Berlin den 26. Nov. Heute trat im Rath⸗ hausſaale eine Conferenz von Armenpflegern Deutſch⸗ lands zuſammen. Unter den Anweſenden befand ſich auch der Staatsminiſter a. D. Dr. Friedenthal. Der Oberbürgermeiſter v Forckenbeck begrüßte die Verſammlung im Namen der ſtädtiſchen Behörden. Ausland. Raguſa den 26. Nov. Nachdem Bedri Bey geſtern in Kunja die Konvention für regelrechte, friedliche Uebergabe Dulcignos, die heute Mittag ſtattfinden ſollte, unterzeichnet hatte, brach Bozo Petrovich, der Befehlshaber der Montenegriner, mit 4000 Mann und 12 Kanonen auf, um die Stadt und die umliegenden wichtigen Stellungen zu be⸗ ſetzen. (Eine Depeſche von Daily News aus Dul⸗ eigno meldet: die Montenegriner beſetzten alle Hauptſtellungen. Athen den 26. November. Miniſterpräſident Kumunduros erwiderte dem deutſchen Geſandten, Herrn v. Radowitz, auf deſſen Abmahnungen, Griechenland moge es vermeiden, ſeine Intereſſen durch eine übereilte Aktion aufs Spiel zu ſetzen: Griechenland könne nicht mehr zurückweichen; was jedoch ke neswegs bedingt, daß die Aktion Griechen⸗ lands unmittelbar in Ausſicht genommen wäre. — Der franzöſiſche Geſandte, Graf Mouy, iſt hier an⸗ gekommen. Verſchiedenes. Br. Ladenburg den 30. Nov. Am Mitt⸗- woch den 1. Dezember findet bekanntlich im ganzen Deutſchen Reiche die Volkszählung ſtatt. Im Unter⸗ ſchiede zu den früheren Zählungen wird diesmal auch die Angabe von Jahr und Tag der Geburt jedes einzelnen Haushaltungsangehörigen verlangt. Die Haushaltungsvorſtände, welche die Zählungs⸗ liſten auszufüllen haben, werden deßhalb gut daran thun, ſich ſchon im voraus die betr. Notizen zu machen, weil ſie ſonſt am Mittwoch Vormittag durch zufällige Abweſenheit dieſes oder jenes Angehörigen daran verhindert ſein könnten. Alleinſtehende Per⸗ ſonen, welche keinen eigenen Haushalt führen, ſind in die Liſte derjenigen Haushalts aufzunehmen, bei welchen ſie wohnen. Man macht noch beſonders darauf aufmerkſam, daß alle Perſonen ohne Aus⸗ nahme einzutragen ſind, welche von Dienſtag auf Mittwoch in der Wohnung des Haushalts über⸗ nachtet haben, auch wenn ſie ſich nur vorübergehend oder beſuchsweiſe aufhalten. (Es gilt dies ſowohl von Familien als von Gaſthäuſern und Herbergen.) Die Einwohnerſchaft, insbeſondere die Haushaltungs⸗ vorſtände, werden dringend erſucht die mit der Ein⸗ ſammlung der Liſten beauſtragten Herren Zähler freundlichſt zu unterſtützen. * Laden burg den 29. Nov. Geſtern Abend hielt der hieſige Geſangverein bei zahlreichem Beſuch eine Abendunterhaltung ab. Durch Aufführungen verſchiedener Chorlieder, Quartetten, Duetten und Sologeſängen, ſowie durch Produktionen auf dem Klavier und Violine wurde den Anwefenden ein ge⸗ nußreicher Abend bereitet. Den verehrlichen mit⸗ wirkenden Muſikfreunden wurde durch reichliches Beifallklatſchen der Zuhörer der gebührende Dank gezollt und bleibt nur zu wünſchen, daß Sie auch fernerhin Ihr Wohlwollen dem Verein bewahren möchten. Der Reſt des Abends wurde mit Tanzen ausgefüllt. 0 enburg den 28. Nov. Geſtern Abend brannten in Ilvesheim 3 Scheunen und 2 noch volle Tabakſchoppen nieder. Die Entſtehungsurſache iſt bis jetzt noch nicht bekannt. Die Gebäulichkeiten nebſt Inhalt waren verſichert. — Baden den 26. Nov. Unſer großh. Hof hat uns nun nach einem monatlichen Aufenthalt verlaſſen. Vorher hatte die Großherzogin die Huld, dem Frauenverein und dem Vincentsverein je 100 Mark, ſowie der ev. Kleinkinderſchule in Baden und jener in Lichtenthal je 50 Mark zu überweiſen. — Vom Mittelrhein den 25. Nov. Anläßlich der Pfalzgauausſtellung in Mannheim kam ein Ver⸗ band der Gewerbe- und Zeichenlehrer des Landes zu Staude. Eine Verſammlung dieſer Lehrerkate⸗ gorie am 22. Auguſt c. beſchloß die Gründung dieſes Vereins. Der Zweg desſelben iſt von dem eiſtweiligen aus 5 Mitgliedern beſtehen den Vorſtande dahin ausgeſprochen, daß derſelbe den Eifer und Ernſt zur Förderung des-Gewerbeweſens in den einſchlägigen Beziehungen zu heben und die Stan⸗ desintereſſen der betreffenden Lehrerklaſſe zu wahren und zu pflegen haben. Die Satzungen enthalten nach dem Grundſatze: „Je weniger Geſetze, deſto mehr Geſetzlichkeit“ nur acht Beſtimmungen. Der Verein zählt bis jetzt über 30 Mitglieder. Das Unternehmen hat ſelbſtverſtändlich auch den Beifall der Großh. Oberſchulbehörde. Dem für das Ge⸗ werbeweſen unſeres Landes ſehr wichtigen Unter⸗ nehmen wird die freundlichſte Beachtung und gutes Gedeihen nicht fehlen. Ludwigshafen den 22. Nov. Heute ereignete ſich im bieſigen Zollhafen ein ſchreckliches Unglück; ein Arbeiter von Mundenheim, Namens Heinrich Gerlach, der auf einem Eiſenbahnwagen ſtand, in welchen aus einem Schiff Roheiſen einge⸗ laden wurde, gerieth — wie es kam, wiſſen wir zur Zeit noch nicht — eben als vom Krahnen eine dreißig Centner ſchwere Laſt herabgelaſſen wurde, unter dieſelbe und wurde foͤrmlich zerdrückt. Der in ſo ſchrecklicher Weiſe Getödtete war 32 Jahre alt, unverheirathet, aber eine gute Stütze ſeiner be⸗ jahrten Eltern. — Berlin den 26. Nov. Ein Diebſtahl von ſeltenem Umfange erregt in Berlin Aufſehen. Es wurde dort von den Langfingern ein ganzes ee 0 ſchäftslocal (30 Damenmäntel und eine ganze Wa⸗ 9 genladung von Zeugen, Leinen, Drellen, Stoffen, N Handschuhen, Strümpfen) ousgerdumt. Der Wk 5 troffene iſt der Kaufmann Cohnreich. . — Eiſenbahnunfall.) Aus Linz den 25. Noh, Vo wird gemeldet: Heute Nacht iſt der Schnellzug der neden Weſtbahn zwiſchen Timmelkam und Redl in Folge ir ber eines Tenderbruches entgleist; die Maſchine riß ſich 11 00 vom Zuge los und ſtürzte über den Damm hinab, 100 Der Maſchinenführer iſt todt, der Heizer tödlich, guborb 2 Kondukteure 11 5 1 1e Von den Ganter aſſagieren wurde Niemand verletzt. 70 9 5 Hamburg, den 27. Novbr. In Folge Sho non Eiferſucht hat in vorgeſtriger Nacht eig n 60jähriger Arbeitsmann ſeine Zuhälterin ermorzeh in den! und ſich ſelbſt dann erhängt. Dieſer traurige Bor, bdegert. fall erhält noch dadurch ein beſonderes dülſteres Releh, Lader daß ein Knabe von 8 Jahren Zeuge ſein und die Nacht an der Stätte der That zubringen mußte In aller Frühe machte derſelbe zitternd dem Haut, wirthe die Mittheilung von dem Vorgefallegen, Der Knabe erzählte den Vorgang der That mit dem Bemerken, er ſei von dem Mörder, bevor dieſer zich das Leben genommen, geküßt worden. 6 + Ein etwas überſpannter junger Herr führle t eine Dame aus einer Geſellſchaft, in der es feht Nr. heiter zugegangen, nach Hauſe. Er wollte über die geldber heitere Laune, die ſie an den Tag gelegt, eig ſttzer t Schmeichelhaftes ſagen und verſtieg ſich zu folgende ſeht, k kühnen Phraſe: „Mein Fräulein, ſo angeheſter zugskom habe ich Sie noch nie geſehen.“ — „Ich gehe daß Shaͤtjah zu,“ erwiederte die Dame ſchlagfertig, „aber ich big Laden auch noch nie mit einem ſolchen Affen nach Hauſe gegangen.“ 1 (Sehr traurig.) Hausfreund: Warum immer ſo traurig, ſchönſte junge Frau? Sie ſind ja ert ein halbes Jahr verheirathet. — Junge Frau Habe wohl Urſache. Andere Mädchen heirathen einen 1 Lippen; Jugendluſt und Heiterkeit in den ſtrahlen⸗ den Augen, und doch, dünkt mich, iſt in ſeinem Blick etwas vom Ungeheuer. „Verzeihung, mein Fräulein, wenn ich Sie erſchreckte. Gewiß bin ich ſo glücklich, das liebliche Rothkäppchen gefunden zu haben!“ Das Mädchen hatte ſich bei ſeiner Erſcheinung halb aufgerichtet und ſah ihn, die eine Hand auf das Moos geſtützt, mit ihren großen feuchtbraunen Augen erſtaunt an. „Wer hat Ihnen denn meinen Namen geſagt, ich kenne Sie ja gar nicht,“ forſchte ſie verwundert. Der Fremde nannte ſeinen Namen und fügte hinzu: „Man darf hier noch gar nicht lange be⸗ kannt ſein, um von Rothkäppchen zu hören; mir hat Ihr Herr Vater davon geſagt. Aber wozu find denn die Beeren und das Moos beſtimmt, die Sie da eben bereitlegten, Rothkäppchen?“ Er ließ ſich auf der natürlichen Moosbank am Fuß einer alten Kiefer nieder. „O, die ſetze ich hübſch in ein Körbchen und ſtelle es auf die Kommode, daß Herbert ſich freut, wenn er heim kommt. Sie wiſſen doch, wer Herbert iſt? — Nun ja, er mag die Blumen ſo gern, und wenn er ſieht, daß ich die Stube für ihn ausgeſchmückt habe, dann freut er ſich, und lächelt zufrieden; ich mag ſo gern, wenn er lächelt, und er thut es ſonſt ſo ſelten.“ „Und dann küßt er Sie und ſpricht, mein Sie blickte ihn erſtaunt an. „O nein,“ ſagte ſie dann erröthend, „das thut er nicht, ich bin ja noch nicht — ich bin ja erſt ſeine Braut.“ „So, ſo,“ ſagte der Fremde, auch ſeinerſeits etwas erſtaunt, „aber wollen Sie ſich nicht hier neben mich ſetzen, Rothkäppchen, und die Blumen einſetzen. Ich möchte, wenn Sie es mir erlauben wollten, ein wenig dabei zu helfen verſuchen.“ Sie nahm unbefangen neben ihm Platz und reichte ihm das Moos. „Weißt Du auch Rothläppchen, wo ich herge⸗ kommen?“ Und er erzählte ihr von ſeiner ſchönen Heimat am blauen Rhein, wo die Nixe auftaucht mit dem goldenen Haar, und wie ſie die Uner⸗ fahrenen lockt mit ihrer ſüßen Stimme, bis ſie im Strudel untergehen. Rothkäppchen ſchauerte es bis ins Herz hinein. Und dann ſprach er von den alten Burgruinen mit den zerfallenen Thürmen, in denen die Sage vieler Jahrhunderte hauſt, und Rothläppchen ward es ſtill und feierlich zu Muth wie in der Kirche. Er ſchwieg endlich, und ſie ſchwieg auch. „Und warum blieben Sie nicht dort?“ fragte ſie nach einer langen Pauſe. „Es iſt viel ſchöner dort als hier.“ „Meine Mutter iſt geſtorben, Rothläppchen, und da ward mir unſer Haus zu ſtill. Ich ſtreife heimatlos durch die Welt und mag nicht eher wieder liebes Rothläppchen, nicht war?“ heim, bis ich ein liebes Weſen gefunden, das mit mir zieht in unſer einſames Haus. Aber Niemand Doktor und werden gleich Doctorin, einen Nitt⸗ Frei meiſter und ſind gleich Rittmeiſterin; ich nahm einen Vorn alten reichen Wittwer und bin noch immer nicht rden i Wittwe. uch die Wir machen hierdurch auf die im heulſgen berſeld Blatte ſtehende Annonce der Herren Kaufmann & ad die Simon in Hamburg beſonders aufmerkſam. Es ume (5 handelt ſich hier um Original⸗Looſe zu einer ſo entlich reichlich mit Haupt⸗Gewinnen ausgeſtatteten Ver⸗ Aadend looſung, daß ſich auch in unſerer Gegend eine ſehr lebhafte Betheiligung vorausſetzen läßt. Dieſes Unternehmen verdient das volle Vertrauen, indem 8 die beſten Staatsgarantien geboten ſind und auch vorbenanntes Haus durch ein ſtets ſtreng veelles Handeln und i winne allſei 8 bekannt iſt. 5 Bet Freitag liebt mich jetzt mehr, ich ſtehe ſo ganz allein in det 11 3 Welt.“ Rinderfar Er blickte düſter vor ſich hin, Unendliche Weh⸗ Ladenk muth malte ſich in ſeinen Zügen. Rothkäppchens Augen füllten ſich mit Thränen. a „Ich denke, nicht ganz,“ ſagte ſie leiſe. 1 „Meinſt Du, Rothkäppchen; Glaubſt Du, dag mich noch Jemand lieb haben könnte?“ fragte er F hoffnungslos. 0 „O gewiß, gewiß,“ tröſtete ſie zuverſichtlich. „Und willſt Du morgen wieder hierherkommen, au/ 0 Rothkäppchen?“ 8 „Ich gehe alle Tage in den Wald; weng Mandel Herbert nicht zu Hauſe iſt, wird mirs auch zu leer Citrong bei uns.“ Sie rief das ſchon im Abgehen, in ihrer ſilberhellen Stimme zitterte kaum noch ein leiſer Ton der augenblicklichen Rührung, und doch wa, es ihr eigenthümlich enge und ſchwer um's Herz, und das verging ſelbſt nicht, als Herbert heimkam und ſie nach allen Vorkommniſſen des heutigen Tages fragte. Sie erzählte ihm nichts von Ihrer Begegnung mit dem Fremden. Warum nicht? Sie hatte nicht Luſt, ſie konnte es ja auch ein ander Mal eben ſeo