Unterſuchungen ſind die Weinſtöcke, ſo weit ſie nicht mit Schnee bedeckt waren, in der ganzen Gemarkung und in allen Traubenſorten erfroren, nur wenige Lagen mit kleinerer Ausdehnung ſind verſchont. — Wetzlar, den 21. Jan. Ein ſchwerer Unglücksfall hat ſich geſtern Abend bei Niederbiel zugetragen. Sieben Einwohner aus genanntem Orte, welche von ihrem Tagewerke heimkehrten, waren im Begriff, über die Lahn zu ſetzen, als das kleine, ſie beherbergende Fahrzeug umſchlug. Fünf der in dem Nachen befindlichen Perſonen, vier Männer und ein Knabe ertranken; nur zwei waren ſo glücklich, ſich zu retten. — In Erfurt iſt ſeit etwa acht Tagen das Schreckensgeſpenſt der „Typhus“ aufgetaucht und in der „Martins⸗Kaſerne“ ſind bereits zehn Soldaten mehr oder minder ſchwer erkrankt. — Dresden den 25. Jan. Ein ſchreckliches Ereigniß trug ſich geſtern Vormittag auf der Louiſen⸗ ſtraße in der Neuſtadt zu. Ein dort wohnender Barbierſtubeninhaber ſollte um 10 Uhr getraut werden. Alles war vorbereitet; die Braut nebſt den Gäſten barrten nur noch des Bräutigams, wel⸗ cher gleichwohl nicht erſchien und die Geduld der Wartenden auf das Höchſte ſpannte. Endlich währte es der Braut doch zu lang, man ſandte nach der Wohnung des Bräutigams und ließ dieſelbe, da ſie verſchloſen war, durch die Behörde oͤffnen. Als man in die Stube gelangte, fand man den Mann mit durchſchnittener Kehle am Boden liegen. Der Unglückliche hatte ſich ſelbſt mit einem Raſirmeſſer getödtet. Was denſelben zu der furchtbaren That getrieben, iſt um ſo weniger erklärlich, als der Mann in durchaus geordneten Verhältniſſen gelebt haben ſoll. — Aus Ludwigshafen ſchreibt man der N. B. Ldsztg. unterm 25. ds. Mts.;: Vorgeſtern Nachmittag ſprang unterhalb Mörſch ein gut ge⸗ kleideter junger Mann im Alter von ungefähr 24 Jahren in den Rhein und ertrank, ehe es noch mehreren in der Nähe weilenden Perſonen möglich war, an den Schauplatz des Unglücks zu eilen. Geſtern Vormittag gelang es die Leiche aufzufinden. Be⸗ kleidet war dieſelbe mit blauem Säckchen und ditto Weſte, weiß und ſchwarz geſtreiftes Halstuch, roth und blau geſtreiftes Oxford⸗Hemd und doppelſöhligen Rohrſtiefeln. Außerdem fand ſich eine ſilberne Cylinderuhr, ein Portemonnaie mit etwas Geld und ein Eiſenbahnbillet, auf welchem nur noch der Name Friedrichsfeld zu leſen war, vor. Der Name des Unglücklichen iſt nicht ermittelt worden, doch dürfte die Tättowirung, die er auf dem rechten Arm trägt, über ſeine Perſon Aufſchluß bringen, dieſelbe lautet: „Gott mit uns!“ B F. A. B. Nr. 14 (wahrſcheinlich Bad.⸗Fuß⸗Art⸗Bat. Nr. 14) darunter eine Kanone und ſodann die Zeichen K. Ph. M. 1877. — München den 16. Jan. In der letzten Zeit verſchwanden hier gegen vierzig werthvolle (meiſtens Hühner⸗) Hunde ohne daß trotz den eif⸗ rigſten Nachforſchungen eine Spur derſelben gefun⸗ den werden konnte; ein gleiches geſchah mit einem Hunde des Rechnungsrathes F. Die ſofort ange⸗ ſtellten Nachforſchungen fanden das werthvolle Thier ſchon zum Verſpeiſen hergerichtet in der Behauſung eines Einwohners zu Schwabing. Hierwegen vor Gericht gezogen, gab der Betreffende an, daß ſein Sohn den Hund von einem Unbekannten geſchenkt erhalten und er dann die Hinrichtung vorgenommen habe. Da die Unterſuchung ergab, daß der zum Hundediebſtahl abgerichtete Knabe das Thier nach Hauſe gelockt hatte, wurde der ſaubere Vater wegen Hehlerei mit 9 Monaten Gefängniß beſtraft. — In Berlin fand am 24. d. eine große Aufregung hervorrufender Mord ſtatt. Ein junger Mann erſchien früh 8 Uhr auf dem Luiſen⸗Ufer 30 gelegenen Polizeibureau und ſagte dem Beamten in kühlem Tone: „Ich habe eben meine Braut ermordet, hier iſt der Schlüſſel zum Zimmer im Hotel zur Stadt Kottbus.“ Die Unterſuchung er⸗ gab, daß der junge Mann nicht wie man anſäng⸗ lich annahm irrſinnig, ſondern die grauenhafte Wahr⸗ heit geſprochen. In dem bezeichneten Zimmer des genannten Gaſthofes fand man die blutüberſtrömte Leiche eines jungen, nicht unſchönen Mädchens. Ihr Hals war von Ohr zu Ohr durchſchnitten, auf dem Tiſche ſtand neben leeren Weinflaſchen ein halb ge⸗ fülltes Glas, deſſen Boden ein Niederſchlag bedeckte, daneben lag ein Papier mit dem Giftkopf und der Bezeichnung Zuckerſäure. Der Mörder iſt der 22 jährige Hermann Hantrak aus Sachſen, führte ein unſtätes Leben, die Ermordete eine bei Ver⸗ wandten in Berlin wohnende Schneiderin Auguſte Schiefer aus Wurzen, 24 Jahre alt und ſeine Braut. Beide beſchloſſen ſich das Leben zu nehmen, nahmen von ihrem zweijährigen Kind Abſchied, lo⸗ girten ſich in obiges Gaſthaus als Geſchwiſter ein, beſtellten am Abend Wein und früh 6 Uhr nahm die Braut, nachdem ſie ſich in ſchneeweiße Wäſche gekleidet, das von ihrem Bräutigam dargereichte Glas Gift und trank es aus. Wahrend ſie un⸗ ſägliche Schmerzen erlitt, hatte der Bräutigam das nicht den Muth das Glas zu leeren, auch mit einem Dolche ſich zu tödten war er zu muthlos. Vielmehr ſchnitt er mit demſelben ſeiner Braut den Hals durch und zeigte ſich dann ſelbſt an. Die Todte wird, da ſie als ein braves Mädchen gekannt und geſchätzt war, bedauert, Der Burſche hingegen, der ſich öfter ſchon mit Selbſtmordgedanken getragen, als ein unſtäter muthloſer Menſch geſchildert. In Karlskrona iſt die Seekartenſammlung nebſt verſchiedenen Inſtrumenten auf der Königl. Schiffswerfte ein Raub der Flammen geworden. Giftglas mehrmals an die Lippen geſetzt, fand aber Hieg vert In der Verlagsbuchhandlung von Moe Schauenburg in Lahr erſchien ſoeben ein Bo ſchul-Atlas, welcher alle guſen Eigenſchaften h man in der Neuzeit an einen Volksſchul⸗Atlauſen ſtellt in ſich vereinigt. Bei meiſterhafter Ausführ⸗ gitwoch 1 ung der Zeichnung, einfacher Schönheit der Kare Vormi deutlicher und leicht überſichtlicher Länderbegrenzung, 1 in Folge ſcharfmarkirter Bodenformaton und Flußzeichnung, 5 Rathhar was wohl die wichtigſten Momente für den geogrg⸗ benen, den phiſchen Unterricht bildet, leiden die einzelnen Rear alen bon nicht an Ueberladung von Namen, Zeichen z n fffentli wie die meiſten Volksſchul⸗Atlanten. Durch dieſeh ud endg neuen Bolksſchu⸗ Atlas it ein Atlas für die He e de der Schüler geſchaffen, der mit der Zeit wohl Je N verdienten Eingang in die Volksſchule finden möge, Aebung Speciell für badiſche Schulen iſt er allen andere 1 Atlanten unbedingt vorzuziehen, weil er une Fr. 1: engere Heimath beſonders ausführlich und mit ſeht 119 Ruthe gelungenen Kärtchen bedenkt. Der Preis beträgt 10 it und letzt — 1 M. — für ein gebundenes Exemplar md le gegen iſt ſomit auch in dieſer Hinſicht für eine mögliche 0 Mott Anſchaffung geſorgt. „ be Deutſches Jamilien blatt. ats Wilhel Vierteljährlich ! Mk. 60 Pfg. In Heften zu 30 b. 50 Pfg⸗ Verlag von J. H. Schorer in Berlin. 10 Ruthe Vom zweiten Jahrgange des Deutſchen Familienblattes liegen die drei erſten Nummern vor, die gegenüber den früheren Leiſtungen dieſer Zeitſchrift nicht nur gleiche Höhe, Au baublatz a a leuen A ſondern einen entſchiedenen Fortſchritt bekunden, wovon wit ln Beg „an uns durch den erſten flüchtigen Blick auf die Bilder ber Stadtmauer zeugen können, von denen wir Anton von Werners glänzen lf nell erb Kompoſition! „Zur Einigung Deutſchlands“ hervorheben uus Ni. 12 Dieſes Bild beweiſt, namentlich auch rückſichtlich feier 12 7 hnhe vollendeten xylographiſchen Ausführung, daß kein andere da Wohnh deutſches Blatt ſich mit dem „Deutſchen Familienhiat A und gew meſſen kann, das auch in der Wahl der übrigen Illueg⸗ tionen das Beſtreben verräth, ſich dieſen Vorzug ungeſch males zu erhalten. Wir verweiſen nur noch auf das Doppel von Hans Dahl! „Auf der Eisbahn“ und auf L. Knauz hben mit 0 Stall, Taz Adenburg de reizendes Kinderbild: „Kleinmütterchen.“ Der Vol Indeſſen ſtehen die textlichen Beiträge den illuſtralſveg 6 um nichts nach. Wie wir anter den mitarbeitenden N Künſtlern auf Namen erſten Ranges ſtoßen, ſo ſinden wir — hier einen Erzähler, deſſen Schüpfungen ſich ſchon fei Monk: Decennien in Deutſchland des größten Beifalls erfreuen 8 Levin Schücking weiß in der ſpannenden Novelle „Da sche Fräulein von Thoreck“ alle ſeine bekannten Vorzüge wi zu entfalten. Eine noch vorzüglichere dichteriſche Gabe ein bei aber der Roman „Mehalah,“ die Arbeit eines hervorrage 5 den Gelehrten. Kühne und ſtarke Zeichnung der Charaktere, — eine erſchütternde, geſchickt verwickelte Handlung, farbig Zu memen Naturſchilderungen — Alles vereinigt ſich, um dieſen Roman 1 weit 5 die gewöhnlichen Erſcheinungen der Tageslileralur Cho zu erheben. 5 Damit dem Nützlichen das Angenehme beigeſellt fei, f habe mit no durch die reiche Auswahl belehrender und unterhaltender 5 Artikel geſorgt. Wir greifen unter dieſen blos Paul Nie A0 meyers Beitrag über Abhärtung und Verweichlichung heraus, und erinnern an Fritz Wernicks Charakterbild Friedrich Haaſes und an Aloys Hennes „Die Muſik im Haufe“ Reich und eigenthümlich auch iſt der Inhalt der Plauderecke, angelegt und 1 Murk 25 deren einzelne Theile alle ebenſo unterhaltend wie belehrend — ſind und auch ihrerſeits den Fortſchritt bezeichnen, den das Zu * vorzügliche Blatt nach jeder Richtung hin errungen. 8 f gelebt — denn es lag nicht in ihrem Eharakter ſich irgendwo ſchnell einzuleben — aber doch ſchon hin⸗ länglich bekannt gemacht. Man begegnete ihr mit Höflichkeit — mehr verlangte ſie nicht und mehr gab ſie nicht zurück, und daß ihre beiden Schüler⸗ innen ihr mit großer Liebe anhingen, that ihrem vereinſamten Herzen unbeſchreiblich wohl. Sie empfand es noch immer als eine Erleichterung, nicht täglich kleinlichen Quälereien und Gehäſſigkeiten aus⸗ geſetzt zu ſein, und wenn ſich bei dem Gedanken an die Zukunft und an ihre einſame, ſchutzloſe Lage ihr das Herz auch manchmal bange zuſammenzog, ſo ſagte ſie ſich doch immer wieder mit ſtolzem Selbſtgefühl, daß jetzt, wo ſie auf eigenen Füßen ſtehe, ſie jeden Kummer, den ſie ſich⸗nun ſelbſt zu⸗ zuſchreiben habe, nicht ſchmerzlich empfinden werde. Ihr Principal war Gutsbeſitzer, ein alter gut⸗ müthiger Herr, leichtlebig, gewandt und voller Spott⸗ ſucht, die er an Niemand lieber als an ſeiner Ge⸗ mahlin ausließ. Dieſe war eine ſtolze, imponirende Erſcheinung, der das üppige graue Haar eben ſo gut zu dem ernſten Geſicht ſtand, wie ehemals das dunkle, von feſtem unbeugſamen Charakter, langſam zum Zorn und langſam zum Vorurtheil, aber un⸗ erſchütterlich in ihrer einmal gefaßten Meinung und vernichtend in ihren eiſernen Eonſequenzen. Ihre äͤlteſte Tochter Amalie hatte die hohe Geſtelt der Mutter und die leichte Beweglichleit des Vaters ge⸗ wußte ſie alle Neuigkeiten des Tages, die ſie, weiß Gott woher, nicht ſelten aus der Dienſtboten Munde erfahren hatte, ſo anmuthig und witzig vorzutragen, doß ſie ſtets vor einem dankbaren Publikum ſprach. Daß Fräulein Amalie trotz dieſes vielhewunderten tf Oſtern, zu zwar keinen Grund, ſich über die Tochter ihtes mn Echweinft Vorzuges doch bei ihren vier und zwanzig Jahren noch keinen Mann gefunden, blieb wunderbar und war ein Grund zum ſtillen Aerger der Mutter und das Stichblatt für des Vaters ewige Neckereien. Sie ſelbſt ſprach ungenirt von ihrer Männerfeind⸗ ſchaft, behauptete, wähleriſch zu ſein, wie die Prin⸗ zeſſin im Märchen und behandelte überhaupt dies heikle Thema mit ſo vieler Unbefangenheit, daß in der That Niemand ſie peinlich berührt davon glaubte. Soeben ſaß ſie Luiſe gegenüber in einer Laube, deren hintere Bank Luiſe mit ihren Zöglingen, den verſpäteten und deshalb von Allen verhätſchelten Nachkommen der Familie, eingenommen hatte. Die Tochter des Gutsbeſitzers war nicht gerade vollkom⸗ men ſchön, aber ſie hatte ein feingeſchnittenes Ge⸗ ſicht, dem die langen ſchwarzen Augenwimpern, die die grauen und etwas zu kleinen Augen viel größer und dunkler erſcheinen ließen, einen eigenthümlich feſſelnden Ausdruck gaben. Sie plauderte, ohne der Schweigfamkeit ihres Gegenübers zu achten, unauf⸗ hörlich fort, namentlich in der Abſicht, etwas über die Vergangenheit und ſonſtigen Verhältniſſe der Erzieherin zu erfahren, die ihr, die doch eben ſo erbt. Sie galt für eine intereſſante Geſellſchafterin und eine piquante Erzählerin, und in der That geſchickt zu fragen wie mitzutheilen verſtand, noch Prinzipals zu beklagen, aber ſie liebte es nicht, über A in ihre eigenen Verhältniſſe zu ſprechen und zu dem Zu f waren ihre Erinnerungen ſo wenig angenehm, daß M ogis g ſie dieſelben ſo ſelten wie moglich hervorrief., Sie wollte vergeſſen, um ein ganz neues Gedankenleben anfangen und heiter in die Zukunft ſchauen z ——— 1 5 i l Aokerſtab „Sie müſſen oft bei geſehlſchaftlichen Veran⸗ Nirac laſſungen geſungen haben,“ ſprach Amalie wͤͤhrend 1 Nfahrlos die Nadel ihrer Stickerei gleichſam wie im Thel zu ihren haſtigen Worten hin und her flog. „hte Stimme iſt recht ſicher und wohlgeſchult. Sie be⸗ ſitzen überhaupt ein leidliches Organ.“ Sie machte eine Pauſe, wie um Antwort zu erwarten, da dieſelbe jedoch ausblieb, fuhr ſie fort, „Apropos, wie fanden Sie neulich Fräulein Lucie Klingen, die Dame die nach Ihnen uns mlt ihrem muſikaliſchen Vortrag entzückte. Himmlisch, nicht? Sie rauſcht in roſa Gazewolken einher wie eine Göttin! Wie man übrigens Roſa tragen kann, wenn man ein ſo blühendes Geſicht hat, iſt mir unbegreiflich. Und dieſes Geklimper! Himmel! ich mußte unſerer kleinen Diana die Ohren zuhalten, damit ſie nicht mit lautem Wehegeheul den Vortrag begleitete, ſo tief war ihre zarte Seele durch Fräu⸗ lein Lucies reine Töne berührt.“ f (Fortſetzung ſolgt.) In der Hart walefen Fal Dhoſteur: Aunſchwig. Rr San fehlt big — Vulv und Z i Pat Ammer Tasche bisher immer dunkel geblieben war. Luiſe hatte Redaction, Druck und Verlag don Wucherer d Wolff Ladenburg.