nach unis und Algier. Nr. 56. oſtproviſion. men Inſerate für uns an. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein. tige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. battbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirt Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Bei größeren Aufträgen entſprechende Mittwoch, den 13. Zuli 1881. Volitiſches. 9. Juli. Abermals herrſcht hier gewißheit und bange Erwartung wegen Süd⸗ gers. Bu⸗Amena hat abermals die franzböſiſchen herale getäuſcht. Er marſchirte zwiſchen zwei lonnen hindurch, nicht mit wenigen Reitern, dern mit großen Maſſen und bedeutender Pro⸗ intkolonne. Auch richtete er ſeinen Marſch nicht, erwartet wurde, gegen Saida, ſondern gegen ſcha, nahe der marokkaniſchen Grenze. Man be⸗ chlek hier vielfach eine neue Kataſtrophe. Offi⸗ lle Nachrichten fehlen faſt ganz. Die Blätter ngen auf Abſendung größerer Truppenmaſſen b Nach dem „Temps“ ſind bereits zweitauſend Mann von Toulon nach Goletta — 2 — Zocken, er. 1 9 le 20 een „ mch 0 ansportirt. Geſtern Abend ſchifften ſich zwei Ba⸗ lone ein; mehr werden noch erwartet. Heute hegen kam daſelbſt das Panzergeſchwader an. e Menge Freiwilliger wurden zum Kohlenladen gagiert. Auch morgen, Sonntag, wird gearbeitet. gs Geſchwader beſteht aus acht Schiffen und hat für das erſte Signal bereitzuhalten. Alles 8 deutet auf eine ſehr ernſte Situation in Tunis d Algier. — Aus Tunis kommen ſtündlich Uömmere Nachrichten. Der Aufſtand hat nun Haupt Namens Ali Ben Khalifa, der Bu⸗Amena Energie nicht nachzuſtehen ſcheint. Will ihm Kaid nicht folgen, ſo bedroht er ihn mit Kopf⸗ schneiden und Plünderung und Wegführung ſeiner eerden und Kinder. In der Umgebung von Tu⸗ 8 hauſen plündernde und mordende Räuberbanden; e Truppen des Bey ſind demoraliſirt und warten A den günſtigen Augenblick zur Deſertion. Sfax t zerſtört, aber noch nicht beſetzt. Patis, 10. Juli. Der „D. Mont. Bl.“ wird felegraphirt: Die Situation in Südalgier gilt ſtändig als ſehr gefährlich. Die „orleaniſtiſchen d bonapartiſtiſchen Generale,“ ſchreibt ein radikales alt, „laſſen Bou⸗Amena, nach Belieben ſchalten. ze hoffen, der Verluſt Algiers werde die ihnen rhaßte Republik ſtürzen. Das Unglück kommt daher, daß Bazafne nicht erſchoſſen wurde. Seither halten ſich alle Verräter für ſtraflos.“ London, 10. Juli. Aus Washington wird gemeldet, daß das Befinden Garfields ſich ſtetig beſſert. Wenn die Eiterung der Wunde normal verläuft, iſt das Beſte zu hoffen. Für Frau Gar⸗ field wird eine National-Subſkription veranſtaltet, gegen 100,000 Dollars ſind bereits geſammelt. Washington, 12. Juli. Nach dem Bul⸗ letin von geſtern abend 7 Uhr über das Befinden Garfields traten im Laufe des Nachmittags Fieber⸗ erſcheinungen ſtärker hervor; im Übrigen iſt der Zuſtand unverändert. Rom, 11. Juli. (Privat ⸗ Telegramm des Berliner Tageblatts.) Die „Nazione“ meldet, der Kriegsminiſter habe die Heranziehung aller Straf⸗ gefangenen behufs ſchnellerer Vollendung der Ar⸗ beiten zur Befeſtigung Roms angeordnet. Verſchiedenes. — Konſtanz, 8. Juli. Soeben mit dem Zug 10 U. 55 M. iſt Se. Königl. Hoheit der Großherzog in Begleitung der Prinzeſſin Viktoria hier angekommen und nach kurzer Begrüßung durch die Spitzen der Behörden nach Schloß Mainau gefahren. Bahnhof, Hafen und einige Nachbarge⸗ bäude waren beflaggt. i Die Ankunft Sr. Maj. des Kaiſers und Ihrer Kgl. Hoh. der Großherzogin erfolgt, wie wir aus ſicherer Quelle erfahren, morgen Samstag, gegen 10 Uhr vormittags. * Ladenburg, 12. Juli. Die Getreide⸗ Ernte hat hier und Umgegend bereits begonnen und iſt, was die Körner anbelangt, durchaus zufrieden⸗ ſtellend, im Stroh aber mäßig. Allgemein wird das Bedenken laut, daß nach Einheimſung der Halmfrüchte die Mäuſe, welche bis jetzt einen großen Schaden an Klee- und Fruchtäckern angerichtet, ſich auf die Kartoffel⸗ und Dickrübenäcker ziehen, um auch da ihr Verherungswerk fortzuſetzen, — Mannheim, 11. Juli. Die durch Ur⸗ teil des Schwurgerichts Mannheim vom 21. Juni l. J. gegen Hoͤfling von Eiersheim wegen Mords und Raubs cusgeſprochene Totesſtrafe iſt durch den Landesherrn im Wege der Gnade in lebenslängliche Zuchthausſtrafe umgewandelt worden. Wir haben alle Urſache dieſe Nachricht mit Freuden zu begrüßen, als durch den fürſtlichen Gnadenakt unſerer Stadt das ſcheußliche Schauſpiel einer Hinrichtung erſpart bleibt. — Mannheim, 9. Juli. Am Donners⸗ tag nachmittag hat die 20 Jahre alte Barbara Ziegler, Tochter des Johann Peter Ziegler von Neckarau, durch Ertränken im Rheine ihrem Leben ein Ende gemacht. Da ſie ſich in geſegneten Um⸗ ſtänden befand, ſo iſt dieſer Umſtand als Motiv anzunehmen. — Der Geliebte der Barbara Ziegler, ein Vurſche aus Käferthal, hat geſtern nach der Beerdigung ſich auf deren Grabe in ſelbſtmörderiſcher Abſicht mehrere Stiche in den Hals beigebracht. Durch die Dazwiſchenkunft des Totengräbers an der Vollendung ſeiner Abſicht verhindert, wurde der Schwerverletzte in das Neckarauer Spital verbracht. — In Schwetzingen fand am Sonntag abend um 11 Uhr eine größere Schläger ei ſtatt. Schwetzinger Burſchen prügelten einen Brauburſchen. Nachdem dieſer ſich geflüchtet, verfolgten denſelben die Burſchen bis zum Mändler'ſchen Bierkeller, woſelbſt ſie ihn in die Leimbach warfen. — Buchen, 6. Juli. Heute nachmittag zog ein Gewitter über die hieſige Gegend und tötete der Blitz eine ältere Frau aus dem benachbarten Hettingen, welche auf dem Felde arbeitete; zwei andere Frauen wurden vom Strahle nur betäubt. — Karlsruhe, 3. Juli. Nach meteorolo⸗ giſchen Mitteilung der Zentralſtation fanden im Monate Maj folgende Gewitter mit Blitzſchlag ſtatt: Am 3. ſchlug der Blitz in der Umgegend von Hirſchlanden bei Roſenberg mehrmals ein, ohne zu ſchaden; ebenſo am 5. in Mannheim; am 19. wurde das Schloß Solms in Baden-Baden getroffen; den 21. wurden in Schwarzbach bei Aglaſterhauſen von zwei Pferden des dortigen Oberförſters das eine durch den Blitz getötet, das andere erheblich Am Murmel-See. Novelle von P. H.. N (Jortſetzung.) 3 Nun, wir werden jetzt alles Mögliche thun, Ihnen bequemer zu machen. Denn daß Sie it uns kommen, verſteht ſich doch von ſelbſt. ueilie würde ſich nicht darin finden, ihren Leibarzt obald von ſich zu laſſen. Ich bedaure, erwiederte Rudolf mit der ruhig⸗ en Stimme, daß ſich Ihre Frau Schwägerin doch oh zu viel von mir verſpricht. Meine Pflicht er iſt zu Ende, die Kleine kann nur ohne Gefahr eien, ſondern es iſt ſogar notwendig, daß ſie jetzt heſſere Koſt genießt, als hier oben zu beſchaffen iſt. Ich war eben beſonnen, einen Wagen für morgen 1 beſtellen, als ich den Ihrigen erblickte. Und da ch die Frauen in keinem beſſeren Schutz reiſen laſſen önnte, ſo müſſen Sie es mir nicht als Unfreund⸗ chkeit auslegen, wenn ich heute ſchon Abſchied ehme. Unmöglich! rief der junge Offizier mit unver⸗ ellter Beſtürzung. Ich ſage Ihnen, es giebt einen heidenlärm, wenn Sie uns ſo unvorbereitet ver⸗ aſſen wollen. Lucilie und Fränzchen und ſogar ie Wärterin klammern ſich an Ihre Rockſchöße, und ich muß den Degen ziehen, um Ihnen den Weg abzuſchneiden. 1 Mag ſein, daß man mir es noch zu erſchweren ſucht, was doch nicht anders ſein kann, verſetzte der Doktor mit ernſtem Geſicht. Darum iſt es das Beſte, Sie ſchweigen ganz von meinem Entſchluß, und ſobald es etwas dunkler wird, gehe ich ohne Abſchied davon. Hier habe ich die Krankheitsge⸗ ſchichte aufgeſchrieben; ſtecken Sie das Blatt zu ſich; Sie werden es hoffentlich nicht brauchen. Denn wenn Sie bequem in kleinen Tagereiſen heim⸗ kehren, wird die Fahrt in dieſer ſchönen Jahreszeit dem Kinde eher wohlthätig ſein. Und ſomit laſſen Sie mich Ihnen Lebewohl ſagen und Sie bitten, Ihrer Frau Schwägerin meine letzten herzlichen Grüße zu überbringen. 0 Doktor, ſagte der Andere, das iſt nicht Ihr letztes Wort. Ich hoffe, Sie überlegen ſich's noch anders. Einſtweilen will ich das Blatt zu mir nehmen und Sie allein laſſen, denn ich ſehe, daß ich Sie im Schreiben geſtört habe. Auf Wieder⸗ ſehen! Sie verraten mich nicht, rief Rudolf ihm nach. Der junge Offizier legte den Finger auf den Mund, grüßte militäriſch und eilte, eine luſtige Melodie zwiſchen den Zähnen ſummend, durch das Gaſt⸗ zimmer hinaus. 5 Kaum zehn Minuten war Rudolf allein ge⸗ blieben e ein Gefangener, der ſich Flucht entſchloſſen hat, in ſeinen kahlen vier Wänden hin und her ſchreitend, da hörte er wieder die Thür des Gaſtzimmers gehen und jetzt einen Schritt ſich nähern, der ihm alles Blut gegen das Herz trieb. Auch das noch! ſagte er vor ſich hin. Da ſtand ſie ſchon in der Thür und ſah ihn mit einem Blick an, vor dem er in tiefer Verwirrung die Augen ſenken mußte. Mein Freund, ſagte ſie mit bewegter Stimme, verzeihen Sie, daß ich Ihnen noch einmal gegen⸗ über trete, obwohl Sie mir auszuweichen ſuchen. Sie wollen ſogar fort, ohne uns noch ein Lebewohl zu ſagen. Ich habe es meinem Schwager ange⸗ merkt, als er von Ihnen kam, obwohl er es erſt zu leugnen ſuchte, und da ich längſt dergleichen ahnte, überraſchte es mich kaum, ſo ſehr es mich betrübt. Ich bin Ihnen ſo unausſprechlich viel ſchuldig geworden, daß es im Grunde gleichgültig iſt, ob ich es Ihnen beim Abſchiede noch einmal ſage oder nicht. Aber es iſt ungroßmütig von Ihnen, daß Sie mir jede Gelegenheit abſchneiden wollen, auch Ihnen nur das Geringſte zu ſein oder zu leiſten. Und ich fühle es doch ſo deutlich, daß ich nicht ganz unfähig wäre, Ihnen durch meine Freundſchaft wohlzutun, wenn Sie das unbeſchränkte Vertrauen, daß ich Ihnen von der erſten Stunde an bewieſen, nur im Geringſten erwiederten. Sie haben einen geheimen Kummer. Was gäbe ich da⸗ rum, wenn ich nur den zehnten Teil der Laſt, die