ſchicken und zweifeln wir, nach den geſtrigen Lei⸗ ſtungen zu ſchließen, nicht, daß ſich die Mannheimer auch dort wieder einige Preiſe erringen werden. — Lahr, 9. Juli. Die hieſige Handels⸗ kammer warnt vor Annahme der neuen öſtr.⸗un⸗ gariſchen Zehn⸗Gulden⸗Banknoten, welche mit czech⸗ iſchen Worten beſchrieben, zum Teil auch beſtempelt ſind. In Folge der brutalen Prager Auftritte hat der deutſch⸗öſtreichiſche Handelsſtand die Annahme ſolcher Banknoten verweigert. Die öſtr.⸗ungariſche Bank hat zwar dieſer Frage gegenüber noch nicht Stellung genommen, ſich aber einſtweilen bewogen gefunden, alle ihr zur Einlöſung präſentierten czechiſch beſchriebenen oder heſtempelten Zehn⸗Gulden⸗ Noten zu beanſtanden oder zurückzuweiſen. In Folge deſſen ſind ſolche Noten gegenwärtig nur mehr mit bedeutendem Verluſt in Oſtreich an den Mann zu bringen. — Freiburg, 17. Juli. Die Erſatz⸗Re⸗ ſerviſten 1. und 2. Klaſſe dürfen ſich bei jedem Truppenteil zum Dienſteinkritt freiwillig melden, ohne daß ſie beſonderer Anmeldepapiere bedürfen; der Erſatz⸗Reſerveſchein iſt genügend. Diejenigen Mannſchaften, welche bereits zum 23. September ihre erſte Übung antreten, werden wohl vielfach von der Vergünſtigung, ſich jetzt freiwillig melden zu konnen, Gebrauch machen, um ſo mehr, als nur ein geringer Prozentſatz Ausſicht hat, von der Übung befreit zu werden. — In der Nacht von Samstag auf Sonntag erhängte ſich in Eppelheim der verwitwete Tag⸗ löhner Philipp Schuhmacher von dort; derſelbe iſt Vater von 4 Kindern. Lebensüberdruß aus Not ſcheint das Motiv zu dieſem Selbſtmord ge⸗ weſen zu ſein. — Man ſchreibt uns aus Eberbach: Am letzten Samstag wurde der mehr ſüdweſtliche Teil unſeres Amtsbezirkes mit den Orten Haag, Michel⸗ bach, Neunkirchen, Schwarzbach von einem furcht⸗ baren Gewitter heimgeſucht. Ein Orkan, welcher die Gewitterwolken vor ſich hertrieb, entwurzelte viele von den wenigen Obſtbäumen, welche die letzten zwei kalten Winter nicht zu Grunde richteten und riß das unreife Obſt von den Aſten der übrigen. Auch in den Wäldern wurde größerer Schaden an⸗ gerichtet. Was dem Organ nicht zum Opfer fiel, wurde von dem nachfolgenden Hagelwetter zerſtört. Da in den gedachten Orten ſelbſt das Korn noch nicht geerntet iſt, wurde ſomit der größere Teil der ganzen diesjährigen Ernte zu Grunde gerichtet. — Erfurt, 15. Juli. (Schweres Unglück.) Auf dem Friedrich Wilhelmsplatze wurde eine circa 100 Fuß lange Bude, in welcher ein Zauberkünſtler während des Turn⸗ und Feuerwehrfeſtes Vorſtellungen beabſichtigt, errichtet. Als heute morgen nach 6 Uhr beim Bau des Daches eine Stütze gerichtet werden ſollte, ſtürzte daſſelbe plötzlich unter lautem Krach zuſammen und begrub die Arbeiter unter ſeinen Trümmern. Sechs derſelben, lauter Fami⸗ lienväter, welche ſchwere Verletzungen (darunter Arm⸗ und Beinbrüche) erlitten hatten, mußten nach dem Krankenhaus transportirt werden. — Ein großartiger Betrugsfall bildet in Kaſſel das Tagesgeſpräch. Der in der Bahn— hofsſtraße wohnende Pferdehändler und Handels⸗ mann A. Sal. Iſrael hat großartige Wechſelfäl⸗ ſchungen, wie man ſagt, im Geſammtbetrage von 150,000 Mark begangen. Ifrael hat in verſchie⸗ denen Fällen Akzepte von den erſten Häuſern aus⸗ geſtellt und wieder auf größere angeſehene Bankhäuſer in größeren auswärtigen Städten gezogen und auch diskontirt erhalten, und eben dieſe Akzepte ſollen alle gefälſcht ſein. Eine Firma in Hannover und eine ſolche in Witzenhauſen ſollen vorzugsweiſe mit größeren Summen in Mitleidenſchaft gezogen wor⸗ den ſein. Iſrael iſt ſeit einigen Tagen flüchtig, wahrſcheinlich hat er bereits die Reiſe über den Ozean angetreten; den größeren Beuteteil wird er wohl mit ſich führen. Sein Verhaftsbefehl iſt tele⸗ graphiſch nach allen Hofenplätzen ꝛc. übermittelt worden. — In Salzwedel hatte ſich ein biederer Bür⸗ ger, dem es ſehr viel Kummer machte, daß ſeine Naſe eine fabelhafte rote Färbung beſaß, in Folge einer Zeitungsannonce poſtlagernd an einen Wohl⸗ thäter der Menſchheit gewandt und demſelben die üblichen 5 Mk. eingeſchickt. Er ſaß im Kreiſe ſeiner Familie bei Tiſch, als das Antwortſchreiben eintraf. Mit hoffnungsfreudiger Miene wurde es geöffnet, aber alsbald entfiel es der zitternden Hand. Die Gattin hob das verhängnisvolle Blatt auf, um den höhniſchen Ratſchlag an ihren rotnaſigen Gatten zu leſen: „Trinke, bis ſie blau wird!“ — Aus Metz ſchreibt man: Das Geläute für die neue Garniſonskirche iſt bei dem Glocken⸗ gießer Gouſſel hier im Modelle fertiggeſtellt. Der Guß ſelbſt wird in nächſter Zeit vorgenommen wer⸗ den. Eine der Glocken trägt die Inſchriſt: Zur Ehre Gottes rufe ich, Geſchaffen durch Dich, Deutſches Reich. Deutſche Gräber ſchaue ich, Deutſcher Mann, höre mich Schütze mich, Reich! Auf der kleinſten Glocke — zum Guſſe kommt eine Anzahl Kanonenrohre der früheren Bewaffung der hieſigen Feſtung zur Verwendung — leſen wir: Streitbar ſonſt ſucht' ich vom Walle dieſelbe Gemeinde zu ſchrecken. Die ich mit friedlichem Schalle jetzt ſammle, die Herzen zu wecken. Für die Einweihung der Kirche iſt der 2. Oktober in Ausſicht genommen. New⸗Nork, 17. Juli. Neuulm in Minne⸗ ſota wurde am Freitag abend von einem Ork elie heimgeſucht, welcher furchtbare Verwüſtungen a richtete. Die Beſtürzung der Einwohner iſt ſo g daß genauere Nachrichten erſt geſtern hierhergelang 358 Über 100 Gebäude ſind zerſtört, 14 Perſoneg r, 25555 getötet, 25 verwundet. Dieſe Zahlen vermehren kenderare indeß durch Meldungen, welche von entferthſgh eade feldpo durch den Orkan heimgeſuchten Punkten einge ien: Anſcheinend ſind zwei aus entgegengeſetzten R 1. Jeder 6 ungen kommende Sturmwinde bei Neuulm aß die Me ander geſtoßen und haben ihr Zerſtörungswelrf Adern 15 Minuten vollendet. zu laf — Des Herrn Kultusminiſters c zeigend nach Kanoſſa. Aus Kiſſingen wird der gifteten Volksztg.“ berichtet: „Seit einigen Tagen i oder 0 hier unter den Kurgäſten ein Witz, der ſchon die M Stoff zum Lachen gegeben hat. Auf der Sate] 2 Beim! wurden zur Erinnerung an den Aufenthalt ſind di päpſtlichen Nuntius Maſella die von ihm bor töten. Jahren benutzten Badezimmer Kanoſſazimmer die einge nannt. Vor wenigen Tagen verlangte nun 1 100 St neue preußiſche Kultusminiſter v. Goßler auf ameindekaſf, Saline ein Bad zu nehmen, und es wurde wil ohne daß er erkannt wurde, an der Kaſſe die Abende wort zu Teil: „Bitte, wollen Sie ſich gefälligst fat Kanoſſazimmer begegeben!“ Lächelnd entfernte sich e der Pf nach gelöſter Marke der Miniſter, und die Badefth umwoch d fügte noch hinzu: „Wünſche wohl zu bekommen eden. Die vergif Handels ⸗Nachrichten. af 55 N. „ Mannheim, den 18. Juli, (Prot Jg 11 5 tenbörſe.) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe. ban 00 (Per 100 Kilo. Preiſe in Mark.) tur 24.50 bis 24.75 Amerikaniſcher 24.25 bis deb zuzudet Spring 23.75 bis —.—. Californiſcher 24.— gegen die 24.25. Roggen, pfälzer 20.— bis 20.25. ruſſiſchgh e Anordrn . bis —.—. Franzüöſſiſcher 19.50 bis 20% an nach 8 Gerſte hieſiger Geg.—.— bis —.—. pfälzer ardnung r bis —. — neuer Hafer bad. 15.—. bis 15 Ladenbure württemb. Alp 15.75. bis 16.—. Württembe 2 neuer Hafer —.—. bis —.—. kuſſiſcher —.— —.—. Mais amerikan. mixt. 13.50 bis 13. Bohnen 21.50 bis 23.—. Linſen —.— bis. Wicken 18.— bis 18.50. Kernen 24.— bis —.— 0 Erbſen —.— bis —.—. Kohlreps, deutſcher 27.50 0 bis 28.—. ungar. 27.50 bis —.— Kleeſamen deutſcher 1. Sorte —. —. bis —.—., 2. So, — — bis — —. Provencer —.—. bis —. mpfiehlt: neuer Pfälzer Luzerne —.— bis —.—. Fri Leinöl in Parthien 63.— bis —.—. 8 für weiſe 64.— bis —.—. Rüböl in Parthien 68 f bis —.—. Faßweiſe 64.— bis —.—. Petrole e in Wagenladungen 26.— bis —.—. Faßw 26.— bis —.—. Weizenmehl per 100 Kilo Sack, Brutto für Netto. N — ſonſt um dieſe Zeit bereits geſchloſſen war, nur an⸗ gelehnt fand; er unterließ es darum auch, den von außen angebrachten Glockenzug zu ziehen und trat unangemeldet in die ihm wohlbekannten Gänge des mit hohen Eichen und Buchen dichtbepflanzten Parkes, in deſſen Hintergrunde ſich die ausgedehnten Baulichkeiten des Wohn⸗ und Okonomiegebäudes befanden. Noch war es ihm nicht möglich, auch nur die Umriſſe ſeines Heims zu erkennen, denn die ver⸗ ſchiedenen Krümmungen des Weges durch die ur⸗ 5 Anpflanzungen verhinderten ihm die Fern⸗ Als er nach kurzer Wanderung auch dieſen Weg zurückgelegt, gelangte er an einen freien Platz, der in künſtleriſcher Einteilung mit hohen Gras⸗ pflanzungen und Blumenbeeten bedeckt war und auf welchem ſich das villenartige Wohngebäude befand. s Es ſchien, als wollte ſich der junge Mann erſt borientieren, ob er denn auch in der That daheim ſei, ſo überraſchte und verwirrte ihn der ſich ihm bietende Anblick. Die Zimmer des erſten Stockes waren noch hell erleuchtet und warfen ihren Schein durch die Fenſter auf den grünen Raſenplatz vor dem Hauſe, dabei klangen die Töne einer heiteren Muſik zu ihm ernieder, die in Begleitung einer hellen Frauen⸗ ſtimme ihm gleichſam einen freundlichen Empfang bereiteten. Aber er wußte wohl, daß man ſeiner in dieſem Hauſe nicht erwartete; er gehörte in ein anderes Haus, das ſeitwärts des Parkes lag und in welchem ſein Vater als Okonomie⸗Inſpektor eine Wohnung inne hatte. Deshalb konnte auch die dort herr⸗ = ſchende Fröhlichkeit nicht ſeiner Rückkehr in die Heimat gelten. Das ungewohnte Treiben ſchien einen wenig befriedigenden Eindruch auf den jungen Mann zu machen, denn er ſchüttelte unwillig den Kopf, dabei die Worte lispelnd: „Ich habe früher, zu Lebzeiten der ſeligen Frau Wernheim ſo heitere Abende ſelten zu beobachten Gelegenheit gehabt und hatte das um ſo weniger jetzt erwartet, wo die Verblichene erſt ſo kurze Zeit unter der Erde ruht. Auch kann ich mir keine Antwort darauf geben, wie deren ſonſt ſo gut er⸗ zogene Tochter diefe Taktloſigkeit begehen und an der oben herrſchenden Fröhlichkeit Teil haben kann, denn daß ſie dort anweſend iſt, unterliegt keinem Zweifel. Sie hätte mir jedenfalls in dem geſtern geſandten Brief, den ſie für meinen Vater an mich geſchrieben, etwas davon erwähnt, wenn ſie ab⸗ weſend oder verreiſt wäre; im Gegenteil hat ſie ihrer Freude über meine Herreiſe ſo unverholen Ausdruck gegeben, daß ich — — “ Der junge Mann hielt plotzlich in ſeinem Selbſt⸗ geſpräch inne, denn er glaubte in der ſoeben ans Fenſter getretenen Geſtalt diejenige zu erkennen, mit welcher er ſich im Geiſte ſo lebhaft beſchäftigt hatte. Zudem machte dieſe Anſtalten, das Fenſter zu öffnen, weßhalb er ſich bei der faſt herrſchenden Tageshelle in den Schatten einer alten Eiche zurückzog. Im Anblick der ſich aus dem geräuſchlos ge⸗ öffneten Fenſter lehnenden Geſtalt verfunken, über⸗ zeugte er ſich, daß ſie keinen Anteil an der im Innern des Hauſes herrſchenden Fröhlichkeit haben konnte, auch wußte er jetzt, daß es eine ihm ganz fremde Dame ſein mußte, welche ihre in dieſem J Augenblick wenig anſprechenden Weiſen in die Feiche ] — ewi atmende Welt hinausſang. Ein Zug der Zufriedenheit glitt über ernſte Anlitz des jungen Mannes, der jedoch 6 Ha darauf dem Gefühl einer tiefen Trauer Platz mas a ſollte, als er bemerkte, wie die am Fenſter ſtehe a Dame ein Taſchentuch an die Augen drückte in allen N. heftig weinte. 5 Was mochte wohl der Grund ihres Kumm — ſein? Sie, die im Reichtum und Wohlleben A Neue gri erzogene konnte auch weinen? IF Er hatte nur einmal in ſeinem Leben legenheit gehabt, eine Thräne in ihrem Auge glänzeg empfiehlt zu ſehen, und das war die Thräne des Abſchie welche ihm von ihr nachgeweint wurde, als er — Jugendgeſpielin verlaſſen muße, als er in die We Neue grün, hinaus ging, um ſich für ſeinen künftigen Lehe ganze u. g beruf vorzubereiten. Uundzwetſc Dieſe Thräne war ſeine ſtete Begleiterin ga lirtiſche Z ſeinem bisherigen Lebenswege, ſie hatte ihn bor merikaniſe vielen Verirrungen bewahrt, welche der entfeſſellez inf italie Jugend ſo häufig nahe treten, ſie war ſein Ses hanfſamen zu welchem er allezeit aufblickte, wenn die Pflich ſeiner Berufsſtudien ihm gar zu ſchwer fallen wollte 8 eine Thräne aus ihren Augen war das letzte * teuerſte Andenken, das er in die Ferne mitgenome U und Thränen ſind es wieder, mit denen ſie gleichſam begrüßte. — Hatte auch ſie ſchon N pfinden müſſen, daß die Freuden des Daſeins . Die erſt leider gar zu oft und gar zu ſchnell in bitterſte Weh verwandeln können? daß man nach kurzen Freuden gezwungen iſt, den Kelch Leiden bis auf die Hefe zu leeren. (Fortſe folg Redaktion, Druck und Verlag von Wucherer & N 5 Ladenburg. hol. ſnd ſoebe empfehle e