ſuchen ſein. Die letzten Depeſchen melden ſogar eine drohende Haltung des Pöbels; Truppen rückten aus; der Pöbel löſchte die Gasflammen und zerbrach die Laternen; Karabinieri wurden entwaffent. Man iſt auf Schlimmes gefaßt. Der Deputierte Picardi interpellierte in der Kammer über dieſen Vorfall, Miniſterpräſident Depretis verſchob die Antwort bis zum Eintreffen neuerer Nachrichten. In Forli, in der Romagna, prügelte man am Jahrestage der Pariſer Kommune nachts die Polizeiſoldaten. Verſchiedenes. — Ladenburg, 28. März. Bezug nehmend auf den in unſerem Blatte Nr. 23 vom 22. d. gebrachten Artikel „Das Prämienloſe⸗Geſchäft auf Ratenzahlungen betr.“ verfehlen wir auch heute wieder nicht, folgende, vor der Strafkammer in Mann⸗ heim ſtattgehabte Verhandlung zu veröffentlichen: Karl Ferdinand Schwab, 25jähriger Kauf⸗ mann von Schwetzingen, wohnhaft in Heidelberg, wegen Betrugs. Derſelbe wurde von einem Karls⸗ ruher Bankhauſe als ſog. Inſpektor für den Bezirk Heidelberg angeſtellt, hatte als ſolcher den Vertrieb von Staatsloſen zu beſorgen und Agenten anzuſtellen. Welcher Natur dieſes „Geſchäft“, mag daraus er⸗ hellen, daß die Käufer dieſer Loſe 34 Monate lang je eine Rate von 9 M., alſo 306 M. zu zahlen für ein Stagtslos im Wert von 192 M. Dabei enthält der abg ſchloſſene Vertrag die verhängnis⸗ volle Klauſel, daß die ganze Einlage verloren geht reſp. dem Bankhauſe zufällt, wenn die pünktliche Ratenzahlung auch nur ein einziges Mal unterbleibt. Es ſind meiſt ärmere Leute, welche dieſe Loſe kaufen und verleidet ihnen bei der zweiten oder dritten Rate ſchon das Geſchäft und ihre ſauer erſparten Groſchen ſind verloren und ſie ſelbſt „ringefallen“. Die Agenten ſchwindeln den Leuten vor, ſie könnten hre Anteilſcheine jeder Zeit und auf jeder Bank i verſilbern, weßhalb dieſe Staatsloſe die beſte Spar⸗ kaſſe wären. Das hatte auch der Angeklagte den Leuten vorgemacht. Er hatte keine Kenntnis davon, daß die fraglichen Orginalloſe nicht amtlich, wohl aber beim Bankhaus Schuhmacher in Frankfurt de⸗ poniert ſein ſollen. Der ſonſt ſehr gut beleumun⸗ dete Angeklagte erhielt vom Schöffengericht in Hei⸗ elberg, unterm 3. Jan., 3 Monat Gefängnis und ie Koſten zugeſprochen. Die von ihm durch Hrn. Staadecker eingelegte Berufung wird unter Koſten⸗ olge als unbegründet verworfen. * Ladenburg. 28. März. Dieſe Woche ietet ſich hier die Gelegeaheit, ausgezeichnet reifen Tabak kaufen zu können, wobei die Käufer nicht Gefahr laufen, Tabak mit weichen Rippen zu be⸗ kommen. a — Freiburg, 26. März. Die geſtern achmittag hier im Kaufhausſaale abgehaltene alt⸗ kath. Landesverſammlung war von ungefähr 200 Teilnehmern aus allen Landesgegenden beſucht und von Hrn. Biſchof Reinkens mit ſeiner Gegenwart beehrt. Die Verſammlung von Herrn Stadtpfarrer Rieks von Heidelberg begrüßt und eröffnet, wählte Hrn. Verwaltungsgerichtspräſidenten Schwarzmann zum Vorſitzenden und Hrn. Ingenibr Nate zum Schriftführer; darauf kamen die verſchiedenen Punkte des Programmes zur Verhandlung, beſonders die von einer Kommiſſon näher auszuarbeitenden Re⸗ ſolutionen des Hrn. Prof. Dr. Michelis bezüglich unſerer Lage, wobei der Herr Biſchof wiederholt das Wort ergriff und betonte, daß wir nicht Gnade u. Gunſt ſuchen, ſondern Wahrheit und unſer Recht behaupten, daß aber gerade der Rechtsſtandpunkt ent⸗ ſchieden feſt und unangetaſtet ſei. Weiter wurde Bericht erſtattet über ein kirchenhiſtoriſches Buch von Riecks, die deutſchen Kirchengeſänge von Bauer und verſchiedene andere Fragen. Die Berufung der nächſten Landesverſammlung iſt in Bezug auf Zeit und Ort dem aufs neue beſtätigten Ausſchuß über⸗ laſſen. Am Abend war lebhafte Geſellſchaft im „Freiburger Hof“, wo verſchiedene Redner das Wort ergriffen zur Schilderung der lirchenpolitiſchen Lage. Die Kampfesweiſe der Ultramontanen und des fal⸗ ſchen Liberalismus wurden dabei gehörig beleuchtet. Allgemeine Heiterkeit erweckte die Kunde, daß der päpstliche Geſandte Spolverini im „Geiſt“ eingekehrt ſei. Sehr wurde die durch Krankheit verurſachte Abweſenheit des allbeliebten Vorſtandes der Frei⸗ burger Gemeinde, Herrn Oberamtsrichter v. Rotteck, bedauert. — Dieſen Morgen hielt Herr Biſchof Re nkens, ein ganz guter Sänger, feierlichen deut⸗ ſchen Gottesdienſt, der, zahlreich beſucht und durch feines Orgelſpiel und ergreifende Geſänge eines ge⸗ miſchten Kirchenchors verherrlicht, einen mächtigen Eindruck machte. Nachmittags waren öffentliche Vorträge. 1 — Karlsruhe. (Einjährig⸗Freiwilligen⸗ Examen. Vom 20. bis 24. März wurden von der hieſigen Prüfungskommiſſion 22 junge Leute examiniert, welche um die Berechtigung zu dem Ein⸗ jaͤhrig⸗Freiwilligendienſt nachgeſucht haben und ſich in verſchiedenen Anſtalten, zum Teil auch privatim, vorbereitet hatten. Im ganzen haben nur 10 die Prüfung beſtanden, von denen 9 ihre Ausbildung in dem hieſigen Lehrinſtitut und Penſionat von Premierlieutenant a. D. Fecht erhalten hatten. Aus dieſer Anſtalt ſind bis jetzt während ihres 6 jährigen Beſtehens 90 Examenkandidaten hervorge⸗ gangen und 73 von denſelben haben den Berech⸗ tigungsſchein zu dem Einjährigen⸗Militärdienſt er⸗ langt. 5 — Die diesjährige deutſche Auswanderung wird allem Anſcheine nach die vorjährige, bisher größte, noch übertreffen. Im Januar und Februar ſind über Hamburg, wie der „Tribüne“ von dort gemeldet wird, 12.804 Auswanderer befördert wor⸗ den, wovon 12,655 nach den Vereinigten Stag dagegen in denſelben Monaten des Vorjahres 846 im Jahre 1880 waren es 3283 und 1870 . 1383 Perſonen. Merkwürdig dabei iſt, daß Nachrichten über die Geſchäftslage in den Verein ten keineswegs ſehr günſtig lauten. Wenn ſich ze ſeits des Ozeans die Geſchäfte nicht heben wohl gar eine Geſchäftsſtockung eintritt, ſo wird 9 215 übermäßigen Auswanderung wohl in etwas Einhgl E 1 geſchehen. Wenn ſich dagegen die Geſchäfte hehe ere * und eine gute Ernte hinzutritt, ſo wird die die 8. jährige Auswanderung nach allen Nachrichten, ng mentlich aus unſern nördlichen und öͤſtlichen Pry⸗ binzen, in dieſem Jahr ungeheuer groß werden. Die heutige Times meldet telegraphiſch aus Phig⸗ delphia, daß bis zum geſtrigen Tage in New⸗ g Sprachen und kümmerlich fand, und der Erziehung ihres einzigen Kindes, deſſen Unterricht ſie ſelbſt eitete, bis er das Gymnaſium beſuchte. Alles, as man Schönes in eine Kindesſeele hinein legen ann, that ſie, alles Gute und Edle, was ig dem alentvollen Knaben ſchlummerte, verſtand ſie zu er⸗ wecken, ihm Ekel vor allem Gemeinen, Begeiſterung für alles Schöne einzuflöſen In den Mußeſtunden erzählte ſie ihm von ſeinem Vater und erwähnte ſie der Urſache ſeines frühen Todes, ſo ſchilderte ſie ihm doch begeiſtert ſeine herrlichen Eigenſchaften, ſeinen vortrefflichen Charakter und feuerte den Kna⸗ ben dadurch an, ſich ihn als Vorbild zu nehmen. So verging die Kindheit bon Dr. Horn und auch er herangewachſene Knabe ſah ſich immer von der⸗ gleichen Liebe und Sorge umgeben. Als er älter war, wurde er ſich vollſtändig bewußt, was dieſe Mutter für ihn war und mit eiſernem Fleiß und den größten Entbehrungen ermöglichte er es, zu ſtu⸗ dieren. Seine Neigung ließ ihn ſich zum Studium er Medizin wenden und ſo erfüllte er ahnungslos den innigſten Wunſch ſeiner Mutter, die für ihn den Stand des Vaters gewünſcht, aber dies nie geäußert hatte, um ihm freie Entſchließung zu laſſen. Die Trennung von dem Sohne, als er nun die Uniberſität beziehen mußte, fiel Frau Horn wohl ſehr ſchwer, ſie unterdrückte jedoch heldenmütig ihren Schmerz; denn in ihrem Herzen hatte kein ſelbſt⸗ ſüchtiger Gedanke Raum und die jedesmaligen Ferien rachten Georg immer wieder zurück zu ihr. Wie lücklich war ſie in dieſer Zeit, wie freute ſie ſich des Sohnes, der die Hoffnungen, die ſie auf ihn geſezt, ſo ſchön erfüllte. War er dann wieder ab⸗ ereſſt, ſo lebte ſie nur in der Vergangenheit und auch niemals dabei ſemer äußern Verhältniſſe und zählte die Tage, bis er wieder kommen mußte. So war die Zeit des Studiums, zwar unter mannſch⸗ fachen Kämpfen und Sorgen, doch glücklich vorüber⸗ gegangen und nachdem er auch ſein Jahr als Mi⸗ litairarzt abſolviert hatte, ſahen Mutter und Sohn ſich jetzt am Ziel ihrer Wünſche. Georg hatte ſich nun ein Heim gegründet und ſah es nun als ſeine erſte Pflicht an, der geliebten Mutter zu vergelten, was ſie Alles für ihn gethan. Dies hatte ihn an⸗ geregt, wenn ſeine Kraft zu erlahmen drohte und wenn ſein Geiſt der rieſigen Anſtrengung zu erliegen ſchien. Jetzt war es Überwunden, er hatte ſich aus eigener Kraft ſein Schickſal geſchaffen. Die Mutter mußte nun ſo bald als möglich zu ihm. Er wollte ſie aus ihrer Zurückgezogenheit hervorholen, ſie mit Stolz in die Geſellſchaft einführen; ſie ſollte ſich ſeiner Erfolge freuen, und an allen Annehmlichkeiten teilnehmen. Er wurde nicht milde, ſich immer wie⸗ der mit der Vorſtellung dieſes Zuſammenlebens zu beſchäftigen. Ihr wenigſtens den Abend eines kum⸗ mervollen ünd an Entbehrungen reichen Lebens an⸗ genehm zu geſtalten, das war der ſtille Traum ſeines Glücks. In jedem Brief hatte er ſie zu kommen gebeten, doch Frau Horn hatte immer noch ablehnend geantwortet. Sie wollte ihm erſt Zeit laſſen, ſich einzurichten, ſchrieb ſie, ihn erſt feſten Fuß in der Geſellſchaft ſaſſen laſſen. Er ſolle ſich erſt einen ihm zuſagenden Umgangskreis bilden, ihr jetziges Daſein wäre verfrüht und würde ihn iſolie⸗ ren. Sobald er jedoch dies erreicht und ſich hei⸗ miſch in den neuen Verhältniſſen fühle, ſolle ſie nichts mehr hindern, ihrer Sehnſucht zu folgen und zu ihm zu kommen. Dr. Horn, ſo ſchwer es ihm auch wurde, ſah jedoch ein, daß etwas Richtiges in dem Einwand ſeiner Mutter liege; er beſchloß gab heut eine große Geſellſchaft. nicht weniger als 43,646 Einwanderer angekom u ſe en, das iſt 13,795 mehr als im vorigen Joh n Bis zum 1. Mai ſind 100,000 angemeldet, dg Wini 1. iſt 25 pCt. mehr als 1881. Die deutſche En⸗ In f wanderung überwiegt; die iriſche iſt etwas zuriig⸗ 5 ei ee e geblieben, doch wird ſie im Mai vermutlich fire aK werden. Die Auswanderer aus Skandinapfen, wie mn U * der außerordentlich zahlreich, treffen im Mal g hel Dampfern von Kopenhagen direkt hier ein. u Se — Frankfurt, 25. März. (Im Schor m. Ar 1 ſtein eingeſchlafen.) Geſtern abend brannte es h der Allerheiligengaſſe bei einem Bäcker. Am Nach „ mittag hatte der Schornſteinfeger daſelbſt gepuß, 1 1 2 Niemand ſah denſelben fortgehen. Als der Backofen 12 * geheizt werden ſollte, gewahrte man glücklicherweif iin denz dem 2 noch zur rechten Zeit, daß der Feger den Schorn . ſtein noch nicht verlaſſen und in demſelben einge 10 2 Sr ſchlafen war. Man weckte den Schläfer und raf * 24. 1 machte ſich der Schwarze aus dem Staube. Ein 2 Stunde ſpäter brannte es im Schonſtein. Bei de 2 eiligen Fortlaufen des noch Schlaftrunkenen hall Sitter er vergeſſen, den Beſen mitzunehmen, welcher nun 5 in Flammen aufgegangen war. Beßl — Wie der „Bd. Lz.“ mitgeteilt wird, wet 5 N den ſich etwa 200 badiſche Sänger, Mitgliede D Ne des badiſchen Sängerbundes, an dem im Auguſt d Rinde Kr. J. in Hamburg ſtattfindenden deutſchen Sängerſeſ * II IE. 8 beteiligen. Als Dirigent ſoll Muſikdirektor Mog 8 A von dem Ausſchuß des badiſchen Sängerbundes ge 27 BS 285 wählt worden ſein. 373 uf N Ee Aus Aulaß der neuen Zölle in Oſteeig d 1 4 W T läßt „Kikeriki“ zwei Eheleule folgendes Geſpra Veet W 8 führen: — Die Gattin: „Warum ſo kalt, Edaaid ? Ser Sr Warum gibſt Du mir keinen Kuß?“ — Der Gale Marthe dre 288 „Trau mich nicht; Du könnteſt bei der heutige dcr dn 58 Zeit leicht als Genußmittel beſteuert werden.“ ahh dat 8 T Guter Grund. Eine Dame empfing vo nsr r empfing von einem Anbeter eine Perlenſchnur il Behr 82 2 „Aber Perlen bedeuten ja Thränen,“ ſagte Sie, l hen Sr H „Ah bah! wer wird ſich fürchten,“ erwiderte ihr * d — Seladon, „es ſind ja keine ächten!“ I alſo, abzuwarten und ſich vorläufig ihren Wünſche 4 zu fügen. — i 5 Frau Werner befand ſich in großer Aufregung — Rat Bernau, der ſich der Verpflichtung, auch ſein Salons zu öffnen, nicht länger entziehen konnte Die Elite det Stadt und Umgegend war dazu eingeladen und ſie dt N muſterte mmer wieder alle Arrangements. Sie ** Nr ſetzte ihren Stolz darein, daß Alles recht glänzend Md 22 und ſchön ſei, da der Rat es ihren Anordnungen n e . 1 und ihrem Ermeſſen überlaſſen hatte. 158 1 „Aber Tantchen,“ ſagte Eugenie, ſie nannt ſie noch von der Kinderzeil her ſo, „Du ſtrengſt Dich ſo an; gönne Dir doch endlich einmal einen 5 and Augenblick der Ruhe, es iſt ja Alles fertig und n N ſchön.“ de ge 1 2 „Morgen werde ich ausruhen, mein Kind“ dun dd * erwiderte Frau Werner, die ſchon lange Eugene 0 0 nicht mehr ſo anreden wollte, aber immer auf hefe A. 2 2 tigen Widerſtand von ihr geſtoßen war und ſo bez e 1 hielt ſie das ihr ſelbſt ſo gewohnte trauliche „Daß Nan mer wieder bei. „Es wäre ja eine Schande ft mich, wenn die Herrſchaften nicht Alles ſo fänden und was würde der Herr Rat ſagen, der meiner Zuverläſſigkeit darin ſo vollſtändig vertraut.“ „Ach, Papa iſt immer zufrieden, das weißt Du, er iſt froh, wenn er nur ſeine gewohnte Ruhe 85 hat und in ſeinen Studien nicht geſtöͤrt wird. Caortſetzung folgt.) 1 15 0 Verlag von Wucherer & Moltlor U Ladenburg. 5 Redaktion, Druck und