ſprach Herr C. W. Däublin ſich dahin aus, daß ein Entwurf wie der vorgelegt geweſene und jeder auf ähnlicher Grundlage ruhende neue Entwurf für uns durchaus unannehmbar ſei, weil dieſe dogma⸗ tiſchen Anſchauungen den unſern ganz ferne liegen und weil nirgends im Volke ein Bedürfniß nach einem neuen Geſangbuche vorhanden ſei; darum ſolle dieſe Frage von der Tagesordnung der nächſten Ge⸗ neralſynode geſtrichen ſein. In ihrer überwiegenden Mehrheit pflichteten die Anweſenden dem Berſchter⸗ ſtatter bei; nur 2, bezw. 4 auch liberale Stimmen wollten auf Grund des Entwurfs ein neues Ge⸗ ſangbuch allmälig geſchaffen wiſſen und dieſe Frage im Fluß erhalten. Den Bericht über die Katechis⸗ musvorlage hatte Herr Kreisſchulrat Dr. Meypold übernommen; er tadelte das Fortbeſtehen eines Ka⸗ techismuskampfes, glaubte, daß die Vorlage weder nach rechts noch nach links recht befriedige, ſagte daß es ein Unding ſei, den Pfarrer wählen zu 1 können, nach theologiſcher Anſchauung der Gemeinde 1 ihm aber ein dogmatiſches Lehrbuch aufzudrängen, 1 und forderte eine Spruchſammlung mit etwa 200 gut ausgewälten Sprüchen und Gliederung dieſer Sammlung in Teile mit paſſenden Über⸗ ſchriften; wenn das nicht zu erreichen, dann An⸗ nahme des Entwurfs, aber mit bedeutenden Kürzungen und Verbeſſerungen und ohne Aus⸗ wendiglernen der Sätze. Seine Anträge fanden einſtimmige Annahme. Über die Pfarxwahlfrage berichtete Herr Höchſtetter. Die Pfarrwahl liege im Prinzip des Proteſtantismus und müſſe bleiben; eine Alternirung wäre eine Aufgabe der Gemeinde; gegen die etwaigen nachweisbaren Mißſtände der⸗ ſelben ſei nur zu helfen mittel s der diskretionären Gewalt der Kirchenbehörde, einige Stellen in jeder Diözeſe höchſtens eine, auf 2—4 Jahre mit Pfarr⸗ verweſern, Pfarrern in absentia zu beſetzen und dieſe ſich dann der Wahl unterziehen zu laſſen. Auch dieſer Antrag fand bereitwillige Annahme. — Freiburg, 8. Juli. Die hieſige Straf⸗ mmer hat wieder einigen Weinſchmierern das andwerk gelegt. Ein gewiſſer Wilhelm Lehmann aus Mundingen, bei dem man 10 Fäſſer eines aus Waſſer, Weingeiſt, Hefe, Zucker und Treſterabguß iſammengeſetzten Gebräues angetroffen, erhielt 6 ochen Gefängniß und 200 M. Geldbuße. Die ebrüder Julius und Guſtav Weil von Sulzach, je ſich damit befaßten, durch ein Gemiſch von Baſſer, Kartoffelzucker, Weinſteinſäure und Wein⸗ eiſt die edle Bachusgabe zu erſetzen, erhielten für eſe chemiſche Thätigkeit je 2 Monate Gefängniß ebſt 300 M. Geldſtrafe. Bei den Letztgenannten men im Lauf eines Jahres nachgewieſenermaßen ngeheure Maſſen von Kunſtweinbeſtandteilen in's aus, wie 1300 Liter Sprit, 2172 Liter Wein⸗ eiſt, 1200 Kgr. Weinſteinſäure, woraus über 6,000 Liter Getränke bereitet werden konnten. f die Weinbaure mache luſchtige Kopp. — Aus Wal dirch erhält der „Bad. Beob.“ die Nachricht von einem Todesfall, der ſich am Montag morgen in Kollnau ereignete. Im Wirts⸗ hauſe „zur Sonne“ daſelbſt beluſtigten ſich geſtern (Sonntag) abend mehrere junge Burſchen mit Kegel⸗ ſpiel. Unter den Spielern befand ſich auch der ungefähr 18 Jahre alte Theodor Weiß, welcher mit einer Kegelkugel den in ſeiner Nähe ſtehenden ebenfalls 18 Jahre alten Xaver Wiſſer von Kollnau, den Sohn einer Witwe, mit ſolcher Wucht an den Kopf traf, daß er ſchwer verletzt ſofort zu Boden fiel und das Bewußſein verlor. Der herbeigerufene Arzt konſtatirte, daß durch den Wurf das Gehirn erſchüttert und das Backenbein zerquetſcht worden ſei. Dieſe ſchwere Verletzung führte heute morgen um 12 Uhr den Tod des Kaver Wiſſer herbei, der nicht mehr zum Bewußtſein gekommen war. Der Bruder des Verſtorbenen ſagte, daß der unheilvolle Wurf nicht in böswilliger Abſicht geſchehen ſei; der Thäter ſei angetrunken geweſen. — Aus Viernheim wird uns geſchrieben: Seit einigen Tagen iſt der hieſige Bürger Winken⸗ bach, der ſ. Zt. den Poſtomnisbus nach Mannheim führte, verſchwunden. Derſelbe fuhr jüngſten Frei⸗ tag Morgens 3 Uhr mit Pferd und Wagen von zu Hauſe weg, ohne den Seinigen anzugeben wohin. Es geht das Gerücht, daß er Wagen und Pferd verkaufte, um die Mittel zu erhalten, mit einer Magd, die im „Weißen Lamm“ in Mannheim diente, nach Amerika auswandern zu können. Er läßt eine Frau mit acht Kindern zurück. — Vor einigen Tagen wurde unter allgemei⸗ ner Teilnahme der Gemeinde Bohlingen der Dienſtknecht des dortigen Müllers beerdigt. Derſelbe verunglückte am Freitag abend auf der Fahrt nach Gaienhofen (Höri). Derſelbe hatte wahrſcheinlich einen Schoppen zu viel getrunken, ſchlief beim Heim⸗ fahren ein, fiel vom Wagen, blieb am Rade hängen und muß ſeinem Ausſehen nach zu ſchließen, wenig⸗ ſtens eine Viertelſtunde geſchleift worden ſein; denn das Eingeweide hing demſelben buchſtäblich zum Leibe heraus. Der Arme war die einzige Stütze ſeiner alten Eltern. a — Aus der Pfalz. Aus Neuſtadt in der Pfalz wird berichtet: „Die Traube hawe wunner⸗ ſchöh verblieht, mer rechent uf en halwe Herbſcht, Unner Herr⸗ gott werd en Einſehens habe un en mol widder en g'ſunde Troppe wachſe loße.“ — Von Sonntag auf Montag nacht ſtieg in das Haus einer braven Arbeiterfamilie in Gunders⸗ weiler (Pfalz) der eigene Schwiegervater zum Dache hinein, ſuchte mit der Axt die im Schlafe ſich be⸗ findlichen Eheleute Stier zu töten, um das bei ihnen vorhandene Baargeld an ſich nehmen zu können. Die Frau verletzte er durch 2 Hiebe derart, daß ſie Pri üg b 1 ſterben wird, dem Mann, ſeinem eigenen Soße hieb er die Schulter auseinander, und ſelbſt das in der Mitte liegende Kind ſtreifte er noch. Durch die Hilferufe der Opfer wurde des Wütherichs Abs ſicht vereitelt und derſelbe bald der weltlichen Ge⸗ rechtigkeit ausgeliefert. Dieſe That hat die ganze Gegend in große Aufregung verſetzt. — Vor einigen Tagen kam zu einem Kauf⸗ mann in Neuſtadt (Pfalz) eine Bauersfrau und zum N Einsendung wollte ihm eine Mark zahlen, die ſie ihm ſchon ſendet lange ſchuldig ſei. Um den Namen befragt und um n ber den Urſprung der Schuld, erzählte ſie ihm, ſie habe ſalung in f vor 30 Jahren bei ihm als Magd gedient, damals 106 Rei eine Taſſe zerbrochen und die Koſten derſelben wege 1 ihres Leichtſinns mit 30 Kreuzern bezahlen müſſen, augen deſſelbe Um ſich dafür ſchadlos zu halten, habe ſie mehr J enen zu l Marktgeld verrechnet als verausgabt und finde nun . benfals fü keine Ruhe, bis ſie jenes Unrecht gut gemacht habe ö krat Daß der Kaufmann an dem guten Willen de Hel Reuigen ſich genügen ließ, verſteht ſich von ſelbſt!! . junge mit großer Herzenserleichterung trat die Entſühnt nd Dr. ihren weiten Heimweg an. 1 1 Mar — Eine neue Sorte Durchbrenne . Nachdem in letzter Zeit nur von durchgebrannten lt abe Kaſſirern, Buchhaltern, Lehrlingen, Hausdienern un ſunnionen. Laufburſchen zu berichten geweſen war, haben so heute von dem Durchbrennen einer — Am me z melden. Während die Eingangs aufgeführten männ f J lichen Durchbrenner ohne Ausnahme mit dem ihnen anvertrauten Gelde ſich unſichtbar machten, iſt di erwähnte weibliche Durchbrennerin nicht mit de ſchnöden Mammon, ſondern mit dem älteſten Soh dis Hauſes auf und davon gegangen. Geld ha 0 C allerdings bei dieſer Flucht auch eine Rolle geſpielt zwar hat nicht die durchgebrannte Amme, dafür abe zen der mit ihr davongelaufene Sohn die Kaſſe ſeines Papas nicht unweſentlich erleichtert. Der Kaufmann n rünmen A. hatte nämlich für ſein jüngſt geborenes Toͤchter⸗ lein eine Amme aus dem Oderbruche engagirt, di im Hauſe wie das eigene Kind gehalten wurde Am Freitag voriger Woche aber war die Amm plötzlich aus dem Hauſe verſchwunden und mit ih zugleich ihre Koffer und Kiſten. Als nun am abe auch der 25 jährige älteſte Sohn nicht nach Hau zurückkehrte, ging dem Vater ein Licht auf. A Sonnabend früh ging ein Brief von dem So ein, worin er mitteilte, daß er mit ſeiner Auge beteten“ auf und davongegangen ſei. In der He mak der pflichtvergeſſenen Amme hat inzwiſchen de N Vater ſeinen Sohn aufgefunden und wieder hierh ſafe zurückgebracht. Auf die Rückkehr der liebesbedlär 3 5 tigen Amme wurde ſelbſtverſtändlich von ihm Ver get ber zicht geleiſtet. 1 dreien verk unſen. 5 50 Pfg. b C (Schöne Häuslichkeit.) „Der Zan . huber lebt mit ſeiner Frau wirklich, als wenn eg immer Theater ſpielten.“ — „Wieſo ?“ — N Mul , ein Auftritt folgt bei ihnen auf, den andern.“ ande „ fahren vorbei! Nun iſt es geſchehen! — Plötzlich örte er, daß der Wagen hielt. Der Kutſcher sprang herunter und öffnete den Wagenſchlag. Lucilie ſtieg eilig aus und ging auf die Hütte zu. Im nächſten Augenblick ſtand ſie mit ſanft gerrö⸗ teten Wangen, dem tief Beſtürzten gegenüber. 5 Es hilft Ihnen nichts, lieber Freund, ſagte e mit zitternder Stimme, Sie wollen uns ent⸗ jehen, aber wir eilen Ihnen nach, wir dringen bis daß wir Sie feſthalten, ſo ſehr Denn wir brauchen Sie, wir konnen Sie nicht entbehren, Sie müſſen — Um Gotteswillen, rieſ er in höchſter Verwir⸗ ung, was iſt geſchehen? Iſt das Kind plötzlich wieder — f 5 Unſer Kind ſchläft, ſagte die ſchöne Frau, mit noch leiſerer Stimme. Aber wir brauchen Sie doch, lieber Freund, und diesmal — diesmal iſt es die Mutter, die ihr Leben in Ihre Hände legt! Lucilie! rief er außer ſich und zog ſie an den Händen, die ſie ihm darbot, in die Hütte hinein . was — was darf ich denken? — Sie wollen — Sie könnten — Ich habe Sie um Verzeihung zu bitten, er⸗ widerte ſie, über und über erglühend. Ich habe nicht bis morgen warten können, ſondern geleſen, obalſd Sie den Rücken gewendet hatten, Alles, was in dem Briefe ſtand. Darauf — daß ich auch das bekenne — hat es mich noch einen ſchweren Kampf gekoſtet. Dann fühlte ich plötzlich, daß ich nie mehr eine reine Empfindung meiner ſelbſt ha⸗ ben könnte, wenn ich Sie ſcheiden ließe. Sie haben mir Ihr Gelübde geopfert und meinetwegen fortzu⸗ eben beſchloſſen. Ich kann es nur dadurch erwie⸗ dern, daß ich Ihnen Alles, was ich bin und habe, überliefere. Der, dem ich meine Treue gelobt, hat keinen anderen Wunſch im Leben gehabt, als mich glücklich zu wiſſen. Ich weiß, jetzt ſagen könnte, wie Alles gekommen, er würde mir mein Wort zurückgeben. Als mir das im Innerſten klar war, ließ es mich nicht ruhen. Ich hobe meinem Schwager Alles vertraut; er iſt mit ſchwerem Herzen zurückgeblieben. Aber dieſen Hän⸗ dedruck ſoll ich Ihnen bringen. Wenn er Dich glücklich macht, war ſein letztes Wort, ſo will ich berſuchen, ob ich nicht haſſen kann. Wollen Sie es darauf wagen, mein Freund? Er ſtürzte, unfähig ſich länger aufrecht zu halten, auf die Kniee, ſich an ihre Hände klammernd, das Geſicht in die Falten ihres Kleides gedrückt. Kein Wort brachte er über die Lippen, nur dann und wann ſtammelte er ihren Namen. Was thun Sie? flüſterte ſie zu ihm hinabge⸗ beugt. Kommen Sie, ſeien Sie ein Mann; Sie ſollen meine Stütze ſein, ich ſoll zu Ihnen auf⸗ blicken — hab' ich es nicht ſeit ſo viel Tagen gethan? Er richtete ſich mühſam empor. Verzeihe, ſagte er, nachdem er ſie lange ſtumm an ſich ge⸗ drückt gehalten und das wortloſe Gelöbnis auf ihren Lippen beſiegelt hatte; es ſind nur meine Kniee, die mich nicht mehr tragen wollten. Es war zu viel für einen Tag, Schmerz und Glück zu gewalt⸗ ſam. Aber mein Herz iſt ſtark, ſo ſtark, daß es wieder Freude und Hoffnung ertragen kann. Laß uns zum Wagen gehen. Ich habe ein brennendes Verlangen, unſer Kind zu küſſen! 2 5 90 wenn ich es ihm 5 An „ (Zigeuner Juſtiz. Wie die Zigeuner Wien eigenen Lager Juſtiz üben, zeigte nach dem Berich 1 Ungariſcher Blätter eine Szene, die ſich vor einig . werd Tagen in der Nähe von Rakos-Palota unter d 1 dort lagernden Zigeunern abgeſpielt hat. Eſteg he in Kaffee der Zigeuner war ſeine Barſchaft abhanden gel men, er zeigte den Fall dem Oberhaupte (Bad an, welcher nun ſeinerſeits die Alteſten des Lage zu einer Beratung berief, nach deren Beendigur er mit lauter Stimme die Aufforderung ergeh ließ, daß Derjenige, der das Geld geſtohlen, es fort zurückgeben ſolle. Nachdem jedoch die Auffs derung nicht zum gewünſchten Reſultate führ brach der Anführer zwei Baumäſte ab, dieſe wurd in Kreuzesform gebunden und das eine Ende die Erde geſteckt. An der Spitze des Kreuzes won nun ein Stückchen Brod befeſtigt und dieſes Salz beſtreut, worauf die Anweſenden aufgeforde wurden, einzeln zu ſchwören, daß ſie den Diebſſe nicht begangen. Dieſer Aufforderung wurde g entſprochen. Die einzelnen Mitglieder knieten dem Kreuze nieder und leiſteten den Eid; als d letzte Mitglied der Bande — eine alte Frau g den Eid leiſten ſollte, wurde ſie leichenblaß, 9 in die Taſche und gab das geſtohlene geſtohle Geld heraus. Zur Strafe wurde ſie ſodann fich durchgeprügelt. 1 (Der verkannte Liederſänger.) Holzhack Sie Herr Schandarm, da droben im vierten S iſt einer narriſch word'n. Gensdarme: Woher i Sie denn das? Holzhacker: Ja, der ſchreit schon a paar Stund' immer: Im tiefen Keller ſitz ich he d Cehlon a bhige S Aachmeckende ieh nehme st 1 Falle re . entſpre f mßpche n Pd. 8 0 Gukke e nie uz Pfd. 5 i 2 1 Redaktion, Druck und Verlag von Wucherer & Wo Ladenburg.