egen Zuckermann und die Iwanowa Anſiedelung daſelbſt zu verfügen. . Verſchiedenes. Engelhorn aus Mannheim an. Der Abgeordnete, Herr Altbürgermeiſter Förſter aus Weinheim hielt vor einer ſehr zahlreichen Ver⸗ ſommlung einen ſehr ſpannenden Vortrag über Pferde⸗ und Rindviehzucht und verband damit eine eingehende Erörterung über die im letzten Landtage verfaßten Körung⸗ und Seuchengeſetze. Zuerſt gab Herr Förſter einen geſchichtlichen Ueberblick über die ſeit dem Jahre 1813 ergangenen landesherrlichen Verordnungen und Geſetze bis jetzt, und erläuterte die Beweggründe, welche dem jetzigen Körungsgeſetze zu Grunde lagen und daß erſt durch Schaffung dieſes Geſetzes eine Verbeſſerung der Pferdezucht möglich ſei. Nach demſelben werde nicht nur das Hengſt⸗ ſondern auch das Stutenmaterial genau ge⸗ ſichtet und nicht zuchtfähiges ausgeſchieden, da nur n geſunden, fehlerfreien Eltern gute Fohlen ge⸗ dgen werden könnten. Aber dieſes gute Zucht⸗ material, fuhr Herr Förſter fort, ſei nur dann von Nutzen, wenn den jungen Thieren auch die geeignete Pflege zu Theil werde. Dieſer Theil des Vortrages war beſonders inter⸗ſſant, indem Herr Förſter ſeine aufgeſtellten Behauptungen durch Beiſpiele aus dem reichen Schatze ſeiner Erfahrungen als practiſcher Landwirth belegte. Nicht nur allein der Theoretiker, ſondern auch der gewiegte und erfahrene Landwirth ſprach hier. Im zweiten Theile ſeines Vortrages behandelte Herr Förſter das Seuchengeſetz. Das Geſetz von 1867 habe die traurige Erfahrung geliefert, daß die Landwirthe, da bei einer Epidemie nur für die geſunden Thiere Entſchädigung bezahlt wurde, den Ausbruch einer Seuche in ihren Ställen aus Furcht vor Schaden verheimlicht hätten. Zuerſt habe man erwogen, ob man dieſes Feld nicht den Viehver⸗ ſicherungen überlaſſen wolle! Man kam aber von dieſer Erwägung ab, weil die Landwirthe ein Miß⸗ trauen gegen Viehverſicherungsgeſellſchaften haben. Im Hinblick auf das in Preußen ſeit 1868 einge⸗ führte und auch bewährte Geſetz, wonach auch die Milderung zu unterbreiten, mit dem Erſuchen, die i verhängte 15jährige Zwangsarbeit durch 8⸗ bezw. 4jährige zu erſetzen, und hinſichtlich der beiden anderen Frauen Fiegner und Griasnowa, ſowie auch der Angeklagten Bulitſch und Drigo anſtatt der verhängten 15jährigen Zwangsarbeit die Verſchickung nach Sibirien behufs Ladenburg den 15. Nob. Geſtern nahmen die alljährlichen Winterverſammlungen des hieſigen landwirthſchaftlichen Vereines mit einer ſehr an⸗ regenden Beſprechung in Feudenheim ihren Anfang. Derſelben wohnte auch der Großh. Herr Amtmann Lang als Stellvertreter des Herrn Stadtdirektors angeſteckten Thiere entſchädigt werden, kam das Ge⸗ ſetz vom Januar 1879 zu Stande, welches den Fehler hatte, daß eine Entſchädigung nur für auf polizeiliche Anordnung hin getödtete Thieren ge⸗ leiſtet wurde. Da aber der Verlauf mancher epide⸗ miſcher Krankheiten, insbeſondere des Milzbrandes ein ſo plötzlicher ſei, daß Thiere, welche augenblick⸗ lich geſund ſeien, nach etwa 30 Minuten ſchon ver⸗ enden, habe man dieſen Fehler des Geſetzes raſch eingeſehen. Auf dem letzten Landtage ſei nun dieſes Geſetz dahin abgeändert worden, daß ſchon der Thierarzt die Tödtung anordnen könne und in dringenden Fällen genüge ſchon eine Anzeige beim Bürgermeiſter. Auf Grund der Viehzählung werde von den Viebeſitzern ein Beitrag erhoben, von dem die Entſchädigungen bezahlt werden. Die Verwalt⸗ ung des Fonds geſchehe auf Staatskoſten und unter Aufſicht des Staates. Wenn man nun bedenke, wie oft Landwirthe durch den Ausbruch einer Epidemie in ihren Ställen an den Bettelſtab gekommen ſeien, ſo könne man der Großh. Regierung für die Schaffung dieſes Ge⸗ ſetzes nicht genug danken. Die Zucht und Pflege des Rindvieh's behandelte Herr Förſter in der gleichen gediegenen Weiſe, wie jenen der Pferde. Zum Schluſſe ſeines Vortrages ſprach Herr Förſter den Wunſch aus, daß aus der Verſicherung gegen Seuchen zum Heile und Segen der Landwirtſchaft ſich in Bälde eine vollſtändige ſtaatliche Viehver⸗ ſicherung entwickeln möge. Der I. Vorſtand des Vereins, Herr Land⸗ wirhſchaftslehrer Schmezer eröffnete hierauf die Be⸗ ſprechung über das Vorgetragene. Wie erſchöpfend und verſtändlich aber Herr Förſter ſeinen Vortrag behandelt hatte, bewies der Umſtand, daß keiner der Anweſenden eine Frage ſtellte. Hierauf ging der II. Vorſtand des Vereins, Herr Gutsinſpektor Hoffmann von Kirſchgarts⸗ hauſen nochmals auf den Vortrag des Herrn Förſter ein, gab den Landwirthen aus dem Schätzkäſtlein ſeiner reichen Erfahrungen noch manches werthvolle Geſchenk und warnte, beim Ausbruch einer Krank⸗ heit keinen Kurpfuſcher, ſondern ein Thierarzt zu rufen, damit man der Entſchädiung nicht verluſtig werde. Nachdem Herr Foͤrſter noch den Landwirthen den Beſuch der landwirthſchaftlichen Winterſchule dringend ans Herz gelegt hatte, hielt Herr Schmezer einen gediegenen Vortrag über das ländliche Credit⸗ weſen und die Errichtung ländlicher Darlehenskaſſen. Dieſer Vortrag wirkte ſo überzeugend, daß Herr Schmezer von einer Anzahl Landwirthe zu einer demnächſt ſtattfindenden engeren Beſprechung über die Errichtung einer ſolchen Kaſſe in Feuden⸗ heim eingeladen wurde. Am Schluſſe der Beſprechung traten 13 neue Mitglieder in den Verein ein, ſo daß derſeſhe 0 das Ergebniß des geſtrigen Tages in jede Beg ung mit Befriedigung zurückblicken kann. a Bruchſal den 15. Nov. Der Mörder Reiß welcher im Laufe des Sommers ſeine beiden Kinde im Altrhein bei Maxau ertränkt hat und 9 Schwurgericht in Karlsruhe zum Tode verurthei worden iſt, wird demnächſt in Bruchſal hingerſcht werden, da der Großherzog das Urtheil bene hat Die Hinrichtung ſoll mittelſt des Fallen durch Scharfrichter Müller von Ladenburg im Aut gefängnißhof vollzogen werden. Seit 20 Jahre iſt kein Todesurtheil mehr in Baden vollzogen worden. n — Karlsruhe den 14. Nov. Der Groß⸗ herzog hat, wie man hört, für die Aufnahme einzig noch verbleibenden Kindes des Verurthelſt Reiff in eine Waiſenanſtalt Sorge getragen, i Beſtätigung des Todesurtheils hatte nicht z folgen, da nach der neuen Strafprozeßordnung a der Ausſpruch nöͤthig fällt, daß die Krone ſich nich veranlatzt finde, von dem Begnadigungsrecht Gebragz zu machen. Was die Todesſtrafe ſelbſt anlangt, war ſie bekanntlich von den deutſchen Grundrechten 1848 abgeſchafft, wurde aber ſehr bald in faſt allen deutſchen Staaten wieder eingeführt und gu in das deutſche Strafgeſetzbuch aufgenommen. Naß und nach nahmen auch jene deuſche Staaten, welchen längere Zeit die Vollſtreckungen unterblieben dieſelben wieder auf, daher wohl auch der letzte Be ſchluß des bad. Staatsminiſteriums, der nach langer Debatte gefaßt wurde. Die letzte Hinrichtung in Baden fand am 14. Dez. 1861 ebenfalls in Bruchſal ſtatt. Karlsruhe den 14. Nov. Der Stadtrat von Bruchſal hat Einſprache erhoben, daß der Kindermörder Reiff daſelbſt enthauptet, bezw. daß Bruchſal etwa als ſtändiger Richtplatz auserſehen werde, Danach ſcheinen die Bruchſaler zu glauben, daß man in Baden die Guillotine wieder in Per manenz erklären werde. was wir doch bezweſfeln möchten. Reiff iſt am letzten Freitag nach Bruch⸗ ſal verbracht worden, wo er am Dienſtag früh hin⸗ gerichtet wird. Wir machen hierdurch auf dſe im heutigen Blatte ſtehende Annonce der Herren Kaufmann & Simon in Hamburg beſonders aufmerkſam. Es handelt ſich hier um Original⸗Looſe zu einer ſo reichlich mit Haupt⸗Gewinnen ausgeſtatteten Ver⸗ looſung, daß ſich auch in unſerer Gegend eine ſehr lebhafte Betheiligung vorausſetzen läßt. Dieſes Unternehmen verdient das volle Vertrauen, indem die beſten Staatsgarantien geboten ſind und auch vorbenanntes Haus durch ein ſtets ſtreng reelles Handeln und Auszahlung zahlreicher Gewinne allſeits bekannt iſt. „Er lebt?“ flüsterte ſie leiſe, „ein böſer Geiſt ſteht mit ihm im Bunde!“ Nun wollte Geronimo eben die Verſöhnungs⸗ Scene mit einer Anſprache eröffnen, als Stainer einen Schritt vortrat und mit determinirter Stimme und ängſtlicher Geberde gegen die Familie Amati die Frage ſtellte: „Um Gotteswillen! bevor irgend ein anderes Intereſſe uns beſchäftigt: Wo iſt Felice?“ Und noch war die Frage zur Hälfte nicht ge⸗ ſprochen, als ſich die Flügelthür des Salons zu beiden Hälften auseinander that und eine verhängte Sänfte hereingetragen wurde. b „Hier iſt ſie!“ ſprach ernſt und ausdrucksvoll der dieſelbe geleitende Pater Felix. Ein ſtiller Bote, von einem ruchloſen Mörder herbeigerufen, der Tod, hat uns die zarte Knospe entführt. Sie ſtarb, ſo⸗ viel ſich errathen läßt, für ihre Liebe.“ „O Herr, mein Gott, es iſt ſo!“ ſchluchzte Stainer. „Ihr Kleid verräth es mir: ſie ſtarb um meinethalben; ſie ſtarb für mich! Bin ich ſo großer Man legte die Todte auf ein aus Stühlen improviſirtes Lager und Stainer und Chiara knieeten Hand in Hand betend an ihrer Seite. Kaum war dies geſchehen, ſo ſtürzte Nicolo it gezücktem Dolche herein, küßte die Leiche u. ſchrie: „Ich, ich bin ihr Mörder! Ich, o, Fluch mir! Fluch meiner That! Fluch Eurer Liebe! Ich folge glied nur der Bemerkung bedarf, daß auch hier wieder einer Ehe, die nicht auf rein ſittlicher Grund⸗ lage geſchloſſen wurde, ſelten der Segen beiwohnen wird, deſſen ein ſolches Bündniß für das Leben bedarf. Jacob einſt Abſchied von ſeinen Eltern nahm, er— blicken wir ein junges hübſches Weib, auf einer Bank ſitzend und mit einer Flechtarbeit beſchäftigt. Unweit von ihr, ſizt ein ſtämmiger Knabe und ſchnitzelt zeitvertreibend an einem Stabe. Von dem intelligenten Blick ſeines Oheims, den wir einſtmals an derſelben Stelle, Und vor den Augen der Anweſenden ſtieß er ſich den Dolch bis ans Herz in die Bruſt und ſank lautlos zur Erde nieder. Wir aber ziehen einen Schleier über die Gruppe und verlegen den Schauplatz unſerer ferneren Er⸗ zählung, die den tragiſchen Schluß von Stainers Künſtlerleben enthält und als verbindendes Mittel⸗ Wir begeben uns wieder nach Tyrol, wo die Vor derſelben Bauernhütte, wo der kleine an dem Abhange eines Hügels, alten Jacob, an jene Manie des alten unglücklichen Mannes gewöhnt, nimmt weiter keine Notiz davon, denn die Anzeichen ſeiner Geiſtesverwirrung find unſchädlich für die Umgebung und erſtrecken ſich Überhaupt ja auch nur auf die Untreue ſei lange von ihm getrennt lebenden Frau. aber bei einer ganz andern Arbeit trafen, zeigt ſich indeß keine Spur, denn der allwaltende Schöpfer geht nicht verſchwenderiſch bei dem Austheilen ſeiger beſonderen Liebesgaben zu Werke. Unfern von hier, hoch oben auf einer Felſen⸗ kuppe, erblicken wir einen ärmlich gekleideten alten Mann, aufrecht ſtehend. flattert im Winde und ſeinen rechten Arm ſtreckt er von Zeit zu Zeit weit aus und zwar wie aus weiter Ferne Jemand heranwinkend. Stainer der Geigenbauer von Cremona, deſſen Geiſt theilweiſe umnachtet, nun ſchon dreißig lange Jaht Tag für Tag, in Regen und Sonnenſchein, ſtunden⸗ Eingangs erwähnte Hütte der Stainer'ſchen Familie l ſtand. Viele Jahre ſind ſeitdem vergangen, unſer und in die Ferne hinaus ſchaut, da er, wie eig Stainer iſt alt und grau geworden, nicht zwar vom l Alter allein, ſondern vielmehr noch vor Gram, denn er hatte, wie es voraus zu ſehen war, die Leiden— ſchule einer ſchmählich verrathtenen Liebe durchge— macht und war nicht Philoſoph genug geweſen, dem Gefühle das Recht abzuerkennen, ein Menſchenleben unverſchuldet für alle Zeit elend zu machen. Sein langes weißes Hage Das iſt Jacob ang an dieſer Stelle ſitzt und winkt und winkt ieb⸗ und gewöhnt gewordenes Spielzeug, die Hoff nung hätſchelt: ſein ungetreues Weib, ſeine Chiara, die er nimmer und nimmer vergeſſen kann, werde doch endlich zu ihm wieder zurückkehren. Die Bäuerin, Schwägerin und Pflegerin des (Schluß folgt.) — . — 155 N Redackion, Druck und Verlag von Wucherer 7 Molitor — Ladenburg. Lade Dien 4.— erhalten — N Es wi von 4 ſucht.