Ladenburg und Schriesheim. 0 Poſtproviſion. 3 Iuſerate, welche 1 Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein a 150 Petitzeile oder deren Raum mit ö 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Nabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen gehmen Inſerate für uns an. Etſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl . Samstag, den 27. Auguſt 1881 9 Bolitiſches. Berlin, 24. Aug. Die Prov.⸗Korr. ſchreibt: Der Kaiſer war von einem leichten Unwohiſein be⸗ fallen, iſt aber jetzt völlig wieder hergeſtellt und er⸗ freut ſich gegenwärtig wieder des beſten Wohlbefin⸗ dens, Die Kaiſerin hat in jüngſter Zeit erfreuliche Poztſchritte in der Wiederherſtellung ihrer Geſund⸗ heit gemacht, ſo daß ſie bei günſtiger Witterung bereits Ausfahrten hätte unternehmen können. Berlin, 22. Aug. Der Reichsanzeiger ſchreibt: Die Thüringer Bahnen ſind für eine Abtretung an den Staat angeboten. Berlin, 22. Aug. Der leitende Artikel, mit welchem die „Nordd. Allg. Zig.“ ſich geſtern für das Tabakmonopol als Erbteil der Arbeiter ins Zeug legte, macht erklärlicherweiſe viel Aufſehen. Insbe⸗ sondere bezeichnend iſt eben jene Wendung des reichs⸗ kanzleriſchen Blattes, in welcher es heißt, daß es eine würdige Aufgabe für den König von Preußen ſei, am Ende des Jahrhunderts durch Beruhigung der Bewegung unter den Arbeitern ein Seitenſtück zu der Emanzipation der Bauern, welche am Be⸗ ginn des Jahrhunderts erfolgte, zu ſchaffen. Paxis, 22. Aug. zoſiſchen Unterrichtsminiſteriums kommen im Laufe des nächſten Monats franzöſiſche Profeſſoren nach Deutſchland, um das deutſche Elementar⸗, wie höhere Unterrichtsweſen kennen zu lernen. Zu gleichem Zwecke begeben ſich franzöſiſche Schulmänner nach England. Paris, 23. Aug. Definitives Wahlreſultat: Endgiltig ſind gewählt. 483; Stichwahlen ſind 65 forderlich, wiedergewählt ſind 364, darunter 61 echte, 303 Linke; die Zahl der Republikaner be⸗ kügt 398, die Zahl der Monarchiſten und Bona⸗ partiſten 85. Die Republikaner gewannen 14 Spitze bon den Monarchiſten, 27 von den Bonapartiſten; 13 wurden in den neuen Wahlbezirken verloren, Wohnt Im Auftrage des fran⸗“ darunter 2 an Bonapartiſten, 7 an Monarchiſten. Bon den gewählten 398 Republikaner gehören 41 dem linken Zentrum, 159 der Linken, 170 der re⸗ publikaniſchen Union und 28 der äußerſten Linken an. Paris, 25. Aug. Ein Schreiben Gambetta's an die Wähler von Belleville erklärt, daß er die Wahl im erſten Wahlbezirke annehme und auf das Wahlmandat des zweiten Wahlbezirkes verzichte. Nachdem er im erſten Wahlbezirke mit abſoluter Majorität gewählt, im zweiten Wahlbezirke die relative Majorität erhalten, halte er es für unnütz, ſich einer zweiten Probe zu unterziehen und würdiger, ſchon jetzt feine Option auszuſprechen. In der Zu⸗ ſchrift heißt es weiter: Wir werden bei der Politik der regelmäßigen ſukzeſſiven Fortſchritte beharren, indem wir Alles von dem Willen des Landes, nichts von der Gewalt erwarten und alle reaktionäre Uto⸗ piſten zurückweiſen. Paris, 23. Aug. Eine Meldung der „Agence Havas“ aus Oran ſagt: Zwiſchen Frankreich und Marokko finden Verhandlungen ſtatt, um jedem Conflikte wegen der nächſten militäriſchen Operation vorzubeugen. Bern, 23. Aug. Der Bundesrat beſchloß heute dem ruſſiſchen Flüchtling, dem Fürſten Peter Krapotkie, der ſich zur Zeit in Genf aufhält, den Aufenthalt im Schweizer Gebiet zu unterſagen. Petersburg, 22. Aug. Wie der hieſige Korreſpondent des Daily Telegraph meldet, waren jüngſt auf den Bänken in dem Privatgarten des Kaiſers in Peterhof die Worten gemalt, daß der Czar vom Revolutionskomite zum Tote verurteilt worden. n Petersburg, 24. Aug. Die „Nowaja Wremja“ amüſiert ihre Leſer mit der „bevorſtehen⸗ den Vereinſgung der drei fkandinaviſchen Reiche“. Im Hinblick auf die wachſende Bedeutung der ſkan⸗ dinaviſchen Förderation ſo politifirt das Blatt — und deren feſtere Politik hätten die deutſchen Po⸗ litiker das Projekt der Verbindung der Oſt⸗ und Nordſee entworfen. die Reiſe des Feldmarſchalls Moltke nach Kopen⸗ hagen, von wo er nach Stockholm ging, politiſche Zwecke. — Wie dem Blatt aus Golta, einer Sta⸗ tion der Odeſſaer Bahn telegraphiert wird, wurden Wahrſcheinlich verfolgte auch in dortiger Umgegend große wertvolle Mineral⸗ un Metalllager entdeckt, ebenſo ſollen Spuren des Vo! handenſeins von Gold unverkennbar ſein. Verſchiedenes. * Ladenburg, 26. Aug. Die Beilage der Frf. Zeitung Nr. 225 enthält eine ausführliche Be⸗ ſchreibung über die Verwendung der Wechſelſtempel⸗ marken und entnehmen wir daraus folgendes, was von beſonderer Wichtigkeit iſt. Mit dem 1. September d. J. tritt die neue Vorſchrift über die Verwendung der Wechſelſtempel⸗ marken allgemein in Deutſchland in Kraft und iſt die Kaſſirung der Marken nach der bisherigen bung von da ab eine weſentlich verſchiedene d. h. eine einfachere. Die Anfangsbuchſtaben des Namens bezw. der Firma des die Marke Verwendenden ſind nicht mehr notwendig; es genügt jetzt daß das Datum der Verwendung der Marke auf dem Wechſel und zwar der Tag und das Jahr mit arabiſchen (deuk⸗ ſchen) Ziffern, der Monat aber mit Buchſtaben mittelſt deutlicher Schriftzeichen, ohne jede Raſur, Durchſtreichung oder Überſchrift in den auf 1. Sep⸗ tember zur Ausgabe gelongenden neuen Wechſelſtempel⸗ marken befindlichen Vordruck niederzuſchreiben iſt. Eine deutliche Abkürzung des Monats durch Buchſtaben iſt zuläſſig, z. B. ſtatt 10. November 1881. 10. Novbr. 1881., jedoch iſt nicht ge⸗ ſtattet die 4 letzten Kalendermonate mit 7ber., Ober. Hber., 10ber. zuzuteilen, obwohl dieſe Bemerkung in der jetzigen Verordnung fehlt. — Wannheim, 25. Aug. Der Großherzog hat dem Schüler der Unterprima des Gymnaſiums in Wertheim Franz Kaufmann die ſilberne Rek⸗ tungsmedaille verliehen und das gleiche Ehrenzeichen dem Musketir Karl Weik vom 4. bad. Inf.⸗Rgt. Prinz Wilhelm Nr. 112. — Aus Pforzheim wird der „Bad. Odsztg.“ berichtet: Am Montag ereignete ſich dahier beim Gaſthaus zum Ochſen ein bedauerlicher Un⸗ fall. Während eine Abteilung Soldaten dort zum 1 Am Grabe der Mutter. Erzählung von Paul Bötticher. Rechte vorbehalten. Reichs⸗GeſetzW vom 11. Juni 1870. Nin (Fortſetzung.) Wernheim, der in dieſem Augenblick innerlich geügert und nachdenkend in ſeinem Zimmer ſaß, wäre vielleicht auch weniger abgeneigt gegen dieſe Verbindung geweſen, wenn er eine Ahnung gehabt hätte, wie groß das Vermögen Walthers war, der in ſeinem Krankenzimmer ſoeben das vom Gericht eröffnete und ihm überſandte Teſtament des Vaters in Händen hielt. Wernheim ſchätzte das Vermögen Walthers ſchlechthin auf einige Tauſend Mark, die ſich der alte Brandt in ſeinen Dienſten erſpart ha⸗ ben konnte und dieſe ſtanden in keinem Verhältnis zu ſeinem eigenen Vermögen, ſo daß Wernheim an dem Urteil, das er ſich durch die geſchickt zugebrach⸗ ten Verläumdungen Meinhardt's über Walther ge⸗ bildet, auch noch deſſen Armut in Betracht zog, weshalb er dem jungen Mann die Hand ſeiner Tochter verſagen zu müſſen glaubte. An ſeine Vergangenheit dachte Wernheim kaum hoch, denn, wie ſchon erwähnt, war er überzeugt, daß Walther nichts davon wußte und. ſo hatte er ſich in eine vollkommene innere Ruhe gewiegt. Aber er mußte ſich jetzt entſcheiden und gedachte noch vor f ſeiner Badereiſe Alles ins Reine zu bringen, wobei er auf das nach ſeiner Anſicht nut vermeintliche Glück Selmas wenig Rückſicht nehmen wollte. Frl. Löhr hatte ſich gerade, Unpäßlichkeit vor⸗ ſchützend, auf ihre Gemächer zurückgezogen und Wernheim dachte eben daran, ſeine Tochter rufen zu laſſen, um dieſer unerquicklichen Angelegenheit ein für alle Mal ein Ende zu bereiten, als Selma unerwartet in ſein Zimmer trat. Dieſe kam ihm in dieſem Augenblick gerade erwünſcht und er war entſchloſſen, gleich auf ſein Ziel loszugehen. Er dachte bereits über einen paſ⸗ ſenden Anfang nach, wie er ſeine Rede beginnen wollte, als ihm ſeine Tochter ſchon zuvorkam: „Entſchuldige lieber Vater,“ begann ſie, „wenn ich Dich ſtöre, aber da Du die Abſicht ausgeſprochen haſt, Fräulein Löhr ins Bad begleiten zu wollen, ſo möchte ich Dich erſuchen, mir Deine Anordnungen in Bezug auf mich mitzuteilen, damit ich weiß, was ich während Deiner Abweſenheſt zu thun habe und worin ich Dich etwa vertreten kann.“ „Es kann hier weder von einer Vertretung die Rede ſein“, entgegnete Wernheim, „noch wirſt Du mich in meiner Abweſenheit vermiſſen, inſofern Du uns ins Bad begleiten ſollſt.“ „Du weißt, lieber Vater,“ entgegnete Selma, „daß ich mich nirgends wohler fühle, als in unſerm lieben Dörfchen; zudem iſt auch kein Grund vorhan⸗ den, der mich zur Benutzung einer Badekur veranlaßt.“ „Ich glaube den Grund Deiner Weigerung ertaten zu können,“ ſagte Wernheim in rauhem Tone, „und muß Dir allen Ernſtes mitteilen, daß mir dieſes Verhältnis in Rückſicht auf den Charakter Walther's durchaus nicht erwünſcht iſt und ich in keinem Falle mein Jawort zu Eurer Verbindung geben werde!“ Das hatte Selma nicht erwarket und als ſie ſich von ihrer Überraſchung geſammelt hatte, ent⸗ gegnete ſie, auch ihrerſeits in etwas erregtem Tone: „Ich weiß nicht, mein Vater, was Dich zu dieſem harten Ausſpruch führt, der nur durch eine boshafte Verläumdung hervorgerufen ſein kann. Wiſſe jedoch, daß ich mich zwar bis hierher Deinem Willen gefügt und Walther während der langen Zeit ſeiner Krankheit nicht einmal geſehen habe, aber bis zu einer vollſtändigen Trennung von ihm würde ich mich nie bewegen laſſen, und lieber will ich Not und Entbehrung mit ihm teilen, als einem Manne angehören, den ich berabſcheue!“ Wernheim ſchnellte blitzſchnell von ſeinem Seſſel empor. Eine ſolche Antwort, die er durch ſeine bisherige Liebloſigkeit gegen die Tochter eigentlich ſelbſt verſchuldet, hatte er nicht erwartet. Sein Gemüt empörte ſich gegen den unerwarteten Trotz und die helle Zornröte ſtieg ihm in das Geſicht. Alle Rückſichten vergeſſend, erwiderte er mit einem heftigen Schlag, den er führte. 0