e gadenburger * Allgemeiner Jenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. ö 7 Poſtproviſion. nehmen Inſerate für uns an. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Robattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqué zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Erscheint Mittwoch undd Samstag und koſtet vierteljährlich ! N. 20 Pf. mit ilkuſtrirtem Aunterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Yf. excl cheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Bei größeren Aufträgen entſprechende Nr. 26. Samstag den 1. April 1882. Politisches. 5 Berlin, 27. März. Während der Abg. v. Griesheim heute im Abgeordnetenhauſe gegen das Tobakmonopol vom Standpunkte der Großinduſtri⸗ ellen aus eiferte, begaben ſich viele ſeiner Kollegen in eins der Kommiſſionszimmer, in welchem er ein Sortiment der verſchiedenen Fabrikate der kaiſerlichen Tabaksmanufaktur zu Straßburg zum Preiſe von 3 bis zu 25 Pf. ausgelegt hatte, um dieſe zu pro⸗ bieren. Sehr ſchmeichelhaft für die Straßburger Manufaktur lauteten die Urteile eben nicht. Es wurde vielfach bedauert, daß das Haus nicht ver⸗ anlaßt war, einen förmlichen Beſchluß gegen das Tabakmonopol zu faſſen. — Die Nachrichten über den Stand der Verhandlungen mit der Curie, welche parlamentariſchen Kreiſen verbreitet find, lauten nichts weniger als erbaulich. Danach wäre die ganze Angelegenheit nicht einen Schritt vorwärts gekommen und alle Bereitwilligkeit der Regierung, Zugeſtändniſſe zu machen, vergeblich geweſen. Toulon, 29. März. Das hier vor Anker gegangene franzöſiſche Mittelmeer⸗Geſchwader hat Beſehl erhalten, unverzüglich nach dem tuneſiſchen Küſtengebiet auszulaufen. (Vielleicht auf dem Um⸗ wege um Sizilien, wo man die mißliebige Feier der Sizilianiſchen Vesper feiert und wohin auch italien⸗ iſche Kriegsſchiffe abgedamft ſinde) Zara, 30. März. Bei Dablitſcha im Be⸗ zirk Stolatſch griffen 200 Inſurgenten eine Pa⸗ krouille von 25 Soldaten, 2 Gensdarmen und 2 Panduren an. Die Patrouille zog nach dreiſtünd⸗ igem Geſechte ſich zurück. Wien, 30. März. Eine von Tirnovo ent⸗ ſendete Streifkolonne trat am 25. März bei Mrczica mit der Kolonne Foca in Verbindung, welche bei Stukehan 40 Inſurgenten zerſtreute. Im weiteren Verlaufe des Streifzuges wurden keine Inſurgenten mehr geſehen; die meiſten durchzogenen Orte waren von den Männern verlaſſen. Am 27. März wurde der Vorpoſten in Horovice bei Caprica von 200 Inſurgenten angegriffen und letztere nach Zſtündigem Kampfe zurückgeworfen 1 Offizier blieb tot, 2 Monn wurden verwundet; die Inſurgenten hatten 7 Todte und 15 Verwundete. Rom, 28. März. Heute fand im Vatican die Überreichung des Kardinalhutes an die gegen⸗ wärtig in Rom weilenden Kardinäle Aboſtini, Mac⸗ cabe, Ricci, Baſagni und Jakobini ſtatt. (Aus Petersburg) liegen folgende telegra⸗ phiſche Nachrichten vor: Der ſeit der Ermordung des Czaren Alexander II. als Hauptanſtifter des Attentats verfolgte Nihiliſt Koboſeff wurde, dem „Tagbl.“ zufolge, Ausgangs voriger Woche endlich in Moskau ergriffen und nach hier in die Peter⸗ Paul⸗Feſtung überführt. Das Blatt „Swiet“ ſchreibk: Friede geſichert iſt, muß Rußland ſich beeilen, die verlorene Zeit einzubringen. Warſchau, Grodno, Kowno, Wilna und andere der Grenze näher ge⸗ legene Punkte müſſen Feſtungen werden; zunächſt freilich muß man ſich, um Zeit und Arbeit zu ſparen, mit proviſoriſchen Befeſtigungen begnügen Die dazu erforderlichen Arbeiten ſeien einer verant' wortlichen Perſönlichkeit, nicht einer Kommiſſion an⸗ zuvertrauen, weil in einer Kommiſſion immer ein Mitglied dem andern die Verantwortlichkeit zuſchiebt. Auch die „Nowoje Wremja“ klagt über den elenden Zuſtand der polniſchen Feſtungswerke. Verſchiedenes. Mannheim, 28. März. Die heute Vor⸗ mittag 9 Uht im großen Rathausſaale tagende Kreisverſammlung war von 32 Mitgliedern beſucht. Nach einer warmen Begrüßung derſelben durch Herrn Stadtdirektor Engelhorn, Namens der Re⸗ gierung, ſchritt man zur Wahl eines Vorſtandes. Einſtimmig gingen aus der Urne hervor Herr Ober⸗ bürgermeiſter Moll als Präſident und Herr Bank⸗ direktor Eckhard als Stellvertreter; die Herren Rat⸗ ſchreiber Pitſch und Sauter wurden durch Acclamation als Schriftführer gewählt. Herr Präſident Moll begrüßt die Verſammlung Namens der Stadt Mann⸗ heim, worauf man zur Tagesordnung ſchritt.! Zum Nachdem der Bericht I. keine Bemerkung. Für die landw. Kreis⸗ winterſchule werden M. 1605 genehmigt. Die Landarmenpflege wird mit M. 1900 bedacht, ebenſo werden für die arme Augenkranke M. 1650 be⸗ willigt. Für die zu erbauende Kreispflegeanſtalt werden zu den verhandenen M. 77,943.33 aber⸗ mals M. 7000 nebſt den Zinſen, die ſich von dem angeſammelten Kapital im Jahr 1882 ergeben, im Anſchlag von M. 3300 genehmigt. Um von den vorgeſchlagenen Bauplätzen, zur Errichtung einer Kreispflegeanſtalt, den vorteilhafteſten herauszufinden, unterzog man dieſe einer genauen Unterſuchung. Es waren dies die Kaufmann'ſche Mühle im Schries⸗ heimer Thale, ein Bauplatz bei Weinheim, einer bei Ladenburg und einer bei Schwetzingen. Der mit beigezogene Sachverſtändige, Herr Direktor Walther aus Pforzheim, hält Weinheim für den geeignetsten dieſer Plätze, obwohl auch bei dieſem fließendes Waſſer mangelt. 95 Anläßlich dieſer Poſition entſpinnt ſich eine äußerſt lebhafte Diskuffion, da man an den Brenn⸗ punkt, die bedrohte Exiſtenz der Kreisverfaſſung, veranlaßt durch die in der Kammer eingebrachte Motion, gekommen. Alle Redner ſprechen ſich gegen die Aufhebung dieſes Inſtituts, das entſchieden ſchon viel Gutes geſchaffen, aus und er⸗ klärt Hetr Staatsrat Dr. Lameh Vieles in der be⸗ kannten Motion enthaltene für unrichtig uad gänzlich falſch. Es wird betont, daß der Kreisverband die billigſte und freieſte Selbſtverwaltung wäre, welche das badiſche Volk nie preisgeben ſollte. Der Red⸗ ner meint, das Inſtitut ſei deßhalb bei Vielen in Ungnade gekommen, weil ſich dasſelbe ſtiller, fried⸗ licher Thätigkeit hingibt und dieſe nicht in der Preſſe aufbauſcht. Herr Bankdirektor Eckhard und Herr Stadtdirektor Engelhorn treten mit warmen, überzeugungstreuen Worten für die Beibehaltung der ſo ſegensreichen Anſtalt ein und meinen, wenn auch Manches einer Anderung bedürfe, brauche man das Kind mit dem Bade nicht gleich auszuſchütten. Es ſei eine Fiktion, daß nach Auflöſung des Ver⸗ bands die Gemeindebeiträge aufhörten, die Ausgaben Novelle von E. Redenhall. 1 l 2. (Fortſetzung.) „Eugenie,“ fiel ihr Frau Werner in die Rede „es iſt jetzt die höchſte Zeit, daß Du Toilette machſt; ich ſehe indeß noch einmal in die Küche und dann“ „Wirfſt Du Dich in das ſchönſte Ballkoſtüm,“ unterbrach ſie Eu genie ſcherzend. „Tantchen ſtich noch manche junge Frau aus, wenn ſie nur will.“ „Spotte nur,“ erwiederte ſie gutmütig, „Du wirſt einmal ſehen, wie ich mich herausputze.“ Noch einen befriedigten Blick warf ſie auf die Zimmerreihe, die in ihrer eleganten Einrichtung und der großartigen Beleuchtung einen impoſanten An⸗ blick gewährte Dann ging ſie hinaus und auch Eugenie begab ſich auf ihr Zimmer. 1. * * Während dieſer Zeit ging der Rat in ſeinem Studierzimmer verdrießlich auf und ab. Er machte ſich Vorwürfe, ſeinen Prinzipien untreu geworden zu ſein. Er, der nur ſtets für ſich und in einem kleinen Kreiſe ernſter Männer verkehrt hatte, beſuchte jetzt nicht nur Diners und Soupers, ſondern gab nun ſelbſt eine große Geſellſchaft. Er kam ſich in der Rolle, die er dabei zu ſpielen hatte, höchſt lä⸗ cerlich vor; er war unzufrieden mit ſich ſelbſt, daß er ſich“vonßſeinerß Tochter? undg Frau Werner dazu hatte überreden laſſen. Sie hatten ihm die Not⸗ wendigkeit davon ſo überzeugend nachgewieſen, all' ſeine Einwände ſo beharrlich widerlegt, daß er nach⸗ gegeben hatte. Jetzt mißbilligte er ſeine Schwäche und befand ſich einer Aufregung, die der eines jungen Mädchens gleich kam, die den erſten Ball beſuchen will. Es war aber nichts mehr zu ändern, er mußte ſeine Verſtimmung verbergen, um die Freude ſeiner Tochter nicht zu ſtören. Als dieſelbe eine Stunde ſpäter bei ibm eintrat, empfing er ſie ganz vergnügt. Er war bereits umgekleidet und der feine ſchwarze Geſellſchaftsanzug ließ ſeine ſtatt⸗ liche Figur noch vorteilhafter erſcheinen. Ein wohl⸗ gefälliges Lächeln glitt über ſeine Züge, als ſein Blick auf die ſchöne Erſcheinung fiel, die ſo ſtrahlend und glücklich vor ihm ſtand. Eugenie ſah in der That reizend aus. Ein mattgelb ſeidenes knappan⸗ ſchließendes Kleid brachte ihre vollendet ſchöne For⸗ men zu Geltung, der blendend weiße Hals und die vollen Arme waren unverhüllt und die dunkelroten Blumen, die ſie im Haar trug, ließen dieſes noch ſchöner erſcheinen. a „Nun Papa,“ hob ſie an, „ich bin ganz er⸗ freut und erſtaunt, Dich ſchon in Leibrock und wei⸗ ßer Weſte zu finden und mache Dir über Dein Ausſehen mein Kompliment. Doch wie gefalle ich Dir, hat meine Toilette Deinen Beifall?“ „Du ſiehſt ſehr gut aus, mein Kind,“ ſagte er, ſie zärtlich anblickend. „Du wirſt wie immer die Königin des Feſtes ſein.“ In dieſem Augen⸗ blick, ſie wußte ſelbſt nicht wodurch, durchzuckte Eu⸗ genie der Gedanke, wie unangenehm ihrem Vater doch eigentlich dieſe Geſellſchaft mit allen ihren Störungen ſein müſſe und daß er wohl aus Liebe zu ihr ein großes Opfer bringe. Hatte ſie ihn erſt darum gebeten, ſo bereute ſie es jetzt und dieſer 25 8 plötzlichen Regung folgend, rief ſie: „Ach, Du biſt doch der beſte, liebevollſte Papa, den es giebt. Verzeihe mir, daß ich Dich zu die⸗ ſem Feſt beranlaßt habe,“ und ohne dabei an ihre Toilette zu denken, fiel ſie ihm ſtürmiſch um den Hals. Rebt un Frau Werner hätte ſich ſicher wie Niobe in Stein verwandelt, hätte ſie geſehen, wie all' die Tuüllpuffen, die am Kleide angebracht und von ihr ſo kunſtvoll aufgezupft waren, dieſer Umarmung rettungslos zum Opfer fielen. ſchöner gusgeſehen, als in dieſem Augenblick. „Berühige Dich darüber, mein Kind,“ erwiderte der Rat in freundlichem Ton, indem er ihr mit der Hand ſanft über das liebliche Geficht ſtrich; es ſſt nur das Ungewohnte, das mich dabei inkommodiert. Das hat aber nichts zu ſagen. Amüſiere Dich nur gut und ſei recht heiter; dann bin ich hinlänglich entſchädigt. Ich glaube,“ fi Doch das ſtörte das junge Mädchen ncht und ſie hatte vielleicht nie gte er hinzu, indem er 7