Vereinsfahnen und 4 Muſik⸗ und Trommlerkorps zu zählen waren. Laute Hochrufe aus den Reihen der alten Krieger begrüßten den Fürſten. Vor dem Theater war ein Theil des Leibgrenadierregiments aufgeſtellt, an welchem der Zug ebenfalls vorbei— marſchirte, um dann durch die Karlſriedrichsſtraße zur Feſthalle zu ziehen, wo um 5 Uhr das Banket ſeinen Anfang nahm. Gegen 6 Uhr erſchien der Großherzog in der Feſthalle, jubeind von den Feſt⸗ gäſten begrüßt. Auch viele Offiziziere und Beamte nahmen am Banket Theil. Um 10 Uhr verließen die auswärtigen Gäſte mit den Perſonen⸗ und 3 Extrazügen die Reſidenz. — Heilbronn den 29. Okt. In früheren Zeiten — theilweise vielleicht auch jetzt noch — war unter den Neckaranwohnern der Glaube vber— breitet, ein Hochwaſſer wiederhole ſich in kürzeſter Friſt, wenn es bei höchſtem Stand von der Sonne beſchſenen werde. Diesmal haben diejenigen Recht, velche auf dergleichen Volksmeinungen etwas geben. Das Hochwaſſer vom Samſteg, welches thatſächlich unter Sonnenſchein ſeine ſchmuzig gelben Wogen neckarthalwärts ſandte, hat ſich nur zu raſch und mit viel gewaltigeren Waſſermaſſen wieder eingeſtellt — Dresden den 26. Okt. Der Kaffier der Staatsſchuldentilgungskaſſe, C. Schönfeld, iſt, weil er eine Summe von 80— 90,000 Mk. der ihm anvertrauten Gelder unterſchlagen hat, verhaftet worden. — Vor einigen Wochen erſchien in der Preſſe eine kurze Notiz über den Verſicherungsbeſtand der größten Deutſchen Lebensverſicherungs⸗Anſtalten auf Grund der alljährlichen Zuſammenſtellung im Bremer Handelsblatt über die Fortſchritte des Deutſchen Lebensverſicherungsweſens. Eine Anſtalt, welche in verhältnißmäßig kurzer Zeit des Betriebs dieſes Zweiges einen ſchnellen Aufſchwung erzielt hat, iſt die auch bei uns gut eingeführte Allgemeine Verſorgungsanſtalt zu Karlsruhe. Ihr Verſicherungsbeſtand hat in 15 Betriebsjahren die bedeutende Summe von 89,602,044 Mark erreicht. Hievon entfallen auf die letzten drei Jahre (1877/79) allein 36,077,976 Mark; die Verſorgungs⸗Anſtalt wird hierin nur von der älteſten deutſchen Anſtalt, der Lebensverſicherungsbank in Gotha, übertroffen. Die Verſorgungs⸗Anſtalt gewann dieſes Vertrauen im Publikum einestheils durch ihre gute Fundirung und anerkannt ſorgſame Verwaltung, andererſeits durch ihre zweckmäßigen Einrichtungen, namentlich durch das von ihr in Deutſchland und der Schweiz zur Geltung gebrachte und nunmehr vielfach nach⸗ geahmte Syſtem der Vertheilung der Dividende nach dem Antheil der einzelnen Verſicherung an dem Geſammtvermögen. Durch dieſe Vertheilungsweiſe werden die Verſicherten von Jahr zu Jahr immer⸗ mehr von der Prämien⸗Zahlung entlaſtet, ja es tritt für Langverſicherte an Stelle der Zahlung der jährlichen Beiträge der Bezug einer jährlich wachſen⸗ den Renten. Wir empfehlen daher dieſes Inſtitut 5 iteren Kreiſen. i . 9 8 1910 den 28. Okt. Geſtern Abend hat ſich eine junge Schauſpielerin von 20 Jahren, Frl, Lange aus Dresden, Mitglied des hieſigen Stadttheaters, durch einen Revolverſchuß den Tod gegeben Man vermuthet, daß die Nachricht bon dem plötzlichen Hinſcheiden des kgl. ſächſiſchen Hof— ſchauſpielers Dettmer am letzten Sonntage ſo er—⸗ ſchütterud auf die junge Dame eingewirkt hat. 5 — (Eine Bitte an den Kaiſer.) Die Tochter des Arbeiters Auguſt Kirchner in Ermsleben wandte ſich vor einiger Zeit unter Darlegung der höchſt ärmlichen Verhältniſſe ihrer Eltern, und ihres Herzenswunſches, das Maſchinennähen gern zu er— lernen, um damit etwas zu verdienen, mit der unterthänigſten Bitte an den Kaiſer, ihr doch eine Nähmaſchine ſchenken zu wollen. Der Kaiſer will- fahrte dieſer Bitte, und ſo kam, nachdem die Rich⸗ tigkeit der Angaben der Bittſtellerin behördlich feſtge⸗ ſtellt waren, vergangene Woche zur höchſten Freude der Empfängerin eine prächtige Nähmaſchine als kaiſerſiches Geſchenk in Ermsleben an. — (Kindesraub durch Zigeuner) Daß die Zigeunerbanden, welche beſonders am Rhein die Gegenden unſicher machen, nicht blos ſtehlen, was ihnen in die Finger kommt, ſondern auch Kinder entführen, zeigt folgender Vorfall, welcher die Um⸗ gegend von Düſſeldorf mehrere Tage lang in Auf⸗ regung erhielt. Eine Zigeunerfamilie mit Pferd und Wagen und einem halben Duzend Kinder kam vor einem Wirthshauſe in der Nähe von Kaiſers⸗ werth an und erfuchte den Wirth, ihr einige Zwan⸗ zigmarkſcheine gegen Goldſtücke mit einer beſtimmten Jahreszahl umzuwechſeſn. Während der vertrauens⸗ ſelige Wirth den ganzen Baarbeſtand ſeiner Kaſſe vor den Z'geunern ausſchüttete, ſtibitzte ihm die Zigeunerin 850 Mk. unter den Händen. Nach ihrer Entfernung merkte der Wirth den ihm geſpielten Streich, verfolgte die Bande und bewirkte auch die Feſtnahme des Mannes, während die Frau entkam. Die Kinder des Paares wurden von der Polizei in Düſſeldorf untergebracht; mittlerweile aber war auch aus Eberbach die Nachricht eingetroffen, daß dort von den Eheleuten Veit ſeit mehreren Tagen ein Kind vermißt werde, welches anſcheinend von Zi⸗ geunern geſtohlen ſei. Man unterwarf nun die dem Zigeuner abgenommen Kinder einer näheren Unterſuchung, und in der That ſtellte e daß das jüngſte derſelben der vermißte Karl Veit war. Das arme Kind, welches ſich in einem höchſt elenden Zuſtande befand, iſt einſtweilen bei einer Frau Trebels auf der Zollſtraße untergebracht worden. 1 (Follegialität.) Lumpenſammler zum Polizeiwachtmeiſter: „Gehorſamer Diener, Herr Kol—⸗ lega?“ — Wachtmeiſter: „Was erlauben Sie ſich ?“ 1 Lumpenſammler: „Na, na! Thun denn E nicht auch bei der Nacht Lumpen ſammeln + (Schwäbiſche Empfehlung.) „J ſag' de Frieder, d' Thereſ' iſt a Mädle für di! Da iſt e Hausmenſch und a Feldmenſch und a Veehm und a rechts Menſch!“ + (Schlechtes Angebot.) Einer jungen Ame kanerin wurde jüngſt eine Entſchädigung für nicht gehaltenes Heiraths⸗Verſprechen angeht welche in 200 Dollars beſtand. — „Waz ſie entrüſtet aus, „zweihundert Dollars fer zerſtz te Hoffnungen, ein erſchüttertes Gemüth, eig be lorenes Leben, ein blutendes Herze „Ieh Dollars? Glauben Sie, ſo etwas läßt ſich Geld gutmachen? Geben Sie dreihunderl, und d Sache mag abgemacht fein.“ Wir machen hierdurch auf die im heutige Blatte ſtehende Annonce der Herren Kaufman Simon in Hamburg befonders aufmerkſam handelt ſich hier um Original-Looſe zu eie reichlich mit Haupt-Gewinnen ausgeſtakketen Ve looſung, daß ſich auch in unſerer Gegend eine ſel lebhafte Betheiligung voraus ſetzen läßt, Dieſe Unternehmen verdient das volle Vertrauen, inde die beſten Staatsgarantien geboten ſind und al vorbenanntes Haus durch ein ſtets ſtreng reell Handeln und Auszahlung zahlreicher Gewinne allſeit bekannt iſt. Handels⸗Nachrichten. Mannheim, den 1. November 1891 (Produktenborſe.) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe (Per 100 Kilo. Preiſe in Mark.) Weizen, pfälzer 23.— dis 23.25. ruſſiſch 24.75 bis 25.—. Amerikaniſcher 24.— bis Spring 23.75 bis —.—. Californiſcher — —.—. Roggen, pfälzer 22 bis ruſſiſche 21.50 bis —.—. Franzöſiſcher 22. — bis Gerſte hieſiger Geg. 18.25 bis 18.50. pfälzer 19. bis 19.25. neuer Hafer bad. 13.50 bis 14. württemb. Alp 14.— bis 14.50. Württemberg neuer Hafer —.— bis —.—. tuſſiſcher —.— 0 Mais amerikan. mixt. 14.50 bis —. Bohnen 25.— bis 27.—. Linſen —.— bis — a Wicken 15.— bis 17.—. fernen 23.— bis 23.50 Erbſen —.— bis —.—. Kohlreps, deutſcher 27 bis 28.—. ungar. 27.50 bis 28.— Kleeſamen deutſcher 1. Sorte 100. — bis 104.—. 2. Sort — — bis — .—. Provancer 140.— bis neuer Pfälzer Luzerne 104.— bis 110.—. Esparſet — bis —.—. ö Leinöl in Parthien 65.— bis —.—, Faß weiſe 66.— bis 64.—. Rüböl in Parthien 64. bis —.—. Faßweiſe 65.— bis —.—. Petrolen in Wagenladungen 31.— bis —.— Faßweiſ 3150 bis ſchwere Auge zum Himmel und flehte zu dem Lenker der menſchlichen Schickſaie um Stärke in dieſer fürchterlichen Stunde. Was ſollte aber dem nach oben gerichteten Blicke für eine Erſcheinung begegnen! Auf dem der Kirche zunächſt belegenen Balcon erſchienen, Arm in Arm umſchlungen Stainer und Chiara. Ohne Zweifel dünkten dieſelben ſich allein, denn ihre koſende Unterhaltung, ihre lachenden Neckereien trugen die ſtillen Abendlüfte theilweiſe an das] Ohr der ſchluch⸗ zenden Felice. Plötzlich aber, ihrem empörten Herzen Schweigen gebietend, flüſterte ſie, ſich ſelbſt be⸗ ſchwichtigend, in ſich hinein: „Ich danke Dir, grauſame Vorſehung, für dieſen Stachel, deſſen es bedurfte, mir den Abſchied aus dieſem elenden Daſein leicht zu machen! Reicht her den Giftbecher, Ihr Beglückten, ich, die Ver⸗ zweifelnde, will Euren Worten lauſchen, um lachend in den Abgrund zu verſinken, der uns von dem unbekannten Jenſeits trennt.“ 5 Und nun legte ſie, vom Pfeiler völlig gedeckt, die hohle Hand ans Ohr, um jene Cauſerien auf⸗ zufangen, die, in ſeliger Vergeſſenheit den Liebenden Paradieſesfreuden zu bereiten ſchienen. Wie hochbegeiſtert, wie beſeligt Stajner ſich fühlen mochte, ergab ſofort die dythirambiſche Phraſe desſelben: „Dein Wein iſt Gluth, doch Deine Küſſe Blitze, das Herz zerſchmilzt in Wonne vor ihrem Hauch. Beim Himmel, Mädchen, ich bin kein Salamander, . darum eben verließ ich die ſchwüle Luft dadrinnen, in kühler Nachtluft mich zu baden und zur Er⸗ quickung Sternenlicht zu trinken.“ „Ich trinke mit, geliebter Freund; allein was kümmern mich die Sterne droben? Du biſt mein Stern und meine Sonne, und Dir, Geliebter, folge ich überall; ja, würdeſt Du auch in der Scilla wildem Strudel Dein glühend Blut zu kühlen ſuchen: mit Dir iſt ſeines Wirbels tiefes Bette mir ein weicher Pfühl.“ „Chiara! Schweige! Ich bin genugſam ſchon berauſcht von Liebeswonne! O, daß die Zeit, daß dieſe Gegenwart an tauſendfacher Kette gefeſſelt wäre! Komm, laß uns am Stromesufer dort des Abends linde Kühlung recht genießen, die Freunde, die ſich drinnen am Tanz ergötzen, werden uns nicht vermiſſen. Zu ſchön iſt dieſer Abend, zu ſchön! Komm, ſchnell!“ Mit dieſen Worten berſchwanden beide vom Balcon und als ſie den Eingang öffneten, ſchlugen Rhytmen einer bacchantiſchen Muſik heller und jauchzender an Felicens Ohr. Sie trat nun aus dem Pfeiler⸗Schatten hervor und rang in ungeſtümen Schmerz ihre kleinen zarten Hände. „So recht,“ begann ſie wieder, „kreiſcht nur mein Todtenlied in wilden Dythiramben; dem Wahnſinn iſt das Tollſte eben recht. Leb' wohl! verrathnes Glück! Leb' wohl, verſchmähte Liebe! der heiligen Jungfrau bring ich nun den Abſchieds⸗ gruß und dann hinab ins froſtig, kalte Brautbett Tief, tief hinab!“ Felice zögerte noch einen Augenblick, den ſtarre Blick auf die Thür gerichtet, aus der das Liebes paar herauszutreten hatte, denn ſichtbar kämpfte Lebensluſt bei ihr mit Todesſehnen. f * Jetzt trat das Pärchen aus der Thür und unwillkürlich, es mag Ahnungsdrang geweſen ſein, ſchweifte des Tyrolers Blick in der Runde umher, Felice ſchlüpfte ſchnell in das Gotteshaus, doch hatte Stainers von Jugend auf geübter Blick das Schwin⸗ den der Geſtalt ſehr deutlich wahrgenommen. „Sahſt Du dort hinter jenem Pfeiler nicht eines Weibes Geſtalt verſchwinden ?“ fragte er ſeine Begleiterin, „der mag's wohl nicht ſo wohlergehen wie uns; die Kirche iſt das einzige Haus, wo gu die Nacht des Menſchen Freund iſt.“ „Das Glück,“ erwiderte Chiara, „das an durch Händeringen und Gebet erlangt, iſt Kotzengold, Wohl läßt ſich manches durch Fleiß und kunſtgellbte Hand erſtreiten, allein die jugendliche Anmuth zieht mit andern Waffen aus.“ „Ich weiß nicht: die Geſtalt erweckte mir Er⸗ innerung,“ ſagte Stainer, „komm laß auch uns die heilige Stätte ſuchen und durch Gebet der Liebe Seligkeiten in unſern Herzen heiligen, ich bin ob meinem Glück ſo fromm geſtimmt.“ (Fortſ. folgt.) —— Redaekion, Druck und Verlag don Wucherer d often Ladenburg. . 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