dermufhet man, daß ſchwere körperliche Leiden Ver⸗ anlaſſung waren. Die Leiche wurde in das äcade⸗ miſche Todtenhaus verbracht. — Bochum den 23. Okt. Einen Sprung auf Leben und Tod wagte, wie der Märk. Spr. berichtet, vor einigen Tagen ein Eiſenbahnpaſſagier 3. Klaſſe, welcher oberhalb des Wittener Ueberganges, da, wo der Zug ſich noch in voller Fahrgeſchwindig⸗ keit zu befinden pflegt, aus dem Wagen ſprang, um ſeinen vom Winde fortgewehten Hut zu erhaſchen. Ein Reiſegefährte meldete nach Ankunft des Zuges auf hieſiger Station das Vorgefallene dem Inſpector, der ſofort einen Beamten nach der betreffenden Stelle der Bahn abſchickte. Derſelbe fand den kühnen Springer noch immer emſig nach ſeinemHute ſuchend, nur durch unbedeutende Schrammen an den 5 Händen verletzt. — (Kampf mit Wilddieben.) Das Städtchen Lorſch beſitzt einige Cigarren⸗ und Tabaksfabriken. Unter den Fabrikarbeiter ſind ſtets einige, die das Wildern nicht unterlaſſen können. In letzter Zeit richteten ſich die Angriffe der Wild⸗ diebe vorzugsweiſe gegen die Heppenheimer Jagd, welche ſich im gemeinſamen Beſitze des Hrn. v. Berkheim zu Weinheim und des Hrn. Achenbach in Heppenheim befinden. Am Sonntag früh wurde nun verrathen, daß die Lorſcher Wilderer die Abſicht hätten, Nachmittags auf der Heppenheimer Jagd zu jagen. Herr Achenbach und ein Förſter verkleideten ſich darum als Frauenzimmer, nahmen auch Rechen mit, als wenn ſie Grummet machen wollten, ver⸗ gaßen indeß auch die Schießgewehre nicht, welche in den Weidengebüſchen verborgen wurden. Herr v. Berkheim ſandte Kutſcher, Bediente und andere Leute, als Handwerksburſchen koſtümirt, die ſich nach und nach ebenfalls gegen die Lorſcher Grenze zogen. Es dauerte nicht lange, ſo knallte es von dorther; 4 Wilderer, begleitet von einem Dutzend Jungen als Treiber, kamen immer näher und ſchoſſen ungenirt auf Haſen. Als die Burſchen auf Flinten⸗ ſchußweile an die verkleideten Frauenzimmer heran⸗ gekommen waren, ſtellten dieſe ruhig ihre Rechen bei Seite, ergriffen die Gewehre, gingen auf die Wilderer los und befahlen ihnen, die Gewehre niederzulegen. Sofort hob der Nächſte die Schußwaffe, doch Herr Achenbach beſann ſich durchaus nicht, ſondern feuerte dem Wilderer auf die Beine. Nun ſchoß auch der zweite und der Förſter, worauf ein förmliches Jagen und Treiben begann, denn von alle Seiten rückten die verkleideten Handwerksburſchen zur Verfolgung eran. Die Wilderer warfen ihre Beute, welche ereits aus pier Haſen beſtand, von ſich und ſtoben useinander. Die bald hereinbrechende Dämmerung machte die Verfolgung ſchwierig; in Lorſch wurde darum noch Nachts eine Hausſuchung veranlaßt, deren Reſultat am folgenden Morgen 2 verwundete Wilderer waren, worunter der in die Beine ge⸗ choſſene. — Laufanne den 23. Okt. Zwei junge Engländer, die bei Lauſanne in Penſion ſind, mietheten kürzlich in Ouchy ein Schiff, aber kehrten am Abend nicht zurück: man forſchte nach, fand das Schiff mit Kleidern darin an einen Stein 50 der Ausmündung des Flon angebunden uud ſchloß daraus, die jungen Leute ſeien ertrunken. Nachdem man ſich einen ganzen Tag abgemüht hatte, ihre Leichname aufzufiſchen, kehrten die jungen Herren von Vevey zurück — ſehr luſtig geſtimmt darüber, daß es ihnen gelungen ſei, die guten Leute bon Ouchy zum Beſten zu halten! Nun begreifen wir, ſo bemerkt die „N. Züricher Ztg.“ dazu, warum in den engliſchen Gymnaſien die Prügel für unentbehr⸗ ich gehalten werden. a . 2 St. Petersburg den 23. Okt. Ein heftiger Schneeſturm tobte geſtern bis zum frühen Morgen des anderen Tages ununterbrochen fort u. hatte ſeinen Höhepunkt etwa um 2 Uhr nach Mitter⸗ nacht erreicht. Das Schneewehen, das der Sturm mitbrachte, machte alle Straßen unpaſſirbar. Die Pferdeeiſenbahn konnte ihre Fahrten erſt ſehr ſpät aufnehmen. Viele Dächer haben gelitten, u. a. auch das des großen Theaters. Die Eiſenbahnzüge hatten Verſpätung. (Der Sturm ſcheint entlang 'der ganzen Oſtſee gewüthet zu haben, wie aus den Berichten norddeutſcher Blätter erſichtlich.) Ein Mörder aus Verfolgungswahn. Aus Neuſchatel in der Schweiz wird geſchrieben: Am vorletzten Dienſtag Abend um 7 Uhr fühlte ſich eine Dame, die nach Hauſe zurückkehren wollte, in der Nähe des Stadthauſes plötzlich von einem Dolch— ſtoß in den Rücken getroffen, den ihr ein auf dem Trottoir ſtehenden Unbekannter verſetzt hatte. Sie ſtieß einen Schrei aus und ſtürzte in die Delachauy'ſche Buchhandlung, um dort zuſammenzuſinken. Während man ſich um die ſtark Blutende bemühte ohne zu wiſſen, was vorgefallen, ging der Mörder ruhig auf den nahen Gendarmeriepoſten los, ſchellte dort und erklärte dem Sergeanten von Büren, er habe ſoeben eine Frau ermordet. — Weßhalb, Unglücklicher!? — Weil man mich verfolgt. — Sofort wurde der offenbar an Verfolgungswahn Leidende feſtgenommen. Man fand drei Dolche bei ihm. Sein Name iſt Paul Robert, Graveur aus Locle. In letzter Zeit hatte er ſich in Frankreich aufgehalten. — Der Zu⸗ ſtand der Verwundeten iſt in Folge des ſtarken Blutverluſtes ein ſehr gefährlicher. — Berthold Auerbach ſchreibt gegen⸗ wärtig an einer neuen Erzählung aus dem Schwarz⸗ wald, welche den Titel „Unter Fichten“ führen ſoll und in ſeinen bei Bielefeld in Karlsruhe erſcheinen⸗ den Deutſchen illuſtr. Volks hüchern veröffent⸗ licht werden wird, auf welche wir unſere Leſer be⸗ reits beim Erſcheinen des erſten Heftes aufmerkſam gemacht haben. Heute liegt uns nun die zweite Lieferung dieſes höchſt empfehlenswerthen Unter⸗ nehmens vor. Dieſelbe iſt mit 14 faſt durchgehends von Thumann's Meiſterhand gezeichneten reizen den Bildern geſchmückt und beſtätigt unſere Anſicht, daß es ſich hier um ein Buch handelt, das nicht wie ſo viele Lieferungswerke viel verspricht wenig hält, ſondern nur ausgeſucht Gutes biete, was von dem Autor und den betheiligten Küng auch gar nicht anders zu erwarten war. D a zunehmen iſt, daß die Volksbücher bis Weihnachten fertig werden, möchten wir Jedermann deren An⸗ ſchaffung als wirklichen Hausſchatz empfehlen. + (Zweideutig.) Ein Vater hal feige beiden Kinder auf den Knieen und plaudert it ihnen. Plötzlich ſagt der kleine Karl: „Denke Di Papa, ich habe heute einen Eſel geſehen, der och faſt ſo groß wie Du!“ — „Das iſt doch nicht möglich!“ ruft die größere Minna; „nicht wahr, Papa, ſolch' großen Eſel, wie Du biſt, kann es ug 0 möglich geben!“ . 1 Deutſches Jamilienblatt, 9 Vierteljährlich 1 Mk. 60 Pfg. In Heften zu 30 o, 50 g Verlag von J. H. Schorer in Berlin. Hon Die neueſten drei Nummern dieſes wirklichen Famiſieg⸗ 5 blattes glänzen — gleich der kürzlich beſprochenen, das neue 0 Quartal einleitenden Nummern, — durch eine Fulle g - diegenen Inhalts und die ſtets aufs neue Überraschen 0 Schönheit der künſtleriſchen Ausſchmückung. Neben der hohem Grade ſpannend ſich entwickelnden Novelle Gerſche Eine von Konr. Telmann, begegnen wir u. A, den zwei Uberauz zeitgemäßen Artikeln „Der deutſche Schulverein in Oestrich iſt bei mit und „Die Franzoſen in der Südsee“, während 5 Köppen in einem Artikel über Rolandsſäulen aus altdeutſcher Bergangenheit erzählt, Stinde uns in geiſtvoller Weiſe in „Die Kinderſtube der Inſectenwelt“ verſetzt und endlich, eine — Biographie mit eingefügtem Porträt uns Robert Wil 4 billig abge den kürzlich dahingeſchiedenen Stern der medizinaliſchen l Wiſſenſchaft in ſeiner menſchlichen Größe, ſeinem hervor ragenden Wirken näher führt. 1 2 Die größeren Kunſtblätter, deren wir fünf in den drei ind nun wi Nummren finden, ſind diesmal beſonders glücklich gewählt ligen Prei und ſämmtlich Muſterleiſtungen der Kylographie in techmiche Beziehung. Ganz beſonderes Intereſſe erweckt das große doppelſeitige Tablean von Trier und Umgebung, gezeichnet — von W. Gauſe. Wir ſahen ſelten gleich Vollendetes auf dem Gebiete der Landſchafts⸗Illuſtration, ſowohl ugs 5 farbigen Effect und Subtilität der Ausführung, als künft⸗ a leriſche Anordnung anbelangt, und wir möchten unſer Be 5 dauern ausſprechen, ⸗ſollte ein ſo herrliches Bild nur den Es dier einen flüchtigen Zwecke dienen, eine raſch vergeſſene Numer füllen zu helfen. Eine gleich künſtleriſche und erſchöpfende . Geſammtdarſtellung der alten Römerſtadt dürfte bisher ſchwerlich exiſtiren. wufnet habe Wir machen hierdurch auf die im beugen hbertragen z Blatte ſtehende Annonce der Herren Kaufmann & Ju za Simon in Hamburg beſonders aufmerkſam Es Ladenb handelt ſich hier um Original-Looſe zu einer ſo reichlich mit Haupt⸗ Gewinnen ausgeſtafteten Ber 58 looſung, daß ſich auch in underer Gegend eine ſehr lebhafte Betheiligung vorausſetzen läßt. Dieſes Unternehmen verdient das volle Vertrauen, indem die beſten Staatsgarantien geboten ſind und auch vorbenanntes Haus durch ein ſtets ſtreng reelles Handeln und Auszahlung zahlreicher Gewinne allſeits bekannt iſt. Hi anpfiehlt in — as intriguante Weib dieſe Gelegenheit, den Mar⸗ uis in anderer Richtung für ihr Intereſſe zu ngagiren, indem ſie faſt flüſternd zu ihm begann: „Die Sache iſt weit gediehen, Herr Marquis. er Bube ſitzt dem Mädchen, das ich haſſe, tief m Herzen, und wenn Ihr nicht raſch dazwiſchen ſo werden wir das Aeußerſte erleben. ögert alſo nicht; wir leben in Italien, wo es ein iſt, den Weg von Ueberläſtigen frei zu Dieſe Rede traf genau ins Schwarze; der ſtaliener verſtand genau, was die Italienerin ihm proponirte, und ohne fernere Diskuſſion ging der . wer weiß in welchem Laſter grau gewordene — Müſtling mit den Worten auf den frivolen Rath⸗ ſchlag ein: f „Sehr gut! — So redet nur: — wo iſt ſein Gang zur Nacht?“ „Zu Ihr, zur Abendzeit, ſobald es dunkelt. Wo hart am Po der Kirche St. Sulpice marmorne Pfeiler ſchimmern, erhebt ſich unmittelbar daneben ein Balcon: dort wohnt Chiara bei einer ältlichen Sibile. Sehr ſtill und ſchaurig iſt die Gegend dort, und wenig nur belebt. Der Mond ſinkt früh, und ſo in allen Stücken günſtig die Ge⸗ legenheit.“ „Vortrefflich! — Allein — wißt Ihr viel⸗ leicht: wie denn, und wo kauft man die erforderliche Hand? Der Preis bleibt außer Frage.“ Auch hier ward Auskunft nicht vergebens er⸗ beten; die intriguante junge Frau ſchien auf allen den verfänglichen Gebieten ſehr wohl bewandert zu ſein, und mit einem behutſamen Seitenblick auf Mann und Schwager, die ihr zu Willen noch im eifrigſten Geſpräch begriffen und von den Ränke⸗ ſchmiedenden abgezogen waren, flüſterte ſie dem Partner zu: „Dort eben werdet Ihr dunkle Ge⸗ ſtalten umherſchleichen ſehen, die man gefahrlos auf den Zahn zu fühlen ſich geſtatten darf. Zu einem dieſer Nachtgeſpenſter redet man verſtohlen das Sprichwort: „Die Nacht iſt kühl“ — kommt dann die Antwort: „Der Stahl iſt kalt“ — ſo habt Ihr Euren Mann.“ Nun legte ſie den Zeugefinger bedeutſam ver⸗ tikal auf ihren Mund und verſchwand; desgleichen that der Marquis, und ſo vertieft in ſeinen ſchworzen Plan war er, daß er der erſten Pflicht der Höflich⸗ keit vergaß, und ohne ſich zu verabſchieden, das Haus verließ. Die Brüder Amati waren indeß zu ſehr mit ihren Sonderintereſſen beſchäftigt, als daß ihnen die erwähnte Unhöflichkeit bemerkbar geworden wäre, und zu einem Abſchnitt ihres Geſprächs gelangt, erfolgte, von Geronimo geſprochen, der Schlußſatz: „Ja, ſieh! — ſo ſtehen die Sachen jetzt: Der junge Mann iſt uns von unermeßlichem Werth. wahres Meiſterſtück iſt dieſe Probe⸗Geige, an Bau⸗ art wie an Ton unſern beſtgelungenen Werken gleich. Allein ſo lange er ledig bleibt, läßt ihm das verliebte Weibsvolk keinen Frieden, und wen 1 Empfe kann wiſſen und vorausſehen, was ſeiner dann von dieſer Seite, von Eiferſucht gehetzt, auf nächtigen I. Wegen harrt. So mag ſich denn — denke ich, — der Ebenbürtige unſerer Kunſt, getroſt mit uns ils; Perlſ verſchwägern, und bleibt dann Alles Beſondere ſerockneten füglich bei einander. Was meinſt Du zu dem ſtänze, . Plan?“ lenden B „Für meinen Theil ſage ich Ja, und dreimal ingefertigt Ja; nur Beate, befürchte ich, wird nicht einder⸗ ſtanden ſein.“ „Sehr wahr; — allein kennſt Du den alten e kernigen Spruch nicht, der, meine ich, aus Deutſch⸗ Lager a land herſtammt: 3 5 Fitzröch Der Mann iſt Herr, und nicht die Frau 8 5 ock Das weiß Hans Michel ganz genau. Anterri Wenn Zungen dreſchen, dann füllt nur Spreu die Anterhe Tenne: und Männerpläne ſollen feſter wurzeln, als Crapatte daß eines Weibes böſer Odem ſie verwehen könnten, Drum bitt' ich: Laß mir freie Hand Antonio, und eine Watte geh' ich ein, daß alles ſchnell und helle noch zu einem guten Ende gebracht werden ſoll. “ „Bedenke aber: Chiaras böſer Ruf!“ a „Setzt ſchnell die Tuba ab, ſobald der Hochzell⸗ carmen ertönt. Und wenn dann auch Alle nicht, Je wollen denn doch wir der Sünde, ſchön zu fei, Abſolution ertheilen, und nur der Eheherr führe die Sünderin nach ſeinem Guſto unter bier Augen ins Gericht.“ (FJortſ, folgt.) Redackton, Drück und Verlag don Wucherer F oe Ladenburg.