Poſtproviſion. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pf. mit iltuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. ö Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entsprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 5. Samſtag, den 15. Januar 1881. Volitiſches. Berlin den 12. Jan. Die Reichsregierung ſoll beſchloſſen haben, auf Einladung der franzöſiſchen Regierung an der im Auguſt d. J. in Paris ſtatt⸗ findenden allgemeinen telegraphiſchen Ausſtellung Theil zu nehmen und ſich auf dem zu gleicher Zeit ſtattfindenden Kongreſſe, der ſich mit den Fortſchritten auf dem Gebiete der Elektricltät beſchäftigen wird, vertreten zu laſſen. Der zwiſchen Deutſchland und den Vereinigten Staaten von Mexiko beſtehende Freundſchafts⸗, Handels⸗ und Schiffartsvertrag vom 28. Auguſt 1869 wird, nach erfolgter Kündigung Seitens der exikaniſchen Regierung, mit dem 22, Dezember des laufenden Jahres außer Kraft treten. Berlin, den 11. Jan. Das „Tageblatt“ veröffentlicht den Wortlaut des franzöſiſchen Rund⸗ chreibens vom 24. Dezember an die europäiſchen Rabinete. In jenem Rundſchreiben führt Barthelemy aus: die Konſequenzen eines griechiſch⸗türkiſchen onflikts ſind im Frühjahr ſo ernſt und drohend, daß es Frankreichs Pflicht iſt, das Thema mit größter Energie zu erfaſſen und den geſammten Kabineten Europas nahe zu legen. Griechenland drohe binnen 3 Monaten Krieg gegen die Türkei. Ein ſolcher Krieg würde nicht allein auf die Bal⸗ kanhalbinſel ſich beſchränken, ſondern der allgemeine Friede Europas ſtände dabei auf dem Spiel. Friechenland irre ſich, wenn es glaube, daß die Berliner Nachkonferenz Beſchlüſſe gefaßt, welche Uropa auch durchführen müſſe. Es ſeien nur Vor⸗ chläge, welche allein dann wirkſam würden, wenn ie beide Parteien acceptiren. Europa ſei frei, Niemand könne ſeinen offerirten Rathſchlägen den nern. g ück rat oſtanſt. 80. ichhandl. 1 tem- Ver Berlagsbuß hen Fare g fehlen. — —— Character und die Ausdehnung beilegen, welche die⸗ Kzeug elben nie beſeſſen“ Barthelemy ſchließt: Es iſt Hölzel n eine Ausſicht auf Ruhe, bis wir annehmen können, daß Griechenland nach allem, was Europa im letzten halben Jahrhundert für dasſelbe gethan und die Verpflichtungen nicht vergißt, unter welchen es ſteht, —— und nicht leichten Herzens mit ſich ſelbſt die ganze ziviliſirte Welt in den Abgrund reiſſe, den wir ihm gezeigt haben. Petersburg den 10. Jan. Die Nothlage in Rußland findet auch in der Chriſtfeſtbetrachtung der deutſchen Petersburger Zeitung eine traurige Beſtätigung. Dem Blatte zufolge iſt die Noth und das Elend in Rußland faſt überwältigend. Außer der gewöhnlichen Armuth herrſcht unter vielen Tauſenden an der Wolga eine furchtbare Hungers⸗ noth und droht furchtbares Unheil anzurichten. Statt gegen ruſſiſche Schmähungen zu polemiſiren, empfiehlt die deutſche Petersburger Zeitung ihren deutſchen Mitbürgern, zu zeigen, daß ſie in dieſem Elend helfen wollen, um dadurch den deutſchen Namen, welchen Mißgunſt und Nationalitätenfanatismus in den Staub zerren wollen, zu Ehren zu bringen. Rom den 12. Jan. Die Agenzia Stefani meldet: Auf die Anregung Frankreichs hin erhielten die Vertreter der Mächte in Athen Befehl, gemein⸗ ſame Schritte zu thun, um Griechenland zur An⸗ nahme des Schiedsgerichts zu bewegen. Verſchiedenes. * Ladenburg den 13. Jan. Ueber die Folgen von Umgehung der Wehrpflicht durch Auswanderung herrſchen noch vielſeitig falſche Auf⸗ faſſungen. Es kommt zuweilen der Fall vor, daß junge Leute, ſei es zu ihrer weiteren Ausbildung oder aber lediglich zur Umgehung der Wehrpflicht, aus dem deutſchen Reiche auswandern. Die meiſten dieſer jungen Leute ſind wohl hierbei der irrigen Meinung, ſie könnten, wenn ſie auf Grund eines mehrjährigen Aufenthaltes in dem nicht deutſchen Staate naturaliſirt ſind, in ihr früheres Vaterland zurückgekehrt, von den, auch den Ausländern zuge⸗ ſtandenen Befugniſſen zur Ausübung eines Ge⸗ werbes und häuslicher Niederlaſſung ohne Anſtand Gebrauch machen. Dem iſt aber nicht ſo, weil der hier kompetenten Behörde das Recht zuſteht, der⸗ geſtalt ausgewanderte und wieder zu obigem Zwecke zurückgekehrte Perſonen, in erſter Reihe, an ihre verſäumte Militärpflicht zu erinnern oder aber deren e aus dem deutſchen Landesgebiete zu veranlaſſen. Da die hier einſchlägige Behörde in neuerer Zeit von dieſer Befugniß, wie es den An⸗ ſchein hat, Gebrauch macht, ſo glauben wir auf die Folgen der Umgehung der Wehrpflicht in der be⸗ zeichneten Weiſe aufmerkſam machen zu ſollen, — Mannheim den 11. Jan. Heute früh ſtürzte in einer hieſigen Lederhandlung ein Schuh⸗ macher vom Waldhof vom Schlage getroffen todt zu Boden. — Gleichfalls wurde heute Morgen, dem hieſigen Spitale, die Nachricht übermittelt, daß eine Frau im Verbindungs⸗Canal ſich habe ertränken wollen, doch ſei dieſelbe noch gerettet worden und ſollte behufs Aufnahme in das Spital abgeholt werden. Als der Transportwagen an Ort und Stelle anlangte, war die Frau jedoch bereits geſtor⸗ ben. Ueber die näheren Umſtände dieſes Selbſt⸗ mordes iſt Nichts bekannt geworden. — In Sandhauſen wurde ein Eckthürm⸗ chen des Kirchthurms vom Sturm herabgeſchleudert. Es hat ein großes Loch in das Kirchendach ge⸗ ſchlagen, iſt aber auf dem Gebälke des Langhauſes über der Orgel zerſchmettert. Mannheim den 8. Jan. ( Schöffengericht.) Vorſitzendenter: Gr. Amtsrichter Herr Hildenbrand. Als Schöffen: die Herren Kaufmann Berthold Meyer von Mannheim und Landwirth Friedrich Riehm III. von Feudenheim. Vertreter der Gr. Staatsanwaltſchaft: Gr. Amtsanwalt Herr Barth, als Gerichtsſchreiber Herr Rechtspraktikant Dr. Dü⸗ ringer. Es kamen folgende Fälle zur Verhandlung: 1) Landwirth Tobias Michel III. von Sandhofen wurde des Betrugs für ſchuldig erklärt und unter Verfällung in die Koſten zu 10 Mark, ev. 2 Tage Gefangniß verurtheilt. 2) Die Kaufleute Wilhelm Fuld von Mannheim, Karl Komes von Niederwalluf und Friedr. Karl Garbrecht von Heidelberg haben ſich des Vergehens gegen 8814 und 15, des Nahr⸗ ungsmittelgeſetzes ſchuldig gemacht. Dieſelben wur⸗ den zu je 25 Mark und den Koſten verurtheilt. 3) Taglöhner Michael Hebel von Dürkheim wurde der miltelſt eines gefährlichen Werkzeugs unter mil⸗ Honig Wärme] Dr. M. n Bonn [lein Zicken⸗ friſchet haltenet 112 l. peiſung ufe he⸗ Stenz. — Feuilleton. Verwaiſl 5 Erzählung von Clarg Walphei n. (Fortſetzung.) „Nicht mag, natürlich! ſie ſind ihr wohl zu veiblich? Freilich eines Shakefpeare unanſtändige Dramen ſagen ihr beſſer zu! Nun, ich mach mich a um Anderer Geſchmack nicht kümmern, aber wer 1 an dieſem ſchwungvollen, beredten Styl, dieſen hin⸗ lt eißenden Situationen — oh, oh, meine Nerven!“ tenz. je legte plötzlich die Hand wehklagend an ihre III tirn. 5 Luiſe war aufgeſtanden und zu einem Tiſch⸗ il hen gegangen, um das Buch nachläſſig darauf hin⸗ zuwerfen. Die lange Schleppe ihres ſchwarzen on. Seidenkleides rauſchte über den Teppich. tlehnung „Welch ein unausſtehliches Geräuſch!“ klagte mſchlags die Frau, welche ihre eigene Eleganz ſonſt ſo gern uch zu hören liebte, „wie zerſtörend es täglich auf meine angegriffenen Nerven wirkt! Ueberhaupt, welch ein ominöſer Gedanke, ſich ſtets in ſchwarze Seide zu wickeln — noch dazu an Sommertagen! Iſt es nicht, als wolleſt du damit deiner Mutter nachahmen. die auch dieſe zweckloſe Manier hatte, immer in ſchwarzer Seide umherzurruſchen — “ Sie legte die Hand wie ſchützend über die Augen und beobachtete durch die Fingerritzen hindurch ihre Nichte. Dieſe, ſtand noch ohne ein Wort zu erwidern, am Tiſch und rührte mit einem zierlich geſchnitzten Stäbchen in dem Goldfiſchchen⸗Baſſin umher. Nur, an dem Beben ihrer Finger und der an den Schläfen aufſteigenden, leichten Röthe konnte man ihre Er⸗ regung wahrnehmen. „Bis zuletzt hat ſie es freilich wohl nicht ge⸗ than,“ fuhr die Tante fort, da ſie bisher ihr Ziel noch nicht erreſcht zu haben glaubte. „Mein Gott die arme Adele, wie mag ihr Stolz gelitten haben die ganze Zeit! Sie war immer ſtolz, ein wenig zu ſtolz eigentlich“ Nun, ich habe jan das Meinige für ſie gethan und bereue es nicht, aber welche Laſt ſie miro mit. deiner Erziehung aufgebürdet hat, das weiß Gott allein.“ Sie hatte mit ſchwacher, hinſterbender Stimme geſprochen und verbarg jetzt ihr Geſicht tief auf⸗ athmend in den Händen. Adele drückte, den Fuß krampfhaft auf den Teppich nieder, um ein heftiges Emporfahren zu unterdrücken. Ihre Züge jedoch behielten den gleich⸗ gültigſten Ausdruck, und! ſie beſchäftigte n ſich ſpielend mit dem Glaſe. „Ja,“ fuhr die Leidende fort, „Gott, weiß, wie ich mir Mühe gebe, dich zu ändern, aber leider war es ſchon zu ſpät! Dein unbezähmbarer Eigen⸗ ſinn, dein maßloſer Trotz —““ „Aber Mama hat Luiſe doch immer gelobt, und ſie ihre artigſte Tochter genannt,“ unterbrach Lina entſchuldigend. „Das iſt eben der Verderb!“ rief die Kranke diesmal mit mehr Eifer, als ihrem leidenden Zu⸗ ſtand zuträglich ſein mochte. „Man muß Kinder nie ins Geſicht hinein loben. Dadurch entwickelt ſich — ſie hatte dies irgendwo geleſen — ihr Selbſtgefühl und macht eine weitere Erziehung un⸗ möglich. Daher ſind auch alle meine Anſtrengungen, ſie nach mir zu bilden, geſcheitert. Nur noch geſtern ſagte die Räthin Freiwald zu mir: „Es iſt doch ſeltſam, meine Liebe, daß Ihre älteſte Nichte Ihnen