3 Paris, 4. April. In der Kammer der De⸗ putirten machte der Kriegsminiſter nähere Mitthei⸗ lungen über die Vorgänge in Tunis und beſtätigte, daß ein elfſtündiges Gefecht ſtattgefunden hat, in welchem die Truppen vier Todte und ſechs Ver⸗ wundete hatten. Die Regierung habe der Stellung entſprechende Maßregeln ergriffen. Toulon, 4. April. Morgen werden 6 große Transportdampfer armirt. Dieſelben erhalten Kohlen für einen Monat, Lebensmittel für 25 Tage und 10,000 Feldrationen. Der Kreuzer „Tourville“ nimmt die Feldbedürfniſſe für 40 Offiziere auf. Petersburg den 5. April. Der Kaiſer empfing heute die Mitglieder des Polizei⸗Beirath; er war ſehr leutſelig und reichte ſämmtlichen die Hand. 5 Im Induſtriedorfe Mollokowo, ſo meldet eine Korreſpondenz aus Wesjegonsk, hat am Mittwoch in der vierten Faſtenwoche ein großer Krawall ſtatt⸗ gefunden, der damit endete, daß die betrunkenen Bauern alle europäiſch gekleideten, auf dem dortigen Jahrmarkt anweſenden Käufer überfielen und übel zurichteten. Wie viele dabei verunglückten iſt noch unbekannt. Das Haus des Geiſtlichen wurde zer⸗ ſtört. Das Volk hält die Europäer für die Urheber des Kaiſermordes. Eine große Aufregung verbreitete ſich über die ganze Gegend. Fuhrwerke mit Glocken wurden angehalten und letztere abgeriſſen, da man ſie für Freudenzeichen hielt. Das Volk dort, welches den Huldigungseid leiſten ſollte, begriff die Ceremo⸗ nie nicht und glaubte, es ſollte dadurch in das alte Joch der Leibeigenſchaft getrieben werden. Die Auf⸗ regung wächſt. Projadok verbürgt die Richtigkeit ſeiner Meldungen. Athen den 5. April. Der König hielt geſtern eine Truppenſchau über 6000 Mann ab und ver⸗ theilte an 3 Bataillone neue Fahnen. — Die Zahl der auf Chios Gedödteten und Verwundeten wird auf 3000 angegeben. Die Erderſchütterungen dauern fort. Verſchiedenes. Karlsruhe den 6. April. Seine Königl. Hoheit der Großherzog, Höchſtwelcher Sich am Sonn⸗ tag den 3. d. M. früh in Bebra von der Groß⸗ herzogin und der Prinzeſſin Viktoria getrennt hatte, um nach Hannover zu fahren, traf dort am Vor⸗ mittag ein, wurde von Seiner Königl. Hoheit dem Prinzen Albrecht von Preußen am Bahnhof em⸗ pfangen und von da in das Königliche Schloß ge⸗ leitet; hier verblieb der Großherzog den Tag über und reiſte um 5 Uhr Abends nach Oldenburg, wo Höchſtderſelbe um 9 Uhr Abends von Seiner Königl. Hoheit dem Großherzog von Oldenburg begrüßt wurde und im Großh. Schloſſe Wohnung nahm. Am 5. April begaben Sich Seine Königl. Hoheit über Bremen, wo Höchſtdieſelben einen kurzen Auf⸗ enthalt machten, nach Braunſchweig, trafen wee Abends gegen 5 Uhr ein, ſtiegen im Herzoglichen Schloſſe ab und gedenken heute Abend die Rückreiſe nach Karlsruhe anzutreten, um morgen Nachmittag hier ankommen zu können. N Karlsruhe den 4. April. Ihre Königl. Hoh. die Großherzogin und Ihre Großh. Hoh. die Prinzeſſin Viktoria ſind geſtern Mittag gegen 12 Uhr von Weimar hier eingetroffen. — Aus dem Odenwald, den 4. April. (B. Lp.) In Heddesbach wurde einer armen Tag⸗ löhnerfamilie, welche ſchon mit fünf Kindern geſegnet war, am 22. März, dem Geburtstag Seiner Ma⸗ jeſtät des Kaiſers, Zwilling: ein Knabe und ein Mädchen, geboren. Als der Vater die Zwillinge zur Taufe anmeldete, ertheilte ihm der Pfarrer den Rath, dieſelben zu Ehren des deutſchen Kaiſerpaares auf die Namen: „Wilhelm und Auguſta“ tcufen zu laſſen, was dann auch geſchah. Nach vollzoge⸗ ner Taufe erſtattete der Pfarrer alsbald Anzeige an. Se. Majeſtät den Kaiſer, worauf umgehend für die Zwillinge ein kaiſerliches Taufgeſchent don 30 Mark anlangte zur großen Freude der armen Eltern, denen dieſe kaiſerliche Huldbezeugung gewiß Zeit⸗ lebes in dankbarem Andenken bleiben wird. — Breslau, den 4. April. Die „Schleſiſche Preſſe“ meldet aus Beuthen: Die Steinkohlengrube „Florentine“ iſt geſtern Abend in Brand gerathen. Der Verluſt von Menſchenleben iſt nicht zu beklagen, dagegen ſollen 150 Grubenpferde erſtickt ſein. — In Osnabrück wurde dem Arbeiter einer dortigen Stiftfabrik durch eine glühende Draht⸗ ſchlinge ein Fuß glatt weg abgeſchnitten. Der Un⸗ glückliche hat in dem Augenblicke, als der glühende Draht durch das Bein ging, keinen Schmerz ver⸗ ſpürt; erſt als er das abgeſchnittene Glied neben ſich liegen ſah, iſt er ohnmächtig zuſammengebrochen. — (Eine ſiameſiſche Geſandtſchaft) iſt in London angekommen, die eine ganze Ladung der koſtbarſten Geſchenke, für die Königin Victoria beſtimmt, mitgebracht hat. Das Prachtſtück der Sammlung iſt ein Spucknapf aus gediegenem Golde. Man muß nämlich wiſſen, daß dieſer Hausrath bei den Siameſen den Ehrenplatz in jeder Stube einnimmt. Will man einen Freund willkommen heißen, ſo ſpeit man ihm in's Geſicht, was gleich⸗ bedeutend iſt mit unſerem Kuß oder Händedruck. Gern hätte Se. Siameſiſche Majeſtät der Königin auch die Inſignien des Elephantenmordes überſendet, aber die Statuten dieſes Ordens machen ſeine Ver⸗ leihung von den Bedingungen abhängig, welchen die Kaiſerin von Indien ſchwerlich zu genügen in der Lage ſein dürfte. Man muß nämlich einen Löwen, einen Tiger, einen Leoparden oder mindeſtens ein Rhinoceros erlegt haben, um ſich dieſer Aus⸗ zeichnung würdig zu machen. füllen zu können und verſtehen Sie namentlich ek⸗ — Algier, den 2. April. Vier Eingeboreh von der Miſſion des Oberſt Flatters, welche eh Aufnahme für die Saharabahn machte, kamen aß 28. März nach Quargla und meldeten, die Miſfigg Bee ſei faſt vollſtändig vernichtet. Vier Tagereſſen dog 2578. A Haurer, ſüdlich von Aſſimu, ſeien ſie überfalleg uf die di worden. Flatters und ſämmtliche Mitglieder der ſchtiften Miſſion ſeſen todt. Das Mitglied Dianous un Unteroffizier Probeguin mit 63 Mann entkamen ihnen ſchloſſen ſich Tuaregs oon Hoggaran, welche verſicherten, ſie hätten an dem Blutbade nicht ſheſt genommen; ſie boten Datteln an, welche aber hel guftet waren. Dianous und 28 andere ſtarhen daran. Probeguin ſetzte mit den Uebrigen die Reſſe fort. Auf dem Rückzuge wurde er ſüdlich bog Meſſegheim eingeſchloſſen. Er ſandte die vier E fue, S geborenen nach Quargla. Es wurde unvorzüglich bre auch! Hilfe geſchickt, allein es iſt wenig Hoffnung bor en it in handen, die 30 Ueberlebenden zu retten, da ſie hes r das Fang der Umzingelung wenig Lebensmittel und Munſton . dd aufen beſaßen. (Die Expedition hatte wiſſenſchaftliche n und Ve Zwecke zu verfolgen und wurde zur Erforſchung 5 hung dere der Sahara wegen Eröffnung einer kommerziellen n gelten fe Berbindung von Algier durch die Sahara nach dem ichen Senegal abgeſendet. Quargla oder Wargla, von ſailch der wo die Unglücksbotſchaft eintrifft, liegt in der alge⸗ deer Lor riſchen Sahara, ſüdlich von Tuggart.) Anſtifler der Niederſäblung von der Flatter'ſchen Expedition iſt der Chef der Tuareg Hoggar, Namens Ittagen. Bemerenswerth iſt, daß die algeriſchen Abgeordneten vor der Expedition gewarnt hatten, namentlich aber davor, Flatters an die Spitze zu ſtellen, welcher Gouverneur von Laguat geweſen und den Einge⸗ borenen als Militär bekannt war, und ihn Folge 2 Fangen Baßfſche m ch herbor 5 Mund fur Körbe Want ſc at werden chen, die deſſen bei ihnen Befürchtungen wegen ihrer Unab- r dr ge hängigkeit wachrief. Ae zur kü — Smyrna den 4. April. Auf der Inſel H ebeutn Chios hat ein ſtarkes Erdbeben ſtattgefunden. Drei Viertel der Stadt Chios iſt zerſtört, doch iſt die Zahl der Opfer noch nicht zu beſtimmen. Das Flachland und die gegenüberliegende Stadt Tſchesme haben ſtark gelitten. Ein türkiſches Schiff und das am Fiche franzöſiſche Stationsſchff ſind mit Lebensmittel ab⸗ ien Buulaf gegangen. (Die Inſel Chios oder Skio iſt id ern bet Ouadratmeilen groß und hat 40,000 Einwohner.) Eine andere Meldung ſagt: Die Zahl der Getödte⸗ ten und Verwundeten iſt ſehr groß, die gerettete Bevölkerung lagert im freien Felde. Auch auf Syra und in Smyrna wurden Erderſchütterungen geſpürt, richteten aber keinen Schaden an. + Bürgermeiſter: „Sie ſuchen alſo eine An⸗ ſtellung in ſtädtiſchen Dienſten: Wie ſteht es mt Ihrer Wiſſenskraft; glauben Sie jeden Poſten gus⸗ dachmigung ann der bett. Aleamt n Ken, oder Au page Ehn, ſowi. kanu Vet Wants Weninifetiun Aen. was von der Finanzwirthſchaft?“ — Petent: „Das können meine Gläubiger bezeugen.“ wieder leicht auf. Da flüſterte ihm das Dienſt⸗ mädchen zu, daß der Fremde da ſei, der Ella gerettet habe. Wie ſehr Tipper ſich auch freute, den Retter ſeiner Tochter begrüßen zu können, in dieſem Mo⸗ mente brachte ihn der Beſoch deſſelben doch in peinliche Verlegenheit; denn es war große Gefahr vorhanden, daß die Großmama nun doch alles er⸗ fahren würde. Er ſagte deshalb den Damen, daß ein Klient ſeiner harre und begab ſich in ſein Em⸗ pfangszimmer. Dort aber war der Fremde nicht, das Mädchen hatte ihn vielmehr, wie einen Freund des Hauſes in das Wohnzimmer geführt, und die Kinder waren nur deshalb ſo laut, weil ſie mit dem „neuen Onkel“ bereits eine recht herzliche Be⸗ kanntſchaft angeknüpft hatten. Tipper machte ſchnell Kehrt, er wollte nun wenigſtens verſuchen, dem Fremden noch rechtzeitig zu bedeuten, den Damen gegenüber nicht von dem Vorfalle zu ſprechen. Als er den Korridor wieder betrat, hatten ſeine Frau und ſeine Schwiegermutter jenes Zimmer, in dem der Fremde mit den Kindern ſpielte, ſchon betreten. „Wenn es mir jetzt nur noch gelingt, ihn mit einem Blicke zu verſtändigen!“ lispelte der Doktor. Doch wie überraſcht war er, als er in's Zimmer trat! Der Fremde und ſeine Schwieger⸗ mutter lagen ſich, Freudenthränen in den Augen, einander in den Armen! „Arthur, es iſt mein Vater!“ rief die junge Frau, als Tippers Blick ſie um Aufklärung bat. „Dein Vater! O, welch himmliſcher Zufall!“ ſagte er und ſtimmte herzlich ein in die allgemeine Freude. Rheinfeld, denn er war es wirklich, betrachtete wieder gut zu machen. ſeine Frau, nachdem er ſie minutenlang umarmt hatte, noch einmal recht genau, als zweifle er au ſeinem übermäßigen Glück. „Ja, du biſt es wahrhaftig! Ich habe meine Thereſe wiedergefunden, nachdem ich 20 Jahre lang ein ruheloſes ſchreckliches Daſein gefriſtet, und nach⸗ dem ich Dich ein halbes Jahr hindurch von Stadt zu Stadt, von Dorf zu Dorf geſucht hatte!“ Er blickte ſeiner vor Freude ſprachloſen Frau lange in's Auge, dann griff er nach ihrer Hand, drückte ſie feſt in der ſeinen und ſprach mit leiſer bebender Stimme: „Haſt Du mir verziehen, Thereſe?“ Sie ſenkte den Blick, ſchwieg eine Weile und hob dann wieder, wehmüthig lächelnd, das Auge zu dem Fragenden empor. „Laß das!“ ſagte ſie, „laß die Vergangenheit ruhen, wir ſind beide gleich thöricht geweſen und haben beide auch gleich bitter unſere Thorheit ge⸗ büßt. Ob Du im fernen Weſten ein ruheloſes Leben friſteteſt und ob ich hier in aller Stille mein Leid zu begraben ſuchte; der größte Schmerz für ein liebendes Herz iſt die Trennung von dem Geliebten!“ „Thereſe, ich habe ſchweres Unrecht an Dir Ich habe Dich zu ent⸗ ſchädigen für eine zwanzigjährige Seelenpein, u d in dieſem Augenblicke vergrößerſt Du meine Schuld, verdoppelſt ſie durch Deine Großmuth.“ Rheinfeld ſprach dieſe Worte mit dem Ausdrucke einer ge⸗ wiſten Beſchämung, wie wenn es ihn als Mann ſchmerze, ſo großmüthige Verzeihung bei einer Frau zu finden, welche er ſo unendlich ſchwer gekränkt hatte. Thereſe ſchien das zu bemerken. Sie ſchloß ihn weinend in ihre Arme und flüſterte ihm zu: * Sdonzei ung auf W Oehllter lerer des en); 085 muß a n erauf rung Akwieen . eile Ur fig nur n bezrksg dene „Laß ruhen das Geſchehene und ſprich nicht mehr von längſt vergeſſenen Dingen; wir wollen ein neues Leben begiunen und wieder — glücklich ſein, Kuno!“ (Schluß folgt.) Laßt mich allein. Laßt mich allein, o ſtill allein, Und ſtört mich nicht durch eure Worte, Ein trauernd Herz will einſamm ſein, Am liebſten weilt's am ſtillſten Orte. Dort kann es leiden ungeſehn Und ganz ſich ſeinem Schmerz erſchließen, Dort möcht es in ſich ſelbſt vergehn Und läßt den Quell der Thränen fließen, Dort klagt's dem Himmel ſeine Noth, Und kann es ſo nicht Tröſtung finden, Iſt's auch für eure Worte todt Und wird den Schmerz nicht überwinden Hat aber erſt in tiefem Leid Es einſam mit ſich ſelbſt gerungen, Und hat als ſtiller Freund die Zeit Ihm ihre Lindrung aufgezwungen, Dann kehrt's zum Leben oft zurück Der Pflanze gleich, die faſt verdorrte; Und Mitgefühl im ſtummen Blick 15 Gilt mehr im dann als Troſtesworte. Drum laßt vorerſt mich ſtill allein, Dem Wilde gleich, dem ſcheuen, wunden, Und wollt dem Herzrn Troſt ihr weihn, Laßt erſt in ſich ſelbſt geſunden. a und wi Druck und Verlag von W * 3 g Ladenburg. 5