1 Allgemeiner Denzeiger für Ladenburg und Schriesheim. 2 Poſtproviſton. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Bei größeren Aufträgen entſprechende — Samstag den 18. März 1882. Politiſches. 9 Karlsruhe, 15. Mätz. Die Nachrichten über das Befinden S. K. H. des Großherzogs er · lauten unausgeſetzt befriedigend und können wir die ur für den erfreulichen Stand des Augenübels gewiß bedeutſamme Thatſache mitteilen, daß S. K. H. r.) ſeit Donnerstag der vorigen Woche ſich täglich wie⸗ 5 derholt an beſchatteten Stellen des Schloßgartens 50 im Freien ergehen konnte. Auch das Allgemeinbe⸗ len finden wird durch den nunmehr ermöglichten un⸗ en mittelbaren Genuß des in dieſem Jahre ſo zeitig n auftretenden Frühlings ſehr wohltätig beeinflußt. — Mannheim, 13. März. Der Mannheimer n Anzeiger berichtet: „Unter dem Vorſitz des Herrn m Geh. Referendär Lepique und Aſſſſtenz des Herrn 5 Finanzrats Hildebrand von Karlsruhe fand heute 8 vormittag eine Verſammlung von Tabakinduſtriellen N ſtatt, bei der von hier die Herren S. Bensheim, ſen Dr. Diffene, M. Keller, W. Kopfer, R. L. Mayer 571 und F. Thorbecke anweſend waren und in welcher fl. die Regierungspertreter von den letzgenannten 6 ne 85 deren Urteile entgegen nehmen wollten. 5 Dieſe erklärten zunächſt, ſich ablehnend hierzu ver⸗ ik. halten zu müſſen, da die Vorlage für ſie nicht dis⸗ in kutirbar ſei und würden ſie ſich höchſtens zu kriti⸗ 23 ſierenden Außerungen verſtehen, dagegen zu Amen⸗ in dirungen nicht die Hand bieten zu können. he⸗ München, 15. März. Das Gemeindekol⸗ en llegium nahm den Antrag Schultes betr. die Auf⸗ hebung ämtlicher hieſigen Simultanſchulen und Neueinteilung der Schulſprengel mit 42 gegen 17 f Stimmen an. Wien, 16. März. Seit dem 11. war in der Krivoscie kein Gefecht. Die Truppen richteten ſich in Cerkvice, Zagvosdak, auf dem Goli Urli u. ge Veli Urli, in Napoda, Celira und Vratlo mit flüch⸗ 2 ligen Befeſtigungen ein. Von Tſchemerno aus wird as oberſte Narenta⸗Thal beobachtet. Dort finden ich nirgends Inſurgenten; gleichwohl ſind dort, vie in der mittleren Herzegowina faſt alle waf⸗ enfähigen Männer abweſend. Dieſe ſammeln 1 ſich an verſchiedenen Punkten, führen Raubzüge aus und zerſtreuen ſich wieder, ſobald Truppen anrücken. Die Herſtellung der Wege iſt wegen Mangel an Arbeitern ſehr ſchwierig. Rom, 13. März. Der Pabſt empfing heute den Geſandten von Schlözer, der ſich Glück dazu wünſchte, daß Preußen mit der römiſchen Kurie die Traditionen der Herzlichkeit wieder aufnehme. Petersburg, 14, März. Geſtern am Todes⸗ tag des Kaiſers, war Gottesdienſt in allen Kirchen. In der Feſtungskirche um 11 Uhr morgens Seelen⸗ meſſe für die kaiſerliche Familie. Die Majeſtäten kamen in offener Equjpage vom Winterpalais ge⸗ fahren. Nach der Meſſe verweilten ſie lange knieend im Gebet am Grabe des Vaters; ſodann begaben ſie ſich mit der kaiſerlichen Familie und Gefolge zur Sühne⸗Kapelle am Katharinen⸗Kanal. Verſchiedenes. — Ladenburg, 14. März. Die Namen der 4 badiſchen Zöglinge der Stuttgarter Tierarz⸗ neiſchule, welche am Geburtstage des Königs mit Preiſen ausgezeichnet wurden, ſind: Adolf Maier von hier, Joſeph Väth aus Kön gheim, Heinrich Leyendecker und Fritz Zahn, beide aus Weinheim. — Karlsruhe, 13. Die heutige Beiſetzung des Markgrafen Max war eine höchſt feierliche. Schon um 10 Uhr rückte die Garniſon zur Trauer⸗ parade aus und ſtellte ſich auf dem Marktplatz und vor dem markgräflichen Palais auf. Im Garten⸗ ſaal des Palais ſtand der mit Blumengewinden überdeckte Sarg. ſelbſt in Anweſenheit der Großherzogin, ſämtlicher 25 amten, die Geiſtlichkeit und der von ſechs Pferden gezogene Leichenwagen, dem zu Fuß der Erbgroß herzog folgte, umgeben von den Prinzen des Großh Hauſes. Ihnen ſchloſſen ſich auswärtige militäriſch Deputationen, Generale, die Orden des Verblichene tragend, das Offiziercorps, die Kammerherrn, di Miniſter, die Präſidenten beider Häuſer des Land tages, die Bürgermeiſter der Stadt an. Eine Schwadron Dragoner ſchloß den Zug. In der Stadtkirche, woſelbſt eine dichte Menge geladener Gäſte und ein zahlreiches Publikum den Zug erfr⸗ warteten, hielt Prälat Doll die Trauerrede und ver⸗ las die Perſonalien, worauf der Sarg langſam in die Gruft hinabgelaſſen wurde. In demſelben Au⸗ genblick gab die Artillerie eine Trauerſalve ab. Die Herrſchaften begaben ſich ſodann in die Gruft, wo die letzten Segensworte geſprochen wurden. — Det Markgraf ſoll ein ſehr bedeutendes Vermögen hin⸗ terlaſſen haben, man ſpricht von etlichen 20 Mill. Mark. Da der Verſtorbene, der ſehr mildthätig war, Jahrzehnte hindurch ſeine Einkünfte nur zum geringſten Teil verbrauchte, ſo iſt ſeine Hinterlaſſen⸗ ſchaft keinesfalls gering. Ein Teil der Güter iſt Fideikommiß; prächtig gelegen ſind die Beſitzungen am Bodenſee und am Neckar. Das Teſtament ſoll bedeutende Legate enthalten. — Mannheim, 13. März. (Schwurgericht) Margaretha Herre, 29jährige Näherin von Ilves⸗ heim, wegen Kindestödtung. Ihre Schweſter Eliſe hatte ein Liebesverhältnis mit einem Friſeurgehilfen. Hofprediger Helbing ſprach da⸗ Vor einem halben Jahre ſtarb der Vater der An⸗ geklagten und ſo führten die drei ledigen Schweſtern in der Weiſe einen Haushalt, daß die beiden Schweſtern auswärts nähten und die Angeklagte die Küche u. Frinzen und einer großen Trauerverſammlung tief 5 0 9 eee öfters in die Wohnung der Schweſtern und benützte empfundene Worte der Trauer und des Troſtes. Unter dem Geläute der Glocken bewegte ſich der impoſante Zug gegen 12 Uhr zur Stadtkirche, vo⸗ raus Muſikkorps des Dragonerregiments aus Bruchſal, deſſen Inhaber der Verſtorbene geweſen, einen Choral blaſend. Dann kamen die Hoſdienerſchaft, die Die⸗ nerſchaft des Markgrafen und ſeine zahlreiche Be⸗ ſonſtigen Hausarbeiten beſorgte. Der Friſeur kam die Abweſenheit ſeiner Geliebten, mik deren Schweſter, der Angeklagten, in unerlaubte Beziehungen zu treten. Die Folgen blieben nicht aus und ſo wurde die ſehr gut beleumundete Angeklagte zur Mörderin. Sie fühlte ſich nämlich am Morgen des 17. Januar ſehr unwohl und bat deshalb ihre im gleichen Zim⸗ lt⸗ Die Schweſtern. — Novelle von E. H. v. Dedenroth. n (Schluß.) vie „Meine Schweſter hatte Sie wählen wollen,“ flüſterte Helene, „jetzt bereue ich faſt, Ihr Bonquet 325 angenommen zu haben.“ —. „Gnädiges Fräulein, das iſt ein ſehr bitteres 15 75 5 Wort.“ Wie „Das ſoll es nicht ſein, gewiß nicht, Herr von — Erhardt; ich meine nur, daß ich Ihr Bouquet nicht genommen, wenn ſch geahnt hätte, daß ich Sie da⸗ i durch in die Verlegenheit bringen würde, einer — Dame einen Korb zu geben.“ — „Bin ich dafür nicht mehr als entſchädigt?“ . 8 Helene ſchaute ihn überraſcht an. Sie war es 51 nicht gewohnt, von ihm Phraſen zu hören. Sollte 5 1 er wirklich keinen Wert darauf legen, Adda ſtatt ihrer zu führen? „Sie zweifeln?“ frogte er mit Wärme. „Glau⸗ ben Sie nicht, daß Ihre Güte mich mehr als ent⸗ ſchädigt für eine Aufmerkſamkeit, die vielleicht nicht einmal gern erteilt wurde?“ „Sie beurteilen meine Schweſter falſch. Adda hat Ihren Eifer, uns gefällig zu ſein, eben ſo ge⸗ würdigt als ich.“ „Dann iſt Ihre Güte nur ein Lohn! Gnä⸗ diges Fräulein, ich war ſchon ſo glücklich, dieſelbe für eine Gunſt zu halten.“ Helene errötete, ſie fühlte ſeine Hand in der ihrigen zittern. Das war eine Erklärung, und doch — er liebte ja Adda! Hermsdorf war außer ſich vor Bitterkeit und Wut gegen Erhardt. Nicht genug, daß dieſer ſeinen Plan durchkreuzt und ſeine Hoffnungen auf den heutigen Abend zerſtört, er hatte noch Adda's Stolz gekränkt. Hermsdorf ſah, wie Adda bei Tiſche ſich langweilte und kaum ihre Gereiztheit verbergen konnte, er war ebenſo verſtimmt und das dankte er dem Manne, den er haßte aus Antipathie. Ja, wäre Erhardt noch als ſein Rival aufgetreten, aber er machte ja Helene auffällig den Hof, es war alſo nur eigenes Mißgeſchick, daß ihm dieſer Menſch hin⸗ dernd in den Weg getreten. Oder wollte etwa Erhardt Adda nur eiferſüchtig machen? Adda's Weſen ſchien es faſt zu beſtätigen, daß ihm dies gelungen, denn ſie ſchien das Paar unaufhörlich zu beobachten. Er konnte das Ende des Soupers kaum erwarten, er mußte Adda ſprechen, um zu horchen, was ſie von dem Benehmen Erhardt's halte. Es wäre ihm eine Luſt geweſen, ſie zu rächen. Endlich ward aufgebrochen. „Ich hatte kein Glück mit meiner Schleife,“ ſagte Adda, als er ihr nahte; „ich habe Sie doch nicht erzürnt?“ „Dieſes Wort, gnädigſte Frau, wäre mir die ſüßeſte Entſchädigung — aber ich begreife Herrn von Erhardt nicht.“ „Er hatte meiner Schweſter ſchon vorher ſein Bouquet gegeben; er konnte nicht anders, und ich glaube, daß er ſeine Wahl nicht zu bereuen braucht. Aber Sie habe ich bedauert und mehr noch die Dame, welche Sie gewählt. Ich bemerkte nicht, daß Sie beſonders unkerhaltend waren. Der Scherz mit den Schleifen iſt mißlungen. „Ich hatte mir ſehr viel davon verſprochen!“ entgegnete der Graf mit einem Blicke, der dieſen Worten ihre Bedeutung beilegte. „Um ſo ſchlimmer für Sie!“ Adda ſagte dies auffallend zerſtreut; der Graf bemerkte, daß ihre Blicke ſchon wieder Erhardt folg⸗ ten, der Helene in den Tanzſaal führte. Beide ſahen aus, als würden ſie von innerem Glück ge⸗ tragen. „Man darf Dir wohl gratulieren?“ fragte Adda ihre Schweſter, als die Geſellſchaft auseinan⸗ der gegangen. „Wozu?“ fragte Helene errötend. „Daß Du Dir einen Bräutigam erobert.“ Es lag in dem Tone Adda's eine ſo bittere Ironie, es klang ſo ſpöttiſch, daß Helene die Farbe wechſelte. „Adda,“ ſprach ſie im Tone des Vor⸗ wurfs, „ich hätte von Dir ein ſolches Wort ſelbſt nicht im Scherze erwartet!“