Neſtler E 2,3 r mir ihre de age bin, ala * 24 (Fortſetzung). . Beate bat ihn, ſich zu beruhigen, er ſolle gleich erfahren, worum es ſich handle, allein es dürfe räthlich ſein, ſich zuvor durch ein Glas Wein Allgemeiner Jenzeiger 1 ür Fadenburg und Schriesheim. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljhrlich 1 D. 20 Pf. mit ikkuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. Poſtproviſion. 5 Juſerate, welche am Tage bor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ pbaltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗ A nzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen 0 nehmen Inſerate für uns an. Mittwoch, den 6. Oktober 1880. Peotfitiſche Jleberſicht. Daß Fürſt Bismarck das Portefeuille des preußiſchen Handelsminiſteriums nicht übernommen hat, weil gerade keine paſſende Perſönlichkeit zur Hand war, der er dieſen Poſten hätte übertragen mögen, ſondern daß er die neue Laſt auf ſeine Schultern bürdete, um reiflich erwogene und feſtbe⸗ ſchloſſene Reformen auf volkswirthſchaftlichem Gebiete in Ausführung zu bringen, wird täglich erſichtlicher. Man braucht nur das Schreiben, welches der Reichs⸗ kanzler an die Handels⸗ und Gewerbekammer von Plauen gerichtet hat, zu leſen, um die Tendenz, die der neue preußiſche Handelsminiſter verfolgt, zu erkennen. Fürſt Bismarck beabſichtigt die Errichtung eines „volkswirthſchaftlichen Senats“ zunächſt für Preußen, dem alle neuen volkswirthſchaftlichen Ge⸗ ſetzentwürfe zur „Begutachtung“ überwieſen werden ſollen. Daß in dieſem Senate nur ſolche Männer Platz finden dürften, welche den Reformen des Kanzlers geneigt ſind, läßt ſich denken; der Plan iſt daher nichts anderes als die Ausführung eines von den Schutzzöllnern ſeit Jahren geäußetten Wunſches, eine Nachahmung des in Frankreich längſt beſtehenden „Conseil supérieur de commerce.“ Daß ein ſolcher Senat nicht auf Preußen allein, be⸗ ſchränkt bleiben, daß ſeine Machtbefugniſſe in Bälde 0 auf das ganze Reich ſich ausdehnen werden, liegt auf der Hand, denn die Gegenſtände, mit denen ſich der Senat in Preußen befaſſen wird, ſpielen auch in den anderen deutſchen Staaten eine ſo große Rolle, daß Reformen derſelben in Preußen, die gleichen Reformen im übrigen Deutſchland unbedingt zur Nothwendigkeit machen. Unter ſolchen Verhältniſſen müſſen wir darauf gefaßt ſein, daß der Kampf zwiſchen Freihändlern und Schutzzöllnern in Bälde neu entbrennen wird. Daß er nicht zum Vortheil der Erſteren wird enden, wer möchte daran zweifeln? Den Freihändlern ſteht kein Bismarck zur Seite, die Schutzzöllner aber macht diefer Name heute un⸗ bezwinglich. Das Rundſchreiben des neuen franzöſiſchen Gegend. Miniſters des Auswärtigen, Barthelemy de St. Hilaire hat überall einen guten Eindruck gemacht, da die in demſelben enthaltenen Verſicherungen der Friedensliebe der franzöſiſchen Regierung den Stempel der Aufrichtigkeit tragen und man Herrn Barthelemy de St. Hilaire überdies als einen allen Abenteuer⸗ lichkeiten abgeneigten Diplomaten kennt. Hätte Frank⸗ reich nicht das — man darf wohl ſagen: Unglück, einen Gambetta zu beſitzen, deſſen unerſättlicher Ehr⸗ geiz eine wahre Kalamität für das Land und deſſen unbegrenzter Einfluß auf die Maſſen ein Malheur für ⸗jede Regierung iſt, man könnte ſich der Hoff⸗ nung hingeben, die Stabilität geordneter Zuſtände in Frankreich ſei für lange Zeit wieder hergeſtellt. Aber leider kann dieſe Anſchauung nirgends Wurzel faſſen, ſo lange das Verhängniß in Geſtalt Gam⸗ betta's über Frankreich waltet. So lange dieſer Mann von unſeren weſtlichen Nachbarn als irdiſcher Herrgott bewundert und angebetet wird, müſſen wir ſtets darauf gefaßt ſein, irgend eine unliebſame Ueberraſchung zu erleben und die Trockenhaltung unſeres Pulvers erſcheint als eine beklagenswerthe aber abſolute Nothwendigkeit. Vor einigen Wochen, als ſich Frankreich und Italien wegen Tunis in den Haaren lagen, ſprach man viel von einer Annäherung des letzteren Staates an Deutſchland und Oeſtreich und ſchwärmte be⸗ reits von einem Anſchluſſe des Königreiches an das deutſch⸗öſtreichiſche Bündniß. Seit dem Sturze Freycinets, dem man nachſagt, er habe hauptſächlich den Konflikt mit Italien hervorgerufen und geſchürt, pfeift der Wind plötzlich wieder aus einer anderen Der neue franzöſiſche Miniſter des Aus⸗ wärtigen zieht Italien gegenüber ganz andere Saiten auf als ſein Vorgänger und gibt ſich alle Mühe, das gute Einvernehmen zwiſchen Frankreich und dem Königreiche wiederherzuſtellen. Die nächſte Folge der veränderten Sachlage iſt, daß von einem An⸗ ſchluſſe Italiens an Deutſchland und Oeſtreich heute kein Menſch mehr ſpricht, ja, daß man auf der Halbinſel energiſch in Abrede ſtellt, jemals an einen ſolchen Anſchluß gedacht zu haben. Die Italiener verſtehen es eben ausgezeichnet, das Mäntelchen nach dem Winde zu hängen; um den Verluſt eines der⸗ artigen Bundesgenoſſen in spe dünkt uns, haben wir keine Urſache zu trauern. Im Orient wird die Situation immer ver⸗ wickelter und troſtloſer. Die Großmüchte haben, indem ſie die Flotten⸗Demonſtration inſzenirten, ihre Ehre engagirt und ſitzen nun, nachdem die Dinge ſich nicht nach Wunſch und Erwarten abwickeln wollen, in einer garſtigen Sackgaſſe. Mit Ausnahme Englands und Rußlands, die den Untergang des Osmanenreiches beſchloſſen haben, ſehnen ſich alle Mächte nach einem Ende des grauſamen Spieles, bei dem wenig Ehre zu gewinnen iſt, das aber unter Umſtänden für den Welttheil die traurigſten Folgen haben kann. 5 Deutschland. 5 f Berlin den 2. Ock. Eine kaiserliche Ver⸗ ordnung aus Baden⸗Baden vom 29. September beruft den Bundesrath zum 20. October ein. Berliu den 2. Oct. Prinz Heinrich wird am 6. oder 7. Oct. aus Kiel in Berlin, bez. Pots⸗ dam eintreffen. Demnächſt wird derſelbe ſeine Eltern nach Köln zur Beiwohnung der Dombaufeierlich⸗ keiten und nach Beendigung derſelben nach Baden⸗ Baden begleiten, wo am 18. d. Mts der Kron⸗ prinz mit ſeinen Eltern und der großherzoglich badenſchen Familie ſeinen Geburtstag zu feiern gedenkt. a Bremen den 30. Sept. Das zehnte Panzer⸗ kanonenboot der deutſchen Flotte Natter iſt heute in der Werft der Aktiengeſellſchaft Weſer glücklich vom Stapel gelaufen. Berlin den 1. Oct. Der Kaiſer hat die regierenden deutſchen Fürſten und die freien Hanſe⸗ ſtädte zur Theilnahme an dem Feſte der Vollend⸗ ung des Kölner Doms eingeladen. Bremen wird der Einladung durch Entſendung des Bürgermeiſters Gildemeiſter nach Köln Folge leiſten. Hamburg 5 Feuilleton. Jacob Stainer, der tyroler Geigenbauer in Cremona. Geſchichtliche Novelle von Fr. Clemens. und einen Imbiß zu ſtarken und ſo den unaus⸗ bleiblichen Gefühlseindrücken die Spitze bieten zu lönnen. Sie ſprang zu dem Ende raſch von ihrem Sitze auf und trug das Nöthige hierfür, das längſt ſchon vorbereitet geweſen zu ſein ſchien, herbei, und credenzte mit liebenswürdiger Zuvorkommenheit dem blöden Schäfer den feurigen Sirakuſer, der wohl geeignet ſchien, den Muth zu friſchen, denn die Miene des jungen Mannes erheiterte ſich von Glas zu Glas, und weit und weiter in ihm zurück trat die empfangene Todesbotſchaft, doch gegen ſein beſſeres Selbſt und ſeinen Willen, darum erwehrte er ſich deſſen und fragte: „Wißt Ihr vielleicht von jener Botſchaft, die mich heute erreichte?“ „Von Deines Vaters Tode? — Ich weiß es leider, ja. — Doch ſolchem Schmerze thut des Weines Flamme Einhalt, darum laſſen wir getroſt die Todten ruhen, denn größere Anſprüche hat das Leben. — Und Stainer acceptirte dieſes Argument, indem er ſich demſelben fügte und trank! „Auf Euer Glück und Euer Wohlſein, ſchöne Frau!“ So hieß ſein Trinkſpruch, und höher ſtieg die Gluth auf ſeinen Wangen, und feuriger blitzte ſein Auge, indem ſein Blick mit unverkennbarer Lüſtern⸗ heit an der Erſcheinung hing, die ihm zur Seite ſaß und deren voller Buſen auf und nieder wogte. Wohin nun ſollte das führen? — Beate wußte Rath, denn nun war die Minute eingetreten, wo ihrem vorgefaßten Plane Erfüllung und Verlauf ge⸗ währt werden mußte. — Sie trank und ſprach: „Das Deine, guter Knabe! — Doch wiſſe: für das meine iſt anderweit geſorgt. Mein Heil wohnt unterm Raſen; ich habe mit dem Leben ab⸗ geſchloſſen und ſicher iſt's: die nächſte Sonne ſcheint auf meinen Hügel — darum, mein Freund, laß uns den Abſchied jetzt miteinander feiern, laß uns trinken!“ Und wieder füllte ſie die Gläſer friſch auf und reichte dem erſchreckten Freund das ſeine. — Der aber ſprang von ſeinem Sitze auf, blaß wie ein Marmorbild, und ſchrie: „Geht mir mit dem Getränk! — Was nützt mir denn des Weines Gluth, wenn Eurer Rede fürchterlicher Räthſelſinn mein Blut mir immer neu zu Eis gerinnen macht. — Laßt doch, ich bitte Euch ſehr, den grauenhaften Scherz, da Eure an⸗ muthreichen, roſenfarbenen Wangen den Worten, die Ihr redet, Lügen ſtrafen.“ „Im rötheſten Apfel,“ ſprach Beate, „ſchwelgt gar nicht ſelten, wie Du weißt, ein giftiger Wurm, und ehe man es denkt, wirft ihn ein leiſer Wind⸗ hauch in den Staub. — Wer darf und kann des Himmels Rathſchluß widerſtreben, der auf dieſes Haus des Zornes Schale ausgeleer!? — Iſt denn zu Deinem Ohr des Unheils Kunde nicht ge⸗ drungen ?“