am 11. Juni d. J. dahier ſtattfindenden Sünger⸗ tag haben ſich gegen 800 Sänger angemeldet. — Aus Wiesloch ſchreibt man uns heute: Eine ſchauerliche That ereignete ſich geſtern abend gegen 9 Uhr im Gaſthaus „zum Hirſch“ dahier, voſelbſt größtenteils die durchreiſenden Handwerks⸗ burſchen verkehren. Es iſt daſelbſt üblich, daß Hand⸗ werksburſchen, die allein ſchlafen wollen, dem Stadt⸗ eſchenk von 15 Pf. noch 10 Pf. zulegen müſſen nd ſo entſtand zwiſchen der Ehefrau des Gaſtwirts link und einigen Handwerksburſchen ein Wort⸗ wechſel, ſo daß ſich Frau Blink ſchliaßlich veranlaßt ah, ihren Mann, der gerade mit Wurſtmachen be— chäftigt war, zu rufen. Allein kaum war Blink n das Wirtszimmer getreten und hatte gefragt um vas es ſich handle, als auch ſchon ein Handwerks⸗ burſche auf ihn eindrang und ihm mit einem offe⸗ nen Meſſer furchtbare Stiche am ganzen Körper und namentlich ſolche am Halſe beibrachte. Blink, der heute nacht um 1 Uhr verſchied, erhielt den töt⸗ lichſten Stich in das eine Ohr, auch ſeine Frau, die ihm helfen wollte erhielt mehrere Stiche jedoch ſind dieſelben nicht gefährlich. Die Handwerksbur⸗ ſchen ergriffen die Flucht und werden ſeit heute nacht durch unſere Gendarmerie und Bürger verfolgt. Wir wünſchen, daß es denſelben gelingen möge, wenigſtens den Hauptthäter dieſer That zu verhaften. — Offenburg, 22. April. Die Strafkam⸗ merverhandlung gegen Löͤb Günzburger Söhne Eduard und Ifidor wegen Wechſelfälſchung fand geſtern ſtatt, dauerte mit kurzer Unterbrechung von morgens 8 Uhr bis abends 8 Uhr und endigte dieſen Morgen um 10 Uhr mit Verurteilung der beiden Angeklagten wegen teils vollendeten, teils berſuchten Betrugs zu je 2050 M. Geldſtrafe oder, im Fall der Unbeibringlichkeit, 6 Monaten Gefäng⸗ nis und den Koſten. Das Urteil wird in der Karlsruher Zeitung, dem Ortenauer Boten und der Weinbau⸗ Zeitung veröffentlicht. Zugleich wurde auf Einzug der mit Beſchlag belegken Kunſtweine erkannt. — Die „Neckarquelle“ erhält eine Mitteilung, wonach man in der Nähe von Hinterzarten bei Prüfung des Geländes der neu zu bauenden Höllen⸗ thalbahn in der Tiefe von 15 Fuß auf reichhaltige Solzfelſen geſtoßen ſei — In Malſch verunglückte am Samstag der dortige Sraßenwart Oeſtringer, als er eben im Begriffe war, Waſſer aus einem Ziehbrunnen, welcher mit einer niederen Einfaſſung verſehen war, zu ſchöpfen. Die Kette, an welcher der mit Waſſer gefüllte Eimer hing. zerriß, Oeſtringer verlor das Gleichgewicht und ſtürzte Kopf über in den Brunnen, aus welchem er nur als Leiche wieder herausgezogen wurde. — Eſſen, 20. April. Einer der Unmen⸗ ſchen, die unſere ganze Gegend in Angſt und 2 Schrecken verſetzt hatten, iſt endlich ertappt worden, und zwar bei der Verübung eines Verbrechens, das jedenfalls in einer derjenigen Handlungen, die unter dem Namen „Luſtmorde“ zu ſo trauriger Berühmt⸗ heit gelangt ſind, geendet haben würde. Auf dem Wege zwiſchen Wellinghofen und Hacheney b hatte das Scheuſal eben ein ſechszehnjähriges Mädchen angegriffen und ihm eine Schlinge um den Hals geworfen, als auf die Angſtrufe des unglücklichen Opfers mehrere Perſonen herbeieilten. Der Ver⸗ brecher ergriff die Flucht; er wurde indeſſen bald eingeholt und der Polizeibehörde in Barop überliefert. Er wurde dort als ein verkommener Scheerenſchleifer rekognosziert. Geſtern wurde ein anderer verdäch⸗ tiger Landſtreicher verhaftet, in dem man den Mör⸗ der der 12jährigen Chriſtina Hämelmann aus Rel⸗ linghauſen ergriffen zu haben glaubt. — Bei Perlach (Bayern) wurde am 20. ds. Mts, früh der Bürgermeiſter von Perlach er⸗ mordet aufgefunden. Derſelbe wollte mit einer be⸗ trächtlichen Geldſumme nach München fahren, wurde auf dem Wege angefallen, ausgeraubt und umge⸗ bracht. — Die franzöſiſchen Weinfälſcher ſind augenblicklich ungeheuer vergnügt. Es iſt nämlich ein neues Material für die Fabrikation von „Kunſtwein“ gefunden worden, das bedeu⸗ tend billiger iſt, als große und kleine Roſinen, Feigen, verfaulte Apfel, getrocknete Pflaumen und was ſonſt noch zur Herſtellung der „feinen fran⸗ zöſiſchen Weine“ bisher benutzt wurde. Die Pa⸗ riſer botaniſche Geſellſchaft hat ſich das Verdienſt erworben, auf dieſe Suüͤbſtanz im Intereſſe der „franzöſiſchen Weinkultur“ aufmerkſam gemacht zu haben, und es wurden auch ſchon 250,000 Ballen des neuen Materials eingeführt. Dieſes Material beſteht aus den Blütenblätter des in In⸗ dien wachſenden Caſſiabaumes, die auf eigentümliche Weiſe getrocknet, mit Waſſer und Zucker einen „vorzüglichen Wein“ geben ſollen. — Ein überaus beklagenswerter Vorfall hat ſich in Danzig in Straße „Pfefferſtadt“ dieſer Tage ereignet. Ein Artillerie⸗Offizier hat dort ein Haus reſp. eine Privatwohnung irrtümlich betreten. Die Wirtsleute müſſen ſich wohl durch das, was der Betreffende in jenem Hauſe ſuchte, beleidigt ge⸗ fühlt haben. Es kam zu einem ſcharfen Wortwechſel, und der Eigentümer der Wohnung, ein Malermeiſter Droß, erklärte dem Offizier, er werde von ſeinem Hausrecht Gebrauch machen, wenn er die Wohnung nicht gutwillig verließe. Darüber geriet der Ar⸗ tillerie⸗Offizier in Harniſch, er zog ſeinen Degen, bedrohte den Malermeiſter, deſſen Sohn und deſſen Gattin und verwundete den ſchließlich mit dem Säbel den Malermeiſter und ſpäter, als die Frau desſelben intervenierte, auch dieſe, und zwar im Ge⸗ ſicht unter dem Auge. Ob das Auge in Gefahr iſt, wird aus Danzig nicht gemeldet; die z Verwundungen ſollen nicht bedeutender Art e Von Papſt Leo getraut, a ee e den woch den 26. d. wird ſich eine Nichte des Pag Comteſſe Anna Peccl, mit dem Marcheſe Canale ſür den Rieti vermählen. Über Anſuüchen der elternloſe Braut hat der Papſt nun zugeſagt, die Tegagg in höchſt eigener Perſon vollziehen zu wollen dieſelbe wird daher in deſſen Privakkapelle ſtallfine Es wird dies die erſte Trauung ſein, die Leg XII ſeit ſeiner Thronbeſteigung vornimmt Bel di . 11 Feierlichkeit wird der hohe Greis ſeine ganze Fan 9. 4 darunter auch ſeine beiden in der ſtalieniſchen Ren Ann dienenden Neffen, um ſich verſammelt ſehen, 11 Fr tere werden jedoch keine Uniformen, ſondern dig 12 651 liche Kleidung tragen. Heir — London, 20. April. Der berühmte 13. Ther turforſcher Charles Darwin iſt geſtorben. hg Wil les Darwin war am 12. Februar 1809 in Se 14. Ann bury geboren. Sein Hauptwerk, das in der wife Joh ſchaftlichen Welt ſo großes Aufſehen erregte 14. Phil titelt; ber den Urſprung der Arten auf dem Joh der natürlichen Zuchtwahl. Es erſchien 1859 17. Hen wurde in viele Sprachen überſetzt. f Aug — Ein paſſionierter Raucher muß Thon 19. Jof Pettifer geweſen ſein. Des Lebens überdrifſig, baſt hängte er ſich am Mittwoch in ſeiner Wohnung 20. Kat London und rauchte anſcheinend bis zum lee Geo Atemzuge. Die Leiche hielt wenigſtens eine hal 25. Nat ausgebrannte Thonpfeife feſt zw ſchen den Zahn Chr — Neue Verwertung von Stroh amerikaniſchen Blättern lieſt man, daß es nach bie 2. tot fachen Verſuchen und Experimenten gelungen 1 künſtliche Bretter herzuſtellen, welche ſich bortſehmſt 9. J für Parquetfußböden, doch auch ebenſo gut für g . 3 dere Zwecke eignen. Hergeſtellt aber werden dieſe 32 P00 ben aus hydraulich gepreßtem Stroh; ſie beſihe 5 ſiſe nicht nur das äußere Anſehen, ſondern auch 85 Feſtigkeit und Dauerhaftigkeit von Brellerg auf 12. St feinem, gutem Holze, man kann ſie nach Beſſeben 5 5 hobeln. Nägel halten darin ſo feſt wie im Ho 22. Ba und dabei haben ſie noch den Vorteil, weder N 1 knoten noch Verwerfungen, noch Riſſe und Spaß 9 zu beſitzen. Ebenſo wenig hat man bei dieſen St 24. Eli brettern ein Werfen oder Schwinden zu befürch An ſie ſind keiner Fäulnis, keinem Hausschwamm 25. 80 keinen Angriffen holzzerſtörender Infekten ausg eh 5 30 und ihre Tragfähigkeit übertrifft bei weitem Jen 8 der gewöhnlichen hölzernen Bretter. * — (Wieder ein Unglück in der Welt Für di Sport!) Heinrich bon Baltazzi, der bekannt Laden Sportsmann, ſtürzte am zweiten Renntage zu Pi ſo ſchwer, daß er eine Gehirnerſchütterung erlitt bewußtlos vom Platze getragen wurden mußte. Keiner . gewußt, ihm verheimlicht, daß ſie ein Kind beſitze. Das alſo war des Herzens geheimer Zug, der ihn zu dem jungen Arzt ſo rätſelhaft gezogen hatte! Marie Horn's Rache war gelungen, ſie hatte ihn bis ins Herz hinein getroffen. Der Fluch, der auf ihm laſtete, ging nun auch auf die Kinder über, ſie mußten büßen für die Schuld der Eltern. Die⸗ ſet Gedanke drohte ihm den Verſtand zu rauben, Eugeniens Leben, das freudig und kummerlos zu geſtalten, er ſich zur Lebensaufgabe gemacht, wurde nun in grauſamer Weiſe durch ihn ſelbſt zerſtört. Inzwiſchen war der Abend herangekommen, der Rat merkte es kaum, der Mond blickte neugierig herein und beleuchtete grell das totenblaſſe Geſicht, das ſo hoffnungslos am Fenſter lehnte und zum Himmel emporſtarrte. Freundlich, als wollten ſie ihm Troſt zuſprechen, blickten die Sterne zu ihm herunter. Ach, es konnte keiner von ihnen die dunkeln Wolken ſeines Unglücks durchbrechen und ſie nur auf Minuten erhellen. Schweigend kam die dunkle Nacht herangezogen, Stunde um Stunde borran und noch immer ſaß der einſame Mann an ſeinem Schreibtiſch. Bild um Bild aus ſeiner Ver⸗ gangenheit trat vor ihn hin, er konnte den Blick nicht davon wegwenden. Er ſah ſich wieder als kleinen Knaben mit Georg zuſammen, luſtige Streiche ausführend; dann kam die Schulzeit mit ſhren Sor⸗ gen und Freuden; ihr folgte die heit're Studenten⸗ zeit, Alles mit Georg vereint durchlebt. Daun wurden ſie Männer, dieſelbe Freundſchaft verband ſie weiter, jede frohe Stunde hatten ſie zuſammen vetbracht, bis dahin war er glücklich geweſen! — Dann lam der unſelige Augenblick, in dem er ſich von ihm betrogen glaubte, der Freund war unſchul⸗ igen Gedankens fähig, ſein ſiedendes Blut ſiegte über ſeine Vernunft, er mußte wahnſinnig geweſen ſein — o, Entſetzen! — jetzt ſah er Georg tot zuſammenbrechen — ſein Auge vorwurfsvoll auf ihn gerichtet. — er hatte den Freund auf ewig ver⸗ loren. Mit furchtbarer Klarheit ſtand jener ſchreck⸗ liche Augenblick wieder vor ihm. Er hielt ſich die Ohren zu, um den Angſtſchrei ſeines eigenen Her⸗ zens nicht zu hören. Er hatte gerade noch Zeit gehabt, Georgs ünglücklicher Frau die traurige Nachricht zu überbringen; dann hatte er fliehen müſſen, hätte er es doch vor ſich ſelbſt können, Seufzer um Seufzer entrang ſich ſeiner gequälten Bruſt und langſame Thränen entrollten ſeinen Au⸗ gen. Nachdem er einige Jahre im Ausland gelebt hatte, war er zurückgekehrt und wieder in den Staatsdienſt getreten. Er hatte ein Jahr ſpäter eine Couſine geheiratet, ein liebenswürdiges Mädchen, die ſeine Vergangenheit kannte und es durch ihr ruhiges, ſanftes Weſen vielleicht vermocht hätte, die Dämonen zu bannen, die immer wieder aus der Vergangenheit heraufſtiegen und ſein Leben bergif⸗ teten. Doch auch ſie wurde ihm noch zweijähriger Ehe wieder entriſſen und es war ihm nichts geblie⸗ ben, als ſein von ihm angebetetes Kind, ſeine Eu⸗ genie, ja, an ſie hatte er jetzt zu denken, er durfte die Vergangenheit nicht weiter heraufbeſchwöten, ſonſt verlor er den Verſtand, Er mußte alle Kraft zu⸗ ſammen nehmen, ihr beizuſtehen. Wein Georgs Liebe größer wäre, als ſein Pflichtgefühl, wenn er dennoch — .. Er wagte dieſen Gedanken nicht weiter zu verfolgen, daran war ja nicht zu denken. Georgs Charakter, ſeine Liebe zu ſeiner Mutter — eher würde er zu Grunde gehen, als ihr dieſen dig, er aber in feiner Leidenſchaftlichkeit keines tuh⸗ legramme aus Prag laſſen eine Beſſerung des II tienten erhoffen. 5 . und wieder ſchien es ihm, als riefe ihm eine Stimp zu; ehrloſer Verbrecher, auch Deines Kindes G In haſt Du gemordet.“ Er konnte es kaum wehr wird 0 tragen. Angekleidet warf er ſich aufs Bett Mont verſuchte zu ſchlafen; doch entſetzliche Träume sche 2 ten ihn wieder auf. So kam endlich der Mog u dem 9 heran; er ſuchte die Zeichen der ſo ſchrecklich dia nacher! wachten Nacht ſo; gut gls möglich zu verbo gehört 8 und begab ſich in's Fami ler. 90 Beim Frühſtück ſah der Rat Eugenie wiede 0 Bleich und mit verweinten Augen kam ſie ihm 4 5 gegen; auch ſie hatte, die Nacht ruhelos verbracht 00 „Mein armes Kind,“ ſagte er und die Thi 5 nen traten ihm in die Augen, als er, ſie auch ſeß Er wollte ſie innig in ſeine Arme ſchließen; Jeg 05 ſchlaff fielen ſie ihm herab. Hatte er noch eit 85 Recht dazu? 55 „Papa,“ ſagte Eugenie haſtig und erregt, 70 warſt geſtern bei Georg, Du haſt ihn geſprochen, Ffegtlt Habe Erbarmen mit mir und ſage mir endlich, wog gentlich vorgefallen iſt. Ich kann Alles hören,“ fuhr f ge fort, als der Rat noch immer ſchwieg, „nur ei Nebenden ſoiches d reiße mich dieſer entſetzlichen, Ungewißheit.“ trreich Es war ein ſchwerer Kampf, der in der Bruſt Schmerz bereiten, Hier gab es keine Hoffnung des unglücklichen Mannes tobte z er zitterte gie Laden noch die Liebe ſeiner Tochter zu berlieren, wenn ie 7 die ganze Wahrheit kannte. tte I „So ſage mir doch, Papa,“ früg eie wei Und ihr Blick war bittend auf ihn gerichtet „Leah mich Georg nicht, hat er ſich in ſeinen Gefühlen 6 für mich getäuſcht 2“ 1 S „ (Fortſetzung folgt.) 9 80 l 2228 N 1 — Waschen Redaktion, Druck und Verlag von Karl Moliteß , Gele. Ladenburg.