5 Allgemeiner Jenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. 5 Poſtproviſton. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inferate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen italien. Samſtag, oͤen 19. ärz 1881 Nr. 23. 1 tglieder um . Volitiſches. ter. J. Karlsruhe den 14. Mürz. Die „Badi⸗ M. Blſß den wieder 3 ſche Landeszeitung“ veröffentlicht eine ihr zugegangene Zuſchrift des Tabakfabrikanten Ritzhaupt auf dem Werſauerhof, worin derſelbe aus einer mit dem Fürſten Bismark über die Tabaksſteuerfrage gehal⸗ tenen Unterredung mittheilt, daß der Reichskanzler 3 an der Einführung des Tabakmonopols feſthalten 8 und dem Reichstage eine bezügliche Vorlage machen i werde, ſobald der Reichstag Bürgſchaft für An⸗ ftfühen. nahme derſelben biete. Die in den Tabaksgeſchäften 1 herrſchende Unſicherheit ſei die Folge der Fraktions⸗ politik des Reichstags. Bei Einführung des Tabak⸗ . monopols würden die Fabrikanten loyal abgefunden werden, die Tabakshändler aber keinen Entſchädig⸗ unter den“ ungsanſpruch haben. Der Reichskanzler ſei übrigens dene nicht für das franzöſiſche Monopolſyſtem, ſondern wolle daß eine große Anzahl der beſtehe nden Fabriken und die Hausinduſtrie weiter arbeite. hnern bei Karlsruhe, den 14. März. Wegen Ab⸗ lebens Se. Majeſtät des Kaiſers Alexander II. von Rußland legt der großherzogliche Hof von heute an die Trauer auf vier Wochen bis zum 10. April einſchließlich an, und zwar vom 14. März bis incl. 27. März nach der dritten, vom 28. März bis incluſive 10. April nach der vierten Stufe der I Tcauerordnung. N Karlsruhe den 16. März. Se. Gr. Hoh. e Prinz Wilhelm mit Gemahlin ſind heute Nachmit⸗ 5 tag 2 Uhr 35 Min. nach St. Petersburg abgereiſt. — Karlsruhe den 15. März. Das gr. Oberſt⸗ kammerherrenamt erließ unter Geſtrigem folgende Hofanſage, die Hoftrauer betreffend: Wegen Ab⸗ lebens S. M. des Kaiſers Alexander von Rußland llegt der gr. Hof von heute (14.) an die Trauer 85 von 4 Wochen, bis zum 10. April einſchließlich, an, 155 und zwar vom 14. März bis einſchließlich 27. März nach der dritten, vom 28. März bis ein⸗ ſchließlich 10. April nach der vierten Stufe der Trauerordnung. Karlsruhe, den 15. März. Die badiſchen —— Reichstagsabgeordneten aller Parteien haben, Berliner Meldungen zufolge, geſtern aus Anlaß der Verlobung der Prinzeſſin Viktoria mit dem Kronprinz von Schweden einen gemeinſamen Glückwunſch an den Großherzog gerichtet. Karlsruhe den 17. März. S. K. H. der Kronprinz Guſtav von Schweden iſt heute früh 2 Uhr 15 Min. nach Stockholm abgereiſt. Köln den 15. März. Die „Kölniſche Ztg.“ meldet aus Petersburg vom 14. d.: Die Leiche des Kaiſers wurde heute Morgen 4 Uhr balſamirt und photographirt; das Geſicht des Kaiſers iſt nur wenig verletzt. Das linke Bein, welches nur noch an Fa⸗ ſern hing, wurde abgenommen und durch ein künſt⸗ liches erſetzt. Man glaubt, daß die Sprengſtoffe nur mit Glas umhüllt waren, um die Explodirfä⸗ higkeit zu ſteigern. Am Tage vorher erklärte ein aufgegriffener politiſcher Verbrecher im Verhör, man könne ihn ruhig hängen, er habe ſeine Vorbereit⸗ ungen ſo ſicher getroffen, daß an ein Mißlingen des Streiches nicht zu denken ſei. Berlin den 15. März. Der Kaiſer empfing um halb 2 Uhr das Präſidium des Reichstages, welches die geſtern beſchloſſene Theilnahmsbezeugung des Reichstages übermittelte. Der Kaiſer dankte tief ergriffen, indem er dem Schmerze Ausdruck gab, den er bei dem Verluſte eines ſeinem Herzen ſo nahe ſtehenden Freundes und Verwondten empfinde, und beauftragte das Präſidium, dieſen Dank dem Reichstage zu übermitteln. — Der Kaiſer hat durch Kabinetsbefehl vom 14. März um den verſtorbenen Kaiſer Alexander eine vierwöchentliche Trauer für das ganze Heer und eine fünfwöchentliche für die Regimenter, deren Chef der Kaiſer war, angeordnet. Berlin den 16. März. Der Kaiſer iſt durch die Petersburger Affaire ſo erſchüttert, daß die Aerzte ihm die dringendſte Ruhe angerathen haben; die Präsidenten des Reichstags, welche beim Kaiſer Audienz hatten, fanden ihn zwar in alter körper⸗ licher Friſche, aber ſehr bewegt und niedergeſchlagen. Sobald die Temperatur es erlaubt, wird der Kaiſer ſich zu einem längeren Aufenthalte nach Wiesbaden begeben. Die Feier des Kaiſerlichen Geburtstages ſoll durch deu Petersburger Trauerfall keine Einſchränk⸗ ung erfahren, ſchreibt man der Köl. Ztg. von Ber⸗ lin. Die Hoftrauer wird für dieſen Tag aufge⸗ hoben. Aus Hofkreiſen verlautet, es werde diesmal der Freudentag ein doppelt feſtliches Gepräge erhalten. Die Enkeltochter des Kaiſers mit ihrem Bräutigam, dem Kronprinzen von Schweden, erſcheinen; ferner hört man, daß auch der Großherzog von Heſſen mit ſeinen beiden älteſten Töchter nach Berlin kommen wird, und man bringt damit in Zuſammenhang die bevorſtehende Verlobung der älteſten heſſiſchen Prin⸗ zeſſin mit dem Enkelſohne des Kaiſers, dem Erb⸗ großherzog von Baden, welcher jetzt zum 1. Garde⸗ Regiment zu Fuß in Potsdam kommandirt iſt. Man ſpricht übrigens in Berlin mit ziemlicher Beſtimmt⸗ heit, daß die Verlobung des Erbgroßherzogs von Baden mit der älteſten Tochter des Großherzogs von Heſſen bevorſtehe. Berlin, den 16. März. Aus Veranlaſſung der tiefen Trauer, in welche der Tod Kaſſer Alexan⸗ ders von Rußland den Hof verſetzte, wird auf den Befehl des Kaiſers von jeder äußeren Feier des be⸗ vorſtehenden Geburtstages des Kaiſers bei Hofe abgeſehen. Die Abreiſe des deutſchen Kronprinzen nach Petersburg, welche auf 2 Uhr Nachmittags feſtgeſetzt war, iſt abermals verſchoben worden. Berlin den 14. März. Heute Mittag fand in der Kapelle der ruſſiſchen Botſchaft ein großer Trauergottesdienſt ſtatt. Anweſend waren das Kaiſerpaar, ſämmtliche hier welende Prinzen, Prinzeſſinnen, oberſten Reichs⸗ und Staatsbehörden, Botſchafter und Geſandte mit dem geſammten Perfonale, das Offizierkorps des Kaiſer Alexander⸗ Regiments. Die Eidesleiſtung der hieſigen ruſſiſchen Unterthanen erfolgt erſt in einigen Tagen. Wien den 15. März. Die „Deutſche Ztg.“ ſchreibt: Nicht unrühmlich war die Regentenlauf⸗ bahn dieſes Monarchen, aber der Stempel ſeines Laine ſtiberne Hochzeit. Erzählung von Ferdinand Gilles. 8. (Fortſetzung,) Rheinfeld, der ein durchaus offener und ehr⸗ licher Charakter war, hatte wie wir wiſſen, die beſte Meinung von ſeinem Freunde; Rheinfeld war zu 2 i harmlos, um die Schwächen von Dalbergs Charakter — durchſchauen zu können. So merkte er denn auch nicht, daß des Aſſeſſors Beſuche weniger ihm, als ſeiner ſchönen Frau galten; er merkte es nicht, denn J 1 für ihn war es abſolut undenkbar, daß ein Freund 1 den anderen ſo treulos hintergehen könne, ſich in . Bez r deſſen Frau zu verlieben. Für Rheinfeld's ehrliche Anſchauung lag das außer aller Möglichkeit und iſter hier war für ihn auch der leiſeſte Verdacht gänzlich gusgeſchloſſen. — Dalberg wußte das ſehr wohl; er kannte ſeinen Freund ganz genau. Es wäre demnach gewiß um ſo mehr ſeine Pflicht, ſeine Ehrenpflicht geweſen, das Vertrauen ſeines Freundes nicht zu hintergehen — aber Dalberg war in ſtark realiſtiſchen Anſchau⸗ ungen groß geworden und betrachtete das Leben nach dem Grundſatze: Gut der Genuß ſei. Er liebte Thereſe und geſtand ſich dies frei, wobei er doch ſo viel Ehrlichkeit beſaß, daß er Anfangs, wie um ſich vor ſich ſelbſt zu rechtfertigen, einige Anſtrengungen machte, den dämoniſchen Funken in ſeiner Bruſt zu erſticken. Doch gar zu bald hatte er die letzten Gewiſſensſkrupel beſiegt, und ſein ganzes Streben ging nur noch dahin: Thereſens Gegenliebe zu erwerben! Es war das im Grunde genommen, nicht allein ein ſchlechtes, ſondern auch ein thörichtes Unterfangen, denn als kluger Mann hätte er ſich ſagen können, daß eine Frau wie Therefe ihrem ganzen Weſen nach nie werde andere Empfindungen für ihn haben können, als die der Freundſchaft. War doch Thereſe ganz wie ihr Mann: brav und gerade, vertrauend und zuver⸗ ſichtlch im Bewußtſein der eigenen Seelenſtärke, aber auch ſtreng und ſtolz dem Unrecht gegenüber. Doch die Leidenſchaft machte Dalberg blind. Es waren einige Wochen vor jenem Tage, da Rheinfeld von ſeinem Hauptmann gewarnt wurde, als Dalberg ſich entſchloß, der Frau ſeines Freun⸗ des ſeine Liebe zu geſtehen. daß des Daſeins höchſtens Um ſeinen Entſchluß ! auszuführen, machte er an einem Nachmittage, als Rheinfeld im Dienſt war, Thereſe einen Beſuch. Sie empfing ihn freundlich wie immer, bedeutete ihm aber doch auch, daß ihr Mann nicht da ſei, und auch wohl erſt in einigen Stunden kommen werde. Er verſtand den Wink, ließ ſich jedoch nicht abſchrecken, gab der jungen Frau vielmehr leiſe zu verſtehen, daß er einen Wunſch ihres Mannes er⸗ fülle, indem er ihr die Zeit während deſſen Ab⸗ weſenheit durch ſeine Geſellſchaft verkürze. Thereſe kannte keine Lüge, und ſo glaubte ſie ihm, ſich über die zarte Aufmerkſamkeit ihres Mannes freuend. Dem Wunſche Dalbergs entſprechend, ſagte ſie Rheinfeld jedoch nichts von dem Beſuche ſeines Freundes, ſondern drückte ihm nur bei ſeiner An⸗ kunft einen herzlichen Kuß auf die Lippen, indem ſie ihm zurannte: „Du biſt der beſte, liebens⸗ würdigſte Ehemann unter Gottes Sonne!“ Rheinfeld, deſſen ganzes Eheleben ſich aus Zärtlichkeit zuſammenſetzte, fiel es dabei gar nicht ein, an etwas beſonderes zu denken. Dalberg hatte bei dieſem erſten Beſuche recht wohl empfunden, daß er mit einer Erklärung bei der jungen Frau ſehr ſchlecht ankommen würde.