fiele Aim einem N. bed. de. 8 Poſtproviſion. Uiſche Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! M. 20 Pf. mit illuſlrirtem n 1 Mk. 70 Pf. exel Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ N paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., nehmen Inſerate für uns an. Local⸗ ⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqusé zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Bei größeren Aufträgen entſprechende Nr. 88. Mittwoch, den 3. November 1880. Politiſche Jleberſicht. Hroße politiſche Fragen d. h. ſolche, 5 bei denen in der Regel ſchließlich die Kanonen den Ausſchlag geben, ſtehen derzeit nicht auf dem Programm der europaiſchen Großmächte, dagegen tritt die — Magen- Frage in Geſtalt neuer Berathungen über Handels⸗ und Zollverträge wieder in den Vorder⸗ grund. In Berlin tagte jüngſt ein volkswirthſchaft⸗ licher Kongreß, der ſich auch mit den noch in der Schwebe befindenden Verhandlungen bezüglich der Erneuerung des Handelsvertrages zwiſchen Deutſch⸗ land und Oeſtreich beſchäftigte und auf dem ſogar einem deutſch⸗öſtreichiſchen Zollbunde warm das Wort geredet wurde. Das Unzweckmäßige eines ſolchen Bundes, der am erſten geeignet wäre, die guten Beziehungen zwiſchen den beiden Großmächten zu ſtören, wird nun aber ſowohl von deutſcher, als auch von öſtreichiſcher Seite ſcharf betont, dabei aber zugleich hervorgehoben, daß der Abſchluß eines neuen Handelsvertrages ſowohl in Berſin als in Wien lebhaft gewünſcht und erſtrebt werde. Weniger freundlich, als die handelspolitiſchen Ausſichten zwiſchen Deutſchland und Oeſtreich, ge⸗ ſtalten ſich die Verhältniſſe zwiſchen dem letzteren Lande und Serbien. Schon ſeit Jahren iſt man in Wien bemüht, einen Handelsvertrag mit Serbien. zum Abſchluſſe zu bringen, begegnet aber in Belgrad Hinderniſſen, die weniger kommerzieller, als politiſcher Natur ſind. Die ſerbiſchen Staatsmänner, die ſammt und ſonders, mögen ſie der radikalen oder der konſervativen Partei angehören, ihre Ordres aus St. Petersburg erhalten, wälzen der öſtreichiſchen Regierung ſtets neue Steine in den Weg und halten ſolchergeſtalt den Abſchluß eines Handelsvertrages hintan. Es got aber Augenblicke im menſchlichen Leben, in denen auch dem Geduldigſten der Faden reißt, und einen ſolchen Moment hatte kürzlich Baron Haymerle. Derſelbe, des impertinenten Spieles, welches der ſerbiſche Premier, Herr Riſtics, trieb, müde, ſandte eine geharniſchte Note nach Belgrad, in welcher kurz und bündig erklärt ward, beharre 8 8 2 * 7 Serbien noch 1 auf ſeiner geradezu feindſeligen Haltung, ſo ſehe Oſtreich-Ungarn ſich genböthigt, Zwangsmaßregeln zu ergreifen. Die nächſte Folge dieſer Note war eine Miniſterkriſe in Serbien. Ob dadurch Etwas gewonnen wird, kann heute noch nicht beſtimmt werden, da die Situation ſich noch nicht geklärt hat. Klar in der ganzen Affaire, die in Oeſtreich mehr Aufſehen macht, als ſie verdient, iſt nur, daß die kleinen Nachbarn des großen Kaiſer⸗ ſtaates ganz und gar keine Luſt haben, dieſem zu Gefallen zu ſein. Daß aber dieſe offene Wider⸗ ſpenſtigkeit nicht eigenem Kraftgefühle entſpringt, liegt auf der Hand, und das iſt es denn auch, was dem öſtreichiſch-ſerbiſchen Streitfalle eine mehr als lokale Bedeutung verleiht. In den in Budapeſt tagenden öſtreichiſch⸗ ungariſchen Delegationen wurde dem Miniſter des Auswärtigen, Baron Haymerle, die vergangene Woche bezüglich der „hohen Politik“ auf den Zahn gefühlt. Der Miniſter konſtatirte da vor Allem, daß das Verhältniß zwiſchen Oeſtreich und Deutſchland das intimſte und herzlichſte ſei, daß bezüglich der Löſung der Orientfragen im europäiſchen Konzerte Ueber⸗ einſtimmung herrſche und daß, ſowſe die Duleigno⸗ affaire geſchlichtet wäre, die Kriegsſchiffe der Groß⸗ mächte wieder heimwärts dampfen würden. Eine Interpellation des Delegirten Dr. Bareuther: wie der Herr Miniſter des Auswärtigen die innere Politik in Oeſtreich, die ſich die Vergewaltigung des deutſchen Elementes zur Aufgabe geſetzt, mit dem Bündniſſe mit dem deutſchen Reiche in Uebereinſtimmung bringe, überhörte Baron Haymerle leider, wenigſtens gab er keine Antwort darauf. Es gibt eben auch Dinge, über welche ſelbſt Staatsminiſter nicht gerne — reden. Der König Georgios von Griechenland iſt mit ſeiner Thronrede ſchön aufgeſeſſen. Pathetiſch erklärte er: „Die Armee wird ſo lange unter Waffen bleiben, bis die neue Ordnung der Dinge in den neuen Gebietstheilen etablirt ſein wird.“ Das hört ſich gerade ſo an, als befände ſich Griechen⸗ land bereits im Beſitze der „neuen Gebielstheile,“ während dieſelben in Wirklichkeit noch alte „Gebiets⸗ theile“ der Türkei ſind, welche gar keine Luft zeigt, ſich ihrer dem König Georgios zu Gefallen zu ent⸗ ledigen. Ebenſo komiſch klingt die Phraſe der Thronrede: „Die Mächte arbeiten bereits an der Ausführung des Berliner Vertrages.“ Wenn der griechiſche König damit das Spazierenfahren der großmächtlichen Flotten im adriatiſchen Meere meint, dann iſt er unwillkührlich zum Satyriker geworden. Nach Allem, was man über die Stimmung im griechiſchen Volke und der Armee vernimmt, dürfte es weit eher der Fall ſein, daß ſich in den alten Gebietstheilen als in den neuen — noch nicht vor⸗ handenen — Gebietstheilen, eine neue Ordnung etablirt. Daß hiebei der Thronſeſſel Georgios zu⸗ ſammenkrachen dürfte — du lieber Himmel, die Welt hat ſchon größere Unglücksfälle erlebt und iſt nicht aus den Fugen gegangen. 2 Verſchiedenes. — Karlsruhe den 31. Okt. Zum heutigen zweiten badiſchen Kriegerfeſte ſind ſchon mit den Frühzügen ſehr viele alte und junge Soldaten, ge⸗ ſchmückt mit ihren Ehrenzeichen eingetroffen, und bis Mittag kamen fortwährend neue Schaaren. Es ſind 150 Vereine mit 3000 Mitglieder angekündigt geweſen. Auch außerbad. Vereine und Verbände haben Abordnungen geſandt. Um 10 Uhr fand Feſtgottesdienſt ſtatt, welchem in der evang. Stadt⸗ kirche der Großherzog, die Generale, viele aktive und Reſerveoffiziere anwohnten. Dekan Zittel pre⸗ digte über 1. Petr. 2,15, die vier Mahnungen dieſes Textes auf den Tag und das Feſt anwendend. Nach Schluß des Gottesdienſtes wurde im Rath⸗ hausſaal die Delegirtenſitzung gehalten, in welcher Vereinsangelegenhe ten zur Sprache kamen. Nach⸗ mittags war Feſttafel und Reſtauration in den Räumen der Feſthalle. Zwiſchen 3 und 4 Uhr ordnete ſich der Feſtzug, um vor dem Großherzog zu defiliren. Der Fürſt empfieng unter dem Schloß⸗ portale, umgeben vom Offizierskorps, den etwa eine viertel Stunde langen Zug, in welchem gegen 100 Feuilleton. W Jacob Stainer, der tyroler Geigenbauer in Cremona. Geſchichtliche Novelle von Fr. Clemens (FJortſetzung). „Nun denn, ſo ſpiele meinethalben den Ehe⸗ procurator ſo gut Du es vermagſt, ich gebe Dir, was mich betrifft, freie Hand, und möchte nur um Alles den Tyroler glücklich und zufrieden ſehen.“ 5 Inzwiſchen das, was hier in Scene ging, er zählt und durchgelebt, begab ſich hinter der Gardine, vor allem in den verſchwiegenen Buſen der leider hoffnungslos liebenden Felice ein tragiſcher Wandel, der über die Trauerbrücke von Hoffnung zur Ver⸗ zweiflung führte. — Das Herz iſt allerdings kein aufgeſchlagenes Buch, aus dem der Autor ſeinen Leſern die Evolution von Gedanken und Entſchlüſſen zur Anſchauung und Beurtheilung vorzulegen im ge N 1 du ang 80 esheim. Stande wäre, ſondern die daraus reſultirenden be⸗ gebenheitlichen Folgen laſſen erſt rückwärts auf den ſchmerzlichen Kampf zwiſchen Verſtand und Gemüth ſchließen, bevor die ungeheuerliche Entſchließung zu Thaten der Verzweiflung zur Perfection gedeiht. — Somit bitten wir nun den geneigten Leſer uns zu einer nächtlichen Scene zu begleiten, deren locale Situation bereits von Frau Beate bei ihrem intriguanten Zwiegeſpräch mit dem Marquis Bello leichthin angedeutet wurde. Man denke ſich alſo das Ende einer Gaſſe, deren Hintergrund durch die Facaden einer Kirche mit Pfeilern, plaſtiſchen Heiligen⸗ bildern und dergleichen abgeſchloſſen iſt. Ein Theil der Gaſſe iſt zur Linken durch einen Strom begrenzt, während die andere mit Häuſern beſtanden iſt, deren Facaden mehrentheils mit vorſpringenden Balcons geziert ſind. Paſſanten fehlen hier ſelbſt am Tage faſt ganz und beſtehen meiſt nur aus frommen Betern, die die Kirche beſuchen. Es iſt Nacht und die Beleuchtung miſerabel. Eine verhüllte Dame betritt die Stufen, die den Eingang zur Kirche bilden. Es iſt Felſce, die, an einem Pfeiler gelehnt, die glühende Stirn zu kühlen ſucht. Sie redet in gebrochenen Sätzen zu ſich ſelber: „Die Gluth droht mir den Schädel zu zer⸗ ſprengen und doch iſt die Nacht kalt und düſter wie das Herz, aus dem die Hoffnung ausgezogen. Leer iſt die Kammer, ſeitdem die Liebe hier verkümmert und geſtorben und die Verzweiflung wie ein giftig Kraut aus der Verweſung üppig aufgeſchoſſen, die Stacheln rings in alle Nerven drängt. Wo bin ich denn? Wahin hat denn die Flucht vor des Geſchickes Tücke mich geführt? Ah, ſie! der Zufall, ſcheint es, hat ſich meiner fürſorglich erbarmt: Ein Bethaus hier mit ſeinem Sühn⸗Altar; und dort des Stromes immerdar bereite Bette, das ja ſo oft ſchon liebe⸗ ſiecher Mädchen Brautbett ward. Wohlan denn! So will ich nur zuvor noch einmal der gebenedeiten Jungfrau mit Herz erſchließen und dann in jenem kalten tiefen, aber weichen Bette die lange, lange Nacht von meiner Liebe träumen. O, daß ich ihn noch einmal ſehen dürfte, den Heißgeliebten, auf daß ſein Bild den düſtern Schauerweg zum Jenſeits mir erhellte.“ Von tiefem Gram ermattet ſank ſie jetzt auf ihre Knie, faltete die Sände, erhob das thränen⸗