuge⸗ gangene Mitteilung werden im Moi an 17,000 aus Rußland vertriebene Juden hier eintreffen, um über den Ocean zu gehen. Das hieſige Komite hat bisher nach Kräften für die Weiterbeförderung und Ausſtattung der Unglücklichen geſorgt; aber daß eine ſolche Maſſenauswanderung ſeine Kräfte weit überſteigt, liegt auf der Hand, und werden deshalb Anſtalten getroffen, die öffentliche Wohlthätigkeit in Anſpruch zu nehmen. Balta, 18. April. Ein Korreſpondent macht der „Pol. Korr.“ von hier folgende Mitteilungen: Ich ſchreibe dieſe Zeilen, ſo zu ſagen, auf den Trümmern der Stadt, denn das jüngſt noch ſo blühende Balta ſieht furchtbar aus. Die ſämtlich von Juden bewohnt geweſenen Häuſer ſind zerſtört und da wir unter den 13,000 Einwohnern 10,000 Juden zählten, können Sie ermeſſen, daß nahezu vier Fünfteile von Balta in Trümmern liegen. Jetzt, da ſich beinahe kein Jude mehr in Balta be⸗ findet — ſie haben ſich teils nach Odeſſa, teils in die Umgebung von Balta geflüchtet, — rückt das Militär zum Schutze der Juden in Maſſen heran und Polizei und Gerichte entwickeln ihre vollſte Thätigkeit. Die erſten gegen die jüdiſchen Bewohner unſerer Stadt gerichteten Angriffe begannen am Oſterſamstage, und es wäre gewiß den Juden ſelbſt gelungen, ſie erfolgreich abzuwehren, hätte unſer Polizeimeiſter in ſeinem allerdings anerkennens⸗ werten Willen, den Juden zu helfen, nicht die Ge⸗ mend vorſtehe r der Umgebung von Balta durch reitende Sendboten aufgefordert, der bedrängten Ve⸗ völkerung der Stadt zu Hilfe zu kommen. Kaum war die Nachricht von dem Beginne der Judenhetze in den die Stadt Valta umgebenden Gemeinden be⸗ kannt, als auch ſchon deren Inſaſſen in hellen Haufen heranzogen. Petersburg, 26. April. Geſtern Nacht ſind in Kamenetz (Podolien), viele Häuſer und Läden jüdiſcher Beſitzer durch eine große Feuers⸗ brunſt eingeäſchert worden. Der Schaden wird auf geſtern ſtattgehabte Verſammlung der hervorragend⸗ hat den Beſchluß gefaßt, an die Regierung die For⸗ derung gleicher Rechte aller ruſſiſchen Unterthanen zu ſtellen oder eine Maſſenauswanderung der Juden zu organiſieren. Seraje wo, 26. April. bliziert eine Proklamation des Dahlen, welche den Flüchtlingen. welche bis zum 20. Mai in ihre Heimatsorte zurückkehren, ſich bei der Behörde melden und keine gemeine Verbrechen begingen, Strafloſigkeit gewährt; handelnde und gemeine Verbrecher wird volle Geſetz⸗ Strenge angewendet. — Rom, 26. April. rüchte über eine benunruhigende Erkrankung des Papſtes. Seine Umgebung ſagt zwar, der Zu⸗ ſtand Sr. Heiligkeit ſei nicht augenblicklich gefähr⸗ lich; aber ſeine lange Eingezogenheit im Vatikan zerrüttet ſeine Geſundheit und verurſacht, weil er immer an viel Bewegung gewöhnt war, merkliche Schwäche. Er habe ſeinen ſonſt ſo guten Appetit verloren und ſeine Verdaulichkeit ſei ernſtlich geſtört. „Sarjewkiviſt“ pu⸗ er jetzt nicht vor 9 oder 10 Uhr das Bett zu ver⸗ laſſen, und im Ganzen klage er außerordentlich über Mattigkeit. Eine müßte daher auf unbeſtimmte Zeit hinaus vertagt werden. Seine Arzte dringen auf unvorzügliche Luftveränderung in einer hochgelegenen Gegend. Der Papſt fragte ſeinen Leibarzt: „Iſt das unum⸗ gänglich, Doktor?“ und demſelben eine bejahende Antwort erhaltend, äußerte Se. Heiligkeit: „Wir wollen ſehen, ob unſere Pflichten es erlauben.“ Geſiegt. (Fortſetzung.) Es mußte ſein. Ein ſchwerer Seufzer entrang ſich ihm und im langſamen, ernſten Ton erzählte er ihr ſeine ganze Vergangenheit. Er ſuchte darin nichts zu beſchönigen, brachte keine Entſchuldigung für ſich vor. Angſtvoll hatte Eugenie jedem Worte So war es auch bei 475 gelauſcht, hier wäre noch zu hoffen Wahnſinn ge⸗ 15 18 weſen, das fühlte ſie ſofort. Georg war für ſie Mk. 1 flür alle Zeit verloren. Doch kein Schmerz nsſchrei „ 1 entrang ſich ihrer Bruſt, ſie erfaßte ſofort die ganze „ 1 Größe des Unglücks; doch es fand ſie ruhig. Jetzt , war ihre großartig angelegte Natur zu erkennen. r an m Was mußfe der arme Vater gelſtten haben, was iſtt mein Leid im Vergleich zu dem ſeinen?“ dies war ihr erſter Gedanke. Sie glitt zu ſeinen Füßen nieder, küßte ihm wieder und wieder eine Hände, ihm Schmeichellaute der Liebe zuflüſternd, ſuchte ſie ihn zu beruhigen, ihm Mut zuzuſprechen. Es war ein erhebendes Bild, der alternde Mann und das junge Mädchen, wie ſie ſich feſt umſchlungen hielten, eines den Andern tröſtend, wie ſie gebroche⸗ nen Herzens den Vater aufzurichten ſuchte. Die Kindestiebe trug den ſchönſten Sieg davon; ſie gab dieſem Mädchen eine unnatürliche Kraft und um⸗ ſie mit einem Glorienſchein, yor dem ſich 8 in Erfurcht beugen mußte. * * Wie auf der See dem Aufruhr der Elemente dumpfe Stille zu folgen pflegt, ſo war auch in den Herzen der beiden Liebenden an Stelle des raſenden Sturmes ſtille Reſignation getreten. Einige Wo⸗ chen waren ſeitdem vergangen und die Zeit, die allmächtige Tröſterin, verſuchte es, ihren mildernden Einfluß auszuüben. Der Mann wird durch ſeinen Beruf, ſeine Pflichten von ſeinem Leid abgezogen, er kann ſich den Anſprüchen. die das Leben anſtellt, nicht entziehen. Die Wochen desſelben reißen ihn mit fort, ſie ſchlagen jedoch nicht über ihm zuſam⸗ men, ſie bringen ihn wieder auf die Oberfläche. Georg, mit ſtiller Wehmut er betrachtete ſie wie eine Tode und als ſeine Mutter zu ihm kam, ſie hatte ihm jetzt nicht mehr fern bleiben können, fand ſie ihn ziemlich ruhig und gefaßt. Es war ein trau⸗ riges Wiederſehen, wie ganz anders hatten ſie es ſich Beide gedacht! „Ich bitte Dich,“ hatte Georg nach der erſten Begrüßung zu ihr geſagt, „kein Wort von den Ereigniſſen der jüngſten Vergangen⸗ heit. Ich gleiche einem Rekonvaleszenten nach ſchwerer Krankheit, die leiſeſte Berührung der Wunde macht mir Schmerz und kann einen Rückanſall nach ſich ziehen, der gefährlicher als die Krankheit ſelbſt gedachte er Eugeniens, iſt.“ So war es geblieben, ſie hatten Beide nicht fühlte ſeine Pflicht, wenn auch ohne Freuden, ſo doch mit ſtiller Ergebung. Anders war es mit Eugenie. Das Seelen⸗ leben der Frau iſt ein anderes, als das des Man⸗ nes. Sie wurde durch nichts abgezogen, ſie lebte nur in ihrem Unglück und ihrer Trauer. Der erſte jedoch jemehr ſie zum Nachdenken gekommen war, deſto intenſiver war ihr Schmerz geworden. Je mehr ſie ihre Qualen zu verbergen ſuchte, deſto heftiger wüteten ſie in ihrem Innern. täuſchen; er blickte beſorgt auf ſie und fürchtete für ihre Geſundheit. Der Arzt riet Luftveränderung. Rat Bernau nahm unvorzüglich Urlaub und reiſte mit ihr, erreicht hatte, in eines jener Luxusbäder, viel Zerſtreuung und Abwechslung bieten. war intereſſelos für den Zauber der Natur, für die, welche ſie belebten. zeigte, beſchloß der Rat, ihr nach Hauſe zu reiſen. Sie hatte ſich ſchon unterwegs ſehr unwohl gefühlt, kaum angekommen, Nervenfieber befallen, das ihr Leben bedrohte. eine halbe Million Rubel angegeben. — Eine hier ſten Vertreter der jüdiſchen Gemeinden Rußlands TCT Feldzeugmeiſters 8 gegen Dawieder⸗ Es gehen ernſte Ge⸗ Früher an frühzeitiges Aufſtehen gewöhnt, dermöge 3 8 große Anzahl von Audienzen 1 Geſtern, Dienſtag, hielten die Haupt⸗Kardinäle eine 3 eine Silbe darüber geſprochen; jeder von ihnen er⸗ Schlag hatte ſie zu unnatürlich ruhig gefunden; 1 Ihr Vater li ß ſich durch ihr äußerlich ruhiges Verhalten nicht da die Saiſon gerade ihren Höhepunkftt die ſo Doch dies zeigte ſich bei Eugenie ganz wirkungslos, ſie ſowie Sie fühlte ſich matt und elend und da ſie Sehnſucht nach der Heimat nach einigen Wochen mit erkrankte ſie ernſtlich; ſie wurde von einem heftigen a r e 8 8 eee e e Der