ricsheimer Ameiger. gallgemeiner Aenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. Poſtproviſion. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 D. 20 Pf. mit ickuſtrirtem Anuterhaltungsblatt 1 af. 70 Pf. excl. a Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ baltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende kel. Nabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen 28 ehmen Inſerate für uns an. i k. 5 ner r. 76. Mittwoch, den 21. September 1881 Betrage An dem herrlichen Doppelfeſte, welches heute Von des Schwarzwalds Höhen ſtrahlt Hohe Luſt am Schönen, Guten, 7 ac . Längſt Badenia ſich freute A Auf des Doppelfeſtes Glanz, . 5 9 Das dem Fürſtenhauſe heute, ler 5 1 Wob des Glückes ſchönſten Kranz; f 8 13 Von des Rheines Silberfluten, 9 on * Das in dieſem Feſt ſich malt. goder 0 Von des Bodenſees Geſtaden s nebſt 1 Bis zum Maine Wonne trinkt . 5 1 Jedes Herz, das ſo mit Gnaden . A Himmels ſegen reich uns blinkt; che und des Dankes Blicke wallen 2 Zu des Höchſten Thron empor, 5 0 . Und aus voller Bruſt erſchallen . Läßt die Lieder Chor um Chor. . Was in Liebe ſich geſchworen 5 Einſt das edle Fürſtenpaar, 5 Heute wird es neu geboren, Strahlt in Treue rein und wahr Fünfundzwanzig Jahreskreiſe Zeigen ſich erfüllt von Glück, Und Erinnerung laut und leiſe 20. Septenber Was da ward an Heil und Segen Edlem Elternpaar ſo reich, Auf der Tochter neuen Wegen Leucht' es heut' und immer gleich; Wenn ihr Herz im hohen Norden Neue Herzensliebe fand, Oft von fernen Meeresborden Denk' es an das Vaterland! Die Erinnerung, die frohe, An die ſchöne Jugendzeit Holte wach die heilige Lohe, Die das Leben recht uns weiht; Wie der Eltern edlem Bunde Wonne ward und Glück und Heil, So dem jungen Paar zur Stu Mögen werden ſie zu Teil! An des Altars heiligen Stufen, Guſtav und Viktorin, Friedrich und Luiſe rufen Euch zum Bunde, ſind Euch nah; Und gleichwie der Jahre Reigen Ihre Lieb' und Treue lohnt, Mög' auch Euch ſich gnädig zeigen Der in ewigem Lichte thront! unſer Fürſtenhaus feiert, nimmt das badiſche Volk freudigen Herzens teil. In dankbarer Erinnerung daran, daß an der Spitze unſeres Landes ein Re⸗ gent ſteht, der ſeinen Thron mit Herrſcherthatkraft, Weisheit und Gerechtigkeit ſchmückt, und daß ihm eine Gattin an die Seite geſtellt iſt, die ſich aus⸗ zeichnet durch häuslichen Sinn, Einfachheit, Herab⸗ laſſenheit, Herzensgüte und wahre Frömmigkeit, jauchzt unſer Volk: Laſſet am feſtlichen Tage die Jubel erſchallen, Schön iſt dem Fürſten das Los und der Fürſtin gefallen, Lieblich und klar endet ihr ſilbernes Jahr, Freudigſt begrüßt von uns Allen! Von Dankbarkeit erfüllt ſind auch die Herzen des Jubelpaares ſelbſt, darüber, daß ein Jedes im Andern das, was es geſucht, gefunden hat: ein Herz voll Liebe und Hingebung, und daß ihnen Kinder geſchenkt wurden, welche, in trefflicher Er⸗ ziehung herangewachſen, die Stellung, die ſie in der Zukunft Tage im Leben einzunehmen haben, mit Ehren ausfüllen werden. Möge Gott über unſern Jubelgatten und allen Gliedern unſeres Fürſtenhauſes auch fernerhin ſegnend walten! Mit dieſem Wunſche feiern wir auch den Bund, der in derſelben Stunde, in welcher der 25jährige treue Herzensbund der Eltern geſegnet wird, an demſelben Altare zwiſchen ihrer einzigen lieblich erblühten Tochter, der Enkelin unſeres deutſchen Heldenkaiſers, und einem trefflichen Sproſſen des nordiſchen Königs⸗ geſchlechtes geſchloſſen wird. Was dieſer aus dem badiſchen Fürſtenhauſe mit ſich nimmt, wird auch ſeinem Lande zur Zierde und zum Segen gereichen, und die herrlichen Tugenden, welche unſere geliebte Viktoria aus dem Elternhauſe mit ſich bringt, wird ihr raſch die Herzen des Volkes ihrer neuen Heimat gewinnen. Am Grabe der utter. Erzählung von Paul Bötticher. Alle Rechte behalten, Reichs⸗Geſetz vom 1. Juni 1870. 1 Fortſetzung.) a N Ren 7 Aber noch ein zweiter Beweggrund führte mich zu dieſen Enthüllungen: Ich ſah Dich und auch die Tochter Wernheims heranwachſen und durfte nich freuen an Euren lindlich frohen Spielen; ich ah Euch dem ernſteren Alter entgegenre en und bemerkte, wie die Liebe in Eure Herzen eingezogen 5 var; ich ſah den bekümmerten Abſchied, wilchen ber u von ihr nahmſt, als Du in die Ferne gingſt 50 ind ſah in ihren Augen die ſtillen Zähren der abweſend warſt. Sollte ich Sehnſucht, als Du Mußte ich nicht Augen und lich getäuſcht haben? 01 Hände über Euch offen halten? Mußte ich nicht en ürchten, daß Wernheim, dem Du ein Dorn im Auge warſt, Dir die Hand ſeiner Tochter verſagen 5 öune? 10 Dtesphalb drückte ich Dir die Waffe in die Hand, in damit Du Dich ihrer bedienſt, im Fall meine Be⸗ ürchtungen eintreffen ſollteun. Ich bin überzeugt, Wernheim wird ſich Deiner bloßen Warnung beugen, imſomehr, als Deine Lebensſtellung und äußeren Verhältniſſe ſeinem Stande mehr als angemeſſen ſind und, was Du vor ihm voraus haſt, Dein bis⸗ heriges Leben ein tadelloſes iſt. Aber ich bitte Dich flehentlich, dieſe Waffe nicht als Rache gegen Wernheim zu benutzen, denn obgleich er es verdient hätte, ſo mußt Du ihn dennoch ſchonen aus Rückſicht für andere Unſchuldige, die Du ebenfalls verwunden könnteſt. Wernheim ſowohl wie der noch lebende Drenker werden dem Gericht Gottes nicht entgehen, ſo gut wie ich auch. Mag jedoch Gottes Richterſpruch noch ſo ſtrenge für mich ausfallen, ich werde es dennoch nicht un⸗ terlaſſen, bei ihm für Dich zu bitten und ihn um Dein ferneres Wohlergehen anzuflehen. Dies ver⸗ ſpricht Dir und bittet um ein ſtilles Gedenken Hermann Brandt.“ Die Leſerin war ſchon lange mit dem Inhalt des Schreibens zu Ende und noch immer ſaß ſie regungslos auf demſelben Platz; das verhängnisvolle Dokument lag vor ihr auf dem Tiſch, deſſen Schrift⸗ züge ihr wie ein Geſpenſt der Hölle entgegenſtarrte. Erſt allmälig kehrten ihre Gedanken in die Wirklichkeit zurück. Die Lektüre, welche ſie eben ſo ſpannend zu feſſeln gewußt, war ja nicht nur et⸗ was Romanhaftes, Erdichtetes, ſondern es war die einfache wahrhaftige Darlegung von Thatſachen, die ſie — zur Tochter eines Verbrechers ſtem⸗ belten. i Die Tochter eines Verbrechers! Mit wahrhaft vernichtender Gewalt drang dieſe Erkenntnis auf Selma ein. Sie bedeckte die brennende Stirn mit der kleinen Hand, als gelte es, ein von ihrem Vater ererbtes Kainszeichen vor dem eigenen Schat⸗ ten, der ſich geſpenſtig an der Wand ihres Ge⸗ maches wiederſpiegelte, zu verbergen. Ihre Einbildungskraft verſtieg ſich ſoweit, daß ſie die große Sündenſchuld ihres Vaters mit der plötzlichen Abreiſe Walthers in Verbindung brachte. „Jetzt“, ſagte ſie, „weiß ich, warum Walther mich ohne Abſchied verließ: Er hat das Dokument ge⸗ leſen und will nichts gemein haben mit der Tochter des Verbrechers, mit dem Kinde desjenigen, der ihm das heiligſte Gut, die Eltern, zu Grunde ge⸗ richtet und in die Gruft getrieben hat! Er ver⸗ achtet mich! o, wie das ſchmerzt!“ ſagte ſie wei⸗ nend, indem ſie beide Hände auf die krampfgeſchnürte Bruſt preßte; „könnte ich mit meinem Herzblut die Ehre des Vaters rein waſchen, um ſeiner Verach ⸗ tung zu entgehen! Aber nein, ich bin gezwungen zu ertragen und — zu entſagen!“ „Entſagen? Nie, nie!“ rang es ſich mit auf⸗ wallender Leidenſchaft von ihren Lippen. „Er kann mich verachten, verbannen aus ſeiner Nähe, aber meine Liebe wird ihm nacheilen, wo er auch weilt und wohin er ſich wendet. Ich habe mich ihm verlobt und keinem Andern wird mein Herz gehören, ſollte er mich auch verſtoßen und wäre ich verur⸗ teilt, auf ewig von ihm getrennt zu ſeinn ?