ichtet die Regierung die zweideutige Haltung Chinas; ie gegenwärtige Situation iſt, wie der Korreſpon⸗ ent der „Trib.“ ſchreibt, allerdings lein offener krieg, aber auch lein Frieden. Trotz einer den uſſiſchen Händlern den Eintritt in China geſtatten⸗ den Klauſel des Kuldſchavertrages wurden mehrere Karawanen und Warentransporte rein ausgeplündert; ehrfach ſind chineſiſche Räuberbanden über die Grenze gedrungen. Eine allarmierende Nachricht olgt der anderen. Die üble Finanzlage verbietet es, wiederum eine impoſante Flotte in die chineſi⸗ chen Gewäſſer zu ſchicken, wie es unlängſt geſchehen, m China einſchüchtern und zur Unterzeichnung des Kuldſchavertrages geſchmeidig zu machen. Umfaſſende Maßregeln zu Lande find in Vorbereitung, großten⸗ eils auf Andcängen des jetzt hier weilenden Gen- al⸗Gouverneurs von Oſtſibirien. i Verſchiedenes. ö * Ladenbürg, 2. Jan. In der Sylbveſter⸗ acht wurden dem Knechte im Gaſthaus zum Löwen hier ſeine Sonntagskleder, Stiefel und Uhr ge⸗ tohlen. Der Thäter iſt noch nicht ermittelt. — Mannheim, 2. Jan. Die Unfitte des og. Neujahranſchießens verlangt jedes Jahr ihre Opfer; ſo hat in der Sylveſternacht beim Schießen n Feudenheim ein dortiger Einwohner ſeine rechte and eingebüßt. — Lahr, 29. Dez. Hierher gelangten Pri⸗ vathachrichten zufolge iſt in der Nacht vom Dienstag auf Mittwoch das Hauptgebäude der neuen Straß⸗ burger Papiermanufaktur in Ruprechtsau, welches Lumpenboden und Holländerſaal enthielt, niederge⸗ brannt. Die anſtehenden Gebäude mit Maſchinen und Bleiche ſind gerettet, ſo daß der Schaden auf das Hauptgebäude beſchränkt bleibt. — Bergzabern, 30. Dez. Bei der am letzten Mittwoch zu B. ſtattgehabten Treibjagd haben 9 Schützen nicht weniger als einen Haſen geſchoſſen. i — Frankfurt, 30. Dez. Wie der „Beob.“ itteilt, wurde vorgeſtern abend gegen einen ſtark beſetzten Perſonenzug der Main⸗Weſer⸗Bahn, als derſelbe in der Nähe der Bettinaſtraße die Mainzer Landſtraße zu überſchreiten im Begriff war, vom Feld her ein Schuß abgefeuert. Die Kugel drang durch das Fenſter eines Coupe's der dritten Wagen⸗ laſſe, ſtreifte die Helmſpitze eines dort ſitzenden Soldaten und ſchlug in die Holzwand des Wagens ein. Bei dem Einlaufen des Zuges in den Bahn⸗ hof wurde ſofort Anzeige von dem ſchlimmen Vor⸗ gang gemacht und der Thatbeſtand, ſo weit es möglich war, feſtgeſtellt. Von dem Urheber des Attentats fehlt jedoch bis zur Stunde jede Spur. ö — Fulda, 29. Dez. In der Nähe der Halteſtelle Kerzell wurde vorgeſtern abend der Bür⸗ und, um eine kleine Wegſtrecke von der Lokomotive erfaßt und Er hinterläßt Frau und 5 Kinder. Jan. Die Pol. Corr. mebdet Montenegriner Truppen griffen von 12 Mann an der Grenze in der Nähe von Parez an. Die Räuber ließen zwei ſchwer Verwundete zurück, unter ihnen ihren Hauptmann Sjenitſch. Es war dieſelbe Bande, die in der letzten Woche die Umgebung bon Gfan Carevo beunruhigte und dort mehrere Diebſtähle und Plünderungen ausführte. ö — Paris, 30. Dez. Der Köln. Ztg. wird telegraphiert: Der franzöſiſche Vizekonſul in Brſſſa meldet ein großes Erdbeben. Ein ganzer Stadſſeil und mit ihm das franzöſiſche Konſulatsgebäubk iſt abgebrannt, doch wurden die Archive des Konfſlats gerettet. (Bruſſa, in der aſiatiſchen Türkei, in herr⸗ licher Lage am noͤrdlichen Abhange des Olymp, 30 Klm, vom Marmarameer, Stadt von 70.000 Ein⸗ wohnern in 9000 meiſt niedrigen Häuſern 1 Sitz eines griechiſchen und armeniſchen Erzbiſchoſz; be⸗ deutende Seidenzucht, Seidenweberei und den⸗ handel. Bruſſa oder auch Burſa war vor 15 ung Konſtantinopels Reſidenz der türkiſchen altane. Mitten in der Stadt erhebt ſich ſteil ein Jfelfels mit den verfallenen Mauern und Thürmen der al⸗ ten Burg. Durch die Erdbeben vom 28. februar und 18. April 1855 und durch die in Fllge des Berſtens der Backöfen erfolgte Feuersbrun hatte die Stadt furchtbar gelitten. Das alte Pruſia wurde durch König Pruſias von Bithynien, bei dem ſich Hannibal als Gaſt aufhielt, gegründet — Göſchenen, 29. Dez. Der zurſgenauen Beſichtigung des Gotthardtunnels heute ſon hier abgelaſſene Zug (Maſchiene und drei Wagon) fuhr ganz langſam, weil der Gewölb bau bei eller Be⸗ leuchtung genau lin Augenſchein genommp werden mußte. Ein längerer Aufenthalt wurde bei der blähenden Strecke (2800m vom nördlichen Eingang) gemacht. Die Prüfung ergab, daß der junnel auf der ganzen Strecke von 15km ſicher und feſt durch⸗ mauert iſt. Die Durchfahrt iſt ganz gefahrlos, Rauch oder ſchlechte Luft nicht zu ſpüref, Wagen⸗ ausgeſtiegen war fortgegangen war, ſofort totgefahren. Wien, 2 aus Cettinje: Die eine Räuberbande thüren und Fenſter bleiben geſchloſſen; de in der Mitte des Tunnels allerdings hohe Temperatur macht keine Beſchwerde. Für Beleuchtſig iſt auf jedes Kilometer eine große Lampe angebacht, die zugleich die Entfernung vom Ein⸗ 15 Ausgange angibt. — Ein fürchterliches Unglle ereignete ſich am Montag abend in einer Methodien⸗Kapelle in Camborne, Weſt⸗Kornwall. Während der Ab⸗ haltung eines Weihnachts⸗Bazars in eiem ober⸗ halb der Kapelle gelegenen Saale gab der Fußboden plötzlich nach und etwa 300 Perſonen biderlei Ge⸗ ſich ebenfalls ein ziemlich zahlteſches Pa 85 ſammelt hatte. Es entſtand eine ene geg Panik melche dadurch erhöht wurde, daß völlig Tanken herrſchte. Der fallende Fußboden halſe ee Gasröhren mit weggeriſſen und alle Lich ae eloſchen. Getb et wurde Niemand, aber ei ee Anzahl von Perſonen trug Wirletzungenm e einge darunter ſo erhebliche, daß iht Wiederauſ⸗ kommen bezweifelt wird. — Ne w⸗York, 27. Dez. Auf die hee dampfer Weſt Point, der eine Ladung egen an Bord hatte, fand heute im Dock zu er gi Virginien, eine Exploſion ſtatt. 20 Arten zei den getöte und 4 ſchwer verletzt. — Hurichtung eines afghaniſchen Indischen Bättern wird aus Kabul ge einigen Tagn wurde der feüühere e Jakub Khans, Daud Khan, den unſer a durrahman) priſkribiert hatte, als Gef nag her gebracht, no er in einem Thurme ee gehalten wurde. Vor den Emir geführk, ia e dieſen um Schoning ſeines Lebens. Er wolle i fernerhin ein treier Unterthan ſein. der ee wollte jedoch von Gnade nichts wiſſen und dei teilte den Miniſter zum Tode. Der Peng ward hierauf gebundn und in jenen Hef des ze laſtes gebracht, wo ſith die Stallungen fi die eie phanten befinden. Hür legte man ihn aaf dez Boden nieder und öffnee ein Stallthür, Ns dieler kam nun ein Elephant hervor, der dem Geſangegeg ſeine beiden Vorderfüße alf den Körper he ei ihn alsbald zertrat. Ein guter Frernd. A.: „Der Schnee der den Sie mir anempfohen hab n, iſt ei Sei bub' erſter Klaſſe; ich geb den Kerl meinen Wines rock zum Ausbeſſern — er ght und berſehr ih — B.: Ja ſeh'n Sie, lieber Herr, dafi e e meinen Rock ausgelöſt — deßlalb hab' i hes den Schneider anempfohlen. Iczt recomanieeen Sie ihn weiter. dann kommen Sie auch z hee Rock.“ — (Guter Rat) Therschen (einen) „Weißt Du ſchon, Kathi, daß mir der Fit unzeen geworden?“ — Kathi: „Nun, wenns weiſen iche iſt. Wende Dich nur an den Min ſter, e der ſchreibt Dir einen Andern; ich 2 geſtern in der Zeitung geleſen, daß er Schoenen ausgibt.“ i 4 — In Lechhauſen bei Augsburg e de 3 Fgangene Woche ein junges Paar ſeine Hehe, de N welcher Bräutigam, Braut, Schwiegezeſeen Hochzeitsgäſte in argen Konflikt gerieten, ee, daß neue Cylinder angetrieben, Regenſchen ae ſchlagen, die Braut vom Bräutigam und aher 8 An- Aut der Brätigam von ſeinen Schwiegereltern a de . n Seitdem war in die verödeten Räume des Faber ſchen Hauſes wieder Leben und Fröhlichkeit eingezogen. Alfred ſelbſt blieb allerdings nicht in der Heimat, er wollte ſich nicht den Verſuchungen ausſetzen, die das gegenüberliegende Haus für ihn bargen. Er vertraute der Erzieherin ſeines Kindes und die Tante Agnes, wie ſie von der kleinen Franziska genannt wurde, ſuchte durch eine zwar ſtrenge, ſo doch pflichtgetreue und rechtſchaffene Er⸗ ziehung dieſes Vertrauen zu rechtfertigen und dem Kinde die Mutter zu erſetzen. Mit der Nachbarſchaft hielt die ſchon bejahrte Dame keinen intimen Verkehr. Wollte ſie ſich eine Freude bereiten, ſo geſtattete ſie ihrer Franziska, die jeßt nahezu 5 Jahre zählte, den beſonders gern geſehenen Geſpielen, des Nachbars 7 jährigen Her⸗ mann, mit; in die Wohnung zu bringen und es war ihr dann das höchſte Vergnügen, die Spiele der Kleinen zu beobachten und heaufſichtigen zu können. ö Eben nicht anders g es auch der Mutter des kleinen Hermann, kau v. Gellern, auch ihr galt die Erziehung ihres nabe als vornehmſte Beſchäftigung die konnte ſich dieſer um ſo mehr hingeben, als der Gakte ſchon ſeit lange in der Re⸗ ſidenz angeſtent war uind darum auch nur ſelten bei ſeiner Familſe verweilte. Zwar gate es geheißen, daß gleich nach der Verſetzung des Herrn v. Gellern die ganze Familie in die Reſwenz überſiedeln würde, aber es war, wie man ſieht, nichts daraus geworden, weil erſtens der Knabe ſtets kränklich und ſchwächlich und der geſün⸗ deren Luft auf dem Lande benötigt war und weil die Mutter unter ſolchen Verhältniſſen ſich durchaus von ihrem Kinde nicht trennen wollte. Hierzu trat noch bei Helene die Trauer um ihre Fante, die nun ebenfalls in der kühlen Erde ruht und um deren Verluſt Helene mehr denn je da Bedürfnis fühlte, ſich von der Außenwelt zurückzuzehen. Ob Helene in der Verbindung mi v. Gellern wirklich glücklich geworden, das vermocke Niemand zu ſagen. Ihr Autlttz zeigte ſtets den leich freund— lichen Ausdruck gegen Jedermann, und nur wer ſie im Stillen zu beobachten Gelegenheit htte, mußte bemerken, daß ein ſtiller Kummer an jrem Herzen nage. — Dieſe Beobachtung hatte vor Allen Tante Agnes, die Erzieherin der kleinen Franfska gemacht, die durch die Zuſammenkünfte der Kier in letzter Zeit auch häufig mit der Mutter des kleinen Her⸗ mann einige Minuten verplauderte. Her die kluge Frau war ſo feinkühlend, über ihre Wornehmungen nehmungen nichts verlauten zu laſſen ebenſo war es nicht ihre Sache, durch indiskrete fragen in die Familienverhältniſſe einzudringen; deshab aber konnte es ihr Niemand verargen, wenn ſie hezliches Mit⸗ leid mit der ſchönen jungen Frau eipfand, für deren Gram ſie ſich keine andere Afklärung zu geben wußte, als daß ſie die Schuld dem Gatten zuſchrieb, den ſie ſtets, ſo oft er aweſend war, unwirſch und wenig zugänglich geſehen hatte. Auch heute, an einem ſtürmiſche Herbſttage, ſaß Helene ſtill und in ſich gekehrt am Fenſter. Sie hielt ein Schreiben in der Hand, in welchem der Gatte ihr wieder einmal nach laner Abweſen⸗ heit ſeinen Beſuch ankündigt. Aber ir ihrem Ant⸗ litz zeigte ſich nicht jener freudige Zug, der ſich auf das Wiederſehen hätte hindeuten laſſer, ihr Herz ſchien ihm nicht ſo freudig entgegenzuhlagen, wie man es hätte erwarten dürfen. Nur als f ie end⸗ Braut durchgehauen wurde. 5 lich den Wagen anfahren hörte, ſpraßg ſie 5 n. dem Gatten entgegenzugehen. Eine kurze Umarmung, eine ſtüßtige Beh ung der Lippen — und die beiden Gakten eres f wieder für einige Tage vereint! — „Du ſollteſt mehr auf den Umgaßg des ase ben achten, Helene!“ ſagte v. Gellern, Rachen er kaum eingetreten war. „Ich ſah ihn dh meinem Wagen aus wieder mit der Muſtkantendi hee, und Du weißt, daß ich von ſolcher Geſellchet act gerade erbaut bin.“ 8 . „Die kleine Franziska genießt bei iti Tens eine ausgezeichnete Eeziehung und ich halt ei dess halb für die beſte Geſellſchafterin unſeres Ahe wagte Helene beinahe ängſtlich einzuwerfeh aher ihre Stimme klang ſchon feſter und ihre agen färbten ſich mit einem leichten Rot, als ie e fügte: „Du ſprichſt von dem Vater des eie, wie von einem vagierenden Muſikanten, I ihm damit nicht Unrecht, Hermann? I Med Faber nicht ein Künſtler und hat nicht als focht einen bedeutenden Ruf erworben? Hat en Zutritt zu deſten Geſellſchaften?“ 1 „Es iſt ein Glück, daß Faber Deine Ihe nicht mit anhört,“ ſpottete Hermann; er en ſonſt meinen, es ſei ein friſches Blatt in den hei nahe verwelkten Lorbeerkranz. Oder,“ ſetzte er for ſchend hinzu, „haſt Du ihm etwa dieſes Loh en ſelbſt geſtanden? Er iſt doch gewiß ſehr oft ee anweſend und wird dann nicht verſäumen, Dir Aufwartung zu machen.“ 0 (Fortſetzung folgt. 5 Redaktion, Druck und Verlag don Wucherer & Mollis Ladenburg *