Erf Poſtproviſion. Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mitta ſpaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kai nehmen Inſerate für uns an. cheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. exel gs 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende ſer“ jederzeit Inferate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 65. Samstag, den 13. Auguſt 1881. Politiſches. — Konſtanz, 9. Aug. Auf der heute für das Publikum vollſtändig abgeſperrten Infel Mai⸗ nau erfolgte die Ankunft des öſterreichiſchen Kaiſers mittels Separatſchiff aus Bregenz. Eine Stunde vorher war Fürſt Egon Fürſtenberg von hier auf ſeiner am Bodenſee gelegenen Beſitzung Salem ein⸗ getroffen und vom Großherzog von Baden empfangen worden. Auf dem in dem kleinen Hafen befindlichen Flaggenbaum war auf Anordnung des Großherzogs die öſterreichiſche Flagge aufgehißt. Als um 11 Uhr vormittags das baieriſche Salonboot „Wittels⸗ bach“, welches während des Aufenthaltes des öſter⸗ keſchiſches Kaiſers für dieſen gemietet wurde, in Sicht war, hißte man die Kajſſerflagge am äußerſten Vorſprung des Hafens auf. Der Großherzog von Baden erſchien in der Uniform ſeines öſterreichiſchen Regiments; während man das Schiff verankerte, wurde Kaiſer Franz Joſef in Marſchalluniform auf dem Mitteldeck ſichtbar und rief laut hinüber: „Er freue ſich des Wiederſehens und gratuliere dem Großherzoge zur Verlobung ſeiner Tochter!“ Nach dem Überſchreiten der Landungsbrücke küßte der Kaiſer den Großherzog dreimal. Sodann begann die Vorſtellung des Gefolges, in welchem ſich auch der Chef der öſterreichiſchen Militärkanzlei, General Popp, befand. Im Schloß war um 12 Uhr ein Dejeuner. Freiburg, 10. Aug. Domkapitular Dr. Joh. Baptiſt Orbin wurde vom Domkapitel ein⸗ ſtimmig zum Erzbistumsverweſer gewählt. Berlin, 6. Aug. Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht eine kaiſerliche Verordnung über die Einrichtung des Miniſteriums für Elſaß⸗Lothringen, wonach die Leitung des Unterrichtsweſens dem Staatsſekretär übertragen wird. Die 1. Abteilung erhält die Bezeichnung: Abteilung für Inneres und Kultus. Koblenz, 10. Aug. Im Befinden der Kai⸗ ſerin iſt in den letzten Tagen eine wahrnehmbare Beſſerung eingetreten und find Wiederholungen ver⸗ ſchiedener Zwiſchenfälle, welche von der Operation und deren Veranlaſſung unabhängig ſind, und die Entwickelung der Reconvaleszenz bisher verhinderten, vorausſichtlich nicht mehr zu befürchten. Obwohl die Kaiſerin im Stande, ſich ab und zu in ihren Räumen kurze Zeit zu bewegen, ſo iſt der Kräften⸗ zuſtand doch noch derart, daß auch jetzt noch für längere Zeit Schonung geboten. Berlin, 10. Aug. Der Kaiſer iſt kurz vor acht Uhr wohlbehalten in Potsdam eingetroffen und begab ſich ſofort nach Babelsberg. Berlin, 10. Aug. Aus der Umgegend von Preußiſch⸗Stargard wurde jüngſt an den Kaiſer ein Drohbrief abgeſandt. Als Verfaſſer ermittelten die Behörden einen jugendlichen Hauslehrer, angeblich Sohn des Oberlehrers Elbing. Derſelbe legte ein umfaſſendes Geſtändnis ab, wonach Mitſchuldige vorhanden ſind. — Im ganzen öſtlichen Holſtein wütete vergangene Nacht ein orkanartiger Sturm; man fürchtet daß viele Schiffsunfälle vorgekommen ſeien. — Die Lübecker Aktiengießerei wurde geſtern durch eine Windhoſe zerſtört. Sieben Perſonen wurden dabei getötet, mehrere verwundet. Petersburg, 9. Aug. Am 2. u. 3. dſs. Mts. fand in Njeſchin, einer Stadt mit 20,000 Einwohnern im ruſſiſchen Gouvernement Tſcherni⸗ gow, eine ſchreckliche Judenverfolgung ſtatt. Viele Wohnhäuſer wurden vernichtet, der jüdiſche Fried⸗ hof zerſtört. Die anweſenden Truppen mußten die Waffen gebrauchen, wobei zahlreiche Perſonen ge⸗ tötet und verwundet wurden. Petersburg, 4. Aug. In dem Palaſt, in welchem der Kaiſer wohnt, kam ein Packet an, weches Modelle von einer Anzahl Mordwerkzeugen enthielt. Den Modellen waren einige geſchriebene Zeilen beigefügt, worin es hieß, daß dieſelben ge⸗ ſandt worden ſeien, damit der Kaiſer unter den Inſtrumenten die Wahl treffen kön ne, da er zum Tode verurteilt worden. — Der Vorſtand der Po⸗ lizei empfing unlängſt von einem jungen Manne einen reumütigen Brief, worin derſelbe die Mittei⸗ lung machte, daß er Mitglied der revolutinären Partei und auserwählt worden ſei, den Kaiſer zu ermorden. Da der Kaiſer noch nicht lange genug den Thron eingenommen habe, um feiner Politik in heimiſchen Angelegenheiten eine beſtimmte Rich⸗ tung zu geben, weigere er ſich, den Auftrag des Außſchuſſes auszuführen, und werde ſeinem Leben ein Ende gemacht haben, ehe der Brief an ſeine Beſtimmung gelangt ſei, um der Rache ſeiner Par⸗ teigenoſſen zu entgehen. Der Brief war mit „K“ unterzeichnet, mit Angabe einer Adreſſe. Als die Polizei in dem bezeichneten Hauſe anlangte, fand ſie den jungen Mann, der ſich mit einer Waſſer⸗ piſtole erſchoſſen hatte, tot. Petersburg, 6. Aug. Londoner Blättern wird gemeldet, daß ein Brief, worin dem Zaren mit dem Tode gedroht wurde, auf einem Tiſche in dem Schlafgemache Sr. Maj. gefunden worden. In Folge dieſer Entdeckung ſind der Offizier der Wache des kaiſ. Schlafzimmers, ſowie vier Palaſt-⸗ diener verhaftet worden. Waſhington, 8. Aug. Der Präſident Garfield unterzog ſich heute vormittag einer Ope⸗ ration, um den Abfluß des Eiters zu erleichtern. Das Reſultat iſt vollkommen befriedigend. New⸗ Mork, 10. Aug. Einer Nachricht aus San Franzisco zufolge iſt ein naturaliſierter Deut⸗ ſcher Namens Kleinſchmidt von den Eingeborenen der Inſel New⸗Britain ermordet worden. Verſchiedenes. — Ladenburg 11. Auguſt. Bei der Wahl eines geiſtlichen Abgeordneten zur Generalſynode in unſerer Nachbardiözeſe Neckargemünd mußte das Los entſcheiden. Gewählt iſt Decan Wöttlin von dort (liberal). — Im Bezirke Sinshein wurde als weltlicher Abgeordneter Herr Landeskommiſſär Miniſterialrat Frech von Mannheim gewählt; außer dieſem ſind in anderern Bezirken von liberaler Seite bereits gewählt: Geh. Lamey (für Mannheim, Kirchenrat Prof. Schenkel (für Heidelberg), Kultur⸗ rat Stein (für Adelsheim⸗Boxberg), Geh. Refrendär v. Stöſſer (für Oberheidelberg), Abgeordneter Klein m Grabe der Mutter. . Erzählung von Paul Bötticher. 5 Alle Rechte vorbehalten. Reichs⸗Geſetz vom 11. Juni 1870. f. (Fortſetzung.) Die alte Elsbeth, welche noch keine Ahnung bon dem Verhältnis des jungen Brandt zu der Tochter des Hauſes hatte, kam ihr händeringend entgegen und erzählte, wie der junge Herr geſtern abend noch ſpät gekommen ſei, um den Pater noch in der gleichen Nacht zu verlieren. Nun ſei Walther ſelbſt ſchwer erkrankt und ſie wüßte gar nicht, wie ſie das Alles ertragen könne. Selma war faſt zum Tode erſchrocken und ſtand regungslos, minutenlang auf der gleichen Stelle. Endlich öffnete ſich ihr Mund und ſie fragte: „Iſt das Alles wahr, was Sie mir ſagen, Elsbeth?“ „Wie können Sie glauben, liebes Fräulein, daß ich in ſo ernſten Dingen zu ſcherzen vermag?“ Selma hatte bereits ihre Faſſung wiederge⸗ wonnen und ſie ſah ein, daß alles Klagen und Seufzen den Toden nicht erwecken, den Kranken nicht geſund machen könne. Sie hatte ein ſtarkes, mutiges Herz, das ſelbſt da nicht verzagte, wo alles Glück zuſammen zu brechen drohte. * 2 „Nun, liebe Elsbeth“, ſagte ſie, „tröſten Sie ſich, wir müſſen ja Alle einmal von dieſer Welt ſcheiden und es war gewiß Gottes Wille, der den alten Herrn Brandt zu ſich rief. Gott wird aber nicht wollen, daß ein ſo junges, kräftiges Leben ſchon von der Welt ſcheiden muß und es iſt unſere Pflicht, da zu helfen, wo man unſere Hilfe not⸗ wendig hat. Kann ich meinen Verlobten ſehen?“ Nun war die Reihe der Beſtürzung bei der alten Elsbeth; ſie ſtand ganz verſteinert bei der letzten Froge Selmas und wußte ſich keine Erklä⸗ rung darüber zu geben, wie die Beiden verlobt ſein konnten, da ſich dieſe ſeit 3 Jahren nicht mehr ge⸗ ſehen und ſie früher nie etwas davon gemerkt hatte. Sie ſann darüber nach, wie dies wohl zugegangen ſein könne und vergaß über dieſe Neuigkeit den Toden ſowohl wie den Lebenden, der ebenfalls bei⸗ nahe dem Tode nahe war. Sie beſann ſich jedoch noch im rechten Augenblick und bedachte, daß die gegenwärtigen Verhaͤltniſſe nicht darnach angethan ſeien, ſich in Fragen über das wie und woher zu ergehen, ſondern ſagte nur: „Sie meinen doch den jungen Herrn Walther, Fräulein Wernheim?“ „Jawohl, den meine ich allerdings mit meinem Verlobten“, entgegnete Selma; „und ich mache Ihnen deshalb ſchon jetzt die Mitteilung, daß es Sie nicht Wunder nehmen ſoll, wenn ich mich im Verlaufe der Krankheit öfter hierher begebe und meine freie Zeit dem Leidenden widme. Für andere Ohren iſt dieſe Mitteülnng noch nicht be. ſtimmt.“ „O beſtes Fräulein“, ſagte die Alte redſelig, „wie können Sie nur glauben — —. Doch ich muß Sie um Entſchuldigung bitten, daß ich ſo mit der Thür in's Haus gefahren bin, ich habe ja nichts davon gewußt; meine Mitteilung mußte Sie notwendig erſchrecken.“ „Laſſen wir das jetzt, liebe Elsbeth“, unter⸗ brach ſie Selma abwehrend; „wo finde ich Walther?“ „Er liegt in dem Zimmer, daß er ſonſt immer bewohnte. Der Arzt hat ihn ſoeben verlaſſen, hat jedoch verſprochen, in einer Stunde wieder hier zu ſein. Der Kranke iſt jetzt allein, da ich erſt eben von ihm gegangen bin.“ „So will ich ſofort zu ihm und ihm hilfreiche Hand leiſten, wenn er deren bedarf.“ „Wenn Sie das thun wollen? ich will mich inzwiſchen im Dorfe nach Jemand umſehen, der mich, do ja auch im Hausweſen viele Beſorgungen zu machen ſind, hin und wieder bei dem Kranken ablöſt.“ „Für die Stellvertretung will ich wohl ſorgen, Elsbeth. Ich ſehe es Ihnen an, daß Sie die ganze Nacht durchwacht haben und wenn Sie jetzt etwas ruhen wollen, ſo thun Sie das in Gottes Namen, wenn ich Ihrer bedarf, will ich Sie ſchon rufen.“ „Wie gütig Sie find, liebes Fräulein, ſo gut