— Frankfurt, 30. Maf. In vergangener Nacht wurde ein Mann verhaftet, welcher Plakate, die ſchwere Beleidigungen des deutſchen Kaiſers enthielten, anzuſchlagen verſuchte. Weitere Verhaf⸗ tungen ſollen im Laufe des Tages erfolgt ſein. — Leipzig, 6. Juni. In der vergangenen Nacht iſt der allen Meßbeſuchern bekannte Trianon⸗ ſaal bis auf die Umfaſſungsmauern niedergebrannt. — Flensburg, 7. Juni. Auf der Flens⸗ burger Förde kenterte geſtern ein Boot mit 16 Perſonen, faſt ſämmtlich Famitienväter. Niemand wurde gerettet. f — (Grabſchänder.) Auf dem nördlichen Friedhofe in München haben Diebe mittelſt einer Leiter das Grab des Generals von der Tann ge⸗ plündert und ſämmtliche werthvolle Kränze wegge⸗ nommen. — Wien, 4. Juni. Der General Uchatius hat ſich heute durch einen Schuß in das Herz das Leben genommen. — Petersburg, 5. Juni. Beim Bahnhof Gatſchina wurde geſtern Abend bei der Ausweich⸗ ſtelle, nahe der Schienenkreuzung eine von der Au⸗ ßenſeite des Dammes gemachte Aushöhlung entdeckt, worin zwei leere Blechkapſeln ſtanden, das Loch war verdeckt durch ein mit Moos und Gras über⸗ zogenes Brett. Vom Telegrophenzimmer aus war durch den Keller des Stationshauſes eine Leitung dahin gelegt. Zwei Stunden vor der Abfahrt des Zaren wurde das Lokal militäriſch beſetzt und die Beamten verhaftet. Die Thatſache muß alſo ver⸗ muthet geweſen ſein. — Vor einigen Tagen wurde in Eiſenberg von einem jungen Kaufmanne eine Poſtkarte zur Poſt gegeben, welche in 120 Tagen die Reiſe um die Welt machen ſoll, und zwar wie ſie bis jetzt von noch keiner zurückgelegt wurde. Zunächſt wird dieſe Karte direkt bis Konſtantinopel gehen und von da wird ſie bis Sanghai zu Lande und dann zu Waſſer nach Yokohama (Japan) expedirt. Nachher wird die Karte bis St. Franzisko, ebenfalls zu Waſſer gehen, das Utah Teritorium paſſiren und in Cbharleſton in Südkarolina raſten. Von hier wird die Karte durch den atlantiſchen Ocean, den Pas de Calais nach London als letzte Raſtſtatt beför⸗ dert, von wo aus ſie dann zurückerwartet wird. — Irrthümlich ſagt man in Elſaß⸗Lothringen, „die preußiſche Regierung begünſtige die Verbreitung des Schnapſes“ aus fiskaliſchen Rückſichten. Es war aber von jeher preußiſche Tradition, den Branntweingenuß einzuſchränken. Schon Friedrich der Große ſchrieb an den Rand einer Bittſchrift um Konzeſſion zur Eröffnung einer Rum⸗Fabrik: „Ich will's den Teufel thun. Ich wünſche, daß das giftige garſtge Zeug gar nicht da wäre.“ Friedrich Wilhelm IV. ſagte: „Ich würde es als den größten Segen meiner Regierung anſehen, wenn die Brennſteuer auf Null reduzirt würde.“ Kaiſer Wilhelm ordnete den Erſatz der Branntwein⸗Porkion durch den Kaffee für die Armee an und ſagte neu lich bei der Düſſeldorfer Ausſtellung: „Ich wünſche jedem meiner Landeskinder eine Taſſe Stollwerk'ſche Chocolade zum Sonntag.“ 8 5 —(Einſturzeiner Eiſenbahn⸗Brücke.) Aus Tecuciu in Rumänien wird uns vom 28. Mai geſchrieben: Die Eiſenbahn-Brücke über den Sereth⸗ fluß bei Tecuciu iſt am 25. Mai um 1 Uhr 45 Minuten Nachmittags eingeſtürzt Das ſeit 14. Mai anhaltende Hochwaſſer hatte den erſten von den acht Mittelpfeilern unterwaſchend und riß kurz vor Ankunft des Wiener Kurierzuges den halben Pfeiler weg. Dem Bahnmeiſter Rosnowski gelang es jedoch, den mit voller Dampfkraft heranbrauſen⸗ den Eilzug einige hundert Meter vor der Brücke anzuhalten und vom unvermeidlichen Untergange zu retten. Die Brücke hing noch einige Stunden auf dem halben Pfeiler, dann ſtürzten zwei Joche der Eiſenkonſtruktion ins Waſſer. Eine Nothbrücke wurde für Fußgänger binnen 48 Stunden von Seiten der Bahnerhaltungs⸗Organe hergeſtellt; das Hochwaſſer iſt leider noch im Steigen begriffen. — Ein kühner Sprung. Aus Jena wird eine ſeltene Kühnheit einer Verbrecherin berichtet, welche vorige Woche mit dem Mittagszuge von Ho⸗ rebach nach Kaſſel transportirt werden ſollte. Als die Bahn eben einen langen Tunnel paſſirte, be⸗ nützte das Weib die Finſterniß und das Geräuſch des dahinbrauſenden Zuges, um unvermerkt das Coupe zu öffnen und mitten im dunkelſten Theile des Tunels und während der Fahrt zu entſpringen. Natürlich wurde der Abgang der Verbrecherin, als der Tunnel paſſirt war, gleich bemerkt und das Halteſignal zum Stehen des Zuges gegeben. Aber obwohl man ſich ſofort auf die Suche begab, fand man weder im Tunnel, noch auf der Straße eine Spur der Verbrecherin, die ſonach ihren tollkühnen Sprung glücklich durchgeführt und hierauf in dem nahegelegenen großen Walde ein gutes Verſteck ge⸗ funden zu haben ſcheint. — ( Griechiſche Räuber.) Die griechiſche Räu⸗ berbande bei Saloniki, deren Hauptmann der be⸗ rüchtigte Niko iſt, hat ſich kürzlich eine grauenvolle That zu Schulden kommen laſſen. Sie entführte zwei junge Mädchen im Alter von 17 Jahren, Töchter verſchiedener Eltern und verlangte eine Summe Geldes als Löſegeld für dieſelben. Einer der Väter zahlte das Löſegeld und erhielt ſeine Tochter zurück. Dem andern aber, der das Löſe⸗ geld nicht rechtzeitig zahlte, wurde die Leiche ſeines Kindes, in neun Theile zerſtückelt, zugeſandt. — Eine ländliche Meſſaline. Vor den Aſſiſen in Vienne (Frankreich) kam am 28. Mai ein ſchauerlicher Fall zur Verhandlung. In dem nahe gelegenen Dorfe Alier lebte der Pächter Marchondier, ein beſchränkter, aber ordentlicher Mech Frau hingegen wurde ob ihres laſterhoften wandels von Jedermann verachtet. Maß digte ſie ſogar eines ſträflichen Verhältniß ihrem eigenen 24jährigen Sohne aus erste Bekann Am Montag, 1 amittags 1 gegen Rathhauf n, die untenbe In letzter Zeit unterhielt Frau March on hegen, die ede Zeit zwei Liebſchaften, und zwar i e des 7 reichen Nachbar Clement und deſſen Sohne gſaeafe ch Erſteren begünſtigte des Geldes willen, den Zeh ſhaften sag aus Neigung. Am 24. Februar befand c u 30 115 Marchondier mit ihrem Sohne eingeſchleſſ Schätzung der alte Clement auf Beſuch kam, Pierte ſofort das Feld, doch nach wenigen Mi gehrte auch der junge Clement Einlaß. Der g berſteckte ſich unter den Tiſch, allein feige ragten hervor und der Junge gerieth bei Anblicke in unbändige Wuth. Ein sche Kampf zwiſchen Vater und Sohn entſpann hierauf, während deſſen Verlauf der Alte ei ergriff und mit demſelben die Hirnſchale e Sohnes ſpaltete. Einſtweilen war Pierre heimgekehrt und half bereitwillig dem alten ieh die Leiche des gemeinſamen Rivalen in den werfen, nachdem Frau Marchondier ſich eig der Briefkaſche des Ermordeten bemächtigk Drei Tage ſpäter ward der Leichnam ans Jai ſchwemmt und ungeachtet deſſen, daß der ait Ein Viertel 34 cht über den o eg, einſeits Vo nderſets Georg Ein einſtöckig nit Scheuer, Sta nd 2 Schwein nen, auf der dahier gelegen, e pubſch Wittwe, ghael Herwig, Straße. Der B kunſchaftlich. Schriesheim, ment dem Sohne ſeiner Maitreſſe 20,000 Bürge für ſein Stillſchweigen verſprochen hatte, legee 0 dennoch vor Gericht, von Reue gefoltert, e —— ſtändiges Geſtändniß ab. Der Gerichtshof Main- theilte Frau Marchondier zu lebenslänglicher Z arbeit, den Mörder ſeines Sohnes zu 20 Jog und den jungen Pierre zu 2 Jahren Gee — Urach, 3. Juni. Am letzten Miß ereignete ſich in dem nahen Dettingen i fahrläſſigen Aufbewahrens eines geladenen Geh wieder einmal ein ſchauerlicher Unglücksfall, 9 jähriger Knabe ſpielte mit dieſem Geweh legte daſſelbe zum Fenſter hinaus auf eineß zufällig zum Haus herankommenden 22 fach Bruder mit dem Rufe an: Ich ſchieße Dich und drückte los, noch ehe man ihm wa Worte zurufen konnte. Der Schuß mit Sich ging dem Bruder in die Bruſt, er lebt zwar man fürchtet aber ſehr für ſein leben. 3 Zur Herſtellt uf unſerem Be feld ſollen in werden: Lieferung k veranſchla Herſtellung Arbeitslohn vere Die Bedingu em Bahnmeiſte⸗ gehen werden. Angebote ſin det Aufſchrift uchsfeld“ verſeh Nts., Vormitke Unterzeichneten Intereſſant Darmſtadt, d iſt die in der heutigen Nummer unſerer 36 Der Eiſe ſich befindende Glücks⸗-Anzeige von Sg * Heckfcher ſenr. in Hamburg. Dieſes Haus haß durch ſeine prompte und verſchwiegene Auszah der hier und in der Umgegend gewonnenen Be einen dermaßen guten Ruf erworben, daß wir auf deſſen heutiges Inſerat ſchon an 1 S Ein Di auf Johanni n das allen häus kann, ordentlich gute Bezahlung als die Bitte, ſofort wieder einzuſpannen, wieder⸗ holt wurde, faſt unterwürfig, daß es durchaus un⸗ möglich ſei, und brachte ohne alles Fluchen ſeine Gründe vor. Das Gewicht derſelben ſchien auch auf die Dame Eindruck zu machen. Sie ſchwieg ein wenig und fragte dann, ob nicht irgend ein Bote aufzutreiben ſei, der gegen eine anſehnliche Vergütung den nächſten Arzt zur Stelle brächte; das Kind überlebe ſonſt vielleicht die Nacht nicht. Wie ſie das ſagte, zitterte ihr die Stimme ſo ſtark, daß es dem unfreiwilligen Horcher in der Neben⸗ kammer durchs Herz ging. Er trat ans Fenſter, um durch das Rauſchen des Regens die beweglichen Worte übertoben zu laſſen. Aber eben jetzt zerriß die Wolkenſchicht über dem See, und in der plötz⸗ lichen Stille, während eine reingewaſchene Mond⸗ ſichel hervorblinkte, mußte er dem Geſpräch nebenan noch weiter folgen. Der Wirth hatte den Knecht hereingerufen, ob er es übernehmen wollte, in den kleinen Marktflecken, der drei Stunden weit unten im Thale lag, hinabzuſteigen und den Bezirksarzt heraufzuholen. Es ſollte ihm nicht auf die ſchlechten Wege ankommen, ſagte der Burſch, wenn die gnä⸗ dige Frau ſich's was koſten laſſen wollte, aber es hülfe nichts, denn der Hanſel, der Jagdgehülfe, hätte ihm gerade heute geſagt, der Sepp müßte noch an acht Tage warten, bis er ſich die Kugel aus dem Schenkel ziehen laſſen könnte, weil der Doctor ſelbſt krank läge; er hätte einen Fall gethan mit dem Pferde, und der Bader hätte eine unſichere Hand, weil er bekanntlich ein Schnapstrinker wäre. — Dann wieder eine Stille. Darauf hörte man die traurig⸗ſanfte Stimme der Dame, ob es dann nicht möglich wäre, das Kind auf einer Tragbahre hinunterzuſchaffen, ſie wolle ſ mit ragen helfen, nur noch ein paar zuverläſſige Leute brauche ſie und einen mit Windlichtern, um den Weg zu wei⸗ ſen. — Das gehe nicht an, ſagte nun wieder der Wirth. Eine Trage hätten ſie nicht, das Kindel bequem darauf zu betten, auch könnten ſie nicht alle von Hauſe weg; übrigens wolle er doch noch mit ſeiner Frau ſprechen. Er ſtand eben mit ſichtbarem Widerſtreben von ſeiner Ofenbank auf, als die Wirthin ſelbſt hereinſtürzte und jammernd rief, die Kindermagd laſſe die gnädige Frau bitten, hinüberzukommen, an Fortreiſen ſei nicht zu denken, das Kind ſterbe ihr unter den Händen. Der Lauſcher drin in der Kammer trat vom Fenſter zurück. Wie von einer fremden Macht ge⸗ trieben, that er ein paar Schritte nach der Thür, dann ſtand er wieder und ſchüttelte ſeufzend den Kopf. Er verſuchte ſeinen Spaziergang die ſchmale Kammer auf und ab wieder zu beginnen, aber bei jedem zweiten Schritte ſtand er und horchte ins Haus hinüber. Seine Cigarre wor ihm ausge⸗ gangen. Mechaniſch trat er an das Licht, ſie wie⸗ der anzuzünden, aber ehe er ſich's verſah, hatte er das magere Flämmchen mit ſeinem Athem ausge— löſcht. Nun ſtarrte er im Finſtern auf die ver⸗ glimmenden Funken am Dochte, und es überlief ihn plotzlich ein unheimlicher Schauer. Noch ein Augenblick, und der kleine rothe Punkt verſchwand. Vielleicht hing es auch drüben nur an einem Hauch und ein Lebensflämmchen verſank in ſchwarze Nacht, an dem mehr gelegen war, als an dieſem Pfennig⸗ ſtümpfchen. Möge es verſinken! Was haben wir für ein Recht, uns einzumiſchen? NPielleicht, indem wir es neu anzufachen ſnchen, löſchen wir es nur um ſo Nähere aufmerkſam machen. ficherer aus mit unſeren tappiſchen Händen. liegt auch daran? Einem Menſchen mehr weniger das Leben gefriſtet, der ſelber vielleicht einmal wünſchen wird, nie geboren zu ſein, vielleicht eine Stunde kommt, wo er ebenfalls einzigen Freunde gute Nacht ſagt, auf Ni wiedererwachen! — — Wieder horchte er und verhielt den W um keinen Ton, der von drüben käme, zu bei Da war es ihm plötzlich, als höre er ein klage Stimmchen rufen, und gleich darauf die Frauenſtimme, die beruhigend zuſprach, dai heftiges Weinen — dann eine tiefe Stille, Länger litt es ihn nicht in ſeiner fe Abgeſchiedenheit. Er wollte nichts weiter, als wie es ſtehe; er kam ſich wie ein Unmenſch daß er allein im ganzen Hauſe ſich in einen fe Winkel verſteckte, während ſelbſt dieſe rohe ſchen Theilnahme zeigten. Haſtig öffnete Thür und taſtete ſich durch die öde Wirſhe auf den Flur hin- us. Die Thür drüben war angelehnt, Lichtſchein fiel durch die Spalte, e jetzt das Kind ſtöhnen und die Mutter es e Man ſollte ihm einen Thee kochen, ſagte die thin, daß es in Schweiß käme. Wenn ic einen hätte! — Die Hollerblüthen droben Schachtel thäten's am Ende noch, ſagte der — Dann wieder ſtill. Nur das Muriel Seufzen der Magd war zu vernehmen, die ii Ecke kniete und ein Vaterunſer nach dem aß betete. — (Fortſetzung folgt) 91 ſte von Herzogl. Bra lotterie. Halbjährlich Fooſen 51,00 ſammt⸗Betr 9 lionen Mk. Regierungs Hauptgewinne Mk., 150,00 u. ſ. f. — 4 u. 15. Juli. dooſe hiezu d das Halbe fü für 4 Mk. e lonzeſſionirte ö 0 We Amtliche 6 ſloſſenen Hal liche Pläne u — Dal perden auf f 0 75 der Te Redaction, Druck und Verlag von Wucherer e ehen 745 Ladenburg. 1 8180