etwas an der Thüre feſthielt, führten die ſchreckliche Kataſtrophe herbei. — Konſtanz, 17. April. Der orkanortige Foͤhnſturm am Samstag abend hatte auf dem Un⸗ terſee eine traurige Kataſtrophe herbeigeführt Zwei Reichenauer, Karl Bernhard und Franziska Bern⸗ hard, wollten abends um 7 Uhr von Hornſtaad, wo ſie in ihren Reben gearbeitet hatten, auf einer größeren Gondel nach Hauſe fahren. Sie wurden unterwegs vom Sturm überraſcht, das Schiff ſchlug um und die Inſaſſen fanden in den Wellen den Tod. Die Leiche der Franziska Bernhard wurde am Sonntag morgen ans Land geſpielt, während jene des Karl Bernhard noch nicht aufgefunden iſt. — Mainz, 19. April. (Kindesmord. — Selbſtmord. — Sozialdemokrat.) Vergangene nacht hat ein in der Neuſtadt dienendes Mädchen ihr zwei Monate altes Kind erwürgt. Das Mädchen iſt erſt 19 Jahre alt und aus dem benachbarten Bretzenheim gebürtig; die Verhaftung der Kindes⸗ mörderin erfolgte noch in der Nacht. — Heute, kurz vor 12 Uhr, hat ſich hier wieder ein Soldat er⸗ ſchoſſen. Motive bis jetzt unbekannt. — Ein in der Jakobsbergerſtraße gelegenes Spezereiwarenge⸗ ſchäft, welches ſeither faſt ausſchließlich nur von Militärperſonen frequentiert wurde, iſt nunmehr auf Befehl des Gouvernements fämtlichen Soldaten der Garniſon verboten worden, zu beſuchen. Der In⸗ haber des Ladengeſchäfts ſtand im Verdacht, Schrif⸗ ten ſozialdemokratiſchen Inhalts verbreitet zu haben, doch konnte, wie wir erfahren, der notige Beweis hierzu nicht erbracht werden. — Im Giro⸗Bureau der Reichsbank zu Ber⸗ lin wurden einem Kaſſenboten der Diskonto⸗Geſell⸗ ſchaft 20,000 Mark entwendet. — Schwerin, 18. April. Heute wurde die Leiche des verunglückten Feuerwehrmanns Berger aufgefunden. Er iſt der einizige, welcher bei dem Brande um's Leben gekommen iſt, ſonſt ſind nur einige leichte Verletzungen zu beklagen. — Neumühl, 17. April. Ein ſchweres Schickſal wiederfuhr einer hieſigen angefehenen Fa⸗ milie; deren 18ĩ⸗jähriger Sohn, Zögling, der Real⸗ ſchule bei St, Johann in Straßburg, hat ſich heute früh, am Tage des Wiederbeginns des Unterrichts nach den Oſter⸗Ferien, durch einen Piſtolenſchuß entleibt; über die Urſache dieſer unheilvollen That wurde bis jetzt nichts bekannt. — Rom, 14. April. Der „Fracaſſa“ mel⸗ det, daß fünf als Soldaten verkleidete Briganten bei Caccamo in Sizilien den Generaldirektor der ſizilianiſchen Bank Notar Bartolo entführten und 75000 Lire als Löſegeld verlangen. — Rom, 19. April. Der Generaldirektor der ſizilianiſchen Bank wurde gegen 50,000 Lire von ſeiner Familie gezahltes Löſegeld von der Bande, die ihn aufgehoben hatte, freigelaſſen. nung vorhanden, daß die Räuber werden. eingefangen — Durch eine Exploſton ſchlagender Wetter 5 ſind in der Kohlengrube Tudhoe unweit Durham 35 Bergleute getötet und 6 verletzt worden. — Einen Morgen in Gatſchina ſchil⸗ dert der Wiener „Figaro“ in folgender Weiſe: Zar Alexander (im Bette): ſucht worden? Kammerdiener: Sehr wohl, Majeſtät! Der Zar: War kein nihiliſtiſches Mani⸗ feſt in den Stiefeln? — Kammerdiener: Nein. Der Zar: Dort liegt ein Blatt Papier, welches geſtern nicht da war. Schau, ob es kein Todesur⸗ teil iſt. — Kammerdiener: Nein, Majeſtät! Es iſt ein Rapport. Der Zar: Geſtern war wieder eine Pet tion um Einführung von Reformen an meinen Rockgragen genäht. Was hat man heute gefunden? — Kammerdiener: Blos ein Begnadigungsgeſuch von zweſhundert nach Sibirien Deportirten. Der Zar: Und in den Hoſentaſchen? — Kammerdiener: Die Ankündigung von Vorbereitungen für ein Krön⸗ ungsattentat. Der Zar: Hat man ſonſt noch Ver⸗ dächtiges ausfindig gemacht? — Kammerdiener: Einen Minengang, welcher jedoch nur bis zum Speiſeſalon fertig war. Wurde bereits verſchüttet. Der Zar: Kann ich mit Beruhigung aufſtehen? Kammerdiener: Ja, Majeſtät! Der Zar: Alſo komm! Gott helfe weiter. + Die Verwilderung unſerer Sitten nimmt in ſchreckenerregender Weiſe zu — es geht reißend bergab mit unſerm Volk. Da leſe ich eben, daß die Produktion in unſerer Stecknadelfabrik von 50 auf 80 Millionen geſtiegen iſt, — wie furchtbar muß da die Be⸗ ſtechlichkeit zugenommen haben! f Das Tabakmonopol. 9 0 Hoch! dreimal hoch! das Monopol, Wia Heil ihm, der's uns will geben Ob Alles flucht und wettert wohl, Verſchönt's doch unſer Leben. Des Poliziſten hohe Kunſt: n Na, „Feierabend!“ hat ein Ende Vor Monopol⸗Cigarren⸗Dunſtt Da flüchten ſie behende. E et ! Dem flotten Studio Aſche leigt Der Chriſt als auch der Jude, 1 Doch zahlt er nicht zur rechten Zeit, So ſtürmt man ihm die Bude; Es gibt alsdann nen harten Kampf Fruchtlos ſind alle Waffen, 11 Ja, Monopol⸗Cigarren⸗Dampf 75 Es iſt Hoff⸗ Iſt alles genau durch⸗ . 10 uin Wagenladungen 24.50 bis —.—. Es liebt der „blaue Montag“ ſehr Der Meiſter wie der Geſelle, Di.e haben dann bei meiner Ehr? 5 Im Wirtshaus ihre Stelle; Daheim gibt's Krach, ich kenn das auch, S' ſind eben Eh'ſtandsfteuden, Doch Monopol⸗Cigarren⸗Rauch Hilft auch von dieſem Leiden. Bereiſt der Fürſt nun Stadt und Lan Will ihn ein Jeder ſehen, So wird, das iſt ja wohl bekannt, Ein arg Gedräng entſtehen; Es wird gedrückt, daß man nach Luft Schnappt, wie nach einem Schatze, Ha! Monopol⸗Cigarren⸗Duft 5 Wär' hier ſo recht am Platze. Habt Wanzen, Flöhe, Ihr im Haus Oder ſonſt 'ne and're Klage, Bringt nur ſolch' edles Kraut heraus, Es hilft, wenn ich Euch ſage. Ich lehrt' Euch wohl noch manche Doch liegt die Sache tiefer, Kurz! Monopol⸗Cigarren⸗Qualm Hilft ſelbſt für's Ungeziefer. Handels ⸗Nachrichten. *„ Mannheim, den 20. April. (Produ tenbörſe.) Folgendes ſind die bezahlten Preſſe, (Per 100 Kilo. Preiſe in Mar k.) Weizen, pfälzer 25.50 bis 25.75. kuffſſchg 25.— bis 25.25 Amerikaniſcher 25.75 bis Spring —.— bis —.—. Callforniſcher 2850 9 —.—. Roggen, pfälzer 19.75 bis 20.—, kuf 17.25 bis 17.50. Franzöſiſcher 19.75 bis 20, Gerſte hieſiger Geg. 19.50 bis 19.75. pfälzet 19,75, bis —.— neuer Hafer bad. 15.25. bis 15,50, württemb. Alp 16. —. bis 16.50. Württemberger neuer Hafer —.—. bis —.—. ruſſiſcher 15,50 0g —.—. Mais amerikan. mixt. 16.— bis — Bohnen 25.— bis 27.—. Linſen —.— bis Wicken —.— bis —.—. Kernen 25.— bis 25.50. Erbſen —.— bis —.—. Kohlreps, deutſcher 32.— bis —.—. ungar. 31.50 bis —.— Kleeſamſen deutſcher 1. Sorte —. bis 2. Sotſe —.— bis —.—. Probencer —.— neuer Pfälzer Luzerne —.— bis —.— bis —.—. Leinöl ein Parthien 59.— bis . de weiſe 60.— bis —.—. Rüböl in Parthien 6e bis —.—. Faßweiſe 65.— bis ., Pelroenm Faßweiſe 25.— bis —.—. Weizenmehl per 100 Hilo u Sack, Brutto für Netto. 905 t. 4. Bſa —.—. bis ——. Eſpaß Nr. 8. Könnt ihm wohl Ruhe ſchaffen. Nr O0. Nr 1. Nr. 2. 28.— 39.— 36.— 34.— 32. ſcherzend, er werde mich noch eiferſüchtig auf den Freund machen. Er wurde nicht müde, von ſeinen glänzenden Geiſtesgaben, von ſeinen hervorragenden Kenntniſſen, von ſeiner Liebenswürdigkeit und ſeinen Vorzügen zu ſprechen; er war jedoch auch nicht blind für ſeine Fehler und oft ſagte er mir, Alfreds Leidenſchaftlichkeit, ſein, Jähzorn mache ihm großen Kummer, er wäre nicht fähig, ſich zu beherrſchen und er fürchte, daß ihn dies noch einmal zu einer Unbeſonnenheit hinreißen werde, die für ſein ganzes Leben verhängnisvoll werden könne. Dieſe Be⸗ fürchtung ſollte zur ſchrecklichſten Wahrheit werden. Einige Wochen, nachdem ein ähnliches Geſpräch zwiſchen uns ſtattgefunden hatte, kam mir Georg eines abends auffallend bleich und verſtimmt vor. Wiederholt frug ich ihn nach dem Grunde, er ant⸗ wortete mir erſt ausweichend, dann ſagte er mir, ein ſchwerer Fall in ſeiner Praxis beſchäftige ihn andauernd und unangenehm. Ich glaubte es ihm und wurde erſt wieder wankend, als er mich beim küßte, ebenſo das Kind, das ſchlafend in der Wiege lag. Ich konnte die ganze Nacht kein Auge zufhun, ich konnte meine Unruhe nicht bewältigen. Ebenſo brachte ich den nächſten Vormittag zu, erwartungs⸗ poll horchte ich bei jedem Geräuſch, um Georgs Schritte zu hören. Endlich in der Mittagsſtunde hörte ich haſtige Schritte, die Thür wurde aufge⸗ riſſen und o, Entſetzen! es war Aſſeſſor Bernau, der leichenblaß und mit verſtörten Mienen zu mir hereinſtürzte. Da mußte etwas Fürchterliches ge⸗ ſchehen ſein, das war im Augenblick klar. „Er iſt tot,“ ſchrie er mit heiſ'rer Stimme, „und ich bin ſein Mörder.“ Ich hörte nichts mehr, das Bewußtſein. Als ich zur Beſinnung kam, war ich verlor Alfred, meine Wirtin, die mein Dienſtmädchen in ihrer Angſt herbeigerufen hatte, und dieſes um mich be⸗ ſchäftigt. Ich wußte nicht, wo ich war, was mit mir vorgegangen; doch als die Frau mit wehmü⸗ tigem Blick auf den Brief zeigte, ſtand Alles in furchtbarer Erinnerung vor mir. Ich ſah mich nach Bernau um, er war verſchwunden. Ich erbrach den Brief — er war von Georg. Er teilte mir darin mit, daß ſein beſter Freund Aſſeſſor Bernau ihn gefordert habe, weil er ſich von ihm verraten glaube. Derſelbe intereſſiere, ſich lebhaft für eine junge Dame, er jedoch habe gewußt, daß ſie nur ihr Spiel mit ihm treibe und mit einem leichtſinn⸗ igen Menſchen, Guſtov Wendt mit Namen, ein Lie⸗ besverhältnis unterhalte. Die Mitteilung, ſchrieb er, wurde mir im Vertrauen gemacht; ich konnte ſie nur ſo weit, benützen, den Freund zu warnen, ihm aber nicht den Namen des Begünſtigten nennen. Alfred glaubte es nicht. ihm den Verdacht angeregt, daß ich ſelbſt es ſei Abſchied bewegt an ſich drückte und leidenſchaftlich i Indeß hatte Jemand bei und ihn nur warne, um mir ſelbſt zu nützen. Al⸗ fred nahm dies nicht an; da wollte es ein unglück⸗ licher Zufall, daß er bei der Dame, einen Brief fand, der glühende Liebes verſicherungen enthielt und die Unterſchrift. „G. W.“ trug. Das genügte bei die Anſchuldigung war alſo eine richtige geweſen, der zuerſt von ſich gewieſene Verdacht wurde jetzt bei ihm zur Gewißheit. Auch die Handſchrift fand er der meinen ähnlich, glaubte, daß ich ſie etwas verſtellt habe und nun war er in ſeiner Wut keiner Erklärung mehr zugänglich. Ich konnte ihm meine Unſchuld nur durch die Verſicherung be⸗ . teuern, daß ich die Dame nie geſehen, daß der Name eines Anderen, dieſelben Anfangsbuchſtaben habe, er die Dame ſelbſt fragen könne. In ſeiner wähnfinnigen Verblendung hörte et auf iche Ich hatte angenommen, der Glaube a weite Freundſchaft werde bei Alfred genügen, er wie ſeinen ungerechten Zorn bezwingen z doch ich ſehe mich getäuſcht und das ſchmerzt tief. Jh habe Alles verſucht, daß Duell zu verhindern, Mere ſich in's Mittel gelegt, es iſt Alles vergeblich, Wr; nau's leidenſchaftliches Blut beraubt ihn jedes klaren Gedankens. Er hät mich öffentlich in einer Weiz beleidigt, daß es jetzt meine Ehre erfordert, mich mit ihm zu ſchlagen. Dann ſchrieb er noch, da er an Bernau einige Zeilen gerichtet, ihm Nan das Verhältnis, in dem er zu mir ſteht, mitgebeit und ihm den Auftrag gegeben habe, wir dee Brief abzugeben. Dadurch würde ihm wohl ſeine Unſchuld endlich, klar werden. Dann, olgle herzzerbrechender Abſchied. Teiles im Falle meines Todes, ſchloß er, Alles meinen Eltern mit, die affen es durch einen Brief, den ich auch an ſis geschah habe, ſie werden Dich nicht verlaſſen. Wahnſinn nahe, ich ſtüzte zu Wallbergs Hi, m iſt mir heut noch nicht klar und fand mich ein Stunde ſpäter an der Leiche Georgs wieder i ich zuſammenbrach. Da plötzich hörte ich eine ken ſchende, zornige Stimme, es war die vo Hern Wallberg, der befahl, mich hinwegzubringen, Ja wurde mit Schimpf und Schande aus dem Peau gejagt, mir keine Berechtigung an dem Unglück und dem Schmerz, der ſie, betroffen, zugeſtanden. F Fortſetzung folgt.) 1 eee 3 0 1 0 Redaktion, Druck und Verlag von Kark daölkter 11211 Ladenburg; Ich war dem — Auf A obe 179 vg Mitwe, Al bot