Schreibweiſe bekannt zu machen. 3) Zu dieſem Zwecke iſt unverzüglich für jeden einzelnen Lehrer jeder öffentlichen Schule ein Exemplar der Schrift uf Koſten der Schulkaſſe anzuſchaffen. Dagegen t von einer Einführung derſelben für die Hand der Schüller abzuſehen. 4) Es iſt darauf zu achten, daß von nun an — ſo weit möglich — nur ſolche Lehr⸗ und Leſebücher neu eingeführt werden, wel⸗ che die neue Rechtſchreibung einhalten. 5) Die Be⸗ ſtimmung des Zeitpunktes, von welchem ab die chon vorhandenen und ſeither im Gebrauch befind⸗ chen mit abweichender Rechtſchreibung zu beſeitigen nd, bleibt vorbehalten. 8 — Heidelberg den 15. Mai. Heute Vor⸗ nittag halb 10 Uhr erſchoß der geſtern aus Kirch⸗ heimbolanden (Rh.⸗Pf.) hierher gekommene 34jähri⸗ ge Privatmann Otto Koch von dort ſeinen Schwa⸗ ger, den 32 jährigen Bierbrauereibeſitzer „Zum goldenen Engel, Jakob Jäger, dahier. Der Thäter ſtellte ſich ſofort der Behörde, die ihn in Verwahr⸗ m nahm. Tiefe, ſeit lange beſtandene Familien⸗ wiſte ſollen die Urſache der entſetzlichen That ſein. — Auf dem Rebgut in Kiechlingsbergen am Kaiſerſtuhl ſind an einem Rebſtock etwa 600 Samen zu ſehen. 8 — In Fürth fand ein Sturz der Güter⸗ verwaltungskaſſe der königl. Staatsbahn ſtatt, wel⸗ cher ein Defizit von ungefähr 6000 Mark ergab. Der Vorſtand der Güterverwaltung iſt bereits ſeincs mtes enthoben. — Wohnung des zukünftigen Kronprin⸗ en von Schweden. Außer in dem Schloſſe ullgarn wird auch noch im Hauptſchloſſe zu Stock⸗ olm für den Kronprinzen von Schweden und deſſen ünftige Gemahlin eine Wohnung eingerichtet. Die tztere ſoll während der Winterſaiſon benutzt werden und iſt auf dem öſtlichen Theil des Schloſſes gele⸗ gen; ſie beſteht zunächſt aus 8 Wohnzimmern, welche früher von der Königin Joſephine, der Mutter des regierenden Königs, bewohnt wurden nd ſodann aus 2 größeren Sälen für die Feſt⸗ chkeiten und eigenen Nebenräumen. Der Reichs⸗ tag hat dem Kronprinzen vom Tage der Vermäh⸗ lung an, zu ſeiner bisherigen Apanage von 72,000 Kronen noch 108,000 Kronen für ſeinen Haushalt nd der künftigen Kronprinzeſſin ein Nadelgeld von 2,000 Kronen bewilligt. Es iſt aber gleichzeitig arauf hingedeutet worden, daß nur der Kronprinz, icht aber auch die jüngeren Prinzen bei eventuellen ermählungen auf einen ſolchen Staatszuſchuß zu echnen haben. 5 — Schiffbrüche. Während der vergange⸗ nen Woche wurden 21 britiſche und auswärtige Schiffbrüche in London angemeldet, worunter ſich 4 britiſche (inel. 4 Dampfer) befanden. Die Ge⸗ ammtzahl der Schiffbrüche für das laufende Jahr ſtellt ſich nunmehr auf 750, oder 191 mehr als 5 in demſelben Zeitraum des vorigen Jahres. Der annährende Werth des verloren gegangenen Eigen⸗ thums beträgt 7,000,000 Pf. St., einſchließlich 6,000,000 Pf. St. britiſches. Fünf Fahrzeuge gingen an den Küſten des Vereinigten Königsreichs zu Grunde und vier wurden auf hoher See verlaſſen. Bei den Schiffsunfällen der vorigen Woche kamen 280 Perſonen ums Leben. — In New⸗Nork landeten am letzten Montag in ſechs Dampfern 6521 Einwanderer, größtentheils Deutſche. Die Ankünfte für Mai dürften 70,000 Seelen überſteigen. Dos Arbeits- bureau in Caſtle⸗garden berichtet, das gute Nach⸗ frage nach Arbeitskräften, hauptſächlich nach Farm⸗ Arbeitern und Haus⸗Dienſtboten vorhanden iſt. Die Einwanderung nimmt ſo große Dimenſionen an, daß Caſtle⸗garden kaum im Stande iſt, alle An⸗ kömmlinge zu beherbergen und Zelte in dem be⸗ nachbarten Batterypark errichtet werden. — Die kleinſte Zwergin der Weltwurde kürzlich in der „Illuſtrirten Zeitung“ abgebildet und ausführlich beſchrieben. Sie iſt das ſiebente Kind einer holländiſchen Familie, deren übrige Kin⸗ der normal ſind; die kleine Plauline oder „Prinzeß Zauline“ iſt dagegen trotz ihrer vier Jahre erſt 38 Centim. hoch und 6½ Pfund ſchwer, ſehr fein und zart gebaut (ihre Waden haben 9 Centim. Umfang, nur ihr Kopf iſt im Verhältniß zur ſon⸗ ſtigen Größe etwas dick. Das Kind iſt ſchwächlich und reizbar, hat aber den Keuchhuſten gut über⸗ ſtanden; bei aller Lebhaftigkeit des Temperaments iſt ihr Gang doch ſchwerfällig, da die kleinen Beine zu ſchwach ſind, den Körper elaſtiſch zu tragen; die Gliedermaßen ſind wohlgeformt, aber wenig muskulös. Sie ſpielt gern, namentlich mit Puppen, das Geſicht iſt blaß, die blauen Augen ſprechen von Klugheit. Ganz überraſchend wirkt die Ab⸗ bildung des kleinen Weſens: ſie ſteht auf einem Tiſch neben ihr ein gewöhnliches Weinglas mit Flaſche; erſteres reicht ihr bis zur Mitte des Ober⸗ ſchenkels, letztere über die Schulter! Ein Herr reicht ihr den Zeigefinger, den ſie mit dem Händ⸗ chen erfaßt, ohne ihn jedoch umſpannen zu können. — (Wieder ein Unglücksfall durch einen Böl⸗ ler.) Auch bei den Wiener Feſtlichkeiten ſollte einer jener Unglücksfälle zu beklagen ſein, wie ſie noch vom Frankfurter Turnerfeſte her in trauriger Er⸗ innerung ſind. Als des Vormittags in Ottakring auf dem für Erbauung einer Kirche beſtimmten Platze in Anweſenheit der Honorationen, Schulju⸗ gend, Feuerwehr und Veteranen ein Feſtgottesdienſt aus Anlaß der Vermählung abgehalten wurde, wollte der Feuerwehrmann Johann Schiedewitz aus eigenem Antriebe zur Hebung der feſtlichen Stimmung auf dem Feſtplatze einen Mörſer abfeuern. Während er das Rohr lud, explodirte die Füllmaſſe und die Stücke des Mörſers flogen mit donnerähnlichem Gekrache auseinander. Schidewitz wurde nur leit am Halſe verwundet; dagegen ward ein in Nähe befindlicher 14jähriger Knabe, Namenz Mareſch, von einem Sprengſtücke ſo gefährlich Kopfe berwundet, daß er bewußtlos zucht ſtürtzte und bald darauf im allgemeinen Krcgſe hauſe, in das er gebracht worden, ſtarb. — (Wie es in Macedonien zugeht.) Ein Marulius in Serres hat die dortigen Schule Chriſten ſo gehoben, daß 380 Knaben und Mi chen ſie beſuchen. Zum Dank dafür — wurde vom Patriarchen und der Synode in Bann geiß (er iſt wahrſcheinlich nicht orthodox⸗griechiſch); 10 Pfd. Sterl. boten ſeine Feinde für ſeinen eg hofsverband wird zur all 9 1. Räuber fingen ihn und — ließen ihn als note 55 ſchen Wohlthäter der Armen und Waiſen für Gemeinde Le 100 Pfund wieder frei. O ſchönes Land, wo Synagogenre Räuber 90 Prozent nobler ſind, als — det und Friedho triarch! 1881. a — (Aus dem Sarge befreil!) Vong e am 4. d. Mts. in Graz verſtorbenen Stada beamten Alois Hüpfl wird folgende Epiſode ekzäh Vor etwa zwanzig Jahren ſtand eines Nachmifz unter dem Thore des k. k. Garniſons⸗Spifals Graz ein Sarg, in welchem die Leiche eines M lers von der Kapeſle eines Infanterie-Regimenzz Grabe getragen werden ſollte. Schon war die g ſegnung nahe, als zufällig der auf kurze Zet Graz beurlaubte Militär⸗Oberarzt ... in das tragen werde 1 dem Leichen jenige verpfl Die Pflicht § 4. wünſchen, d trat und frug, wen man hier zu Grabe f 2 M. 50 „Den Bandiſten Hüpfl vom... Regiment, 8 5 die Antwort. „Was, den Muſiker Hüpfl e e und Einſar derte der Oberarzt, „der iſt nicht todt, deſſen Männer, ſo den kenne ich!“ — Und wahrhaftig, Hüpff 8 6. nicht todt; es gelang der Energie des klcht 8 7. Arztes, daß der Sarg geöffnet wurde. Man bracht werd an der vermeintlichen Leiche Wiederbelebungs bet hauſe unzu an und hat ſo einen Mann vor dem Lebendig war. Der grabenwerden gerettet, einen Mann, der erf zwanzig Jahren dem Tode wirklich zum Opfes fallen iſt. Anzeige, u Als Leicher Als er geendet hatte und die Anderen, über ieſe unerwartete Aufklärung betroffen, ſtumm blie⸗ ben, wandte ſich die Schweſter zu ihm und fragte halblaut, ob er denn wirklich ſeiner Neigung für die Julie gewiß, oder nur durch Mitleid und eine rt ritterlichen Pflichtgefühls für ſie erwärmt ſei. Nein wahrhaftig, erwiederte Julius mit lauter Stimme und ſah dabei den Vater an, ich fühle, aß ich nur ſie und keine Andere je zum Weibe habe kann, und Gott weiß, was ich darum gäbe, es ihr je eher je lieber ſagen und die Eltern um ihren Segen bitten zu können. 5 Den haſt Du, ſagte der alte Meiſter und ſtand in großer Bewegung auf, den Sohn zu um⸗ armen, und als er ihn losließ, ſtand die Mutter neben ihm, ihren Liebling gleichfalls ans Herz zu rücken, worauf er, keines Wortes mächtig, in die Arme der Schweſter und des Schwagers ſank. 5 Als aber die erſte Rührung, die Alle ſtumm machte, ſich wieder gemäßigt hatte und Julius, wie man denken kann, von der Schweſter geſcholten worden war, daß er dieſe wichtigen Enthüllungen ihnen ſo lange vorenthalten hatte, wurde eifrig bis tief in die Nacht hinein berathen, was nun geſche⸗ hen ſolle, um auf möglichſt zarte und ſichere Art den peinlichen Knoten zu löſen. Zuletzt vereinigten ſich Alle dahin, einem Vorſchlage der Pfarrerin beizuſtimmen, gegen den nur ihr Mann einige chwache Bedenken hatte, da er ſelbſt eine Rolle dabei ſpielen ſollte. Aber der munteren Beredſam⸗ keit ſeines klugen Weibes konnte er auf die Länge nicht wiederſtehen, un d ſo ergab er ſich, und man trennte ſich mit fröhlichen Hoffnungen für den an⸗ 9 deren Morgen, wo der men ſollte. Dieſer andere Morgen war, wie geſagt, ein Sonntag, und hierauf hatte die Pfarrerin ihren Plan gebaut. Als ſie nämlich zugleich mit der Julie, neben der ſie noch immer ſchlief, aufgeſtanden war, fragte ſie, während das Mädchen zum erſten Mal ihr ſchwarzes Kleid anzog, ob ſie heute nicht mit ihnen in die Kirche gehen wolle, es werde ihr gewiß wohlthun und ihre Stimmung beruhigen. Das Mädchen, das überhaupt die Art hatte, auf jede Frage erſt nach einem kleinen Beſinnen zu antworten, ſchüttelte ſchwermüthig den Kopf und erwiederte dann: ſie habe ſelbſt das lebhafteſte Ver⸗ langen, die Predigt zu hören, aber es ſei über ihre Kräfte, heute ſchon unter Menſchen zu gehen, und man möge noch ein wenig Geduld mit ihr haben. Das wollen wir gewiß, verſetzte die Pfarrerin. Aber um meinen Bruder thut mir's leid, der wie⸗ der in ſeine Schule zurück muß, heute ſchon, und nun mit dem Gedanken von hier weggeht, Du ha⸗ beſt, obwohl er Dich ſo herzlich lieb hat, einen Haß auf ihn, und ſein Anblick ſei Dir ſo widerwärtig, daß Du ſeinetwegen auch uns Anderen auswicheſt. Während ſie das ſagte, ſtand das arme Kind abgekehrt, um zu verbergen, daß ſie über und über von tiefer Schamröthe übergoſſen war. Wie ſoll ich ihn haſſen? brachte ſie endlich ſtockend hervor. „Ich bin ihm ſo vielen Dank ſchuldig, und gewiß, Sophie, ich habe meine Geſinnung gegen ihn nicht geändert und wollte, ich könnt' es ihm beweiſen, und wenn es mich das Leben koſtete. Aber ver⸗ lange nicht, daß ich ihn ſehen ſoll, und frage auch nicht, warum; er ſoll gehen und mich vergeſſen. Ich bin nicht werth, daß er nach mir fragt. Mag's darum ſein, ſagte die Pfarrerin mit verſtellter Gleichgültigkeit, während ſie heimlich über 1 (Merkmal.) Frau: Du biſt wie alle and n Männer keine Bohne werth! — Mann: Ja, erdigungske merk ich an meinem Kaffe. pünktlich e a ee 9 9 iſt die in der heutigen Nummer unſerer Zei Sterbekleid ſich befindende Glücks⸗ Anzeige von Sa Einladung Heckfcher ſenr. in Hamburg. Dieſes Haus hat von 1 M durch ſeine prompte und verſchwiegene Auszahl 10 Jahrer der hier und in der Umgegend gewonnenen Be 9 1 einen dermaßen guten Ruf erworben, daß wir I Mitglied d auf deſſen heutiges Inſerat ſchon an dieſer 8 0 aufmerkſam machen. m 50 f 9 1 Beerdigun dem Führ die Beſtätigung von Julius' Vermuthung frohle Du biſt eben ein krankes Kind, dem man Launen zu Gute halten muß, und mit der machen wir Dich ſchon wieder geſund. Aber ih Dich ſo nach der Predigt verlangt, die kannſt hören, ohne in die Kirche zu gehen. Sieht Die da am Ende des Gartens das Sommerhäusg e zu dem die drei Stufen hinaufführen? Von Lecchenzug aus ſieht man über die Gartenmauer auf den K hof, und der Chor der Kirche iſt nur zehn Sch weit entfernt. Wenn im Sommer, wie fetzt, Kirchenfenſter offen ſtehen, hört man den Pred Wort für Wort bis in unſern Garten her Da kannſt Du Dich hinſetzen und ganz im borgenen den Feiertag heiligen, und wenn es iſt, vor uns Andern wieder hier in deinem Schm winkel ſitzen. Damit nahm ſie den geſenkten Kopf des chens zwiſchen ihre Hände, küßte ſie herzlich Stirn und Mund und ließ ſie dann allein. Bald darauf fingen die Glocken an zu la und nun ſah die einſam Trauernde, hinter Vorhängen des offenen Fenſters verborgen, Hausgenoſſen, die Kinder voran, durch den Gg wandeln, nach dem Pförtchen, das auf den Kirch führte. Julius ging neben ſeiner Mutter; er das Geſicht ſtill zu Boden gekehrt, und Julſe gie einen traurigen Zug um die Lippen zu bene und daß er blaſſer als ſonſt war, Es wurde ſo weh dabei, daß ihr die Augen übergingen, (Schluß folgt.) ſars durch hof getrat ſchieht nu 95 ſtimmun Redaction, Druck und Verlag von Wucherer & Ladenburg.