Reihe von Jahren tauchen von Zeit zu Zeit Ge⸗ rlchte auf, welche die Agitation heſſiſcher und bad⸗ iſcher Gemeinden beſprechen zu Gunſten der Her⸗ ſtellung einer Eiſenbahn von Reinheim durch das Gerſprenz⸗ und Weſchnitzthal über Weinheim, Viern⸗ heim, Kaferthal nach Mannheim. In dieſer Sache nd insbeſondere Komites thätig geweſen in Fürth, Viernheim und Weinheim und ſoll die Gemeinde Mannheim die Unterſtützung des Profektes bei der badiſchen Regierung für den Fall in Ausſicht ge⸗ ſtellt haben, daß ein genügendes Material zur Nach⸗ weiſung einiger Rentabilität der Bahn zur Ver⸗ fügung geſtellt werden könnte. Die Rentabilität hofft man bauptſächlich durch Heranziehung und Hebung des Bergbaubetriebs im Odenwalde zu er⸗ zielen, da ſich allenthalben dorten bedeutende Eiſen⸗ Erz⸗, Mangan⸗, Kupfererz⸗ und Braunſtein⸗Lager in großer Mächtigkeit vorfinden. Die meiſt be⸗ teiligten Eigentümer der Minerallager, ſowie die heſſiſchen. Gemeinden werden noch eine bedeutende Rührigkeit zu entfalten haben um das Intereſſe der bad. Gemeinden und der Regierung dauernd zu feſſeln. Inzwiſchen iſt, wie wir hören, ein weiteres Projekt aufgetaucht, nämlich das der Errichtung iner Sekundärbahn — Straßenbahn — von Mann⸗ beim nach Weinheim. Die Art von Bahnen ſind billig in der Anlage, einfach in Betrieb und wurde ihnen erſt kürzlich in der bad. Kammer, gelegentlich der Verhandlung wegen der Höllenthalbahn, ein ſehr günſtiges Prognoſticon geſtellt. Das letzt erwähnte Projekt dürfte unter den heutigen Umſtänden eher Ausſicht auf Verwirklichung bieten und freudig be⸗ grüßt werden. — Schriesheim, 13. April. Die anfangs dieſer Woche ſtattgehabten Nachtfröſte haben in den Weinbergen großen Schaden angerichtet. Auch die Kirſchenblüten ſind vollſtändig erfroren, ſomit den Landwirten ein nicht geringer Schaden bereitet worden. W Mannheim, 13. April. Die Mann⸗ heimer Volksſchule zählte auf Oſtern d. J. im Ganzen 5593 Schüler und zwar 2757 Knaben u. 2836 Mädchen. Nach der Religion ſind es Kna⸗ ben und Mädchen: 2718 Proteſtanten, 2603 Ka⸗ tholiken. 90 Altkatholiken, 153 Iſfraeliten und 29 Freireligiöſe. Nach der Heimat ſind Eltern: 1481 Mannheimer und 4112 Angezogene. N Die Schule ſteht unter Leitung des Herrn Dr. Heingärtner und wirken an derſelben 45 Hauptlehrer, 25 Unterlehrer, 7 Unterlehrerinen, 3 Hilfslehrer und 7 Induſtrielehrerinen. — Heidelberg. Vom 17. bis 22. Mai wird Herr Biſchof Dr. Reinkens in der Pfalz weilen, und zwar wird er am 17. Mai nachmittags 3—4 Uhr in Ladenburg Religionsprüfung und abends Gemeindeverſammlung abhalten und am Feſte Chriſti Himmelfahrt morgens halb 8 Uhr in Ladenburg und um 10 Uhr in Heidelberg firmen, — Acher, 12. April. Die jüngſten Nacht- fröſte haben alle Hoffnungen vernichtet. Der Schu⸗ den an Bäumen, Reben und Futtergewächſen iſt ein überaus bekrächtlicher. Hat vor wenigen Tagen faſt allenthalben frohe Zuverſicht die Gemüter er⸗ friſcht und belebt, ſo erblickt man heute nur Nieder⸗ geſchlagenbeit und die Sorge um die Zukunft liegt ſchwer auf unſerer Bevölkerung. Der Ertrag von Frühobſt aller Art iſt vernichtet, die zuverſichtlichen Ausſichten der Rebleute ſind größtenteils erfolglos und der Futtermangel wird wohl über alle Beſprech⸗ ung groß werden, da die Heuſtöcke geſchmolzen und der Klee erfroren iſt. Die eigentliche Größe und der Umfang des Schadens wird ſich jedoch erſt in einigen Tagen ermeſſen laſſen. — Aus Karlsruhe werden folgende Un⸗ glücksfälle berichtet: Am Oſterſonntag Nachmittag ſchoß ein das Gymnaſium beſuchender junger Mann in der Kronenſtraße mutwilliger und unüberlegter Weiſe mit einer Zimmerflinte nach einem im Hoſe zu einem Fenſter herausſehenden Dienſtmädchen und traf dasſelbe ſo unglücklich in das Geſicht, daß es die Sehkraft des einen Auges wahrſcheinlich einbü⸗ ßen wird. Das verletzte Mädchen wurde ſofort in die Klinik verbracht zur weiteren Behandlung. Die über den Vorfall troſtloſen Eltern des unbeſonnenen jungen Menſchen ſind zum Glücke in der Lage, wenigſtens für den der Verunglückten zugefügten materiellen Schaden eintreten zu können. — Geſtern Nachmittag fiel in der verlängerten Ritterſtraße ein 6 Jahre alter blödſinniger Knabe vom 2. Stockwerk zur Erde herab und erlitt in Folge deſſen einen Armbruch, ſowie Verletzungen am Kopfe. — Pforzheim, 8. April. Geſtern brach in dem benachbarten Neuenbürg ein Waldbrand aus. Als Brandſtifter wurden zwei hieſige 12 jährige Knaben aus achtbaren Familien gefänglich eingezo⸗ gen. Dieſelben ſpiellen mit Zündhölzchen, und der ſtarke Luftzug hat die Anfangs unbedeutende Flamme raſch verbreitet. — Vorgeſtern verunglückte der ver⸗ heiratete Olmüller Friedrich Bauer in der Olmühle des Fr. Lambert in Weiler dadurch, daß derſelbe, während er mit dem Eindlen des Kammrades be⸗ ſchäftigt war, von letzterem erfaßt und ihm der rechte Arm vollſtändig abgeriſſen wurde. Da der⸗ ſelbe außerdem noch ſchwere Verletzungen am Kopfe erlitt, ſo wird an ſeinem Aufkommen gezweifelt. Der Schwerverletzte wurde alsbald in das hieſige ſtädtiſche Krankenhaus verbracht. — Aus Weiler wird berichtet: In der hie⸗ ſigen Sägemühle hat am letzten Mittwoch Mittag ein ſchweres Unglück ſtattgefunden. Ein Arbeiter derſelben, ein verheirateter Mann, wollte, nachdem er das Werk wieder in Gang geſetzt, noch Ol zu⸗ gießen, wurde vom Rad erfaßt, der rechte Arm ihm buchſtäblich abgeriſſen, die Naſe eingeſchlagen und der halbe Kopf ſkalpiert. Trotzdem konnte er noch allein in das naheliegende Zimmer ſich begeben un abends in das Spital nach Pforzheim verbracht werden Einen herzbewegenden Eindruck machle ez, als die hochbetagte Mutter den Arm ihres Sohnes in der Schürze nach Hauſe trug. — Vor einigen Tagen wollte ein junger Poßz⸗ beamter an der Station Molsheim dem Kong⸗ dukteur einen Wertbrief aus dem Eiſenbahnpoſtwagen überreichen. Der Brief fiel aber zu Boden unter den Zug und als der junge Mann denſelben ſchnell hervorholen wollte, ſetzte ſich der Zug in Bewegung und es wurde dem Unglücklichen die rechte Han abgeſchnitten. — Ein neuer Luſtmord iſt geſtern nach⸗ mittag im Herner Walde zwiſchen Boch um und Herne verübt worden. Bei der Leiche des exmor⸗ deten 15— 16 jährigen Mädchens fand man eines Zettel mit der Aufſchrift, daß noch 10 nachfolgen ſollten und er der Mörder, der zwölfte ſein werde. — Am ſchwarzen Bretteder Berliner Univerſitäkt iſt ſeit geſtern ein ſelten erſcheinen⸗ der Anſchlag mit der Überſchrift: „Im Namen des Königs“ ausgehängt. Der Anſchlag verkündet die Relegation des sbud. jur. Maſei Leon Sawelje⸗ wiſch; Chirurg aus Rußland, wegen Diebſtahls, Urkundenfälſchung, Unterſchlagung und Betrug. — Aus Genf wird berichtet: Am 8. d. M. wurden ſechs Studenten, welche in einem, Nachen auf dem Genfer See fuhren, von einem ſtarken Nordwind überraſcht, und ertranken alle bis auf einen, der ſich durch Schwimmen rettete. 1 85 Das Tabaksmonopol. w Wir woll'n kein Tabaksmonopol! 8 9 Wir woll'n Tabak und keinen Kohl!“ So ſchrei'n die Leute groß und klein, Der Bismarck läßt ſie ruhig ſchrein'n Und denkt: Ich faß' Euch doch! f Aus Straßburg läßt er kommen ſich Die Reichscigarren fürchte lich, Steckt ſie in feingeputzte Lädchen, Daneben ſetzt er ſchmucke Mädchen Und denkt; So faß' ich Euch! Die holde Jungfrau ſieht ein Fant, Er nähert ſich ihr elegant s And fordert Cigaretten, dünn; Sie reicht ihm ſolche ſchmachtend hin Und denkt: So faß' ich Dich! Er brennt den Tabak arglos an — Da liegt er da, ein toter Mann: % iu groß war des Genuſſes Macht. Sie hat ihn ſchleunigſt umgebracht! Schütz' uns vor'm Monopol! entreißen und damit nicht zu zögern. Dann wurde er etwas ruhiger. — Es iſt etwas Wunderbares um eines Menſchen Herz, eine holde Zauberin ſchleicht ſich unbemerkt hinein, wenn es vor Schmerz zu brechen droht und ſtimmt einen Sirenen⸗Geſang an, deſſen himmliſche Töne es, wenn auch oft trügeriſch, umgarnen, je⸗ doch die Trauer, die es erfüllt, beſänftigen. Es iſt die Hoffnung, die mit ihrem verklärenden Schimmer in die Seele des Menſchen einzieht, wenn er Alles verloren zu haben glaubt, die ihn darauf hinweiſt, wie viel ihm noch geblieben iſt und daß nur der Schiffbruch leitet und in den Wogen des Lebens verſinkt, der den Glauben an ſich ſelbſt, an die eigene Kraft verloren hat. Wie in einer Fata morgana zeigt ſie ihm verlockende Bilder, die zwar, wenn er ſie erfaſſen will, verſchwinden; aber einen Strahl zurücklaſſen, der die troſtlos vor ihm liegende Zukunft erhellt und dem, der es verſtanden hat, in ſie hinein zu blicken, nie ganz unglücklich werden läßt. Wehe dem Fataliſten, der immer an ein un⸗ abänderliches Geſchick glaubend, dieſe ihm von Gott geſandte Tröſterin von ſich ſtößt. Dr. Horn gehörte nicht zu den Letzteren und freudig hieß er ſie will⸗ kommen, als ſie ihm zu nahen verſuchte und ihm zuflüſterte, daß vielleicht der Einwand ſeiner Mutter guf einem Mißverſtändnis beruhe, das ſich löſen und ihm ſein Lebensglück nicht ſtören werde. Sie hatte ihm ſeine Faſſung ſo weit wiedergegeben, daß er ſeinem Beruf nachgehen und die Entſcheidung mit Ruhe, was ihm erſt ganz unmöglich erſchienen, abwarten konnte. An den Rat ſchrieh er einige Zeilen, worin er ſein Ausbleiben durch Überbeſchäf⸗ tigung zu entſchuldigen ſuchte. — Einige Tage später hielt er ein Packet in der Hand, das ihm von ſeiner Mutter geſandt worden war und, wie er vermutet hatte, ihre Lebensgeſchichte enthielt; es war ihr kein begleitendes Wort beigefügt und dies erfüllte ihn mit traurigen Ahnungen. War er vor⸗ her den Schmeichellauten der Hoffnung ſo zugäng⸗ lich geweſen, jetzt glaubte er nicht mehr daran, er halte das beſtimmte Gefühl, daß dieſe Zeilen ihm Entſetzliches enthüllen würden. So ſehr er ſie er⸗ ſehnt, jetzt fand er nicht den Mut, ſie zu öffnen; doch endlich machte er dem feigen Zögern ein Ende, ſchloß die Thür, um nicht geſtört zu werden und begann zu leſen. 1 4. 1575 Eugenie ſah an ihrem Nähtiſchchen, die Arbeit ruhte müßig auf ihrem Schooße und ihre Augen ſchweiften gedankenvoll aus dem ſtillen Stübchen heraus auf die um dieſe Tageszeit belebte Straße. Wie viele Menſchen gingen dort unten an einander vorüber, mit gleichgültigen, teilnahmloſen Geſichtern für den fremden Beobachter; aber vielleicht mit ſchweren eigenen Sorgen im Herzen, Wie viel Elend giebt's nicht auf der Welt! Wenn all' das Leid, welches das Herz des Menſchen rührt, offen zur Schau getragen würde, möchte die Phyſiognomik vielleicht intereſſante aber herzerſchütternde Reſutate liefern! Eugenie hatte noch keinen Kummer, noch war ſie unbefangen genug, um den Schein für das Weſen zu halten und Worte, die man zu ihr ſprach, für wahre Gedanken. Während das junge Mädchen ihrer Phantaſie freien Spielmann ließ und unter den Erinnerungen der letzten Wochen eine Geſtalt heraufbeſchwor, die ihr in Kurzem teuerer geworden war, als Alles, was ſie vorher gekannt, wurde die Stille ihrer angenehmen Träume plötzlich durch die Entree⸗Glocke unterbrochen Eugenie ging ſelbſt zu öffnen. „An Fräulein Eugenie Bernau,“ ſprach de Poſtbote, indem er ihr einen Brief überreichte, Sie erbrach haſtig, von einer dunkeln Ahnung erfüllt, den Umſchlag und las folgende Zeilen: „Innigſt Geliebte! „Verzeihe meine Schwäche, Dich wenigſtens „einmal anzureden, wie ich es längſt in meinem „Innern gethan, wie ich hoffte, bald ein Recht z „haben, Dich vor aller Welt zu nennen. Ein ei „ſetzliches Unglück hat mich betroffen; ich bin kr „barmungslos in einen Agrund von Elend geſtürzt „worden und darf Dich nicht mit in die Tiefe fei „zen. Frage mich nicht, was ſo ſchrecklich in mein „Leben eingegriffen hat, Du wirſt es nie vog mir „erfahren. Mache keinen Verſuch mich zu ſprechen, „ich darf Dich nicht wiederſehen. Ich könnte „nicht ertragen, Deinen fragenden, traurigen Blick „auf mich gerichtet zu ſeben, ich würde unterliegen „Das verhängnisvolle Wort, das uns für ewig „trennt, würde mit auf die Lippen treten und ich „müßte mich tief verachten, wenn ich nicht vermchte, „es ſtill in meiner Bruſt zu verschließen. Suche „mich zu vergeſſen. Des Himmels reichſter Segen „über Dich, Geliebte! Was aus mir werden wird „— weiß ich nicht. Vielleicht gehe ich west fort „von hier, vielleicht bleibe ich. Ich hoffe nichts „mehr vom Leben. . de Georg Horn.“ 1 10 (Fortſetzung folgt.) Redaktion, Druck und Verlag von Karl Molitor, Ladenburg. als ö blkums hiermit d. um gemacht. gurtstuhe (Sade), Der Kallerſche Ot ame Ob Hei Bekannt. Den Schutz nü M. 1137. Wir eit auf 8 2 dr 2 Hendelsminfſteriums 1864 Neg. Bl. Nr wonach das Einfe Felbieten det einh nit Einſchleß der Droſſeln. Amſeln Schwalben, Krähen ig kleine Feld⸗ un nicht zum Jagdwild desgleichen das Jer das Ausnebmen ih Feilhieten letzterer; ſellen von Vorrick zum Einfangen die Vogelherd⸗, Leimr Schlingen u. d. gl merkſam zu mache! daß Zuwiderhandli Verbok ſtrengſten b Nr 887. gu Bezirksamts erlaſſe insbeſondere an dringende Aufford⸗ zeigen, welche au des ſo ungemein Wer Kartoffel- Ka Aderzügich daher Frkenmte zur Ren lt Machen n. am daß eine bild deſthteidung des 5 und Poſpitolgzaud Ladenburg, den Bürgern Cehrlin In meinem 8 zune unter