In Rußland ſtehen Studenten⸗Tumulte und Brandſtiftungen wieder auf der Tagesordnung. In Moskau kam es zwiſchen dem Rektor und den Studenten der Univerſität zu Differenzen, die da⸗ mit endeten, daß 400 Studenten polizeilich abge⸗ führt wurden und in derſelben Stadt häufen ſich in der letzten Zeit die Brände derart, daß kein Zweifel mehr iſt, eine Verbrecherbande treibe neueſten ihr Unweſen. Zum Ueberfluſſe wird von einem neuen Attentats⸗Verſuche der Nihiliſten auf den Kaiſer berichtet, den man auf der Reiſe von Livadia nach Petersburg unweit der Station Slawgorod, ihn ähnlicher Weiſe wie bei dem letzten Verſuche in der Nähe Moskaus, in die Luft ſprengen wollte. Viele Verhaftungen ꝛc. wurden vorgenommen. Es erſcheint weder als ein beſonderes Vergnügen ruſſiſcher Kaiſer, noch als ein beſonderes Plaſſir, ruſſiſcher Unterthan zu ſein. Verſchiedenes. k. Ladenburg den 28. Dez. Wie wir aus ſicherer Quelle vernommen, hat auf eine von Seiten der Vorſtände der verſchiedenen Confeſſionen geſchehene Anregung hin die hieſige Gemeindebehörde den dankenswerthen Beſchluß gefaßt, daß von nun an der Eintritt des neuen Jahres durch feierliches Glockengeläute angekündigt werde. Dieſe Anordnung, in Folge deren eine in den meiſten Städten und vielen Dörfern unſeres Landes beſtehende ſchöne Sitte auch bei uns eingeführt werden ſoll, wird erſtmals bei bevorſtehendem Jahreswechſel vollzogen, und von der hieſigen Einwohnerſchaft ſicherlich freudig begrüßt werden. Möge auch dieſes Zu- ſammentönen der Glocken am Wendepunkte zweier Jahre Zeugniß von der Erfüllung des Dichterwortes ablegen: Freude dieſer Stadt bedeute, Friede ſei dies erſt Geläute. — Aus Baden. Aus Wiesloch wird der „N. B. Edsz.“ geſchrieben: Ein hübſches Wucher⸗ geſchichtchen bildet gegenwärtig das Tagesgeſpräch. Ein Geſchäftsmann der Umgegend wendet ſich in der Geldnoth an einen hieſigen Agenten. Dieſer führt ihn in ein Haus, in dem ſchon vielen „ge⸗ holfen“ wurde. Er will 300 Mk. Man läßt ihn zwei Wechſel unterſchreiben, von denen einer auf 112 Mk., der andere auf 225 Mk. lautet. 300 Mk. werden ausbezahlt. Der Schuldner unterſchreibt, froͤhlich im guten Glauben, auf drei Monate 300 Mk. gegen ſo billige „Proviſion“ erhalten zu haben. Doch die Enttäuſchung folgte auf dem Fuße. Vier⸗ zehn Tage ſpäter werden beide Wechſel vorgezeigt, mangels Zahlung proteſtirt und Wechſelklage einge⸗ leitet, in welcher nochmals 6 Proz. aus der Wechſel⸗ ſumme vom Verfalltage gefordert werden. Als die Pfändung erfolgt war, mußte der Schuldner für Gewährung einer vierwöchentlichen Stundungsfriſt nochmals einen Wechſel über 19 Mk. unterſchreiben. Der betreffende Schuldner beabſichtigt feinem Gläu⸗ biger von der Staatsanwaltſchaft einen Begriff von Wuchergeſetz beibringen zu laſſen. — Die anhalten⸗ den Regengüſſen haben am 24. ds. auf der Neckar⸗ thalbahn einen ſchweren Eiſenbahnunfall verurſacht. Güterzug 556 iſt zwiſchen den Stationen Neckar⸗ gerach und Zwingenberg auf unmittelbar vor dem⸗ ſelben herabgeſtürzte Erd⸗ und Felsmaſſen gefahren und dadurch zur Entgleiſung gebracht worden, wo— bei nach der „Karlsr. Ztg.“ zwei Viehbegleiter das Leben verloren haben; das Zugsperſonal blieb un⸗ verletzt. Der Betrieb auf der Strecke muß in Folge davon auf einige Zeit eingeſtellt werden. Als Seltenheit theilt der „Schwarzwälder“ aus Kappel bei Villingen mit, daß am 20. d. Nachmittags der Landwirth Maier von dort Grünfutter einbrachte, welches er am Vormittag auf ſeiner Wieſe gemäht hatte. Aus Ueberlingen wird Aehnliches berichtet. — Broich, den 22. Dez. Ein Eiſenbahn⸗ unglück iſt geſtern Abend durch einen hieſigen Ein⸗ wohner verhütet worden. Der Bauer Roßhoff, welcher einer vom Hochwaſſer der Ruhr einge⸗ ſchloſſenen Familie mittels eines Nachens zur Hilfe kommen wollte, bemerkte in der Dunkelheit, daß der 30 Fuß hohe Damm der Mülheim-Kettwiger Eiſen⸗ bahn ſehr beſchädigt und das Gewölbe der Eiſen⸗ bahnüberführung in der Nähe der Ruhrbrücke zum Theil eingeſtürzt war. Roßhoff eilte zur Station Broich, welche er einige Minuten vor Einfahrt des Zuges erreichte, und warnte, den Zug abfahren zu laſſen, da derſelbe von dem hohen Damm ins Waſſer ſtürzen würde. Durch ſein raſches Handeln hat Roßhoff vielen Perſonen das Leben gerettet und die Eiſenbahnverwaltung vor großem Schaden be— wahrt. — (Der Einzug der Prinzeſſin Stefanie in Wien). Die Feſt⸗Kommiſſion des Wiener Ge⸗ meinderathes hat das Programm der Feierlichkeiten feſtgeſetzt, welche zur Begrüßung der Prinzeſſin Stefanie bei dem Einzuge derſelben in Wien ver⸗ anſtaltet werden ſollen. In dem Augenblicke, in dem die Prinzeſſin vor der an der Mariahilfer Linie errichteten Triumphpforte erſcheint und ſomit das Weichbild der Stadt betritt, werden Kanonenſchläge gelöst und die Kirchenglocken geläutet. Der Bürger⸗ meiſter, von allen Gemeinderäthen umgeben; wird eine Anſprache an die Prinzeſſin richten. Auch 100 Mädchen, welche in die belgiſchen Nationalfarben gekleidet ſein werden, werden die Prinzeſſin begrüßen. Der Wiener Männergeſangverein wird einen Chor zum Vortrage bringen. Sodann wird die Prinzeſſin die Fahrt in die Stadt antreten. — Unter der Rubrik „Zum Tode verurtheilt“, veröffentlicht „Daily Telegraph“ einen verzweifelten, herzzerweißenden Brief von einem iriſchen Groß⸗ grundbeſitzer, welchem eine feierliche Mahnung in heimlicher Weiſe zugeſchickt worden iſt, daß ſein Name ſich auf der Liſte der Proſkribirten befinde, welche von der Liga (ſie wird ſchon in ſolchen gräulichen Dokumenten „geheime Regierung Irlands“ geheißen) zu einem blutigen und plötzlichen Tode verdammt ſind. Er iſt natürlich gezwungen, ſein Gut ſchleunigſt zu verlaſſen und auſſer Land zu ziehen, da ſein Leben Gefahr läuft, ſo lange er auf iriſchem Boden weilt. Der Fall dieſes ſehr re⸗ ſpectablen Herrn iſt in jeder Beziehung ein beſonders harter und unverdienter. Er iſt ja kein Abſentee oder Rack⸗Renter, ſondern lebt beſtändig ſeit fünfzig Jahren auf ſeinem Gut, inmitten ſeiner Pächter und Arbeiter. Während des letzten Vierteljahr⸗ hunderts hat er aus ſeiner Privattaſche 250,000 Gulden für Verbeſſerungen des Immobiliars auf dem Gute zum direkten und exkluſiven Vortheile ſeiner Pächter geſpendet. Von Zeit zu Zeit hat er die Pachtzinſe reduzirt, und zwar um 25 — 30 Prozent; ſeit Juni 1878 hat er mehreren ſeiner Pächter die volle Hälfte der Zinſen hochherzig nach⸗ geſehen und geſchenkt. Was denn, fragt er in wahrer Verzweiflung, hat er eigentlich gethan eine ſolche niederträchtige Behandlung zu verdienen? Er iſt ja einer der Verurtheilten. Warum? Aus welchem Grunde? „Es iſt mir nicht geſtattet,“ ſchreibt er, „meine Ankläger zu Geſicht zu bekommen. Ich darf auch nicht meine ſelbſternannten Scharfrichter zum offenen Kampf mit den Waffen in der Hand heraus⸗ fordern. Nun denn, da das engliſche Geſetz weder Leben, noch Eigenthum in Irland zu ſchützen im Herd verbannen. Der iriſche Meuchelmörder iſt ſeiner Strafloſigkeit ſicher. Er weiß recht wohl, daß er mich oder wen immer tödten kann, wie und wo er will, ohne hiebei ſeine eigene Haut zu Markt zu tragen. Er wird, wenn er durch einen ſehr unwahr⸗ ſcheinlichen Zufall von der engliſchen Polizei doch entdeckt und abgefaßt werden ſollte, ſtets Duzende ſeiner Landsleute bereit finden, auf das Kruzifix zu ſchwören, daß der Attentäter im Augenblicke des Mordes 20 Stunden vom Thatorte entfernt ge⸗ weſen ſei. Was ihm noch mehr Courage gibt, mich niederzubrennen oder hinterrücks mit einem bleibeſchlagenen Knopfe niederzuſchlagen, das iſt die Gewißheit, daß kein Geſchworener in Irland gegen ihn das Schuldig ausſprechen wird, auch wenn das Verbrechen in unumſtößlicher Weiſe erwieſen wäre So ſieht es jetzt in Irland aus. Großbritanien, einſt der Stolz jedes intelligenten und patriotiſchen Engländers, wird das kleinmüthigſte und verächt⸗ lichſte unter den europäiſchen Staatsweſen. Selbſt in der Türkei wird das Geſetz noch mehr reſpektirt als in Irland.“ 5 0 T (Mißverſtändniß.) Souffleur: „Ich kam als Verbannter, floh nach Venedig.“ — Schauſpieler; „Ich kam als verbannter Floh nach Venedig.“ dergeben, und nur ein gottbegnadeter Dichter, wie Heine, konnte ihn ſo ausſprechen. „Das Bild der Noſe.“ J einem Thale friedlich fülle 8 Sah eine Roſe ich erſteh'n. e. nicht ſtill ſeine Beſchäftigung aus der Hand oder verſtummte im Geſpräch, bis es verklungen! Und das zuhörende Mägdlein dachte: Solch ein Bild der Roſe will ich auch ſein! des Mannes trat auch das Bild einer lieblichen Roſe, die er ſich entweder an's Herz gelegt, oder hätte legen mögen; und der Jüngling ſprach: Ich muß auch eine ſolche Roſe finden oder ich bleibe Weil die Roſe unbeſtritten die ſchönſte Blume „ ſo iſt ſie auch das allgemeine Symbol der nicht ale Schönheiten werden roſig genannt, ſondern meiſt nur die, welche das Gepräge der Jugendlich⸗ keit an ſich tragen, weshalb die Roſe recht eigentlich das Symbol der Jugend iſt. Roſig nennen wir das junge aufblühende Mädchen, roſig den lichten Hoffnungstraum des Jünglings, roſig den jungen Bekannter als dieſes iſt das vielgeſungene Lied: Wer, wenn er dieſes Lied ſingen hörte, legte und vor die Seele ö Unter Roſen ſchläft das Mädchen Roſe, ö Roſe fällt entblättert auf das Mädchen, Spricht erweckt das Mädchen da zur R „Falle nicht auf mich, ach meine Roſe! Nicht iſt mir der Sinn wie Dir geſtellet, Habe nur mein großes Leid im Herzen, reit ein Jüngling mich ein Greis erhält mich. Iſt ein alter Gatt' ein fauler Ahorn; Weht der Wind — erſchüttert der Ahorn; Regen fällt, und mehr und mehr verfault er. Junger Gatte, eine Roſenknospe; Weht der Wind — es öffnet ſich die Roſe; Reggen fällt — ſie glänzt in freud'ger Schöne; Scheint die Sonne roth und röther ſtrahlt ſie. Daran reiht ſich nun gleich, daß die Roſe auch das Symbol der Freude und höchſten Lebensfülle iſt, was auch zuſammenhängt mit der Jahreszeit, in welcher ſie blüht. Das Jahr iſt auf ſeiner Höhe, die Nächte ſind kurz, an den Abend reiht ſich faſt der Morgen und die ganze Erde iſt wie eine luſt⸗ zitternde Braut des Sonnengottes. Die Natur⸗ völker, deren Gottheiten perſonificirte Naturkräfte waren, feierten in dieſer Zeit ihre fröhlichſten Feſte. Bodenſtädt berichtet in ſeinem Buche: „Die Völler des Kaukaſus ꝛc.“ von einer Göttin Anahild, von deren Verehrung bis auf dieſe Zeit Spuren unter den Armeniern geblieben ſind. „Ihr zu Ehren“, ſagt er, „wurden alljährlich zu Anfang des Sommers das heiterſte und ſchönſte aller Religionsfeſte gefeiert, — 5 genannt Warthawar, der herrlichſte Roſenſchmuck, und Bildſäulen der Göttin mit Kränzen und Ge⸗ Schönheit und der neu verjüngten Natur. Alle, welche an dem hohen Feſte Theil nehmen wollten, mußten ebenfalls mit Roſen geſchmückt erſcheinen. Die Feier dieſes ſchönen Blumenfeſtes, welches mit Chriſtenthums in Armenien auf den Jahrestag der großer Feierlichkeit begangen.“ Wie hier die Roſe der armeniſchen Anahid als Göttinnen der Erdfruchtbarkeit find. Roſenbeet iſt der höchſte Triumph des auf der Hohe ſtehenden Naturlebens. Dieſe ſichtliche Freude der Natur geht auf den Menſchen über und er ſchmückt ſich mit ihrem Schmucke. Darum iſt die Roſe mit Recht das natürlichſte Symbol der Freude und des höchſten Wohlſeins. Darum ſchmückten ſich die alten Römer und Griechen bei ihren Gaſtmahlen mit Roſenkränzen; darum ſtreut man der Braut Roſen, i zum Altar geht. ed ttion, Druck und Verlag von Ladenb urg Stande iſt, ſo muß ich mich ſelber von Haus und An den feſtlichen Tagen wurden nämlich, Tempel l winden von Roſen umſchlungen, als Embleme der 4 wenigen Veränderungen noch heute unter ſeinem Namen fortbeſteht, wurde nach der Einführung des Verklärung Chriſti immer drei Tage hindurch mit Göttin des Erdenſegens geweiht iſt und deren Sym⸗ 1 bol bildet, ſo war dies auch bei der egyptiſchen Iſis und der griechiſchen Aphrodite der Fall, da auch ſie Das blühende Wucherer & Folſfor ö 45 Awenburg den — 7 Nü 1 Haupt 1 1 1 1 — 5 1 4 — 2 — D zu wele Ga 16 J gegen N