die beſondern Anträge der Kommiſſion in Erwägung zu ziehen. Eine größere Anzahl von Rednern hob die Vorzlige des neuen Entwurfs gegenüber unſerm jetzigen Geſangbuche hervor, doch wurde dabei an⸗ erkannt, daß man ſich keine Übereilung ſchuldig machen dürfe, und, um ein tüchtiges auf viele, viele Jahre hinaus dauerndes Buch zu Stande zu bringen, nochmals den Entwurf an eine Kommiſſion zur gründlichen Durchſicht verweiſen müſſe. Nach⸗ dem der Antrag Armbruſter's, welcher die Sache bis zur nächſten Generalſynode verſchoben wiſſen wollte, abgelehnt war, wurde folgender Antrag Lamey's angenommen: „In Erwägung, daß einerſeits der von dem Oberkirchenrat vorgelegte Entwurf eines neuen Ge⸗ ſangbuches dem vorhandenen Bedürfnis im Allge⸗ meinen in dankenswerter Weiſe entſpricht, daß aber andererſeits die Generalſynode nicht in der Lage iſt, während ihrer jetzigen Tagung denſelben ein⸗ gehend zu prüfen, zumal weſentliche Beſtandteile zur Vollendung des Ganzen fehlen, wolle die Sy⸗ node eine Kommiſſion von 5 Mitgliedern aus ihrer Mitte ernennen, welche im Einvernehmen mit dem Oberkirchenrat die Vorlage einer allſeitigen Durch⸗ ſicht zu unterwerfen und das Ergebnis nebſt Me⸗ lodieen und Choralbuch, ſowie einem Anhang von Gebeten der wieder einzuberufenden Synode zur entgiltigen Beſchlußfaſſung zu unterbreiten hat.“ Die Kommiſſionsanträge wurden größtenteils unverändert, einige mit geringen Abänderungen, beziehungsweiſe Zuſätzen angenommen. § 1. Die Zahl der Lieder des Entwurfs ſoll nicht vermehrt, ſondern, wenn möglich, noch etwas vermindert werden, ſofern der doppelte Zweck des Buches für Kirche und Haus dadurch nicht beein⸗ trächtigt wird. § 2. Bezüglich der Auswahl der Lieder ſoll unter thunlichſter Aufrechterhaltung der Überein⸗ ſtimmung mit dem bisherigen badiſchen Gebetbuch und mit dem neuen „Evangeliſchen Geſang⸗ und Gebetbuch für das deutſche Kriegsheer“ geprüft werden, ob nicht eine Anzahl älterer Lieder zu Gunſten neuerer ausgeſchieden werden ſolle. § 3. Bei der Feſtſtellung des Texies der Lie⸗ der ſoll von der urſprünglichen Geſtalt nur ſoweit abgewichen werden, als die Deutlichkeit und der Ge⸗ ſchmack unſerer Zeit in Form und Inhalt es dring⸗ end erheiſcht. § 4. Die Melodieen ſollen im Weſentlichen in der bisher allgemein üblichen Form, aber in einer wirklich ſingbaren Tonlage, jedem einzelnen Liede im Geſangbuche beigedruckt, dagegen in dem Choral⸗ buch in allen denjenigen Fällen, wo im Laufe der Zeit eine Entartung des Rhythmus ſtattgefunden —. hat, die urſprüngliche (ſogenannte rhytmiſche) Geſtalt als Parahlele zur Erleichterung allmähliger Einbür⸗ gerung und zum fakulativen Gebrauche nach Wunſch der einzelnen Gemeinden hinzugefligt werden. Ne⸗ ben der Ausgabe des Geſangbuchs mit Melodieen iſt eine ſolche ohne dieſelben zu veranſtalten, mit dem Zuſatze Helbing's: es möge die hohe Kir⸗ chenbehörde im Einvernehmen mit der Kommiſſion und zwar ſofort noch der Tagung zwei Fachmänner mit Ausarbeitung des Choralbuches beauftragen, welche ihre Arbeit zur weitern Behandlung der Kommiſſion vorzulegen haben. § 5. Die Einteilung des Buches und die Nennung des Verfaſſers am Schluſſe jedes Liedes werden gutgeheißen. Im Anhang wird ein Ver⸗ zeichnis ſämtlicher Liederdichter mit Hinzuſetzung der von ihnen verfaßten Nummern gewünſcht. § 6. Als ſelbſtverſtändlich wird betrachtet, daß die Einführung des neuen Geſangbuches nur all⸗ mählig und überhaupt in der Weiſe vollzogen wird; die Beſchlußfaſſung hierüber iſt aber der zu beru⸗ fenden Synode zu überlaſſen. Hiernach hätten wir von der wahrſcheinlich Ende künftiger Woche vertagt werdenden Synode in der zweiten Tagung im nächſten oder übernächſten Jahre ein neues Geſangbuch zu erwarten, welches den beſten, in andern Landeskirchen im Gebrauche beſindlichen, rühmlich an die Seite geſtellt werden dürfte. * Ladenburg, 14. Okt. In unſerm Nach⸗ barorte Neckarhauſen feierten geſtern die Chriſtoph Merkelſchen Eheleute die goldene Hochzeit. Der Ju⸗ bilar im Alter von 75 Jahren und ſeine Ehefrau Katharina Merkel im Alter von 73 Jahren, er⸗ freuen ſich noch einer guten Geſundheit. Aus Nah und Fern waren die Angehörigen und Verwandten herbeigeeilt, um mit dem Jubelpaare, das große u. ſeltene Glück zu teilen. — Durlach, 11. Okt. Ein Mädchen aus Grötzingen, welches als Arbeiterin geſtern erſt in die Stärke⸗Fabrik eingeſtellt wurde, geriet aus Un⸗ vorſichtigkeit, oder mehr aus Unkenntnis, in eine in voller Thätigkeit befindliche Trans miſſionswelle, welche vom erſten in den zweiten Stock führt, wurde von derſelben erfaßt und bis zur Unkenntlichkeit zer⸗ quetſcht. 5 — Leipzig, 10. Okt. In dem Hochver⸗ ratsprozeß wurden Brender, Pechmann, Kriſtopeit, Baum, Chriſt und Jakobi vernommen. Die drei erſteren geſtanden, die „Freiheit“ und die „Revolu⸗ tionäre Sozial⸗Demokratie“ verbreitet zu haben. Sie leugneten aber, daß geheime Gruppen zum Zweck eines gewaltſamen Umſturzes verbunden ſeien. Die Vereinigung ſei nur zum Zwecke des Geldſammelns für ausgewieſene Sozialiſten geſchehen. Baum und und Chriſt lehnten jede Mitſchuld ab. Jakob ing weitgehende Zugeſtändniſſe. — Wiesbaden, 9. Okt. Die eleki Eiſenbahn, welche auf den Neroberg geführt wer ſoll, iſt bereits in Angriff genommen. Der Un nehmer, Herr Jobſt, hat mit der Vermeſſung Strecke Kolonaden⸗Kapellenſtraße⸗Neroberg begon Das Nivellement und die Vorarbeiten werden d hieſige Kräfte ausgeführt. — Rom, 11. Okt. Hier eingetroffene ger aus der argentiniſchen Repubilk überreichten 9. Oktober dem Papſte 25,000 Peſos fuertos. — Stockholm, 10. Okt. Der Brand d Theaters iſt gelöſcht. Die Bühne und der Sag gerettet. An Garderobe und anderen Gegenſte ging ſehr viel verloren. Die Vorſtellungen ſind mehrere Monate unterbrochen. — (Der Tag der Rache.) Mr. N., ein Kauf mann in Paris, hatte ſeine Frau mehrmals durch geprügelt. Am 4. d. kam N. von einer Nee müde nach Hauſe, legte ſich zu Bette und ſchlief ſofort ein. Dieſen Umſtand benützte die Ehefrau, den Schlummerden in das Leintuch einzunähen, er griff hierauf einen Beſenſtiel und ſchlug den Halls; herrn trotz ſeines wütenden Geſchreies auf das gr barmungsloſeſte. Dann verließ ſie die eheliche Wohn, ung und begab ſich zu ihren Vewandten. Den ſchwer Getroffenen gelang es nach langer Anſtreng, ung, das leinene Gefängnis zu zerreißen, und an nächſten Morgen begab er ſich zu Gericht, um die Scheidungsklage zu überreichen. — (Eine orginelle Verfügung) hat in Nez ſtadt (Amts Nennerod) der Gemeinderat erlaſſen, Derſelbe hat nämlich durch die Schelle bekannt machen laſſen, daß der Name jedes Bewohners bog Neuſtadt, welcher bis zum 15. Okt. ſeine Kommu⸗ nal⸗Umlagen nicht entrichtet habe, in den Wit, ſchaftslokalitäten des Ortes öffentlich angeſchlagen werde. Außerdem ſoll den Wirten bei Strafe von drei Mark verboten ſein, den genannten Sünder geiſtige Getränke zu verabreichen. — (Ein gekröntes Haupt.) Der König Ab⸗ bergut von Dahomeh wird, wie die „St. Pet. W. berichtet, in nächſter Zeit ruſſiſcher Gaſt ſein. „Der⸗ ſelbe hat einen ungewöhnlich großen Kopf und ſeht lange Finger (die ihm bis an die Waden herab⸗ hängen), wobei er ſelbſt ſehr klein von Geſtalt iſt, Er trägt vorherrſchend rote Kleidung. In ſeinem Königreiche iſt er ſehr beſchäftigt, er iſt Steuerein⸗ nehmer, Richter und Henker zugleich und beſorgt außerdem die Geſchäfle eines Juſtiz⸗ und Finanz miniſters. Vor Kurzem noch — es ſind höͤchſtens 2 Jahre her — nährte ſich dieſer ſo thätige König von Menſchenfleiſch, jetzt aber hat er dieſes gaz aufgegeben.“ blick ins Gedächtnis prägen; noch einmal wollte ſie beten am Grabe der Mutter! Beflügelten Schrittes eilte ſie dorthin und die ö Macht der Eingebung ſtählte ihren Mut und er⸗ 15 höhte ihre Kräfte, ſo daß ſie, als ſich der Abend auf die Erde gelagert hatte, in der Heimat ange⸗ langt war. Niemand hatte ſie bis jetzt bemerkt, und Selma wollte auch nicht, daß ſie von Jemand geſehen wurde; ſtill, wie ſie gekommen, wollte ſie ſich wieder ent⸗ fernen. Jetzt ſtand ſie, wie einſt Walther, als er aus der Ferne zurückkehrte, vor dem Portale des Eltern⸗ hauſes. Aber mit Schrecken erinnerte ſie ſich jetzt der Mitteilung des Arztes, daß das Gut niche mehr ihrem Vater gehöre, ein anderer war Beſitzer des⸗ ſelben und ſie — war eine Fremde, die nicht be⸗ rechtigt war, ferner dieſen Boden zu betreten. 5 Unendlichen Schmerz hatte dieſe Erinnerung ihr verurſacht und ſie wandte ſich ab und weinte! ber von dem Heiligſten, — der Ruheſtätte ihrer utter, — konnte man ſie nicht verdrängen. Dort⸗ nu eilte Selma und ſie ſank bei dem Grabe nieder m zu weinen über den Verluſt der Heimat, der ltern und — den Geliebten! 5 Und wie damals, ſo vernahm ſie auch dies⸗ mal wieder Worte des Troſtes, welche eine wohl⸗ bekannte Stimme ihr zuflüſterte: 3 „O weine nicht! Gott hörte Deine Bitte, Er führte Dich zurück in's Heimathaus; Und wenn es Dich an meinem Herzen litte, So weine Deinen Kummer daran aus! Siehſt Du der Abendſonne gold'nes Blinken, Wie ſich ihr Glanz durch düſt're Wolken bricht? Er will ſich auch in Deine Seele ſenken; N Und der Lebensbaum auf der Totenſtätte ſenkte eine Zweige unter der ſanften Berührung des Abendwindes wie zur Begrüßung von zwei Herzen Erſchließ Dich ihm, mein Lieb, und weine nicht!“ die ſich nach langen Kämpfen endlich gefunden. Der goldene Mond beleuchtete einen Verſöhnung und Friede, Glück, Liebe und Leben athmenden Bund am Grabe der Mutter! Walther und Selma hatten ſich gefunden und eine überaus glückliche Ehe belohnte ſie für die traurige Vergangenheit, welche ſie durchlebt hatten. Es waren bereits 11, Jahre darüber vergangen, daß vor dem Altar ihre Hände ſegnend von dem Prieſter in einander gelegt waren. Aber ein dunkler Punkt verblieb immer noch, welcher ab und zu Thränen in die Augen Selma's lockte und dieſer war — das Andenken an den Vater. Sie hegte keinen Groll gegen ihn und wäre eine ſchlechte Tochter geweſen, wenn ſie in ihrem Glücke nicht ſeiner gedacht hätte. So ſtand ſie eines abends an dem Fenſter ihres Gemachs und blickte ſinnend hinaus die win⸗ terliche Landſchaft. Der Sturm heulte unheimlich durch die entblätterten Bäume, die ihr jetzt die Fernſicht bis zu der nahen Dorfſtraße geſtatteten. Da gewahrte ſie plötzlich eine in Lumpen ge⸗ hüllte Bettlergeſtalt, welche ſich mühſam die Dorf⸗ ſtraße hinaufſchleppte. Der Fremde ſuchte ſich faſt ängſtlich den Blicken Neugieriger zu entziehen, ſeine Züge konnte Selma nicht erkennen, nur die Geſtalt, der Gang und die Haltung waren erſchreckend ähn⸗ lich denen — ihres Vaters! Der Bettler war längſt vorüber und Selma lehnte die brennenden Stirn an die kalten Scheiben, während ſich eine ſtille Thräne über ihre Wangen ſtahl. „Er kann es nicht ſen,“ ſagte ſie leiſe, „es iſt nicht möglich, daß ihn das Schickſal ſo ſchwer betroffen haben kann!“ Und dennoch, trotzdem Walther ihr über das Vergangene die beruhigendſte Erklärung gegeben, [der Mutter! konnte ſie doch die bangen Zweifel nicht 155 0 Redaktion, Druck und Verlag von Wucherer & Molflo nd ge⸗ welche wiederholt ihre Seele beſchlichen. rade in dieſem Augenblick, wo ſie den Bettler ge ſehen, nährte ſie dieſe Zweifel mehr denn je. Da trat Walther in das Zimmer und der beſorgte Gatte ſah, daß Selma geweint hatte. G zog ſie in ſeine Arme und küßte ihr die Thränen von den Wimpern. „Du haſt wieder gewein Selma! willſt Du mir nicht den Grund Deine Kummers nennen? Fürchteſt Du die Stunde, i welcher uns Gott den Engel ſchenken wird der daz Glück unſerer Liebe erhöhen ſoll — — 7 Tub Dich, Gott wird Dir die ſchwere Stunde überwiſ den laſſen!“ „Daran dachte ich jetzt nicht, Walthet!, hauchte ſie leiſe, „mir war's, als ob ich den Bat geſehen hätte!“ Walther wollte eben eine troͤſtende Erwiderung geben, als ein Bauernburſche keuchend init den Worten in das Gemach ſtürzte: „Ach Herr Bron, kommen Sie doch ſchnell hinaus, dort auf den Kirchhof iſt eben ein Monn umgeſunken, glaube, es iſt Herr Wernheim!“ Walther hielt ſeine erbleichende Gattin ei fangen, die einer Ohnmacht nahe war; ihre Ahnung hatte ſich beſtätigt, es war ihr Vater! Selma hatte ſich jedoch bald von heit Schrecken erholt und ſie beſtand darauf, ien Gatten nach dem Schauplatz des traurigen Erh niſſes zu folgen. Dieſe ſchwere Stunde ſollte die letzte in dei ſonſt ſo glücklichen Eheleben der beiden Gakten het den, denn als ſie auf dem Gottesacker angela waren, fanden ſie bereits eine Leiche. Der a Wohlleben gewohnte Wernheim war als Belle untergegangen, — ſein Vergehen war geſühnt! Und ſeiner überlebenden Tochter wurde die kalle Pflicht, ihm die Augen zuzudrücken am Gg ä Ladenburg. il ihre gedung . ren 1 hben. 1 1 Jertbibungeſe Aue Ente %% bon 147 1 Mis. abgeha aun, Denſherrſcha 1 d ih bmg U ngelnüßigen d , g denburg, Mig Out A. Hub 1 Hario liefen Ar. 3460. Die Zentner Eßl Aſth) füt das lat Wienhaus dahiet, f. uin Submiſſion uu; deßfalſige A 5 lag den 21 nachmittags den 10 * — Manntu Geſuche dus dem G. Jahr 1881 dals. Nach! Aan Maunhe * Lögl ſind die ahachen. Ai geſuche ſo nt duſtelung d. aur, Enlönme ee Jebält 1 ingheſpndete au 10 und Alter et an and mit entf M machen dies Match belan Vibung, den nt H Y. Zu per Line Vohrung 15 aus 2— ſcher, Hola u 1882 J d