Den Ausſtellern erwachſen für die Einſendung auf der Bahn keine Koſten, da auf Anſuchen der Cen⸗ tralſtelle des landw. Vereins Seitens des Gr. Mi⸗ niſterums geſtattet worden iſt, daß die Eiuſendung der für die landw. Landesausſtellung beſtimmten Gegenſtände nach Karlsruhe auf den badiſchen Ei⸗ ſenbahnen frachtfrei erfolgt. f Die ausgefüllten Anmeldeformulare ſollen bis zum 10. Auguſt durch die Direktionen der landw. Bezirksvereine an die Centralſtelle eingeſendet werden. — Heidelberg, 18. Juli. Heute vormit⸗ tag iſt in dem von dem großh. Amtsgerichte ange⸗ ordneten Termine endlich die Henrici'ſche Konkurs⸗ ſache durch einen Vergleich auf 50 Prozent hier erledigt worden. Etwaige Sonderprozeſſe der dem Vergleiche nicht beipflichtenden Gläubiger werden von dem Übernehmer der Maſſe, dem frühern Kommanditar der falliten Bank, Armitage, weiter geführt, welcher auch in 4 Wochen den dem Ver⸗ gleiche beigetretenen Gläubigern ihre Betreffniſſe ausfolgen wird. — Mannheim, 21. Juli. Im hiegſigen Amtsgefängnis erhängte ſich geſtern abend der Tag⸗ löhner Peter Edelmann von Falkengefäß; derſelbe war zuletzt in Feudenheim in Arbeit und war vor⸗ geſtern hierher in Unterſuchungshaft gebracht wor⸗ den, weil er beim Arbeiten im Feld eine Frau mittelſt einer Sichel körperlich verletzt hatte. — Karlsruhe, 18. Juli. Geſtern wurde die Straßendampfbahn von Kerlsruhe nach Durlach dem Verkehr übergeben. Tauſende von Menſchen begaben ſich unter Benutzung der neuen Bahn nach Durlach, ſo daß dieſelbe den Andrang kaum über⸗ wältigen konnte, oblgeich alle halbe Stunde ein Zug mit 4 Wagen dahin abging. — Heidelberg, 18. Juli. Geſtern ereignete ſich hier der Fall, daß eine geiſtesgeſtörte Frau ſich einen Revolver zu verſchaffen wußte und im Wahn⸗ ſinn ſie werde verfolgt, begab ſich dieſelbe zu einem Beamten und bedrohte ihn mit Erſchießen, dann begab ſich dieſelbe von da zu einem andern ange⸗ ſtellten und bedrohte dieſen wieder mit Erſchießen, der derſelben jedoch den Revolver abnahm. Nach dieſen Vorfällen kam die Unglückliche ſodann in Händen der Polizei und wurde in Gewahrſam gebracht. — Zwei Bürger von Neulußheim, Namens Rauſch und Schmidt begaben ſich vom Felde zurückkehrend in die Reſtauration daſelbſt, um ſich mit einem Schoppen zu erfriſchen. Es dauerte nicht lange, gerieten dieſe Freunde ſo heftig in Streitigkeiten, daß Schmidt ſeine Feldhaue ergriff, und dieſe dem Rauſch auf den Kopf ſchlug, ſo daß Lebensgefahr vorhanden zu ſein ſcheint. Gerichtliche Unterſuchung iſt eingeleitet. — Aus Baden, 18. Juli. In Helmſtadt wurde vor einigen Tagen eine Frau dabei ertappt, wie ſie ihren vierjährigen Sohn an einem Baume aufzuhängen im Begriffe ſtand. Die unnatürliche Mutter wurde an der Ausführung dieſes Verbrechens natürlich verhindert und an das Gr. Amtsgericht Sinsheim eingeliefert. — Einem jungen Landwirte aus Hauffenheim wurden, als er mit einem Wagen Möbel noch Rohrbach fuhr, die Pferde ſcheu und ſchleuderten den Wagen ſo hart an einen Prell⸗ ſtein, daß der Landwirt herabſtürzte und durch Zer⸗ quetſchung der Bruſt augenblicklich getötet wurde. Der beklagenswerte Mann hinterläßt eine junge Witwe mit einem Kinde. Vom Bodenſee, 14. Der Juli. Schnitt der Wintergerſte iſt beendigk, und iſt man mit deren Erträgnis ſehr zufrieden. An manchen Orten wird ſchon Brod aus neuer Gerſte gebacken. Der Abſchlag um 2 Mark per 100 Kilo, welchen die Brodfrüchte auf unſeren jüngſten Märkten er⸗ fuhren, entſpricht der heurigen Ernte. — Aus Baden, 18. Juli. Am Samstag nachmittag gerieten zwei zuſammengekoppelte beladene Heuwagen auf dem Wege von Kehl nach Straß⸗ burg in der Nähe der Müller'ſchen Brauerei in Flammen; nach kurzer Zeit waren ſie vollſtändig verkohlt. — Frankfurt, 18. Juli. Die am letzten Samstag über einen großen Teil Deutſchlands da⸗ hingezogenen Gewitter haben, wenn auch nicht in Frankfurt, ſo doch in deſſen Umgebung Schaden angerichtet und Menſchenleben gefordert. Der hier gefallene Regen war kein nennenswerter. In Mom⸗ bach bei Mainz erſchlug der Blitz mehrere im Feld beſchäftigte Frauen, die beauftragt waren, für das hieſige Gaſthaus „Frankfurter Hof“ Erbſen zu pflücken. In Hochheim wurden die Weinberge durch die niederſtürzenden Waſſermaſſen ſchwer geſchädigt. In Schwanheim ſchlug es zwei Mal ein, das erſte Mal wurden 3 Perſonen, die ſich mit einem 18⸗ jährigen Mädchen in einem Zimmer befanden, be⸗ täubt, während das letztere bis zur Stunde noch bewußtlos iſt; der an ihm herabfahrende Blitz zerriß die Kleider und verſenkte Bruſt, Leib und Beine. Bei Iſenburg wurde ein Milchmann nebſt ſeinem Pferd erſchlagen. Bei Heidelberg raſte ein Orkan und entwurzelte Bäume. In Stuttgart hagelte es. — Dem Reichstagsabgeordneten Drechsler⸗ meiſter Bebel iſt ſoeben von der Ausſtellung zu Halle für die Fabrikate ſeiner Kunſtdrechslerei (vor⸗ züglich Thürklinken in Horn, Bein) die ſilberne Medaille verliehen worden. — Wien, 19. Juli. Das Schwurgericht verurteilte Hietler, den Mörder Sothens, zum Tode durch den Strang. — St. Blaſien. Am Dienstag, 5. ds., kam ein Mann angeblich von Iboch nach St. Bla⸗ ſien und beſtellte den gr. Bezirksarzt nach Ibach, des Bürgermeiſters Bruder ſei auf den Tod krank. angebliche Kranke war jedoch mit Mähen beſchihg Geländer der Brücke, —ñ VNd̃Tx—T—ꝛ—ꝛx — — — 1 * 7 . Da aber der Bezirksarzt gerade in Menzenſchitg war, ſandte deſſen Gemahlin einen Drahte dorthin. Letztere erſuchte der Mann, da er aß Eile den Geldbeutel vergeſſen, um ein Dalehg von 2— 3 Mark, damit er etwas verzehren könne; er erhielt 3 Mk. Darauf ging er zu Pe Hauffe, machte da das gleiche Manöver und erhiel auch 3 Mk. Beide Arzte kamen in Ibach aß — (Wie das Schickſal ſpielt.) In dem ſchih zeriſchen Orte Wollishofen ſtarb jüngſthin ein ih beinittelter Mann, welchem am Todestage ein g, teriegewinnſt von 11,000 Franken aus Hambutz einging. f f — Berlin, 14. Juli. Von jetzt an könne Packete mit und ohne Wertangabe nach Pere auf dem Wege über Rußland abgeſandt werden, — Mainz. Ein tragiſches Ereignis ha ig in unſerer! Stadt abgeſpielt. Der Sergeant vom 11. Pionierbataillon hatte ſeit längerer 3 ein Liebesverhältnis mit einer Frau unterhalt Der Mann dieſer Frau war darüber ſehr ei und es ſetzte dieſerhalb nicht ſelten heftige Szene Geſtern Abend begab ſich nun der Soldat mit eig Geliebten in eine hieſige Wirtſchaft und hier schi ben beide einen Abſchiedsbrief, in welchem ſie ge merkten, daß ſie heute noch vereint aus dem Nah ſcheiden würden. Gegen 12 Uhr heute nacht beg ſich das Paar auf die Eiſenbahnbrücke, von welch ſich beide in den Rhein ſtürzen wollten. Miſeh eines ſeidenen Taſchentuches banden ſich die Lehe müden die beiden Arme zuſammen, beſtiegen d und der Soldat ſtürzte fie vorwärts in die Tiefe, während ſich die Fig der Knoten des Tuches hatte ſich gelöſt — an de Geländer feſthielt. Der Geliebte hatte ſeine Mpfich erreicht, mit zerſchmettertem Schädel lag er auf dez Fundamente des Brückenpfeilers, welcher in Joh des kleinen Waſſerſtandes über dem Waſſerſpeg hervorragt“ Nun verging aber der Frau der M ſich ebenfalls in die Tiefe zu ſtürzen, und ſie e von dem Schreckensorte in ihre Wohnung. Hei gegen morgen wurde die Leiche des Unglücklich aufgefunden, ſeine Geliebte aber, die einzige Zeug der That, wurde der Staatsanwaltſchaft zur Be nehmung vorgeführt. T (Paſſende Partie.) „Sag' einm jetzt offen und ehrlich, ſoll ich das Mädel heiraten — „Ja, heirate ſie! Arger als ſie angeführt biſt Du auch nicht!“ b F (Der gefühlvolle Gatte.) Fig „Guck, wann Du ſterbe thäteſt, i wüßt' gar wo naus und wo nein, lieber Andres!“ Mann: „Wann Du ſterbe thät'ſt, i wüßt“ 'naus und wo 'nein. Auf de Kirchhof 'naus i in's Wirtshaus nein.“ 9 2 Er war nur erſt wenige Schritte bon dem Wege entfernt, auf welchem ſie an ihm vorbeiſchreiten mußte. Sollte er ſich ihr nähern? Noch wußte er nicht, was beginnen, endlich war er entſchloſſen, ſich verſteckt zu halten und dieſelbe an ſich vorbeiſchreiten zu laſſen, um nicht länger an der Heimkehr ver⸗ hindert zu ſein. Zudem gab es ja am andern Tag gewiß Gelegenheit, die Jugendgeſpielin zu begrüßen. Was würde auch die vorurteilsvolle Welt ſagen, wenn ein unberufener Lauſcher ſie beide allein bei der ſpäten Abendſtunde im Parke träfe? Es fiel ihm fchwer, dem inneren Verlangen, ihr entgegenzutreten, Einhalt zu thun; und als ſie an ihm vorbeiſchritt, da fürchtete Walther, daß die lauten Schläge ſeines Herzens ihr ſeine Gegenwart verraten könnten. Aber ſehen wollte er wenigſtens, wo ſie in dieſer Stunde noch hinging, und den ſoeben noch feſten Vorſatz, zuerſt den Vater zu beſuchen, ſchien er bereits wieder vergeſſen zu haben, Langſamen Schrittes folgte er der jungen Dame, die haſtig aus dem Park auf die einſame Dorfſtraße hinausſchritt und keine Ahnung von der Verfolgung Walthers hatte. Wie erſtaunte Walther, als er ſie dem Gottes⸗ acker zueilen ſah. Was mochte ſie dort wollen? Dieſer Ort war wahrlich lein geeigneter Aufenthalt für eine furchtſame Mädchenſeele zur Nachtzeit und Walther war entſchloſſen, ihr auch dorthin zu folgen, um nötigenfalls gleich bei ihr zu ſein, wenn ein Ereignis eintreten ſollte, das ſeine Gegenwart notwendig macht. Sie war an der kleinen eiſernen Gitterthür des Kirchhofs angelangt und raſtete hier einige Augenblicke. Die kleine Hand unterdrückte krampf⸗ haft die Wallungen des ängſtlich pochenden Herzens, und als ſie die erſte Befangenheit, welche der An⸗ blick der Totenſtäkte auf ihre Seele ausübte, über⸗ wunden hatte, öffnete ſie das Pförtchen und ſchritt langſam, ohne auch nur ein Zeichen der Furcht zu verraten, durch die lange Reihe der Gräber hindurch. Nach kurzer Wanderung gelangte ſie an einen noch in friſcheſtem Grün prangenden Grabhügel. Ein prächtiges großes Kreuz in Marmor ſtand bei demſelben auf welches inmitten der Inſchrift der Name Selma Wernheim mit großen goldenen Buch⸗ ſtaben bei dem hellſcheinenden Monde zu erkennen war. Selma Wernheim, ſo hieß auch die junge Dame, ſtand vor dem Grabe ihrer Mutter. Ein hörbarer, ſchmerzlicher Seufzer entrang ſich ihrer Bruſt und die ſo lange bewahrte Selbſt⸗ beherrſchung ſchien hier gebrochen zu ſein. Ein Meer von Gedanken und Empfindungen ſtürmte in dieſem Augenblicke auf ſie ein; ihre treueſte Be⸗ ſchützerin, die welche ihr das Leben gegeben, die Mutter, lag dort unten in der kühlen Erde. Schmerz⸗ gebeugt ſank ſie zur Erde nieder und barg das thränenüberſtrömte Anlitz in das feuchte Gras des Grabhügels. g Lange Zeit lag ſie ſo ſelbſtvergeſſen auf ihren Knien, und je reichlicher ihre Thränen floſſen, deſto mehr fühlte ſie die Wehmut ihres Herzens ſich ver⸗ bluten. Es war ihr in dieſem Augenblick, als be⸗ fände ſie ſich im Schoße der Mutter, welche ſchützend die Hände über ſie ausbreitete. Ein ſanfter Luftzug wehte über die Toten⸗ ſtätten und beugte die grünen Zweige des zarten Lebensbaumes, der auf dem Grabhügel gepflanzt war, tief auf den Nacken Selmas hinab. Es war! ihr, als würde ihre Seele emporgehoben zi de Ather des Lichts und ſeltſame, erquickende Wo klangen melodiſch an das Ohr der verzagten Seel „O weine nicht und ſtille Deine Thränen, So lange Gottes Auge für Dich wacht; Vertraue Deinen Kummer und Dein Sehnen Stets unſ'res Gottes hoher Himmelsmacht. Er wird von Deiner Trübſal Dich befreie Auf dunkle Nacht folgt neues Tageslicht; Drum hör' der Abendwinde ſtilles Flehen, Das leiſ' und tröſtend ſpricht: O weine nicht Wie belebender Balſam drangen die Worke ihr Ohr, welche gleich einer Stimme vom Him tröſtend auf ihr Herz und Gemüt wirkten. Dog ſchien dieſe Stimme einem irdiſchen Wefen zu e ſtammen, das ihr längſt bekannt, ihrem Heiz ſympathiſch war, und ſie blickte auf, um ſich überzeugen, ob nicht etwa nur ein Trugbild ie Phantaſie geweſen. Nein, er war es, ihr Jugendfreund, iht c ſpiele, dem ſie ſchon ſo lange ſich herbeigeſehnt, de ſie ſo lange ſchon ihren Kummer hätte anvertrah mögen. Walther war es, der ihr bis hieher gefolg er war es, der ſie zu tröſten ſuchte und det eh verlangend die Arme nach ihr ausbreitete, um an ſein Herz zu ziehen, an welchem ſie ſich ah weinen, ihren Kummer vergeſſen ſollte Der ſilberglänzende Mond beleuchtete hier ei Scene des Wiederſehens zwiſchen zwei Wesen, He Herzen ſich unausgeſprochen längſt zugethan i welchen dennoch die ſchonungsloſe Hand des Sh ſals ſo bittere Trennungsſtunden zugedacht. K Molit hn 0 1 1 Redaktion, Druck und Verlag von Wucherer . Ladenburg. 02 Nr, gemeit gende laſen! 17 7 0 D