9 erhielten mehr oder minder erhebliche Verletzungen. Der Gerichtshof erkannte gegen jeden der Angeklag⸗ ten eine Gefängnisſtrafe von 6 Monaten. — Vom Bodenſee, 9. Nov. Welchen Nutzen man aus ſtehenden Waſſern in Weihern, welche wegen beſtehender Waſſerberechtigungen oder aus andern Gründen nicht trocken gelegt und dem Acker⸗ oder Wieſenbau nicht zugängilch gemacht wer⸗ den können, neben der Streugewinnung, noch ziehen kann, hat die großh. Domänenverwaltung Konſtanz wieder gezeigt, indem ſie den Streu- und Mühlen⸗ weiher bei Kaltbrunn ſeit 4 Jahren zum zweiten Male ausfiſchte und bei der letzten Fiſcherei vor einigen Tagen eine Ausbeute von über 20 Zentnern Satzkarpfen mit einem Erlös von nahezu 700 M. erzielte. — Kaſſel, 2. Nov. Roſenberg, ein gut geſtellter und angeblich angeſehener Handelsmann, begab ſich am Sonntag abend ſpät auf den Heim⸗ weg vom Dorfe Zwergen aus, um nach Nieder⸗ meiſer zu gehen. Dort iſt er nicht angelangt. Am andern Morgen wurde nicht weit vom Dorfe Zwer⸗ gen der Leichnam desſelben etwas abſeits vom Wege unter Kartoffelkraut von Dorfbewohnern aufgefunden. Am Kopfe fand ſich eine klaffende Wunde vor, die anſcheinend von dem Schlage mit einer Axt her⸗ rührt. Die Uhr. Börſe und Wertgegenſtände fand man bei dem Leichnam; es ſcheint hier kein Raub⸗ mord, ſondern ein Racheakt an dem alten, in den ſiebenziger Jahren ſtehenden Manne begangen zu ſein. — Bonn. In dem Garten des Geheimen Bergrats und Profeſſor Dr. vom Rath zu Bonn, iſt an einem Weinſtocke die Reblaus entdeckt worden. Die Ergreifung der erforderlichen Schutz⸗ maßregeln iſt unverzüglich veranlaßt worden. — Serajewo, 2. Nov. In Folge eines mehrtägigen wolkenbruchartigen Regens herrſcht ſeit geſtern Hochwaſſer im Fluſſe Miljacka. Geſtern war die Überſchwemmungsgefahr am größten. Heute iſt das Woſſer geſunken, aber ſeit früh fällt Schnee. Ein Sicherheitsdienſt iſt eingerichtet. Aus allen Gegenden langen Berichte ein über Verkehrsſtörungen in Folge von Hochwaſſer. Die Paſſavina iſt über⸗ ſchwemmt. — Eigentümlicher Selbſtmord. In dem eine Stunde von Komotau entfernten Teltſchgrunde, einem romantiſchen Thale des Erzgebirges, am Ur⸗ ſprung der Biela, liegt der Eiſenhammer des Herrn J. Schmatz. Der daſelbſt in der Lehre befindliche, aus Natſchung gebürtige Eduard Brettfeld, 18 Jahre alt, beſchloß, wegen nicht erwiderter Liebe ſich das Leben zu nehmen. Er führte dieſen Entſchluß aus, indem er den Kopf unter den ſchweren Eiſenhammer auf den Amboß legte und dann den Hammer nie⸗ derfallen ließ. Mit bis zur Unkenntlichkeit zerquetſch⸗ tem Kopfe wurde die Leiche des Unglücklichen auf⸗ gefunden. — Mailand, 30. Die Munizipalbehörde von Mailand macht wiederholt bekannt, daß der vor einigen Jahren bei der Verloſung des Anlehens vom Jahre 1866 gezogene Treffer von 100,000 Lires noch immer nicht erhoben worden ſei. 5 — Moskau, 30. Okt. In dieſem Som⸗ mer iſt, wie aus Archangelsk mitgeteilt wird, der größte Teil der männlichen Bevölkerung des Dörf⸗ chens Durakow im Kreiſe Onego der Gefahr aus⸗ geſetzt geweſen, auf dem Meere umzukommen. Sieben Mann brachen am 3. Februar zur Jagd nach Seetieren auf. Mundvorrat und Jagdgeräte wurden in einem Boot übers Eis geſchleppt. Noch an demſelben Tage ſetzten ſie ſich auf einer mäch⸗ tigen ſchwimmenden Eisſcholle feſt, auf welcher ſie ihre Jagd begannen. Auf dieſer Eisſcholle wurden ſie bis zum 1. März auf dem Meere getrieben, als am 5. infolge eines Sturmes die Scholle von den kalten Meereswellen überflutet wurde, ſo daß die Jäger ſich ins Boot zurückziehen mußten. Glück⸗ licherweiſe ließ der Wind nach und ſie konnten ſich wieder auf die Eisſcholle begeben. 17 Tage und Nächte ſchwammen ſie auf derſelben in der Nähe der terskiſchen Küſte, als die Eisſcholle plötzlich in den offenen Ozean getrieben wurde. Den Unglück⸗ lichen blieb keine andere Ausſicht, als, wenn die Eisſcholle zertrümmert würde, im Meere umzukom⸗ men oder dem Hunger und der Kälte zu unterliegen. Zwanzig Tage lang trieben ſie auf dem Ozean, ohne zu wiſſen, wo ſie ſich befanden. Am 12. April, dem erſten Oſtertage, erblickten ſie Land es war die Spitze von Kanin; nach drei Tagen trieb ſie jedoch der Südoſtwind von neuem ins Meer. Die Lebensmittel waren erſchöpft, die Leute zehrten von den erlegten Seetieren. In dieſer ſchrecklichen Lage verbrachten ſie noch ſechs Wochen, während die Ihrigen daheim ſie als längſt verunglückt beweinten. Am 27. Mai erblickten ſie wiederum Land, es war die Spitze von Kanin, und die Strömmung des Meeres trieb ſie auf der Eisſcholle in die Mündung des Fluſſes Stellbowo. Hier betraten ſie nach vier⸗ monatlicher Irrfahrt auf dem Ozean, wo ſie ſtünd⸗ lich den Tod vor Augen geſehen, feſten Boden und fanden gaſtfreie Aufnahme bei den Samojeden. L Als Miniſter in Ungnade fallen iſt unter Umſtänden doch recht lukrativ, wie das Beiſpiel des früheren Miniſters des kaiſerlich ruſſichen Hofes, des Grafen Adlerberg, beweiſt. Es beläuft ſich gegenwärtig das demſelben von der Krone be— willigte jährliche Einkommen auf 42.000 Rubel; unabhängig hiervon iſt dem Grafen das von ihm bisher bewohnte Haus, deſſen Mietzins auf wenig⸗ ſtens 20,000 Rubel veranſchlagt wird, und ſchließ⸗ lich auch der freie Gebrauch einer Hof-Equipage überlaſſen worden. — Das trauernde Elſaß. In einer gerichtlichen Verhandlung in Straßburg ſpielte ein Agenten hält, die ihn, wenn ein Kaufmann qaus ſpekulativer Bilderhändler ein Rolle, welcher e 1 U. Man bildſchönes Ladenmädchen als „Elſaß in ea!“ N L photograhieren ließ und damit glänzende Geſchüfte Jerſleig machte. Leider verdarb der humoriſtiſche Staatsan⸗ 1 3740. b walt die ganze Wirkung; denn er wies in der z gantz den 14. fentlichen Verhandlung nach, daß der Geliebte dieser Harmitlah⸗ 11 N „Elſaß in Trauer“ ein — preußiſcher Soldat ee inde das di e Gerne und B Alle Zuhörer, ſogar die Franzoſenfreunde, brachen in ſchallendes Gelächter aus. — (Die Banditenbraut.) Nepos lic en Korb⸗ und f 1 hier loose 710 ö 1 f gern. gehört zu den kühnſten der jetzt in Albanſen und e Non Macedonien hauſenden Banditen, der ſic ſogar i burg, den 80 den größeren Städten dieſer zwei Provinzen eigeghe Wg huben lag den 12. Nor n cuf den Station Accedo en vt nſcwelen und A Il den Meiſtbietend 0 der Verſteigetung m 8 Uhr, in 0 lh vormittags. n perden vor der dieſen Städten vereiſt oder ein Fremder dort an kommt, zur gehörigen Zeit davon unterrichten müßſeg, Da er ſein ſauberes Handwerk ſchon ſeit Jahrg betreibt, ſo hatte er ſich während dieſer Zeit auch ſchon eine hübſche Summe Geldes erſpart, die in einer Höhle unweit der Stadt Darre gufbewahrie Mit Ausnahme der Geliebten des Banditen, eie hübſchen Griechin, Namens Serpa, wußle kein Sterblicher etwas von dieſer primitiven Schatzkamſ⸗ mer des Banditen. Vor einigen Wochen hatte muß Serpa heimlich die Bekanntſchaft eines anderen Vanditen gemacht, und Beide beſchloſſen, nach Epil zu entfliehen. Vor der Flucht nahm jedoch die en gegeben. Treuloſe auch den Schatz ihres Geliebten, der bes mfadt. 8. Nobeml 14,000 Dukaten betragen haben ſoll, und dann 15 Eiſenbahn⸗Bar noch verſchiedene Koſtbarkeiten mit ſich. t Dittmar. der ſich ſchon nächſtens zur Ruhe ſetzen wollte, i N heute wieder arm. Fekänntmach (Aus der, Mädchenſchule.) Klara (lieſt): Bunte Schmetterlinge durchfliegen die Luft und küſſen — — (ſtockt) — — aufblühenden Blu⸗ men den Tau aus den duftigen Kelchen. — Leh⸗ rerin: Anna, lies Du einmal dieſe Stelle! (Anng lieſt den Satz richtig.) Lehrerin: Was hat die Klara falſch gemacht, Anna? Anna: Sie hat bei „küſſen“ ſtillgehalten und das ſollen wir nicht. — Selbſtmord aus Furcht vor dem Soldaten ſtande. Der einzige Sohn eines ſehr wohlhabenden früheren Gärtnereibeſitzets aus der nächſten Umge⸗ gend Berlins, der zum Militär ausgehoben worden Die Unterſtüt ulgemeinen Leh ſteffend. 566872. Die Ge 46 erden beranlaßt eim Unterfüzung e 8 bitgelderfond bin glichen Antrag lune den 1. Ne Oußh. Bezirks. war und heute als Rekrut eingeſtellt werden ſollte engelhor hat ſich! im Widerwillen gegen den Soldatenſtand Beſchluß. am Mittwoch nachmittag aus der im erſten Stock⸗ bin Bekannt. werk eines Hauſes der Greifswalderſtraße belegene fa Amn nahm Wohnung ſeines Schwagers in Berlin durch ein f fenninis Fenſter in den Hof hinabgeſtürtzt. Der Lebensmüde Weng 7. Noven ſchlug mit dem Kopfe auf eine Steinſtufe und ver⸗ Bigermeiſtere letzte ſich den Schädel ſo ſtark, daß er beſinnungs⸗ A. Hube los liegen blieb und beim Aufnehmen nur noch ſehr ſchwache Lebenszeichen gab. Der Unglückliche wurde in das ſtädtiſche Krankenhaus befördert, woſelbſt er ebanntma nach Verlauf von kaum einer Stunde ſeinen ſchwe⸗ de Vermie ren Verwundungen erlag. A Berwiegt Schägen Tab wandten ſie die Geſichter nach dem Deutſchen und ſchüttelten wie verwundert die Köpfe. Da das Ge⸗ mach außer den drei Männern keinen Inwohner enthielt und der ſchläfrige Aufwärter an der Thür lehnte, war es natürlich ſehr ſtille darin. Als aber bald darauf ein großer Lärm aus einer benachbarten Oſterie hereinſchallte, getrauten ſich die Beiden lauter zu reden, denn der Fremde, den lärmenden Trinkern näher als ſie, konnte nun nicht füglich ihre Worte verſtehen. 5 „Wer mag das ſein?“ fragte der Eine, eine kleine, magere, äußerſt bewegliche Geſtalt; — „der lehnt ſchon ein paar Stunden ſo regungslos wie ein Steinbild auf ſeinem Sitze.“ 5 „Das ſollte Dir eben Antwort geben auf Deine Frage“, ſprach der Andere mit tieferer Stimme. „Weißt Du nicht, was das für Leute ſind mit den koloſſalen Knochen, den feiſten, offenen Geſichtern, die ſie ohne Larve aller Well zeigen, und dem grandioſen Phlegma, das ſie Tagelang in einer Situation verweilen läßt? Das ſind Deutſche, mein Luca, und eigentlich Barbaren ohne Grazie und feinen Weltton, aber ſtark und grob, wie ei⸗ chene Keulen, daher es gefährlich iſt, ſie zu reizen.“ „Gut, Suzzo“, ſagte der Kleine; „der iſt ein echter Deutſchmann, das ſieht man an dem Rauf⸗ degen, am gelben Haar, am blauen finſtern Auge und an den roten Wangen, die nur von der nor⸗ diſchen Soune erzeugt werden, aber nun möchte ich wiſſen, was das für ein Deutſchmann iſt, ob ein Student, ein Soldat, ein reicher Edelmann, ein Künſtler, ein Millionär oder ein Fürſt. Es iſt nicht bloß Neugier; Du weißt, was wir vorhaben, und ich habe ſchon geſehen, wie italieniſche Liſt ſolchen reichen ungelenken Galons von ihrem Gold⸗ ſegen mit beſter Manier geholfen hat. Das findet man in Rom, in Neapel, allerwegen. Heiliger Genaro, grün iſt die Hoffnung, und die Deutſchen ſind Liebhaber der grünen Farbe!“ „Nicht ſo voreilig, Luca, ich habe auch geſehen, daß deutſche Bären ihren Goldſegen durch ihre ei⸗ ſernen Fäuſte wieder errangen, und daß alle ge⸗ weihten Stilete von ihren Rippen abglitten, als wenn ſie ein Hemd von milaneſer Stahl trügen.“ „Gut, Suzzo, Deine Warnung ſchreib ich hinter's Ohr, aber ſiehe, dieſer Deutſche ſcheint mir ſo total verblüfft von dem nächtlichen Zauberſpiel Venedigs, ſo lammfromm und unbekannt mit ſeiner Stärke, daß ich's wagen will, mit ihm zu reden. Er vergißt ſogar ſeinen Becher Sorbetto auf ſeinem Tiſch, er iſt ganz bezaubert von dem, was er ſieht, und nicht müde wird zu ſehen.“ Nach dieſen Worten trat Luca zum Deutſchen und ſprach: „Mit Gunſt, Signore, Ihr ſeid ein Fremder und anher gekommen, das wunderbare Venedig mit ſeinen Schätzen und Prachtſzen kennen zu lernen. Es ſchwärmen viele Fremde in Venedig umher, die von Neugier getrieben, die Stadt, welche ein Gott gegründet, durchſtöbern, aber ein Volk ge⸗ nießt mit ſo tiefem Gefühl, mit ſo wahrhafter Be⸗ wunderung, als das dem Ihr angehört, Signore. Ich liebe dies Volk, denn ich habe glückliche Tage bei ihm verlebt und ſeit jener Zeit habe ich mir es zur Pflicht gemacht, mich der nordiſchen Fremd⸗ linge in Venedig anzunehmen. Ihr ſcheint ohne Gefährten, ohne einen Begleiter zu ſein, der, mit den Lokalitäten bekannt, Euch das Leben bei uns möglichſt angenehm machen kann; erlaubt, daß ich Euer Mentor, Cicerone ſein darf; Ihr ſollt nicht Urſache haben, es zu bereuen.“ N del. l. Wir n Fetſcen Ken been Abilsseuer⸗ N Sltafcht 18882 in in findige Nrpitgung 0 fait tete: Mit größter Zungenfertigkeit hatte der Italie ner geredet, der ſich für einen gebornen Venetianer angeſehen wiſſen wollte, aber ſeltſamer Weiſe ſprach er im ſiciliſchen Dialekt und verfiel ſogar einigemal in das Patois der italieniſchen Schweizer. Mit ſtarrem Blick hatte ihn während des Redens der Fremde gemeſſen, und als er ſchwieg, ſprach der Sandhoſn, zugleich Deutſche in reinem römiſchen Dialekt: „Ich danke 11 Saldtorf; Euch, Signore, für das Anerbieten, das mir ein kahl; Wallſta Wohin; Lade f 1 00 Schr dae 10 Saafenheim; Leut chen; Hohen ea; Weinheim . Qudenba krckes, aber gut gemeintes ſcheint. Ich bin nicht ſo einſam in Venedig, wie Ihr meint, und nicht unbekannt mit den hieſigen Zuſtänden. Ich erwarte hier meinen Begleiter, und aus langer Weile ſehe ich mir das närriſche Gewimmel da drüben an.“ Kaum hatte der Deutſche ausgeredet, ſo krat klirrenden Schrittes ein bärtiges Alter in's Zelt und verneigte ſich ehrerbietig vor dem jungen Mann. In dem Moment, als er den Mund zum Reden kunheim, den 1 öffnete, gewahrte er den Italiener, und da ſchien Großh. Haut es, als verſchlucke er eine ſehr devote Anrede, dann Daum ſagte er: „Ich habe Euch lange geſucht, Herr Graf, wenn es Euch beliebt, ſo gehen wir.“ Acel-Der „Ich bin bereit“, ſagte der junge Mann und 5. 17 h ſtand auf, ſeine hohe koloſſale Geſtalt, für die das Zelt zu niedrig ſchien, mit ſtolzer Haltung aus⸗ ſtreckend. Dann nickte er dem verſtummten Lueg zu und ſchritt am Arm des Alten hinaus. Gortſetzung folgt.) Wutz de Men Herm K. Nute nan den 14. Aanittags 2 2 n Wucht aft i 28 Marg 1 hen Jeitheſtand anbung, 7. 9. Bürgerm Ein Haar auf den Zähnen wiegt ta ſende auf dem Kopf. Redaktion, Druck und Verlag von Wucherer & Molito 1598 Ladenburg.