Thal iſt geſtern Morgen in einer zur hieſigen Ober⸗ bürgermeiſterei gehörigen Volksſchule vorgekommen: Ein Lehrer hat einen Schüler erhängt. Die nähe⸗ ren Umſtände werden laut der „K. Vztg.“, wie folgt erzählt: Der betreffende Lehrer, ein noch ganz junger Mann, hatte einen Schüler, der ſeines ſon⸗ derbaren, ungeberdigen Weſens wegen für nicht ganz zurechnungsfähig gehalten wurde. Geſtern morgen mußte derſelbe mit noch mehreren anderen Schülern nachſitzen. Um dem Rangen Furcht ein⸗ zujagen, ſagte der Lehrer zu ihm er wolle ihn an einen Haken feſtbinden. Und wirklich war der Lehrer ſo unbeſonnen, dem Jungen ein Halstuch als Strick um den Hals zu legen und an einen Haken des Mantelſtocks zu befeſtigen. Kaum hatte der Knabe in dieſer verzweifelten Situation einen Augenblick zugebracht, als er ſich heftig hin und herbewegte, an dem verhängnisvollen improviſirten Strick zerrte, wodurch derſelbe zuging und der Knabe — erſtickte. Als der Lehrer die Situation erkannte, hinzuſprang und das Halstuch löſte, war der Knabe bereits tot. Die Aufregung der Eltern über dieſen im Volksſchulleben wohl einzig daſtehen⸗ den Fall iſt begreiflicher Weiſe groß. Der unglück⸗ liche Thäter wurde ſofort gefänglich eingezogen. — Eine Bergbeſteigung, die wohl kaum ihres Gleichen hat, iſt am 25. Mai d. J. in Weſtmanahavn auf den Färinſeln von einer blut⸗ jungen Reiſenden ausgeführt worden. Kurz nach mittag vermißte der Häusler Ole Jakobſen ſein dreijährigen Töchterchen. Im ganzen Hauſe war das Kind nicht zu finden. Die Leute des Weich⸗ bildes verſammelten ſich und ſuchten das Kind an allen Orten, wo es zu vermuten war, ſogar in den Elven (Flüſſen), aber alles vergebens. Nach⸗ dem alle Hoffnung geſchwunden, ging der Vater ſpät abends allein mit ſeinem Hunde den Berg hinauf, an deſſen Fuße ſein Haus liegt. Er ſtieg und ſtieg, bis er hoch oben zu einem Abſatze kam, der rund um den Berg läuft und von dem nur ein ſchmaler Steg zum Gipfel führt. In Ver⸗ zweiflung ging er weiter; er kam auf den ſoge⸗ nannten „Hammer“; da fand er das Jäckchen des Kindes. Jetzt erwachte wieder Hoffung in ihm. Schnellen Schrittes folgte er dem Hunde, der vo⸗ raus lief. Da endlich, hoch oben, unter dem Gipfelpunkte des Berges, fand er um halb 2 Uhr des nachts ſein Kind ruhig und zufrieden im beſten Wohlſein. Es iſt unbegreiflich, wie ein drei Jahre altes Kind, das kaum gehen kann, den ſteilen Berg hinauf über den „Hammer“ bis zum äußerſten Gipfel, etwa 2000 Fuß hoch, kommen konnte. Aber es iſt eine Thatſache. Kork, 25. Juni. Ein furchtbares Unwetter zog heute nachmittag über unſere Fluren und ver⸗ nichtete ſo viele Hoffnungen auf eine reiche Ernte. So groß wie Haſelniſſe fielen die Hagelkörner. Am meiſten haben der Reps und der Hanf gelitten. Erſterer iſt vollſtändig ausgedroſchen; der letztere iſt auf vielen Ackern zu 48s geköpft, ſo daß nichts übrig bleibt als ihn zu mähen. Von den Bäumen brach der Sturm große Aſte. — Tauberbiſchofsheim, 28. Juni. Das ſeltene Feſt der goldenen Hochzeit wurde von dem Kaufmann und Stadtrat Gottfried Rincker⸗ ſchen Ehepaar in würdiger Weiſe gefeiert. — (Auch Standpunkt.) Barbier: Und ich ſag' Ihnen, Herr Nachbar, es iſt erbärmlich, was das für ſchlechte Zeiten ſind. Jetzt laſſen ſich unter zehn Männer elf gar nicht raſieren, und der zwölfte raſiert ſich ſelber. Deutſches Jamilienhlatt. Eine illuſtrirte Wochenſchrift. Verlag von J. H. Schorer, Ber⸗ lin. — Dieſe Zeitſchrift, die unter ſo glücklichen Auſpizien ins Leben getreten iſt, hat in den letzten Nummern wieder viel Intereſſantes in Wort und Bild gebracht. Der erzählende Teil dieſes Blattes zeichnet ſich ja dadurch ſehr vorteilhaft aus, daß er nicht hohle Salongeſchichten, ſondern nur novelliſtiſche Erzeugniſſe beſſerer Art bringt. Daß zwei Novellen ſtets neben einander laufen, iſt eine ſehr glückliche Einrichtung. Ueberdies iſt jedes Heft reich an klei⸗ neren Eſſays, die ſtets von allgemeinſtem Intereſſe ſind. Die „Plauderecke“ enthält endlich eine Fülle kleiner Artikel, teils belehrenden, teils unterhaltenden Inhalts, aber immer in anziehendem Tone geſchrie⸗ ben. Was wir aber an dem Blatte noch ganz beſonders hochſchätzen, das ſind die Illuſtrationen, die durchweg feinſinnig gewählt und techniſch ſo vollendet ausgeführt ſind, wie kaum in einem zwei⸗ ten ähnlichen Journale. Alſo ein „Familienblatt“ im beſten Sinne des Wortes, das noch dazu ſo billig iſt, daß es die weiteſte Verbreitung finden muß. Für das neue Quartal iſt eine Menge inte⸗ reſſanter Beiträge in Ausſicht geſtellt, darunter: Zwiſchen zwei Todſünden. Novelle von Levin Schücking. — Ein Traum. Novelle von Wilhelm Jenſen. — Hedwig. Novelle von Heinrich Seidel. — Meine Nachbarin. Novellette von Ferdinand Groß. — Jenſeits des Ozeans verſchollen. Novel⸗ lette von W. Paſſauer. — Der gelbe Tod. No⸗ vellette von Ernſt O. Hopp. — Von der Nächſten⸗ liebe. Erzählung von Gerhardt von Amyntor. — Eine Erinnerung aus alten Tagen. Novellette von Rud. Immann. — Eine Frau in meinen Jahren. Novellette von Theodor Fontane. — Der Sanges⸗ bruder. Humoriſtiſche Erzählung von Karl Heigel. Mit Illuſtrationen von Skarbina. — Ferner Bei⸗ träge von Baring Gould (Verfaſſer der „Mehalah“), Ernſt Wichert, Karl Frenzel, Emil Marriot, E. Vely, Günther von Freiburg, R. Voß. — Humo⸗ resken von Johannes Trojan, A. v. Winterfeld, Karl Heigel u. A. Im Juli werden auch den Abonnenten we 16 Seiten des Autographen-Albums „Aus S und Not“ zugehen und den neu eintretenden Ab nenten die bereits ausgegebenen 16 Seiten ge nachgeliefert. Wir können nicht aufhören alle unſere immer wieder von neuem auf dieſe hervorrag Zeitſchrift aufmerkſam zu machen. Sie ſollſe keinem deutſchen Hauſe fehlen. Der Preis ig kaum in Betracht; denn er beträgt nur Mark für ein Vierteljahr oder 50 Pf. für ein Mongts Dem Turnverein Tadenburg zu ſeinem am 4. Juli zu begehen Stiftungsfeſt. Gewidmet von B. U Herbei, Herbei! du munterer Turnerkxeis, Herbei, wir wollen ein frohes Feſt begehen, Woll'n feiern heut' in freiher froher Wei, Des Turnvereins „dreijähriges“ Beſtehen. Deßhalb ergreif ſein Glas ein Jeder Mann, Stimmt freudig ein: Der Turnverein ſoll leben Und ſtets erſtarken, ewig ſteh'n und aufwärts ſtie Ein lebend Denkmal unſerm Vater Jahn. 10 rundlich 5 — 77 u perl . Gerſte auf de 15 im Kirchfeld Wenheimet Weg Je wem ſagt die — — Aarmädche 5 mein Putzgeſe nͤdchen. 0 ſorſe due größere Par aan Ankaufspreis Halt feſt und treu, den hehren Turnerſpr Friſch, wie der Morgentau, ſei euer Leben; Bleibt Frei und haſſet jeden Zwang und Te Auch Frömmigkeit ſoll euer Thun umgeben Froh ſei der Turner aber auch beim Wein, Sein Streben nicht allein ſei Kraft und Stärk Sei's nun im Spiel, ſei's nun im Ernſt, bei je Werk Soll er am Wein und auch der Lieb ſich freu R Seht wie im Walde ſich die Eiche reckt, N. Agrico Und mutig auf gen Himmel ſich erhebet, zum Wickel Nach allen Seiten ihre Zweige ſtreckt, Und wie's auch ſtürmet, immer wankt und b So folgt ihr nach mit eurer ganzen Kraft, Wollt ſtark und einig zu einander ſtehen, Und blühen froh und wachſen friſch, trotz Stur wehen Zu zeigen, was ein ernſter Wille ſchafft. Cem 180 Der Einigkeit bringt donnernd ein „Gut Hei Sollt auch einträchtig ſtets zuſammen bleiben, Und laßt den Neid, der Zwietracht böſen Keil, Nie in das Herz des jungen Stammes treiben. Die Einigkeit berleihet Mut und Mark, Ihr könnt's an unſerm Vaterlande ſehen, Wie wir nach Oſt, wie wir nach Weſt, gefür ſtehen Denn Einigkeit, nur Einigkeit macht ſtark. — 0 — Recht, mich zu beklagen, daß ich den Zug verfehlt habe? Ich wäre jetzt längſt „an Ort und Stelle.“ Warum man aber die Reiſe an den „Ort ſeiner Beſtimmung“ nicht ebenſogut vierzehn Tage ſpäter antreten kann, zumal dieſe, bei der es auf Wetter und Geſellſchaft nicht ankommt? Dir kann ich den Grund ſagen, Fritz, da Du mich nicht da⸗ rum verachten wirſt: ich habe den Mut nicht mehr. Iſt das ſo verächtlich, daß mir vor der dunklen Tiefe wieder ſchaudert, in die hinabzu⸗ ſpringen ich ſehr bereit war, ſeitdem ich es oben im Lichte wieder ſo wohnlich gefunden hebe? Und wenn es mich auch in wenig Tagen wieder um⸗ treiben wird, als den Unmenſchen, den Unbehauſten, der ich lange geweſen bin; den Gedanken löſcht Nichts wieder in mir aus, daß es irgendwo zwiſchen Himmel und Erde einen Ort giebt, wo ich leben könnte, eine Zufluchtsſtätte, wie die jenes ſophok⸗ leiſchen Muttermörders, an deren Schwelle die Fu⸗ rien ſtillhalten, weil ſie das Heiligtum nicht be⸗ ſudeln dürfen. . 5 Ich bin nun freilich ganz klar daüber, daß ich leider ebenfalls draußen bleiben muß. Dieſe Frau, auch wenn ich es wagen könnte, ihr meine unholde Geſellſchaft auf Lebenszeit anzubieten, würde ſie ſich freundlich verbitten müſſen. Sie hat ſich gelobt, Fritz, ihrem toten Gatten treu zu bleiben. Was iſt ein Gelübde? Darf es eine Feſſel werden, die unſer eigenes Weſen hemmt und einſchnürt, wenn wir uns ſelbſt hinauswachſen? In ſieben Jahren erneuert ſich der phyſiſche Menſch. Und der geiſtige ſollte, in neuem Fleiſch und Blut, der alte bleiben müſſen, nur weil er ſelbſt in einem müden Moment an ſeiner Erneuerung verzweifelte? 5 Ich ſelbſt habe mein Gelübde, mich nie wieder an! ein Krankenbett zu ſetzen, gebrochen, und rechne mir's eher zur Ehre, als zur Sünde an. Aber das Gelübde dieſer Frau ſteht freilich über allem Wankelmut irdiſcher Empfindungen. Sie will mir von Herzen wohl, ich glaube, daß ich keine treuere Freundin wünſchen könnte, wenn ich in Not käme. Alles könnte ich von ihr verlangen, da ich ihr Kind gerettet habe. Aber ihr ganzes Selbſt gehört nur der Vergangenheit ihres Glücks und dem zukünftigen Glück dieſes Kindes, und ich, dem es um Gegen⸗ wart zu thun iſt — — Ich habe es ſorgſam vermieden, ſie zu fragen, in welcher Stadt ſie lebt, unter welchen Verhält⸗ niſſen und Umgebungen. Ich will von ihr gehen, ohne das zu wiſſen, damit ich nie in die Verſuchung komme, ſie wieder aufzuſuchen und das Unmoͤgliche möglich machen zu wollen. Noch ein paar Tage die Wohlthat dieſes ganz einzigen Zuſtandes ge⸗ nießen, allem kleinen Weltweſen entrückt, in diefer öden Bergwildnis gleichſam ſchon wie im Himmel, wo, wie es heißt, nicht gefreit und geſchieden wird — dann gehe es, wie es will — wie es kann! Eine ſeltſame Kur, eine ziemlich grauſame bleibt es immer, daß das Schickſal, um mir zu beweiſen, ich ſei noch nicht reif zum Tode, mir dieſen Schnitt ins Herz machen mußte, damit ich an ſeinem Zucken merkte, wie ſtark der arme Muskel noch ſei, wie blutreich, und wie viel er im Leben noch aushalten könnte! — Für heute nichts mehr. Wir ſind hier oben von jeder Poſtverbindung abgeſchnitten. Wann und wo ich daher den Brief ſchließen und abſenden kann, wiſſen die Götter, wenn ſie ſich überhaupt um un⸗ ſere Korreſpondenzen bekümmern. Leb wohl!“ * * . Er legte die Feder hin und horchte in Krankenzimmer hinüber. Das helle Stimmchen Kindes ließ ſich vernehmen, jetzt nicht mehr mi unheimlich haſtigem Fieberklang, aber doch unge; wöhnlich zu dieſer ſpäten Stunde, wo es ſonſt z ſchlafen pflegte. Er hörte dann die ſanfte Stimhe der Mutter, und ihre beſchwichtigenden Worte ſchitz nen auf der Stelle die gewünſchte Wirkung zu haben. Als Rudolf hinüber kam, lag die Kleine wieder im Schlaf. Sie hat eben von Ihnen geträumt, ſagſe r Geſchöfts⸗, Eri luer, Stellen⸗A n, ſowie in de dun wo Inſerente n Namen in ae, nehmen O an ihrer S. n ſelen ihnen ſe ugs uneröffne Frau Lucilie, mit dem lieblichſten Lächeln zu ze J hege und viel aufblickend. Sie erzählte mir ihren Traum; Sie ln wir Rat hatten ihr ein weißes Lamm mit einem rothen igen und der Bande geſchenkt, das ihr aus der Hand fraß. Mi ſie es ſchon eine Weile hatte, war ihr erſt ei fallen, daß ſie zu danken vergeſſen habe. ſollte ich Sie ruſen, damit ſie es nachholen kön ſie war ganz unglücklich, es verſäumt zu haben. Warum haben Sie mich nicht gerufen! Ich ſagte Ihr, der Onkel Rudolf wolle nie von Dank hören. Er habe auch der Mama et geſchenkt, wofür ſie ihm niemals, ſo wie ſi wollte, zu danken im Stande ſei. chen brav wäre und wieder einſchliefe, ſei es d guten Doktor lieber, als aller Dank. Da hät Sie ſehen ſollen, wie eilig das gute Kind ſich w der zum Schlafen zurechtlegte, und nun ſehen S es ſchläft wirklich ſchon, und die Stirn iſt ge Et 25 Pfen doc feucht. Es gehorcht Ihnen ſo wie ſonſt lein Menſchen. e 5 f 2 (Fortſetzung folgt.) Hberlän 15 c b: bei mir einge 6 Redaktion, Druck und Verlag von Wucherer & Mol Ladenburg.