Appell verſammelt war, kam ein Gefährt von Eu⸗ ugen her in die Stadt. Das Pferd ſcheute und auſte im Galopp heran. Die Soldaten ſtoben useinander, doch trugen mehrere leichte Verletzungen davon, ein Mann mußte ſogar hinweggetragen werden. Der eine Inſaſſe des Fuhrwerks ſtürzte herab und geriet ſo unglücklich in ein Rad, das ihm ein Bein abgeriſſen wurde. — Lahr, 24. Aug. Heute vollendet der zweitälteſte Bürger unſerer Stadt ſein 90. Lebens⸗ jahr, nämlich Herr Joh. Heinrich Geiger, der vor⸗ malige Beſitzer der weltbekannten Verlagsfirma des „Lahrer Hinkenden Boten“. — Überlingen, 18. Aug. Die hieſige höhere Tochterſchule ſoll mit der höheren Bürger⸗ ſchule bereinigt werden. Die Genehmigung des Oberſchulrats iſt bereits erfolgt. Beide Schulen ſind ſchwach beſucht und daher eine Vereinigung wohl am Platze. — „Eberſtein“ iſt das Feſtſpiel betitelt, welches Intendant v. Puttlitz für den 20. Septem⸗ ber (Vermählung der Prinzeſſin von Baden) ver⸗ faßt hat. — Mühlhauſen i. E., 19. Aug. Ein 22 Jahre alter Fabrikarbeiter (Ernährer ſeiner alten Mutter) wurde auf einem Spaziergang von ſeinem Nebenbuhler, einem 18jährigen Metzgerburſchen, mit einem Meſſer derart in die Bruſt geſtochen, daß er ſofort tot niederſank. Als die Polizei den Thäter in ſeiner Wohnung verhaften wollte, ſchnitt ſich dieſer mit demſelben Meſſer den Hals durch und war wenige Stunden darauf eine Leiche. — Die Hauptverſammlung des Guſtav⸗Adolf⸗ Vereins, welche dieſer Tage in Dortmund ſtattfand, hat der evangeliſchen Gemeinde des elſäſſiſchen Städchens Erſtein eine Liebesgabe von 4500 zu⸗ gewieſen. — Aus Breslau wird gemeldet: In der Umgegend von Ohlau wütete am Sonntag ein organartiger Sturm Eine Windhoſe warf nach⸗ mittags um 6 Uhr in Ohlau beide Kuppeln der evangeliſchen Kirche auf dem Marktplatz herunter, glücklicherweiſe iſt Niemand verletzt. Die Verwüfſt⸗ ungen an Häuſern, Bäumen und Zäunen find un⸗ geheure. Die Telegraphenleiſtungen ſind unterbrochen. — Aus Landau wird uns unterm 22. Aug. geſchrieben: In dem bei Annweiler gelegenen Wald⸗ dorfe Hofſtetten trug ſich geſtern morgen ein ſchrecklicher Unglücksfall zu. Zwei Söhne der Fa⸗ milie Curſchmann in Pirmaſens, im Alter von 16 und 10 Jahren, befanden ſich ſeit vorgeſtern hier auf Beſuch bei ihrem Onkel, dem Föͤrſter Philipp Knecht, und ſchliefen in einem Zimmer, wo der Gewehrſchrank deſſelben ſich befand. Trotzdem der Onkel den Beiden auf's Schärfſte unterſagt hatte, irgend ein Gewehr anzurühren, machten die Kinder kurz nach dem Aufſtehen ſich mit denſelben zu ſchaf⸗ fen; der Altere nahm ein Doppelgewehr, legte es zum Scherz auf ſeinen Bruder an, drückte los und kötlich getroffen ſtürzte der Letztere zu Boden. Ehe Hilfe erſchien, war er bereits verſchieden. Als der unglückliche Thäter zur Beſinnung gekommen und eingeſehen, was er angerichtet, geriet er in den Zuſtand der grenzenloſen Verzweiflung und hat man nach den vorhandenen Anzeichen alle Urſache, um ſeinen Verſtand zu bangen. — Auf dem Rothſchild'ſchen Karolinen⸗Schacht im Oſtrauer Kohlenrevier iſt am 18. d., nachmit⸗ tags 5 Uhr, in der Grube durch Fahrläſſigkeit eines Zimmerhäuers Feuer entſtanden. Die Belegſchaft, circa 200 Mann, iſt bis auf ſechzehn gerettet, von denen hoffentlich nicht alle erſtickt ſein werden. Von 16 Pferden, die unten zu Schlepperdienſten ver⸗ wendet wurden, ſind zehn tot. Der Wärter der Pferde iſt ebenfalls erſtickt. — (Die Ott'ſchen Millionen.) Das k. k. Wiener Oßerlandesgericht hat, wie bereits mitgeteilt, die zur Ott'chen Verlaſſenſchaft eingebrachten Erb⸗ erklärungen unter Abänderung des Beſcheides der erſten Inſtanz dahin erledigt, daß das Landesgericht Wien als Verlaſſenſchaftsbehörde angewieſen wurde, ſämtliche Erbanſprecher mit Ausſchluß der Finanz⸗ prokuratur bei einer anzuordnenden Tagſatzung zu vernehmen und je nach Maßgabe dieſer Vernehmung zu entſcheiden, welche dieſer Erbkandidaten gegen die anderen als Kläger aufzutreten haben. Das oberſte Tribunal hat in Erledigung der Rekurſe die Entſcheidung des Wiener Oberlandesgerichts vollin⸗ haltlich beſtätigt. Nun kann der friſche und fröh⸗ liche Streit der Parteien beginnen; glücklich derjenige von den Erben, dem es beſchieden, den Ausgang dieſer ſchwierigen Prozeſſe, deren Ende kaum abzu⸗ ſehen iſt, zu erleben. — Genf, 18. Aug. In Coppet wurden be⸗ reits Käufe von „1881er Lacote“ zu 55 Ets. der Liter abgeſchloſſen. In Lacote rechnet man auf einen mittleren Ertrag von guter Qualität. Sehr ſchön ſtehen die Trauben in der Gegend von Au⸗ bonne, während dieſelben bei Nyon durch die lange Trockenheit etwas gelitten haben. — Wie aus Remagen gemeldet wird, iſt nach amtlicher Feſtſtellung ein 4 Morgen großer Wein⸗ berg der Gemeinde Heimershain von der Reblaus ergriffen. f — Der Kunſtreiter Franz Renz — bekanntlich ein Neffe des Direktors E. Renz und ein Bruder von Kätchen Renz — über deſſen Ein⸗ lieferung in die Irrenſtation der neuen Charite wir berichteten, iſt dort von den Arzten für unheil⸗ bar erklärt worden, ſo daß eine Überführung nach der ſtädtiſchen Irren⸗Verpflegungsanſtalt in Dalldorf nunmehr bewirkt werden wird. — Eine neue Barbara Übryck iſt der Staats⸗ bürger Zeitung zufolge in dem bekannten Vergnüg⸗ i Wu 1 ungsort „Ne 197 e entdeckt. Erdarbeiter ſollen dort in einem elende r. 29 kellerartigen Verſteck ein 28jähriges Mädchen doncts Lumpen halb verhungert und vertſert aufgefunden 1 da und von ihrer Entdeckung der Behörde Anzeige g um macht haben. Zu ihrer Entſchuldigung geben die m Hausb unmenſchlichen Angehörigen der Bedauernswerten ag d erſchan daß dieſe geiſteskrank ſei und an Tobſucht leide un 9 05 ſobald ſie aus ihrem gräßlich von Schmutz Unrat ſtarrenden Kerker herausgelaſſen werde, all entzwei ſchlage. Es ſind ſofort die nötigen Scheit angeordnet, um der Unglücklichen ein menſchenwz diges Daſein zu verſchaffen. Dieutſches Jamilienblatt. Vierteljährlich 1 Mk. 60 Pfg. In Heften zu 30 b. 50 ff Verlag von J. H. Schorer in Berlin. „Dies für Deinen Ungehorſam, Du ungera⸗ tenes Kind,“ ſagte Wernheim in größter Aufwallung, „erſt jetzt ſehe ich ein, wie Unrecht ich that, Dich allein der Erziehung Deiner Mutter zu überlaſſen. Wenn Du nicht willſt, ſo werde ich Dich zwingen, meinem Willen zu gehorchen, oder meinſt Du, daß ich dazu nicht die Macht in Händen habe? Oder“ — fügte er ſpöttiſch hinzu — „wollteſt Du viel⸗ leicht darauf hindeuten, daß Du binnen kurzem mündig ſeieſt? Gut, wenn das iſt, ſo werde ich Dir kein Hindernis in den Weg legen, aber Du darfſt nicht glauben, daß Du noch einen Vater haſt, wie ich mich an den Gedanken gewöhnen werde, keine Tochter zu haben.“ Wernheim erwartete jetzt eine Antwort von ſeiner Tochter, die, halb ohnmächtig, erſchreckend bleich an der Wand zurückgelehnt ſtand. Doch er täuſchte ſich. Als ſich Selma einigermaßen von dem jähen Schreck erholt hatte, die ihr durch dieſe Behandlungsweiſe verurſacht war, wandte ſie ſich wortlos, mit den Händen die roten Farben der Mißhandlung auf dem ſchönen Antlitz bedeckend, dem Ausgange des Gemaches zu und begab ſich auf ihr Zimmer. Sie hatte nicht mehr gehört, wie ihre Geſellſchafterin gleich nach ihrer Entfernung bei ihrem Vater eingetreten war, ahnte auch nicht, daß dieſe den ganzen Vorgang auf dem Korridor mit angehört hat. Die Löhr wußte ſich die unbefangendſte Miene von der Welt zu geben, mit der ſie dor dem noch immer vor Wut zitternden Wernheim hintrat. „Du ſcheinſt ſehr mißgeſtimmt und aufgeregt zu ſein, lieber Wernheim; iſt Dir etwas Unange⸗ nehmes begegnet?“ Wernheim fuhr ſich langſam mit der Hand über die Augen, als hätte er einen böſen Traum gehabt; erſt jetzt erinnerte er ſich ſeiner vorſchnellen und ungerechten Handlungsweiſe. Jedoch hatte er ſich bald mit einem gewiſſen Gleichmut über dieſe Affaire hinweggeſetzt und er vermochte ſogar zu lächeln, als er erwiederte: „O, es iſt nichts, was Dich beunruhigen könnte; ich bin ein Thor, daß ich mich wegen diefer Sache überhaupt alteriere. Ich hatte ſoeben einen unangenehmen Auftritt mit Selma wegen ihres Verhältniſſes zu dem jungen Brandt und da gab es harte Worte.“ Er verſchwieg dabei vorſichtig, was Lina längſt gewußt, nämlich daß er ſogar ſeine Hand gegen Selma erhoben hatte. Lina wußte eine gut geheuchelte Betrübnis zur Schau zu tragen und entgegnete ſeufzend: „Ich habe mir die Zukunft ſchöner ausgemalt, als ſie zu werden verſpricht. Wenn ich nur wüßte, wie aus dieſem Labyrint der Sorgen und Zweifel ein Ausweg zu finden ſei und wie ich Selma eine beſſere berzeugung von mir beibringen könnte. Anderer⸗ ſeits möchte ich auch nicht weiter in Dich dringen, Selma Deine Einwilligung zu dieſer Verbindung zu geben, denn nach dem, was Du über den jungen Mann in Erfahrung gebracht, hätte Deine Tochter wenig Ausſicht auf eine glückliche Zukunft und es würden mich dann nicht nur Deine, ſondern auch Selmas Vorwürfe treffen.“ „Nun,“ ſagte er, „darüber darfſt Du Dir keinen Kummer machen, und ich will Sorge tragen, daß uns dieſe Angelegenheit nicht länger belästigen ſoll. Wer nicht hören will, muß fühlen! Will ſie uns durchaus nicht begleiten, ſo ſoll ſie hier bleiben; jedoch werde ich nicht zugeben, daß auch der junge Ladenbu — Be Angeſichts des bevorſtehenden Quartalwechſels wolle Die l. wir nicht unterlaſſen, unſere Leſer wiederholt auf de lung it „Deutſche Familienblatt“ aufmerkſam zu machen, das i ft 1 9 raſchen Fluge die Herzen unſerer Leſerwelt ſich erobert ha mit einer und in ſeinem Bilderteile mit glücklichem Gelingen beſtre ſchſkt wer iſt, das Volkstümliche im Rahmen der Kunſt zu biete Fandwwirtſ Die uns vorliegenden letzten Nummern 30 bis 32 (in 9 * mit Oktober den neuen Jahrgang beginnenden 14 kägig vonn, f 30 Pf.⸗Heftausgabe entſprechen den genannten Numme Wir ö die Nr. 43 bis 45) bezüglich ihres reichen Inhalts nihen] baumbeſitz zu detaillieren, geſtattet uns leider der Raum nicht. N deen 4 das allerwichtigſte! Zunächſt brachten ſie den Schluß d 11 0 mit titaniſcher Kraft geſchriebenen ſpannenden Romg deſes Mehalah, ferner die humoriſtiſche Novelle „Der Sange J wollen bruder“ von K. Heigel und endlich den Beginn der ai] Belreten mutigen Erzählung „Hedwig“, deren Verfaſſer, He ink nehmen Seidel, uns ſchon früher durch ſeine köſtliche Novelle „d 1 Schleppe“, ſowie durch den originellen „Leberecht Hühnche etteilen. erfreute und außerdem in Nr. 30 mit dem lieblichen Id Ladenbt „Im Kornfeld“ vertreten iſt. Von dem übrigen textlich Inhalte ſeien hervorgehoben: Kuſchmanns friſche bildergeſchmückte Schilderung des jüngſt in Rothenburg der Tauber veranſtalteten Feſtſpiels, Laſſſens Artikel lb 55 Madagaskar, des berühmten Dramatikers Albert Lindne U Notizen über Shakeſpeare's Handſchrift mit Abbildung d 5 einzig noch exiſtierenden Schriftzüge des Dichterfürſten, 5 Wei Klingenbergs Aufſatz über Kinderferienkolonien (mit Po 5 trät Bions, des Begründers derſelben) und endlich in N Wo ſa 31 Otto Kirmſe's Artikel über die deutfche und fran — ſiſche Modeinduſtrie — ein energiſch aber objektiv gehalten 500 Mahnruf an Deutſchlands Frauen, ihren welſchen Gelüſt 9 zu widerſtehen und ferner ihr Geld in Deutſchland, anſtg . in Paris anzulegen. Letzterer Artikel weiß zugleich übe uf gute zeugend darzulegen, daß unſere deutſche Modeinduſtrie ſi leihen geſ keinesfalls mehr vor der franzöſiſchen zu verſtecken brauch 0 ſa im Gegenteil! Daß dabei Jaluzot's Gründerſpekulatios auf die Börſen deutſcher Frauen einen gebührenden Hie 5 bekommt, war ſelbſtverſtändlich. Da der Autor redaktionell“ Iri am Deutſchen Familienblatt thätig, ſo hoffen wir, daß dez G beregte Artikel, deſſen zündende Wirkung ſich ſofort dur Feinſt Abdruck in vielen politiſchen Blättern beſtätigte, noch rech nid 0 viele andere im Gefolge haben wird, in denen es dem Ve , 9 faſſer und von gleichem Streben beſeelten Mitarbeitern g belen, E lingen möge, mit gleicher Gründlichkeit die Intereſſen de 70 deutſchen Induſtrien zu vertreten und dem bei des deutſche Michels Nachfolgerſchaft ſchmählicherweiſe entſtandenen Vo urteile entgegen zu wirken, als könne nur franzöſiſche ode engliſche Ware Anſpruch auf Preiswürdigkeit, Neuhen 9 Eleganz und Gediegenheit erheben. Daß wir trotz allede noch viel von den Franzoſen zu lernen haben, hat der A 114 9 tor gerechterweiſe zuzugeſtehen nicht verabſäumt. Brandt noch länger in meinem Hauſe bleibt. Da — könnte eine intereſſante Wirtſchaft während meine Für Abweſenheit geben. Selma wird nicht ſo unbeſo nen ſein, ihm zu folgen, denn ſie würde mit dieſe Handlungsweiſe alle Rechte auf ihr väterliches Ver mögen verlieren. Ich werde ihr das noch ſpezie ſagen und mit dem jungen Brandt werde ich kurze Prozeß machen und ſofort zu ihm hinüber gehe In meinem Hauſe iſt für ihn kein Raum meht Ich will endlich Ruhe vor ihm haben.“ Mit dieſen Worten ſtand Wernheim auf, u ſein Vorhaben ſofort auszuführen. Lina hatte es in der Kunſt des Heuchelns ſo gar ſoweit gebracht, daß ſie weinen konnte; deshal wandte ſich Wernheim noch einmal zu ihr un ſuchte ſie zu tröſten, indem er ſie an ſich zog; „Ich kenne Dein gutes Herz, liebes Kind un Du wirſt mich vielleicht in dieſem Augenblick fi hart und ungerecht halten. Aber Du darfſt glau ben, daß mich nur die Ruhe meines Hauſes und die Sorge für Dein Glück leiten und Du kann deshalb vertrauend in die Zukunft blicken. Alf beruhige Dich, Lina, und weine nicht mehr, es ihn mir weh, Dich ſo betrübt zu ſehen.“ „Aber Du verſprichſt mir, nicht zu hart gege Selma zu ſein?“ ſagte ſie, ihm wie bittend di Wangen ſtreichelnd. „Ich verſpreche es Dir,“ entgegnete Wernheim ſich ſanft aus ihren Feſſeln befreſend. Ich werde Dir zu lieb alle nur möglichen Rückſichten gelte laſſen; und nun gehab Dich einſtweilen wohl, ich werde bald wieder bei Dir ſein.“ (Fortſ. folgt.) Redaktion, Druck und Verlag von ö Wucherer & Molktor Ladenburg. — 0 a Gs von he werden beſſert. Waſſes kaun Beſte — 0 it bifk Gaſthar — e- 0 te z Mang 0 epfiel