. Allgemeiner Zenzeiger für 7 Jadenhurg und Schriesheim. Poſtproviſton. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Auterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗ Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Bei größeren Aufträgen entſprechende Nr. 14. Wiktwoch, öden 16. Jebruar 1881 1 5 Volitiſches. 19 Berlin den 9. Febr. Der „Reichsanzeiger“ veröffentlicht den Vertrag zwiſchen dem Deutſchen Reich und der öſtreichiſch⸗ ungariſchen Monarchie wegen Beglaubigung der von öffentlichen Behörden und Beamten ausgeſtellten oder beglaubigten Urkun⸗ den. — Dem Bundesrath legte der Reichskanzler den Geſetzentwurf betr. die richterliche Verfolgung von Perſonen des Soldatenſtandes wegen Dienſt⸗ handlungen vor. Bislang war in Preußen bei ſolchen gerichtlichen Verfolgungen der Rechtsweg aus⸗ geſchloſſen; durch dieſes Geſetz ſoll Einheit mit Rückſicht auf die Reichsverfaſſung geſchaffen werden. — Für die deukſche Schriftſteller⸗Welt wird es von Intereſſe ſein, zu erfahren, daß die Ver. Staaten England ihre Geneigtheit zu erkennen gegeben haben, über einen Vertrag gegen den Nachdruck zu ver⸗ handeln. Engliſche und deutſche Schriftſteller be⸗ finden ſich eben in gleicher Weiſe rechtslos dem Nachdruck in den Ver. Staaten gegenüber. Aehn⸗ liche Eröffnungen dürften auch Deutſchland gemacht werden. Berlin den 10. Febr. Der permanente Ausſchuß des Volkswirthſchaftsraths ſetzte heute die Berathung des Geſetzentwurfs, betreffend die Ab⸗ änderung der Gewerbeordnung fort und nahm die beiden erſten Alineas des Paragraphen 100 in der Faſſung der Regierungsvorlage mit dem Zuſatze an, daß die Prüfung der Lehrlinge eine Kommiſſion vornimmt, welche die Verwaltungsbehörde beruft und wozu die eine Hälfte der Mitglieder Seitens der Innungen, die andere Hälſte Seitens der Be⸗ hörde ernannt wird. An Stelle des dritten Alineas des gedachten Paragraphen tritt eine von der Brügge beontragte Beſtimmung, daß Arbeitgebern der unter 1 bezeichneten Art das Recht des Haltens von Lehrlingen entzogen werden kann, wenn ſie ihre Pflichten als Lehrherrn nicht erfüllen. Der alſo modiftzirte Paragraph wurde im Ganzen ſchließlich mit 15 gegen 8 Stimmen genehmigt. Berlin den 11. Febr. Der permanente Ausſchuß des preußiſchen Volkswirthſchaftsraths er⸗ ledigte die zweite Leſung der Innungsvorlage, ſtellte das Alinea 3 des Paragraphen 100e nach der Re⸗ gierungsvorlage wieder her und genehmigte alles Uebrige in der Faſſung der erſten Leſung. Mi⸗ niſter v. Bötticher dankte hierauf der Verſammlung für die Unterſtützung der Regierung durch das Ma⸗ terial, welches die reiche und pralktiſche Erfahrung der Einzelnen zu Gebote geſtellt habe. Die gegen⸗ wärtigen erſten Arbeiten ſeien ein glänzendes Zeug⸗ niß für die Leiſtungsfähigkeit des Volkswirthſchafts⸗ rathes. Der Miniſter hob hervor, daß bei aller Meinungsverſchiedenheit doch niemals die politiſchen Parteiunterſchiede in den Vordergrund getreten ſeien. Die günſtigen Ergebniſſe der Arbeiten ließen die Hoffnung berechtigt erſcheinen, daß der Volkswirth⸗ ſchaftsrath eine dauernde Inſtitution werde. Hierauf erklärte der Staatsſekretär den Volkswirthſchaftsrath für geſchloſſen. Berlin den 12. Febr. Die Eröffnung des Reichstags iſt für den 15. Februar, 2 Uhr Nachmittags, durch den Stellvertreter des Reichs⸗ kanzlers, Graf Stollberg, angeſetzt. — Bei dem geſtrigen Diner des Fürſten Bis⸗ mark zu Ehren des Volkswirkhſchaftsraths wurde auch der deutſch⸗öſtereichiſche Handelsvertrag be⸗ ſprochen. Bismark bemerkte, daß die innige poli⸗ tiſche Freundſchaft, die uns mit Oeſtreich verbinde, auch auf das wirthſchaftliche Gebiet übertragen werden müſſe. Was den Abſchluß des Handelsver⸗ trags mit Oeſtreich betreffe, ſo verlange Oeſtereich nach Bismark's Bemerkung nicht unbedeutende Er⸗ mäßigung für Zölle auf Gedreide und Holz. Da⸗ gegen verzichte es auf eine Ermäßigung des Wein⸗ zolls. Wie man hört, ſind die Ausſichten auf das Zuſtandekommen eines definitiven Handelsvertrages mit Oeſtreich noch ſehr trübe und bemerkte Bismark noch, daß Frankreich ſofort bereit ſein würde, die im Frankfurter Frieden eingeräumte Meiſtbegünſtig⸗ ungs⸗Klauſel aufzugeben. Es würde aber dann in ſeinem Zolltarif Revanche gegen Deutſchland nehmen. Wien, den 10. Februar. Geſtern trat der! Kronprinz Rudolf die ſeit längerer Zeit ſchon projek⸗ tirte Orientreiſe an. Wie bereits aus Miramare berichtet wird, kam derſelbe heute Vormittag halb 10 Uhr dort an und wurde auf das Feſtlichſte empfangen. Zwei Stunden ſpäter ſetzte er ſeine Reiſe fort. Wie wir vor Kurzem berichteten, er⸗ wartete den Kronprinz Rudolf in Jeruſalem ein außerordentlich feierlicher Empfang. i Petersburg den 12. Febr. Ein Telegramm des Generals Skobeleff aus Aſhabad vom 7. ds. meldet: Nach der Proklamation, durch welche die Tekkinzen aufgefordert wurden, in ihre früheren Wohnſitze zurückzukehren und die Gewehre abzuliefern, ſind bereits 7000 Familien zurückgekehrt. Saphik⸗ Khan, Khudaiwerdy⸗ Khan und andere Khane be⸗ finden ſich in unſerem Lager, wodurch die übrige Bevölkerung angezogen wird. Jetzt iſt erwieſen, daß bei Denpel⸗Tep 6400 Leichen begraben ſind, während der Belagerung ſind gegen 8000 Mann umgekom⸗ men, bei der Verfolgung 2000 niedergemacht. Der Geſundheitszuſtand der Truppen iſt befriedigend. Verſchiedenes. Ladenburg den 15. Febr. So oft wir auch ſchon Gelegenheit hatten, in der heſteren Ge⸗ ſellſchaft unſeres Geſangvereins durch theatraliſche Aufführungen geſellige und genußreiche Abende zu verleben, ſo zeichnete ſich doch die am vergangenen Sonntage gegebene theatraliſche Aufführung vor allen anderen glänzend aus. „Die Eiferfüchtigen“ und „das letzte Mädchen im Dorfe“, ſind beides Stücke, die ſich ihrer ganzen Veranlagung nach ſo trefflich eignen, auch Dilletanten willkommene Gelegenheit zu geben, die ihnen zu Gebote ſtehenden Kräfte auf's ſchönſte zu entfalten. Wir bewunderten vor Allem das erfolgreiche Ineinandergreifen der einzelnen be⸗ theiligten Perſonen, ſowie namentlich die ſchöne Harmonjſe und Vollendung, welche ſich in der Wieder⸗ gabe der in den beiden genannten Stücken auftreten⸗ den Rollen ausſprach. Mit Recht wird wohl jeder Fremde in dem reich beſetzten und ſchön dekorirten Pilger'ſchen Saale Ver wa i ſt. Erzählung von Clara Waldheim. Fortſetzung.) „Das wohl nicht, wenigſtens nicht ſolche, die dir gefallen würden“, entgegnete Luiſe. „Aber nun erzähle mir endlich, wie es dir ſeitdem ergangen iſt, als wir uns trennten.“ „Ei, ganz vortrefflich!“ rief Lina, das konnteſt du ſchon aus meinen Briefen erſehen. Es geht reitenden, s immer aus einem Vergnügen ins andere; jetzt — kommt der Sommer, nun giebt es wieder etwas Sch Neues. Es ſſt ſehr ſchön, wenn man erſt einge⸗ en schlie, ſegnet ſſt und nichts mehr lernen darf, man iſt Garant unbeſchreiblich glücklich — aber doch nicht ſo glück pecte 1855 lich wie du, denn du biſt verlobt. Nun ſage mir mer, Sl in aller Welt, Luiſe, wie du, die du doch den — Lioͤebesbetheuerungen der Herren nie das mindeſte Gehör ſchenkteſt, dazu gekommen biſt, dich zu ver⸗ root un?) loben.“ Der Eintritt Werners enthob Luiſe der Ant⸗ n wort, gab aber der Unterhaltung einen noch leb⸗ 10 S0 ſteren Aufſchwung. Lina begrüßte ihren zukünf⸗ heim, tigen Schwager, wie ſie ihn nannte, mit unbe⸗ fangendſter Herzlichkeit, ſie war unerſchöpflich an witzigen Einfällen und liebenswürdigen Scherzen, und auch Werner, durch ſie fortgeriſſen, floß über von Heiterkeit und Jugendluſt. Luiſe hörte beinahe ſchweigend zu, ſie wurde immer ſtumm, wenn ſie ſich, glücklich fühlte, und dieſen Abend war ſie es im vollſten Maße. „Ich prophezeihe ein mildes Frühlingswetter für morgen,“ ſprach Werner beim Abſchiede. „Ich hörte hie und da davon ſprechen, daß man Ausflüge aufs Land unternehmen wolle. Wie iſt's? Wagen wir uns auch hinaus? Es iſt zwar noch nicht viel mehr zu genießen als die friſche Luft, aber auch das iſt ſchon genug.“ Lina ſtimmte jubelnd bei, auch Luife ließ ſich überreden, morgen ihre Unterrichtsſtunden ausfallen zu laſſen, um ſich der Spazierfahrt anzuſchließen. „Dein Bräutigam iſt ein reizender Menſch“, rief Lina nach Werners Entfernung aus. „Weißt du, ich finde ihn hübſcher als alle unſere Herren in D., auch viel, viel liebenswürdiger. Ach, wie ich mich auf morgen freue. Es war ein herrlicher Einfall von mir, hierherzukommen. Gieb Acht, wie ich mich putzen und ſchön machen will. Ich habe mir mein neues Sommerkleid mitgebracht, das ſteht mir ausgezeichnet.“ In der That, ſie ſah aus wie ein Elfenkind, als ſie am andern Morgen vor Luiſe hintrat, ſich von ihr bewundern zu laſſen. Luiſe glaubte nie etwas Bezaubernderes geſehen zu haben, als dies goldene Lockengekräuſel. Die lachenden Veilchenaugen und die zarten, runden Arme auf dem duftigen roſa Kleid. Es veranlaßte ihr eine eigenthümlich peinliche Empfindung, und unwillkürlich ſchweifte ihr Blick hinüber in den Spiegel. Sie, wenn ihre einfach edle und ſchöne Erſcheinung ihr daraus ent⸗ gegenſchaute, hatte ſich derſelben gefreut; ſie hatte nur immer gefunden, daß ſie ſo gar nichts Lieb⸗ liches Einſchmeichelndes beſaß, was ihr bei andern Frauen ſtets ſo außerordentlich wohlgeſiel. Sie verlebten einen glücklichen Tag. Lina be⸗ hauptete entzückt, ſich ganz königlich zu amüſtren, Luiſe war es wunderbar fröhlich und leicht zu Muthe, ſie hätte am liebſten in die ſchöne Welt hinausjubeln mögen: „Wirf ab, Herz, was dich kränket und was dir bange macht!“ Es war ja Frühling, und Alles mußte neu werden. .