Mena u Hanf 1 in ing. lettanten, 14 t. 80 ndl. Je Bezug g8buch⸗ Familie len. dreſſe ch. Poſtpropiſion. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet viertel g Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mitta paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jährlich ! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mä. 70 Pf. excl gs 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 94. 00 Mittwoch, den 24. November 1880. 0 Von diplomatiſcher Seite erfährt das „Berl. Tagehl,“, daß die internationalen Beziehungen gegen⸗ dabei ein bdeutſches Intereſſe mit in Frage kommt. Im Auswärtigen Amte erwartet man ſtündlich die Nachricht von der Uebergabe Dulcignos. Damit wäre die orientaliſche Frage vorläufig, d. h. minde⸗ ſtens bis zum kommenden Frühjahr, zu einem ge⸗ wiſſen Abſchluß und zur Ruhe gebracht. Die An⸗ wird zunüchſt zu irgend welchem Konflikte keine Veranlaſſung geben. Die Abreiſe des Herrn von Radowitz nach Athen ſteht damit in engſtem Zu⸗ ſammenhange. Herrn von Radowitz fällt in Ge⸗ meinſchaft mit dem Geſondten der franzöſiſchen Republik zu Athen die Aufgabe zu, die griechiſche Regierung zu friedlich abwartender Haltung zu be⸗ 1 4 wegen, und ſteht zu erwarten, daß die bezeichneten ER Diplomaten den etwaigen Schwierigkeiten ſich ge⸗ — 15 wachſen zeigen werden. Ob es möglich ſein wird, SN auch über das nächſte Frühjahr hinaus jeden Zu⸗ ſammenſtoß zu vermeiden und die auf die griechiſche 5 Grenzregulirung bezüglichen Beſtimmungen des Berliner Coygreſſes auf gütlichem Wege zur Aus⸗ führung zu bringen, hängt einzig von der Haltung Gladſtones ab. Bleibt der engliſche Premier bei den friedlichen Geſinnungen, die er auf dem letzten Lord⸗Mayor⸗ Bankett kundgethan, ſo iſt bei der Be⸗ reitſchaft der Pforte, ſich entgegenkommend zu zeigen, das Beſte zu hoffen; im andern Falle iſt u abſeh⸗ bar, welche Geſtaltung die Angelegenheit annehmen wird. Hätte Gladſtone ſich weniger unzuverläſſig gezeigt, wäre er auf dem Standpunkte des fana⸗ tiſchen Türkenhaſſes ſtehen geblieben, den er bei Antritt des Miniſterpräſidiums eingenommen, ſo hätte ſich Rußland ſchon längſt mit England zu gemeinfamem Vorgehen gegen die Pforte geeinigt. Dem Umſtande, daß die Handlungen des Miniſters Gladſtone hinter den Worten des Agitators Glad⸗ ſtone ſo weit zurückblieben, iſt es zu danken, daß wärtig kaum etwas zu wünſchen übrig laſſen, ſoweit gelegenheit der griechiſchen Grenzregulirung nämlich, die gefährliche Allianz bis zur Stunde nicht zu Stande gekommen iſt; doch bleibt die Möglichkeit, daß es hierzu im nächſten Jahre noch kommt. Das Zuſammengehen des Herrn v. Radowitz mit dem franzöſiſchen Geſandten in Athen iſt übrigens typiſch für die Beziehungen zwiſchen Deutſchland und Frank⸗ reich. Die inneren Vorkommniſſe in unſerem trans⸗ vogeſiſchen Nachbarlande haben nicht den geringſten Einfluß auf das freundſchaftliche Verhältniß der beiden großen Staaten zu einander. Maßgebenden Ortes hält man ſich hier überzeugt, daß es in Gambettas Intereſſe liegt, das gegenwärtige fran⸗ zöſiſche Kabinet bis über die Kammerneuwahlen des nächſten Jahres hinaus im Amte zu erhalten, damit ein, Wechſel ihn nicht zwinge, ſelbſt in das Mini⸗ ſterium einzutreten und ſich an einer Stelle abzu⸗ nutzen, welche ſeinem Ehrgeiz nicht genügt. Gam⸗ bettas Ziel bleibt die Präſidentſchaft der Republik, und zwar vor Ablauf des Grevy'ſchen Septennates. Vorläufig aber iſt hierzu die Zeit nicht gekommen, und deßhalb liegt auf deutſcher Seite noch gar keine Veranlaſſung vor, durch irgend welches Mißtrauen die gegenwärtigen freundſchaftlichen Beziehungen zur franzöſiſchen Regierung ſtören zu laſſen. In Frankreich ſelbſt iſt, nachdem das Miniſterium Ferry, infolge eines Vertrauensvotums der Kammern ſeine Demiſſion zurückgezogen hat und fort amtirt, Ruhe — ſoweit dies Wort auf die Situation in Frankreich anwendbar iſt — nach dem Sturme eingetreten. Elementen zu ſäubern. In England tritt die auswärtige Politik mehr und mehr vor der irdiſchen Frage in den Hintergrund. Die Zuſtände auf der grünen Inſel ſpotten aller Beſchreibung. Wer nicht mit der Landliga in ein Horn bläst, iſt vogelfrei und keine Stunde ſeines Lebens ſicher. Trotzdem ſchon eine bedeutende Truppenmacht in Irland ſteht, ſendet die Regierung doch noch fortwährend Verſtärkungen da⸗ hin, da ſie ſich jeden Tag eines großen allgemeinen Aufſtandes verſehen muß. Die Legislative iſt rüſtig an der Arbeit, die Aemter ꝛc. von allen reaktionären Deutſchland. Berlin den 19. Nov. Die lange erwartete königliche Verordnung betr. Errichtung eines preuß⸗ iſchen Volkswirthſchaftsraths iſt heute publicirt worden. Demzufolge ernennt der Kaiſer für je 5 Jahre 75 Volkswirthſchaftsräthe, welche die Ent⸗ würfe und Verordnungen, die wichtigere wirthſchaft⸗ liche Intereſſen von Handel, Gewerbe, Land⸗ und Forſtwirthſchaft betreffen, zu begutachten haben, ehe ſie dem Kaiſer zur Genehmigung vorgelegt werden. Die Handelskammern, die Vorſtände der kauf⸗ männiſchenCorporationen, landwirthſchaftlichen Vereine und demnächſt auch die Handwerkerinnungen ſchlagen 90 Mitglieder vor, von denen dann die Miniſter für Handel und Gewerbe, öffentliche Arbeſten und Landwirthſchaft 45 Mitglieder dem Kaiſer zur Er⸗ nennung in den Volkswirthſchaftsrath unterbreiten. Und zwar müſſen 15 Vertreter des Gewerbes, 15 des Handels und 15 der Land⸗ und Forſtwirthſchaft darunter ſein. Die weiteren 30 Mitglieder, unter denen mindeſtens 15 dem Handwerker⸗ und Arbeiter⸗ ſtande angehören müſſen, ſchlagen die Miniſter nach freier Wahl vor. Da es keine Diäten und Reiſe⸗ ſpeſen gibt, werden die Debatten und Sitzungen des neuen Collegiums wohl nicht zu lange dauern, vielmehr zu bündigen und practiſchen Vorſchlägen führen. Die badiſchen Staatskaſſen haben bei weitem nicht ſo hohe Einnahmen aufzuweiſen, als von der badiſchen Budgetkommiſſion in den Vor⸗ anſchlag eingeſetzt waren. Unter anderem bleiben die Einnahmen aus dem Eiſenbahnbetrieb, ſeit der Voranſchlag den Kammern unterbreitet wurde, alſo ſeit nicht ganz vier Monaten, bereits jetzt um 100,000 Mk. hinter den für dieſen Zeitraum vor⸗ berechneten Summen zurück. Bekanntlich iſt auch der vom Reich an Baden zurückfließende Antheil an den Ueberſchüſſen der Zolleinnahmen nur halb ſo groß, als vorberechnet war, nämlich nur 5/10, ſtatt 1 ½ Million, und mit dieſem geringeren Betrage kann nun gerade die Mindereinnahme im Lande Erſtes Capitel: Im Walde. Ein paar Kiefern, etwas Haidekraut und ein wenig Sonnenſchein darüber — und welche Land⸗ ſchuft das giebt! Auch die ärmſte Gegend hat ihre Reize; Wie lieblich erſchien dies Stückchen Haide im Abend⸗ ſonnenſtrahl! Die abgemäheten Getreidefelder mit den kurzen Stoppeln waren von rötlichem Schimmer ülblergoſſen, während der Wald ſchon dunkel und 4 ſchweigend daſtand. Nur einzelne Baumgruppen hoben ſich magiſch beleuchtet ab, während die andern in ſilbergraue Nebel gehüllt, nur undeutlich ihre Umriſſe erkennen ließen. Es lag ein eigenthümlicher riſch dl achtet. Zauber ſchon in dieſer verſchiedenen Beleuchtung. Am Rande des Waldes ſtand ein junger Mann in der grünen Kleidung der Forſtgehilfen. Auf den Lauf ſeiner Flinte geſtützt, verharrte er unbeweglich, das Auge auf die vor ihm liegende Landſchaft ge⸗ richtet. Es leuchtete eine tiefe Innigkeit in ſeinem Blick, und doch zeigte ſein Antlitz nicht die mindeſte Spur Theilnahme; die Ruhe des Denkens lagerte auf der hohen Stirn und um den feſtgeſchloſſenen ernſten Mund — es war ein Antlitz gleich dem glatten Spiegel der See, noch nicht durchfurcht vom Sturm der Leidenſchaften, nicht erregt vom Drange wilder Begierden. Die Sonne grüßte abſchiednehmend mit einem glühenden Strahl, der verklärend über Wald und Felder zuckte, dann war ſie verſchwunden. Der junge Mann warf ſeine Flinte über die Schulter und ging mit rüſtigen Schritten waldein⸗ wärts. Nach etwa einer Stunde erreichte er eine kleine Dichtung, in deren Mitte ein weißes Häus⸗ chen mit grün bemoſtem Dache ſtand, um deſſen geöffnete Fenſter rotblätterige Weinranken zitterten. „Da iſt der Fritz!“ erklang eine ſilberhelle Stimme im Innern des Hauſes, und gleich darauf trat ein junges, kaum ſechszehnjähriges Mädchen auf die Schwelle. lt 8 Das war das Rotkäppchen! e Flink wie ein Vogel, anmuthig wie eine Gazelle, ſprang ſie ihm entgegen und hing ſich mit kindlichem Geplauder an ſeinen Arm. Es war etwas Träumeriſches und doch unbeſchreiblich Friſches in dieſer Tochter des Waldes. Kein Sonnenſtrahl ſchien durch die dichten Kiefernwipfel den Weg gefunden zu haben, um ihren blendenden Teint zu bräunen. Wie zwei dunkle Perlen blickten die großen Augen aus dem zarten Geſichtchen verwundert und ſchüchtern hervor, und zwei braunlockige, halbgeöffnete Zöpfe fielen über den weißen Hals und Nacken herab. „Siehſt Du, ich bin doch noch fertig geworden mit dem Abendbrot und mit Allem,“ erzählte ſie vergnügt, und Vater neckte mich ſchon immer, es würde zu ſpät vallendet ſein, weil ich vorhin ſo lange Kirſchen pflückte. Ach ſo, das wollte ich Dir ja auch nicht erzählen, Du ſollteſt recht überraſcht ſein, wenn Du die Kirſchſuppe auf dem Tiſch findeſt, die Du ſo gern iſſeſt. Aber vor Dir kann ich doch nichts geheim halten, Du böſer Menſch.“ Ueber die Schwelle des Hauſes trat jetzt ein älterlicher Mann mit gutmüthigem rothen Geſicht, deſſen dunkelblondes Haar ſchon ſtark mit Grau vermiſcht war. Das war der penſionirte Hegemeiſter Söbel, der Vater des jungen Mädchens, der hier inmitten ſeines vielgeliebten Waldes die Ruhe des