ie der junge Mann darüber empfand, daß er ſeinem Vater eine Geldſumme entwendet, die er jedoch noch größtenteils noch im Beſitze hat. 8 — Bonn, 15. Febr. Geſtern, als der Rhein den niedrigſten Waſſerſtand des Jahrhunderts aufwies, haben 11 Narren — das Wort in kar⸗ nevaliſtiſchem Sinne genommen — auf einer kleinen Inſel, welche ſich unterhalb der Stadt mitten im Strome gebildet hat, mit bunten Mützen bedeckt, eine karnevaliſtiſche Sitzung abgehalten. Beim Er⸗ ſcheinen des Prinzen Karneval, der in beleuchtetem Kahne vom Ufer abgeholt wurde, ſtrahlte die ſeltene Inſel in bengaliſchem Lichte, Salutſchüſſe wurden gelöſt und ein geübter Sänger ſang ein entſprechen⸗ des Lied. Bei einem edlen Naß wurden paſſende Reden gehalten, Lieder geſungen, u. a. auch ein vorüberfahrendes Schiff begrüßt und zum Schluß ine Urkunde über dieſes Ereignis auf Pergament ausgefertigt, von den Anweſenden unterzeichnet und wohlverſchloſſen in den Boden des Rheines einge⸗ graben, Die Nixen des Rheins mogen mitten im Winter wohl nie zuvor eine ſo luſtige Geſellſchaft belauſcht haben. — Kaſſel, 19. Febr. Eine neue rohe Blut⸗ that verurſachte dahier allgemeine Aufregung. Der im 23. Lebensjahre ſtehende Zuſchneider Reitz, aus Eſchwege gebürtig und angeblich längere Zeit in Berlin und Hamburg beſchäftigt geweſen, wurde ute nacht von einem Begleiter, mit dem er in einen Wortwechſel geriet, auf offener Straße mittels eines nach dem Kopfe abgefeuerten Revolverſchuſſes getötet. Der Thäter entfloh, wurde aber heute end als der 32 Jahre alte Schneider Schmitt mittelt, welcher erklärte, „es habe ja ſoweit nicht mmen ſollen.“ Wie geſagt wird, liegt das ei⸗ utliche Motiv des Verbrechens tiefer, — es ſoll ferſucht geweſen ſein! — Hof, 20. Febr. Heute abend erſchoß ſich einem hiefigen Gaſthof der kgl. ſächſiſche Pre⸗ jerlieutenant a. D. und Verſicherungs⸗Agent Eugen „Streit aus Bamberg. Die Urſache des Selbſt⸗ mordes iſt noch nicht bekannt, doch iſt es nicht un⸗ wahrſcheinlich, daß körperliches Leiden mit eine Ver⸗ anlaſſung zu dem traurigen Schritte gegeben hat. — Koblenz, 22. Febr. Auf Requiſition des Oberpräſidenten iſt heute morgen um 8 Uhr eine kombinierte Compagnie des 68. Regiments unter dem Befehl eines Hauptmanns feldmarſch⸗ mäßig mit der Eiſenbahn nach Rheinbrohl abge⸗ gangen, um, wie man hört, gegen Widerſetzlichkeiten einzuſchreiten, welche bei Beerdigung eines evange⸗ liſchen Kindes vorgekommen ſind. — Hamburg, 20. Febr. In Folge des Nordweſtſturms geſtern Sturmflut. Die am Elb⸗ ufer tiefliegenden Stadtteile wurden überſchwemmt. In Curhafen iſt die Zoll⸗Dampfbarkaſſe geſunken. Heute vormittag wurde ſie an Strand geholt. ihr Leben Waſſerhöhe 14,5 Fuß. Bis jetzt iſt kein Menſchen⸗ leben zu beklagen. g a — Bremen, 21. Febr. Die Rettungsſtation Cuxhafen der deutſchen Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger meldet: Am 21. Febr. wurden von der englichen Bark Northern Queen, geſtrandet auf Vogelſand, zwölf Per zonen gerettet durch das Ret⸗ tungsboot des 2. Elbeleuchtſchiffes. Sturm aus NW. hoher Seegang. — Hamburg, 14. Febr. Ein hier wegen einer geringfügigen Sache verh sfteter Seemann ge— ſtand ſeinem Richter gegenüber, von Gewiſſensbiſſen getrieben, daß er vor 10 Jahren ein däniſches Schiff bei der Fahrt um's Cap Horn auf Zureden ſeines Kapitäns in Brand geſteckt habe. Bei der Un⸗ terſuchung in Koppenhagen habe er als Zeuge be- ſchworen, daß ſein Kollege, ein Mitmatroſe die That ausgeführt habe, und dieſer zu 15 Jahren Zucht— haus verurteilt, wovon er gegenwärtig bereits 10 Jahre in Kopenhagen abgebüßt habe. Eine Anfrage daſelbſt hat leider die Selbſtanklage in vollem Umfange beſtätigt und ein Kopenhagener Polizeibe⸗ amter iſt bereits hier eingetroffen, um den Ver⸗ brecher in Empfang zu nehmen. — New⸗ Pork, 18. Febr. In Haverhill, Maſſachuſetts, brach geſtern eine große Feuersbrunſt aus, durch welche 102 Schuhfabriken, über 200 andere Geſchäft, ſowie eine Anzahl anderer Gebäude und mehrere Banken eingeäſchert wurden. 2500 Arbeiter ſind plötzlich brodlos und eine Menge von Familien obdachlos geworden. Der ange richtete Schaden wird auf 2 Millionen Dollars veranſchlagt. Während des Brandes verloren mehrere Menſchen und 35 Perſonen ttugen ſchwere Ver⸗ letzungen davon. Die Hauptinduſtrie von Havethill iſt die Schuhfabrikation und faſt ſämtliche Fabriken ſind zerſtört worden. — Aus Chios wird uns eine neue Kata⸗ ſtrophe ſignaliſiert. Diesmal handelt es ſich um ein furchtbares Feuer, das den größten Teil der in der Eile herg richteten Baracken vernichtet hat. Die unglücklichen Inſulaner, gegen welche ſich alle Ele⸗ mente verſchworen zu haben ſcheinen, ſind nun wie⸗ der obdachlos. Über dem einſt ſo geſegneten Elland waltet in der That ein böſer Stern. 1 (In der Schule.) Lehrer: „Warum dürfen die Krebſe nicht Vorbilder für Schüler ſein?“ — Schüler (energiſch): „Weil ſie kneipen!“ Litterariſches. Die letzten Nummern der neuen illuſtrierten Zeitſchrift „Deutſches Familienblatt“ zeugen durch ihren reichen und gewählten Inhalt wieder in be⸗ redter Weiſe für die Gediegenheit dieſes Blattes. das ſeinem Titel alle Ehre macht und als litterar⸗ iſcher Gaſt in keiner Familie fehlen ſollte. Auſſer den genannten Vorzügen und dem auſſerordendlich Frey. Mit Bild. — Sulamith. Von Paul Halm billigen Preſſe hon nur N. T. 0 pere (oder in Heften zu 50 Pf.) beſitzt das „Deuſſch Familienblatt“ auch die bei einer periodiſchen Schrif nicht genug zu ſchätzende Eigenſchaft, daß es de politiſchen wie religiöſen Zwiſtigkeiten des Tages gegenüber eine durchaus objektive und ſtets anſtan dige Haltung beobachtet. Das zuletzt ausgegebene Heft 1 des neue Jahrgangs enthält neben einer ganzen Reihe künſ leriſch ausgeführter Holzſchnitte folgenden Leſeſtoff; Natalie. Roman von W. Black. — 6 Traum. Novelle von W. Jenſen. Illuſtriert 99 Woldemar Friedrich. — Aus Großväter Tagen Erinnerungen von Albert Lindner. — Ein Beſcht geheimnis. Hiſtoriſche Skizze von Rudolf Iman, Zum gleichnamigen Bild. — Italienſſche Dor. prinzeſſinnen. Von Woldemar Kaden. Mit Illuſſeg tion. — Reiſen und Endeckungen. V. VI. VII. — Die Diphtheritis. Von einem praktiſchen berline Arzte. — Zur Frauenfrage. VI. Die deutſcheg Frauenarbeitsſchulen. — Von Fr. Pecht. VII. deutſches Lehrerinnenheim. Von Eliſabeth Föͤrſter, — Streiflichter VII. Ein Notſchrei aus Ungarn VIII. Mode und Emanzipation. Von Klara Reich ner. — Die Anforderungen der Schule an unſere Jugend. I. Von F A. Petermann. — Eisfeſte in St. Petersburg. Winterſkizze von Max D ttrich, Die großen Städte und ihre Polſzei. Von E O Hopp. — Turmbläſers Neujahrslied. Von E. O. Hopp. Zum gleichnamigen Bilde. — Winkerlied Von Karl Stieler. — Die Bergfee. Von Adolf Zum gleichnamigen Bilde. Plauderecke Die Quelle. Von Heinrich Seidel. — Eine be rühmte Schönheit. Von Fr. von Hohenhauſen. Der echte ſchwediſche Punſch. Von G. O. Hilder — Chineſiſche Dienſtboten. Von H. von Kupffer — Aus der ärztlichen Praxis. — Danaudampfer „Orient“. Mit Abbildung. — Unſere Winkerflora — Unaufmerkſam oder krank? Orientalisch Sage. — Leuchtende Farben. — Mißheiraten. Der prächtige Kaiſerpreis. Mit Abbildung. — Fran zöſiſcher Humbug. — Der Deutſche in Paris. Sankt Nemo. — Amerikaniſcher Sport. — Der Herzogsſtnhl in Kärnten. Voltaire. Mit Bildnis. Unſere Künſtler. — Vom deutſchen Parnaſſe. — Originelle Szenen aus dem Volksleben des ſechzehn ten Jahrhunderts. Von Bl. von W. — Fein⸗ ſchmecker und Vieleſſer. — Pankeetricks. — Die Soa⸗Salzpfanne in Südafrika. Mit Abbildung. — Schlangenmenſchen. — Hänschen von Mönkgut Mit Illuſtration. — Rätſel. — Beilage. Kleine Mitteilungen. — Litteratur. — Sprechſaal. — Brief kaſten. — Anzeigen. ieee Man abonnirt in allen Buchhandlungen und Poſtanſtalten. nc een en n ene Triumphen dürſtete. Man iſt ſehr raſch mit der Beurteilung eines Weibes fertig, erſt die Neigung ſchaut ihm tiefer in die Seele, daher es auch ſelten einem Weibe mißglückt, irgend eine Rolle durchzu⸗ führen. Man fragt nach dem Cbaralter einer Dame und begnügt fich, irgend ein Prädikat zu hören, ſpröde oder kokett, einſilbig oder geiſtreich, fromm oder Blauſtrumpf, und man glaubt ein vollſtänd'ges Gemälde zu haben, als gebe der Anſtrich dem thö⸗ nernen Gefäße ſeinen Wert und ſeinen Namen. Aber es iſt keine ſtet ge Farbe, Niemand weniger, als gerade das Weib, iſt in eine Schablone zu paſſen; denn ihre Farben leuchten von Innen heraus, wenn man den Schleier hebt, der Anſtrich iſt nur eine Maske. . So erſchien Adda als kokett, weil es ihr ge⸗ fiel, ſich durch Koketterie zu amüſieren, und die Laune deutete man als Charakter. Es giebt für eine Schönheit nichts Bequemeres, als die Koketterie zu benutzen, und kein Weib iſt trivialer als eine wirkliche Kokette. Was dort nur ein geiſtreiches Spiel in den von weiblicher Würde gezogenen Grenzen, das ſinkt hier zu einer albernen Schwäche; die Eine feſſelt, die Andere macht ſich lächerlich, Jene zuckt die Achſeln über den Liebhaber, der auf ihre Gefallſucht rechnet, dieſe wird das Pis⸗ aller fader Elegants, die Beute des Erſten, der ſie will. Adda hatte reiche Erfahrungen geſammelt, und nichts hatte ſie köſtlicher amüſtert, als jene Schmet⸗ terlinge zu ſtrafen, die von jeder Blume naſchen wollen; nichts gewährte ihr einen größeren Reiz, als die eitlen Gecken mit Spott zu beladen, die auch ihr die Ehre zugedacht, durch ein Liebesgetän⸗ del dupiert zu werden, und die Herren zu beſchä⸗ men, welche glauben, daß man mit einer Dame nur ſchwatzen aber nicht reden kann. Adda hatte, wie geſagt, reiche Erfahrungen gemacht, man hatte ihr in allen Stadien gehuldigt von den Beteuerungen der Hochachtung bis zu den Schwüren wahnſinnjger Liebe; aber es hatte ſich kleiner ein Leides angethan, die Verzweiflung hatte Troſt bei einer anderen gefunden. Faſt noch ein Kind, als ſie heiratete, hatte die kurze Ehe in ihr jene Illuſion zerſtört, in der ſich die Mädchenträume wiegen. Ihr Gatte, bedeutend älter als ſie, hatte mit ihr wie mit einer Puppe geſpielt und kaum tiefer in ihr Herz geſchaut, als Alle die der reichen Witwe ſpäter mit Schmeicheleien gehuldigt. Sie glaubte nicht mehr an das Ideal und beneidete dennoch ihre Schweſter, die bisher in der Provinz gelebt, um den frommen, poetiſchen Glauben an ideale Liebe, ſie empfand jene zärtliche Neigung für ſie, welche ſonſt häufig der Bruder für eine Schweſter hegt, die für ihn die reine Weiblichkeit repräſentiert. „Gewiß, ein Geck,“ murmelte ſie, als Helene ihr errötend geſtanden, daß das Benehmen des Offiziers ſie gekränkt, der ſich geniert, einer Pro⸗ vinzialſchönheit die Hand zu reſchen; „ein Menſch, der ſeine koſtbare Zeit nicht verlieren mochte, einem Dutzend Modedamen fade Schmeicheleien zu ſagen — o, ich wollte, er fiele mir in die Hände, er ſollte es büßen. Zeige ihn mir doch, Helene, ſonſt könnte ich, ohne es zu wollen, ihm einen Tanz be⸗ willigen.“ „Dort ſteht er an der Thüre; aber es ſcheint, als habe er nicht tanzen wollen —“ Ein Verehrer Adda's trat hinzu, ſie zur Francaiſe zu holen. „Verzeihen Sie, Herr Graf, i det; ich will dieſen Tanz pauſteren, aber mem Schweſter iſt noch micht verſagt. Liebe Helene Graf Hermsdorf.“ Der Graf verbeugte ſich und Adda benutzte den Moment, ſich zu entfernen. Ihr Blick ſuchte den Offizier, deſſen Mangel an Höflichkeit iht Schweſter verletzt. Das Außere Erhardt's war ganz dazu geignet, die ſchöne Frau zu feſſeln; er war von hoher, eleganter Figur, ſein Antlitz halt Nichts von dem verlebten Ausſehen der Modehexren, es zeugte von blühender Jugendfriſche und geiſtiger Regſamkeit. Je länger ſie ihn beobachtete, deſto mehr be⸗ fremdete es ſie, daß dieſer Mann eine Dame ſtehen gelaſſen, der er vorgeſtellt worden; allem Anſchein nach war er fremd auf dem Balle und langweile ſich. Jetzt erſchien ihr ſein Benehmen rätſelhofl, Sie näherte ſich der Thür und verſtand es, ſeig Aufmerkſamkeit ſehr bald zu feſſeln. Ein Wel! braucht nur den Wunſch zu hegen, von Jemandeſ bemerkt zu werden, und er iſt erfüllt, ohne daß ei Dritter ſagen könnte, was ſie dazu gethan. Durch eine Bewegung, eine Geſte, einen Blick erweckt ſie den Magnetismus da, wo ſie will, und Niemand kann demſelben, wirke er auch nur vorübergehend, widerſt hen. Erhard ſah das ſchöne Weib, das jetzt mit berechneter Koketterie ihm den Rücken kehrte und nur auf Momente den Kopf herumwandte; er keck einige Schritte ſeitwärts, um das Profil ſehen zu können; wieder machte ſie eine unmerkbare Bewege ung, um ſeinen Augen das Ziel zu rauben, bis ſie ihres Erfolges gewiß, ihn gerade vor ſich erblickle, (FTortſetzung folgt.) Redaktion, Druck und —— Verlag von Wucherer & Molitor Ladenburg. . Belau hrt Montag den uitd daher Jahen gadenburg. den 5 Bürgerm A. H. Am Dienstag den vormittag wird beim Fasel Jaſeldünger ver Shriehein, 25 Bürgern Ga Aan Der Krämern März ds, J8. find Mittwoch den ſtatt, was zur Ber Marktberzeichniſſes Schtrsheim den 2 Bürgern G0 — Beßann Die Londwirt Bauer Eiben vo Dienstag den nachmitte in des Erblaſſers verteilung wegen öffentlich berſteige 8 Pferde, 2 cu. 200 Ctr Schriesheim, 21 Bürger 60 Nr. 5423. G. ung aus dem C. ſpäteſtens bis zun hier einzutrichen. Bewerbungen kön gung finden. Mannheim, den Großh. L Enge Nohnung; In dem vorm deteſchen Wohn ſumtiche Wohnung Näheres hei J. in Logis mit 9 0 Küche nebſt. zu dermieten neue — P xi Id und N. 2 1 Aleeſ prima Un, pft