1 5 8 1 e Schriesheimer Ameiger. Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Schriesheim. 5 3 Poſtproviſion. Inſerate, nehmen Inſerate für uns an. ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqusô zum „deutſchen Kai Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! WM. 20 Pf. mit ilkuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende ſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 18. Samstag den 4. März 1882. 1 8 9 955 Karlsruhe, 1. März. Die den Großherzog behandelnden Karlsruher Arzte laſſen ſich nunmehr wieder öfter in der Reſidenz ſehen und werden dem⸗ nächſt wieder ſtändig hier wohnen, was mit den zußerſt günſtigen Nachrichten über das Befinden des Fürſten ſtimmt. Damit wird auch in Zuſammen⸗ hang gebracht, daß die Großherzogin vorgeſtern zum erſten Mal ſeit der Erkrankung ihres Gemahls wieder auf eine Stunde hierhergereiſt iſt, um den erkrankten Markgrafen Max zu beſuchen. Über das Befinden des 85jährigen Herrn werden keine Bul⸗ letins ausgegeben. Mannheim, 1. März. (Reichstabakmono⸗ pol.) Angeſichts der Veröffentlichung des Geſetzent⸗ monopols, das für unſeren Platz von ſo weit tragender Bedeutung iſt, hat die hieſige Handels⸗ kammer ſofort eine neungliederige Kommiſſion nie⸗ dergeſetzt mit der Aufgabe, ihre ganze Aufmerkſam⸗ keit den Vorarbeiten zu ſchenken, welche zur Wür⸗ digung dieſes wichtigen Geſetzgebungswerkes geboten ſind und zugleich Alles vorzubereiten, um womöglich die in Ausſicht geſtellte Eventualität der Monopo⸗ liſirung abzuwenden. Ebenſo iſt heute ſämtlichen Rohtabakhandlungen und Tabakfabrikanten im Handelskammerbezirke (ca 150) je ein Exemplar des Geſetzenkwurfs mit dem Erſuchen zugeſendet worden, ihre gutächtliche Außerung möglſchſt um⸗ gehend an die Kammer gelangen zu laſſen. Mannheim, 1. März. Nach dem Reichs⸗ Politiſches. 1 N 1 Amtsbezirk Bruchſal (desgl.), Amtsbezirk Durlach (desgl.), Amtsbezirk Aachern i. Kreiſe Baden, Amts⸗ bezirk Bühl (desgl.), Amtsbezirk Mannheim, mit Stadt, im Kreiſe Mannheim, Amtsbezirk Schwetz⸗ ingen (desgl.), Amtsbezirk Weinheim (desgl.), Amts⸗ bezirk Heidelberg, mit Stadt, im Kreiſe Heidelberg, Amtsbezirk Eppingen (desgl.), Amtsbezirk Sinsheim (desgl.), Amtsbezirk Wiesloch (desgl), Amtsbezirk Mosbach im Kreiſe Mosbach. Berlin, 28. Febr. Der an den Volkswirt⸗ ſchaftsrat gelangende Tabalsmonopolentwurf, welcher 70 Abſchnitte enthält, nimmt ein wirkliches Voll⸗ monopol in Ausſicht und ſoll für den Tabakbau mit Neujahr 1883, für die Tabakfabrikation und den Tabakhandel mit Anfong Juli 1883 in Kraft 5 e 5 g treten. wurfs betreffend die Einführung eines Reichstabak⸗ Tabakfabrikanten und Rohtabakhändler wird eine entſprechende Realentſchädigung gewährt; als Per⸗ Für die Fabrik⸗ und Magazingebäude der ſonalentſchädigiung erhalten die Fabrikanten, wenn ſie mindeſtens in den fünf letzten Jahren aus dem „Tabakgeſchäft ausſchließlich oder doch überwiegend ihren Erwerb gezogen, den fünffachen, die Rohtabak⸗ händler den zweifachen Betrag des Durchſchnitts⸗ reingswinns während der Jahre 1880, 1881 und 1882. Für noch nicht durch zehn Jahre betriebene a Geſchäfte wird die Hälfte dieſer Sätze gewährt. von der Handelskammer Ahnliche Perſonalentſchädigung erhalten auch die Tabakhändler und deren techniſch ausgebildetes Hilfs⸗ perſonal, und die techniſch ausgebildeten Fabrikar⸗ beiter, wenn Letztere das 20. Lebensjahr vollendet. München, 28. Febr. Folgendes iſt der Allg. Ztg. zufolge der Wortlaut des allerhöchſten tabakmonopols⸗Geſetzentwurf ſind im Großherzogtum Baden nachſtehende Bezirke zum Anbau von Tabak zugelaſſen: Amtsbezirk Ettenheim (im Kreiſe Freiburg), Amtsbezirk Breiſach (desgl.), Amtbezirk Emmendingen (desgl.), Amtsbezirk Freiburg, ohne Stadt (desgl.), Amtsbezirk Lahr im Kreiſe Offenburg, Amtsbezirk Kork (desgl.), Amtsbezirk Offenburg (desgl.), Amts⸗ bezik Karlsruhe, ohne Stadt, im Kreiſe Karlsruhe, Handſchreibens an Staatsminiſter v. Lutz: Ich habe mit Bedauern die Schwierigkeiten verfolgt, welche in den letzten Monaten dem, wie ich weiß, nur auf das Wohl des Landes gerichteten Wirken meiner Miniſter in den Weg gelegt wurden, und finde mich bewogen, die beſtimmte Erwartung auszuſprechen, daß Sie und Ihre Amtsgenoſſen auch fernerhin feſt ausharren und mit aller Kraft für die Rechte meiner Regierung eintreten werden, wie es bisher geſchah. Was insbeſondere das Ver⸗ hältnis der Kirche zum Staate betrifft, ſo habe ich der Kirche ſtets und aus innigſter Überzeugung meinen vollen Schutz gewährt und werde nie auf⸗ hören, den religidſen Sinn meines Volkes, in wel⸗ chem ich die Grundlage der Ordnung erkenne, zu ſchirmen. Es iſt mein Wille, daß den religiöſen Bedürfniſſen des Landes die ſorgſamſte Pflege und Beachtung zu Teil werde. Ich will aber eben ſo ſehr, daß meine Regierung jetzt und in Zukunft allen Beſtrebungen enkgegenkritt, welche darauf ab⸗ zielen, die unzweifelhaften und notwendigen Rechte des Staates zurückzudrängen, und welche Staat und Kirche in eine unheilvolle feindliche Stellung bringen würden. Indem ich dieſem meinem Willen hier zur Bekräftigung wiederholten Ausdruck gebe, ſpreche ich Ihnen und Ihren Amtsgenoſſen für das treue Aushalten unter ſo großen Schwierigkeiten gern meine warme Anerkennung aus und verſichere Sie meines vollſten Vertrauens. Ludwig. Wien, 1. März. Von Stolac, Bilek und Trebinje aus wurden geſtern größere Streifungen in nördlicher Richtung vorgenommen, und dabei keine Inſurgenten angetroffen. Die Ortſchaften find viel⸗ fach von Männern verlaſſen. Dieſe Streifzüge werden fortgeſetzt werden. Kleine Geplänkel fanden am 25. Februar am Orlawa⸗Berge bei Korito, ſo⸗ wie bei Bundevic in der Crivoscie, ſüdlich von Üblis, ſtatt. Paris, 28. Febr. Der Miniſterrat beſchloß daß das Geſetz von 1849 über die Ausweiſung dahin geändert werden ſoll: „Jeder Ausländer, de bereits eine Verurteilung erlitten, kann ſofort aus⸗ gewieſen werden; hat der Ausländer keine Verur teilung erlitten, ſo ſoll die Sache vor den Miniſter rat gebracht werden.“ - London, 2. März, 7 Uhr 28 Min abends Eine Depeſche aus Windſor meldet: Als die Kö nigin heute von London kommend auf dem Bahn hofe in Windſor in den Wagen ſtieg, um ſich nach dem Schloß zu begeben, feuerte ein Indivi⸗ duum ein Piſtolenſchuß auf Ihre Ma⸗ 2 Die Schweſtern. Novelle von E. H. v. Dedenroth. 3% CLCortſezung.) 13 i „Dieser Erhardt ſcheint das zu fühlen, daher intereſſiert mich ſeine Verehrung; was ich aber ſonſt davon halte, das iſt leicht zu erraten, da ich dieſe Auszeichnung nur meinem Geſicht, vielleicht nur meiner Toſlette oder gar nur meinen Revenuen verdanke!“ „Schweſter, es wäre entſetzlich, ſprächſt Du wahr, ich danke Gott, daß ich anders denken kann, und wenn ich mich auch täuſchte. Ich würde glück⸗ lich ſein, wenn dieſer Zweifel an dem Heiligſten mich mit Argwohn erfühlte, wenn ich Überall zittern müßte, Lüge für Wahrheit nehmen, ich könnte des Lebens nicht froh ſein, dächte ich wie Du.“ „Mögeſt Du nie dahin kommen!“ entgegnete Adda, plötzlich ernſt geſtimmt und, leiſe einen Seuf⸗ zer unterdrückend, küßte ſie zärtlich der Schweſter die Stirne. Paul von Erhardt hatte mit Gefühlen den Ball berlaſſen, die mächtig die Bruſt beſtürmten. Unendlich oft hatte er die Kameraden beneidet, wenn ſie von den Genüſſen des geſelligen Lebens, von den Intriguen mit ſchönen Damen und dem Getändel im Salon geſprochen; es war nicht Abneigung gegen das Geſellſchaftsleben oder Weiberhaß, was ihn von jenen Kreiſen fern gehalten, ſondern etwas Anderes, was als ein tiefes Geheimnis in ſeiner Bruſt ruhte. Erhardt hatte ſeine Jugend in einer Penſion ver⸗ lebt, hatte dann die Univerſität beſucht und war erſt, nachdem er drei Jahre ſtudiert, Soldat gewor⸗ den. Er war ein vorzüglicher Reiter, geübter Schwimmer, ein ausgezeichneter Fechter; nur Eins fehlte ſeiner Ausbildung, er konnte nicht tanzen. Es fehlte ihm jedes muſikaliſche Gehör, und als er einmal, ſchon erwachſen, zu tanzen verſucht, da hatte man ihn herzlich ausgelacht; ſeitdem haßte er dies Vergnügen. Er wurde Soldat und war es mit Paſſion, die gute Kameradſchaft war ihm das Ideal der Freundſchaft, das fröhliche Beiſammenſein mit den Waffengefährten ließ ihn auf jedes andere Ver⸗ gnügen gern verzichten, und das um ſo mehr, als er nie das Geſellſchaftsleben kennen gelernt. Da kam er bei einer feſtlichen Gelegenheit in einen vor⸗ nehmen Kreis, die Geſellſchaft war ſteif, und er fand um ſo weniger Geſchmack an derartigen Ver⸗ gnügungen, als er fühlte, daß er ſich beſonders hölzern benommen. Es fehlten ihm jene geſellſchaft⸗ liche Politur, jene Gabe leichter Konverſation, jene Eleganz der Manieren, welche man nur durch frühen Umgang mit Damen lernt, und die Furcht, beſpöt⸗ telt zu werden, ließ ihn Damengeſellſchaften fliehen. Es giebt eine Schüchternheit, die Jeder überwinden muß, ehe er es lernt, ſich ungeniert auf dem Parlet zu bewegen; dieſe wächſt, je ſpäter man dahin kommt, ſie wird aber zur Folter, wenn man dahin gekommen, ſich vor ihr zu ängſtigen. Erhardt war in dieſem Stadium, er ſchämte ſich, ſeine Schüchtern⸗ heit zu verraten, und verheimlichte dieſen Grund, Damenzirkel zu fliehen, durch das Vorgeben, er kenne nichts Langweiligeres, als mit einer Dame zu konverſüren. Er hatte den heutigen Ball nur deswegen beſucht, weil man ihm geſagt, daß Hun⸗ derte dort ſein würden, die nur die Räume füllten; Neugier hatte ihn hingetrieben, und es war Befangen⸗ heit allein, die ihn Helenen gegenüber flumm er⸗ ſcheinen und ihn es nicht wagen ließ, den Oberſten zu bitten, ihn Adda vorzuſtellen. Aber war er ſchon von dem Glanze des Feſtes wie geblendet, wähnte er, in ein Feenreich zu ſchauen, ſo war er von dem Aublick Adda's wie bezaubert. Er atmete den Duft jener zarten Geſtalten, die er bisher nur aus der Ferne geſehen, und wenn er ſchon früher die Kameraden beneidet, ſo fühlte er jetzt doppelt, welchen Genuß er entbehrt. Aber ſchöner, ſtrahlender als Alle erſchien im Adda, er hätte eine Schanze erſtürmt, wenn er dadurch den Weg zu ihr gefunden, aber furchtbarer als Kartät⸗ ſchenfeuer erſchien ihm das Kreuzfeuer der Blicke, unter dem er allein der Gefeierten nahen konnte. Und was hätte er reden, was ihr ſagen können? Er hätte Gold für eine paſſende Anrede geboten und doch nicht den Mut gehabt, ſie herzuſagen.