ſelbſt auf jene Höhe gebracht werden, welche in dem Staatsvoranſchlag angenommen war. Mit anderen Worten: von Ermäßigungen im Budget oder von Steuernachlaß kann keine Rede ſein. 8 Aus land. Konſtantinopel den 20. Novbr. Die Truppen Derwiſch Paſchas in der Umgebung von Dulcigno ſollen von den Albaneſen eingeſchloſſen ſein. Die Albaneſen verweigerten zuletzt, das zur Fahne einberufene Redifskontingent zu ſtellen. Die albaneſiſche Liga zeigte Osman Paſcha an, daß ſie jedem Ver ſuche, das Dekret des Sultans auszuführen, gewaltſam entgegentreten würde. Das öſtreich. Konſulatsgebäude in Prizrend wurde geplündert. Agram den 20. Nov. Die Erderſchütterungen dauern noch immer fort. Täglich erfolgen 4 bis 5 Stötze. Dazu kam heute Nachts noch ein furcht⸗ bares Gewitter mit heftigen elektriſchen Entladungen, denen ein Rollen folgte, deſſen Urſprung noch nicht feſtgeſtellt iſt. Auch goß es dabei in Strömen. Morgens um 9 Uhr war ein ſchöner Regenbogen ſichtbar. Mons den 19. Nov. In einer Kohlengrube bei Hornu fand heute eine Entzündung ſchlagender Wetter ſtatt; von den Grubenarbeitern ſind 15 Ver⸗ letzte zu Tage gefördert, die fehlenden 12 ſind wahr⸗ ſcheinlich todt. Verſchiedenes. — Ladenburg, den 23. Novbbr. Geſtern Abend zwiſchen 5—6 Uhr wurden dem Wagner und Holzmeſſer Schork von hier 145 Mark ent⸗ wendet. Der Einbruch geſchah durch das Fenſter. Es wäre ſehr wünſchenswerth, wenn der Thäter an das Tageslicht gezogen werden konnte. — Vom Neckar. Großh. Oberſchulrath er⸗ ließ an die Lehrer Badens folgende Verordnung: Nach Beſchluß des deutſchen Bundesraths findet am 1. Dezember d. J. wieder eine allgemeine Volks⸗ und Gewerbezählung ſtatt. Wie in früheren Jahren, ſo ſoll auch diesmal durch die Mitwirkung der Lehrer namentlich in den ländlichen Gemeinden eine beſon⸗ dere Gewähr für die richtige Vornahme dieſes ſo wichtigen Geſchäfts erzielt werden und geben wir, damit die Lehrer an ausgiebigſter Betheiligung nicht behindert find, auf Mittwoch den 1. Debr., den Unterricht in ſämmtlichen Volksſchulen des Landes frei. Bei Ausfüllung der Zählungsliſten werden paſſend auch hiezu befähigte Schüler verwendet werden können. Indem wir im Uebrigen auf die Verordnung Großh. Handelsminiſteriums vom 11. vor. Mts G.⸗ u, V.⸗ O.⸗ Bl. Seite 337 ver⸗ weiſen, ſprechen wir die Erwartung aus, daß die Gemeindebehörde an ſie ergeht, bereitwilligſt ihre Beihilfe eintreten laſſen werden. 5 — Wie wir hören hat der Geſammtausſchuß des deutſchen Sängerbundes (geſchäftlicher Sitz jetzt in München) beſchloſſen, der Wittwe des Konradin Kreuzers au, den 100 jährigen Geburtstag ihres Gatten als erſte Gabe der neubegründeten Stiftung für Komponiſten für den Männergeſang die Ehren⸗ gabe von 600 Mark überreichen zu laſſen. Die Wittwe lebt in Dresden. — Die deutſche Geſellſchaft zur Rettung Schiffbrüchiger mit dem Hauptſitz in Bremen ber⸗ öffentlicht folgenden Bericht des Ortsvorſtands in Stolpmünde: Am 8. d. M. verſuchte der däniſche Bergungsdampfer „Oereſund“ das hier am 31. Oktober geſtrandete Loggerſchiff „Heinrich u. Anna“ vom Strande zu ſchleppen. Dies gelang demſelben auch Abends halb 9 Uhr. Bei Dunkelwerden hatten jedoch der Wind aus W., ſowie der Seegang ſehr zugenommen und um 10 Uhr wehte es ſehr ſtark aus N. W., vor dem Hafen brach die Brandung quer über. Das abgebrachte Schiff war ohne Ladung und Ballaſt und machte Waſſer, es befanden ſich 11 Mann auf demſelben und wir befürchteten, daß das Schiff kentern würde. Die Mannſchaft befand ſich, da ſie vom „Oereſund“ nicht abge⸗ nommen werden konnte, in der größten Lebensgefahr, die Nacht war grauſig und dunkel. Ich ließ das Rettungsboot aus dem Schuppen holen. Pferde und Mannſchaften ſtanden bereit. Um 11 Uhr wehte ein Sturm aus N. W. Das Waſſer beſpülte ſchon die Stranddünen, da bemerkte ich plötzlich, daß das Schiff vom Dampfer „Oereſund“ frei war und ſchnell oſtwärts trieb. Mit dem Boot konnte nicht mehr am Strande entlang gefahren werden, wir beſpannten daher ſchnell den Raketenapparat, fuhren on den Dünen ſo ſchnell wie möglich ent⸗ lang und fanden das Schiff ungefähr 2000 Schritt vom Haken entfernt, auf dem Strande ſitzen. Mit vieler Mühe brachten wir unſere Geräthe auf die Dünen und feuerten eine Leine über das Schiff Der großen Dunkelheit wegen konnten die Leute die Leine nicht auffinden. obgleich ſie dicht auf dem Klüverbaum lag, nach längerer Zeit ſchoſſen wir ihnen eine zweite Leine unter die Vorſtagen durch. Die erſtere Leine war inzwiſchen gefunden worden, Jölltau und Rettungstau wurden am Schiffe be⸗ feſtigt und in kurzer Zeit waren ſämmtliche 11 Mann, durch Näſſe und Kälte halb erfroren, nach einander vom Schiff ans Land geholt. — Paris den 20. Nov. Heute Vormittag 11 Uhr haben zwei Perſonen einer Dame 175,000 Fr. in auf den Inhaber lautende Werthpapiere ge⸗ ſtohlen in dem Augenblick, als ſie das Geld am Bankſchalter in Empfang nahm. Volksſchullehrer überall, wo die Aufforderung der — Paris. Ein kräftiger Landmann wandert, auf ſeinen derben Stock geſtützt, gemüthlich dem Heimathsdorfe bei Paris zu. Er hatte ſeine Frucht gut an den Mann gebracht und trägt den Erl wohlbewahrt an der Bruſt. Da, faſt hart an ſeinem Dorfe, es dunkelte bereits, ſteht een Mann vor ihm, der kurz und bindig: „Das Geld oder das Lebend“ f J Alters genoß und ſeine Penſion verzehrte. Der junge Mann war Forſtgehilfe und wohnte ſeit einigen Jahren bei ihm, und ſeit einem halben Jahre war des Alten liebliche Tochter ſeine Braut. „Nun Rothkäppchen. Wieder einmal recht nach Wunſch gegangen,“ neckte der alte Förſter ſeine Tochter, indem er ihr lachend auf die Schulter klopfte. Mit Der werden Sie zur Zeit Ihre Noth haben, Herbert, die flattert durch das Haus wie ein Wirbelwind, wenn ſie merkt, daß ſie zu ſpät fertig werden wird.“ Herbert antwortete, indem er das kleine Händ⸗ chen ſeiner Braut innig drückte, wodurch er andeuten wollte, daß er vor angedrohter Zukunft ſich nicht eben ſehr fürchte. „Es wird ſchon gehen, nicht wahr, Liane? ſagte er, ihr mit einer Zärtlichkeit, die man dem ernſten Manne gar nicht zugetraut hätte, in die lachenden Augen blickend, „ſeien Sie unbeſorgt, Papachen, wir werden ſchon mit einander fertig werden.“ In der heiterſten Stimmung ſetzten die Drei ſich nieder, um ihr einfaches Mal zu verzehren und Lianens Kochkunſt dabei die erwartete Anerkennung zu ſpenden. Bei der Mühle. Am Nachmittage des folgenden Tages durch⸗ chritt der alte Förſter Söbel an der Seite des jungen Forſtgehilſen Herbert den Wald. Der junge angeſchloſſen, um bei dem Beſitzer einer Schneide⸗ mühle Holz zu kaufen. Inmitten einer weiten Lichtung lag das Mühlen⸗ gut. Es nahm ſich ſtattlich aus mit ſeinen üppigen Wieſen, ouf denen wohlgenährte Rinder weideten, mit den vielen Wirthſchaftsgebäuden und dem weißen, mit Pappe gedeckten Wohnhauſe in der Mitte. Recht wie ein vornehmer Gutsherr auf die armen Bauern ſah es herab auf die winzig kleinen, verwitterten, baufälligen Holzhütten rings umher, und eben ſo hoch ſtand auch ſein Beſitzer über den armen Be— wohnern jener Häuſerchen. Die Bauern munkelten von Hexerei und unſauberen Dingen, wenn der Müller alljährlich immer beſſere Ernten erhielt, und hatte doch nur denſelben Boden wie ſie. Feilich wenn er ihnen von Drainage, Ackerverbeſſerung u. ſ. w. ſprach, auf die er ſo große Summen ver⸗ wandte, zuckten ſie die Achſeln und lachten ihn hinterher aus — ſie hätten ſich an ſeiner Stelle Alles noch viel beſſer einzurichten gewußt. Die Mühle lag in einer Senkung, zu der ein breiter ſandiger Weg hinabführte; zwei rieſige Weidenbäume, deren feine biegſame Zweige bis zur Erde niederhingen, bildeten das Einfahrtsthor. Das eintönige Geräuſch der Säge, wenn ſie unbarmherzig die an allen Faſern bebende Tanne durchſchneidet, war verſtummt, aber wohl zwanzig Männer in langen Röcken, runden Mützen, den unverkennbaren Mann war auf dem täglichen Streifgange durch ſeiin Revier begriffen, und der Alte hatte ſich ihm Linien ſlaviſcher Abkunft im runzeligen Geſicht, ſchimpften in dem entſetzlichen Polniſch der unge⸗ f Die ruft; dabei blinkt ein langes Meſſer in der Fauſt Mio. u des Strolches. Wortlos ſtarrte der Bauer den ont Räuber an und dieſer ſagt: „Na, wenn's nicht wenig iſt, ſo theilen wir; aber nur heraus mit dein 1 Mammon!“ Der ſo Bedrohte krazte ſich ſchwer in Rath! athmend hinter den Ohren und meinte ſeufzend Agence „Wäre ſchon recht, wenn nur der Andere nicht ſfenlich wäre.“ — „Welcher Andere? ruft der Gaunek aadgüllig — Nun, der hinter Euch ſteht.“ Blitzſchnell wen⸗ mbebrei⸗ dete ſich der Strolch um, und blitzſchnell verſezle Heſchrei ihm der Bauer in dieſem Moment einen ſo kraft⸗ vollen Hieb auf den Kopf, daß der Räuber he⸗ 3 1 wuſtlos niederſtürzte. Der Bauer geht, als of Se nichts vorgefallen wäre, ſeines Weges. 3 10 10 Deutſches Jamilienblatt. t zu Vierteljährlich 1 Mk. 60 Pfg. In Heften zu 30 o. 50 Pfg. Verlag von J. H. Schorer in Berlin. 1 Vie Von dieſer bereits mehrfach rühmend von uns er⸗ in der Se wähnten Zeitſchrift ſind zuletzt die Nummern 44 und 4 1 eingegangen. Die erſtere brachte neben dem Schluß der Hölzel Un Artikel über Trier und die Berliner akademiſche Kunſtauz⸗ taxirt zu ſtellung zunächſt den Beginn einer populär⸗wiſſenſchaftlichen Darſtellung des heutigen Standes der anthropologische Wiſſenſchaft aus der Feder des Prof. Johannes Ran le, 36 NN Wen es intereſſirt, zu erfahren, wie unſere Urvorfahren acker, ein gelebt, welcher Geräthe, Waffen ꝛc. ſle fich bedienten, der anderſeit wird aus dieſer in höchſt unſtruktiver Weiſe durch Profeſſor f Burgers Meiſterhand bildlich erläuterten Abhandlung eine irt zu reiche Fülle der Belehrung ziehen. Als weitere feſſelnde Gaben müſſen wir ferner die vier 5 N Portraits der Ninon de Enelos, Frankreichs berühmtester 35 Ru Schönheit des vorigen Jahrhunderts, in vier Lebensaltern, Stelgrath ſowie das Bild „Frau Kathe“ mit Julius Lohmepers is Mar humoriſtiſcher Interpretation bezeichnen. tt zu Nr. 45 enthält u. A. neben der Fortſetzung der in hohem Grade ſpannenden Novelle „Gerichte“, den Anfang des Wichert'ſchen Romans „Aus verſtreuter Saat“, ſowie 1 Viert eine Beſchreibung des Kölner Dombaufeſtes aus der Feder u Spi von Ludwig Pietſch. Von den Bildern dieſer Nummer ſeß n Spann auf's rühmlichſte die meiſterhafte, hochpoetiſche Strützel ſche ktaͤmer, Zeichnung, Der Spätherbſt“ erwähnt. Ein kreffliches eigen⸗ Audwig G artiges Stimmungsbild von gediegenſter Durchbildung, das Schtiesh ſich weit über das Niveau deſſen erhebt, was illuſtrirte D Journale gewöhnlich auf ähnlichen Gebieten zu geben pflegen. 0 Wir machen hierdurch auf die im heutigen e Blatte ſtehende Annonce der Herren Kaufmann & Ehr. Simon in Hamburg beſonders aufmerkſam. Es• handelt ſich hier um Original⸗Looſe zu einer ſo Die 0 reichlich mit Haupt⸗Gewinnen ausgeſtatteten Ver⸗ eola looſung, daß ſich auch in unſerer Gegend eine ſehr ünkend lebhafte Betheiligung vorausſetzen läßt. Dieſes Waiten g Unternehmen verdient das volle Vertrauen, indem ſermit die beſten Staatsgarantien geboten ſind und auch em Ver vorbenanntes Haus durch ein ſtets ſtreng reelles ehr geg Handeln und Auszahlung zahlreicher Gewinne allſeits ſeeet noc bekannt iſt. 5 uszuſage bildeten Klaſſen auf ſich und ihre Pferde. Sie waren beſchäftigt, große Haufen von Brettern auf f ihre mit zwei mageren Pferden oder auch mit Zu Ochſen beſpannten Wagen zu laden, um ſie für ein u Logi! kärgliches Tagelohn nach dem entfernten Bahnhofe zu fahren, von wo der Müller ſie an ſeine Kunden befördern ließ. i 1 Der Beſitzer dieſes Gutes ſtand etwas abſeits Ein La unter einer gewaltigen Eiche, die knorrig und ver⸗ bei Ade wittert von einem Umfange, den vier Männer nicht rar mit den Armen ausmeſſen konnten, wohl ſchon Srl Jahrhunderte lang ihre Aeſte in das Land hinaus⸗ ſtreckte. Er unterhielt ſich dabei eifrig mit einen Doppelkün jungen Mann, deſſen elegante Erſcheinung ſeltſam th. Ani gegen die einfache ländliche Umgebung contraſtirke. ſeffermi „Ja,“ hörten die Herankommenden den Müller Magenbitt eben ſagen, „dieſe Eiche ſah Friedrich I. herüber⸗ d 5•⁵6 ziehen — als Kurfürſt zog er hin, als König kam f 6 er zurück; auch des großen Friedrich Adlerauge werden bon ſchaute dieſen Baum — denn Sie müſſen wiſſen; Uhler gegen hier ging die Straße vorüber, die nach Königsberg führte, gunehmen ge Schon hieraus konnte man ſehen, daß der junge Düerttion Mann, dem die Mittheilung gemacht wurde, ert albers ſeit Kurzem am Orte ſein mußte, denn der Müller Lb unterließ nie, jeden Fremden ſobald wie moglich bon der Merkwürdigkeit des Ortes zu unterrichten und I. dabei ein wenig mit ſeiner Geſchichtskenntniß ů 0 prunken. (Fortſ. folgt.) W. halte . 3 eo Redaction, Druck Und Verlag von Wucherer & Molitor en beſtens Ladenhurg. Conis