einer unter den wenigen katholiſchen Geiſtlichen, welche nicht der ultramontanen Partei angehören; er wurde vor zwei Jahren durch allerhöchſtes Ver⸗ trauen ins Herrenhaus berufen. Bei der Berathung des Kirchengeſetzes hat er abweſchend von den Kleri⸗ kalen im Herrenhauſe für dasſelbe geſtimmt und auch dafür das Wort ergriffen. Berlin den 12. Sept., Vormittags. Kron⸗ prinz Rudolf von Oeſterreich traf heute früh nach halb 9 Uhr hier ein. Er wurde am Bahnhofe von Sr. Majeſtät dem Kaiſer, von dem Kronprinzen, den Prinzen Friedrich Carl, Albrecht und Wilhelm, dem Großherzog von Mecklenburg⸗Schwerin, ſowie von dem öſterreichiſchen Botſchaftsperſonal und der Generalität empfangen. Der Kaiſer geleitete den Gaſt in das königliche Schloß. Ausland. Paris den 11. Septbr. Die „Agence Havas“ meldet aus Raguſa von heute: Albaneſiſche Frei⸗ willige verließen auf einen Augenblick ihre Poſitionen, worauf dieſe von regulären Truppen beſetzt wurden. Die Freiwilligen wollten die Poſitionen wieder ein⸗ nehmen, wurden aber zurückgewieſen, wobei einige derſelben verwundet wurden. Madrid den 11. Septbr. Die Königin iſt von einer Prinzeſſin entbunden worden. Petersburg den 11. Sept. Der „Regie⸗ rungsbote“ veröffentlicht ein Telegramm des Mini⸗ ſteriums des Innern aus Livadia, welches beſagt, der Kaiſer habe geſtern befohlen dem Miniſter⸗ Comite durch den Finanzminiſter die Frage zur Prüfung vorzulegen, auf welchem Wege ungeſäumt der Bau eines Theiles der ſibiriſchen Eiſenbahn zwiſchen Tjumen und Ickaterinburg in Angriff ge⸗ nommen werden könne, um, abgeſehen von der öͤkonomiſchen Wichtigkeit der Bahnſtrecke, der Be⸗ völkerung des Wolgagebiets, welche durch Mißernte gelitten, zu einer verdienſtlichen Arbeit zu ver⸗ helfen. Konſtantinopel den 11. Septbr. Riza Paſcha verſammelte die Notabeln von Dulcigno und legte denſelben die Nothwendigkeit der Ausantwor⸗ tung Dulcignos an Montenegro dar. Derſelbe theilte ihnen außerdem mit, daß der Sultan die Ansgaben der albaneſiſchen Führer für die Befeſtigung aus eigenen Mitteln zurückerſtatte. Konſtantinopel den 11. Septbr. Wie es heißt, ſind die Mächte übereingekommen, Dinoſch bei der Türkei zu belaſſen, wenn ſie Dulcigna ſofort an Montenegro übergeben wird. i Verſchiedenes. E Kaſſel den 3. Sept. Bei den auf dem oßen Forſte ſtattfindenden Uebungen der 22. Ka⸗ valleriebrigade (Huſarenregiments Nr. 14, Thüring⸗ ſches Ulanenregiment Nr. 6) haben ſich in den letzten Tagen mehrfache bedauernswerthe Unglücks fälle ereignet, eine gräßliche Scene namentlich am Mittwoch. Das Pferd eines Ulanen im erſten Gliede ſtürzte, wobei ſeine Lanze ſich in den Boden feſt⸗ rannte, die ſeinem Hintermanne, deſſen Pferd an derſelben Stelle ebenfalls ſtürzte, die Bruſt durch⸗ bohrte, ohne daß der Reiter aus dem Sattel kam. Pferd und Reiter erhoben ſich unglaublicherweiſe ebenſo raſch als ſie gefallen, wieder, und ſo ſprengte mit abgebrochener Lanze in der Bruſt der halbtodte Ulan noch ein Stück weiter, bis er beſinnungslos vom Pferde ſtürzte. Ein anderrr' Ulan brach ſich die Rippen vorgeſtern bei einem Sturze, ein zweiter zerbrach ein Bein, heute wurde einem Huſaren, welcher bei einem Sturze unters Pferd zu liegen kam, die Naſe faſt abgetreten. Auch ein Artilleriſt hat dieſer Tage bei einem Sturze nicht unerhebliche innere Verletzungen erlitten. — Augsburg den 9. Sept. Die Kunde von einer ſchauerlichen That durchläuft ſoeben unſere Stadt. Der am mittleren Lech dahier wohnhafte Schloſſer Karl Ulmer hat heute Nacht zuerſt ſeine Kinder, dann ſich ſelbſt erſchoſſen. Seine Frau entging demfelben Schickſale nur durch die Flucht. So viel man erfahren konnte, führte Ulmer ein friedliches Familienleben, obwohl er ſonſt als ziemlich ſtreitſüchtig bekannt war. Ein Proceß, welchen er verloren, ſo wie der Umſtand, daß er ſeit 14 Tagen ohne Beſchäftigung war, ſcheinen ihn von Sinnen gebracht zu haben; geſtern brachte er einen Revol⸗ ber mit nach Hauſe, welchen ihm die Frau abnehmen wollte, worauf er denſelben unter das Bett ſteckte und ſich auf das Bett legte. Als er Nachts ſeiner Frau erklärte, ſie müſſe ſich jetzt erſchießen laſſen, ſuchte dieſelbe dies ihm auszureden, als ſie aber be⸗ merkte, daß es ihrem Manne vollſtändiger Ernſt ſei, ergriff ſie die Flucht, in der Hoffnung, daß am anderen Morgen wieder Alles gut ſein werde, und nicht ahnend, daß der Vater ſich an den Kindern vergreiffen würde. Ein Mädchen von 5 Jahren tödtete er ſofort, während dem kleinen, kaum zehn Wochen alten Kinde der Schuß durch den Leib drang, ohne es zu tödten, ſo daß daſſelbe bis heute Morgen ohne jede Hilfe dalag, jedoch noch lebend gefunden und ins Krankenhaus gebracht wurde. Den Unglücklichen ſelbſt fand man todt auf dem Sopha ſitzend mit der Piſtole in der Hand. — Bern den 9. Sept. Letzten Sonntag ſind in Muri⸗Egg im Canton Aargau fünf Häuſer niedergebrannt, wobei, wie man erſt jetzt vernimmt, eine Mutter mit 5 Kindern den Tod in den Flam⸗ men fand. Als der Brandſtiftung verdächtig iſt ein gewiſſer Peter Stierli von Ariſtau gefänglich ein⸗ gezogen worden. (Ein ſchrecklicher Unglücksfall) hat ſich am 26. v. Mts. in Erlau begeben. Der Tößpfer⸗ meiſter Kaspar Pongracz ließ den in ſeinem Hofe 1 befindlichen Brunnen reinigen und darin zur Be beſſerung des Waſſers auf mehrſeitiges Anrathen 0 Reka Troß der al Steinkohle verbrennen. Als die Steinkohle ausge⸗ galündigunge brannt war, ließ er ſeinen Lehrling Stephan Paz, Auntmachunge mandy in den Brunnen hinab, während er ſeſſſt 11 Tegtoh das Seil hielt, um jenen auf ein gegebenes Zeichen hen W heraufzuziehen. Nach viertelſtündigem vergeblichen uſſcheperſon Warten und nachdem auf wiederholte Rufe keine germ Antwort erfolgte, ließ ſich auch Pongracz hinab muppellleken, als auch dieſer zu lange unten blieb, ließ ſich der a der Straße Brunnenmeiſter Stepfan Kalapacs überreden, molfadt— wenigſtens die Leichen der Verunglückten heraufzu⸗ Pollgeleget holen. Auch dieſer erſtickte durch das tödkliche Kohlen i aß die ſtoffgas. Die drei Leichen wurden mit großer Mühe oil Peiſe aus dem Brunnen gezogen und behufs Obduktion muß. S6 ſind in das Spital überführt. 0 a 0 Schur d — Köln den 9. Sept. Nach einer uns ſo⸗ An 20, eben aus Bonn zugegangenen Mittheilung erreig⸗ duplo nete ſich heute Vormittag auf der Strecke Bonmn⸗ obe, we Euskirchen hinter Duisdorf ein ſchrecklicher Unglücks⸗ genbeünung fall. Ein Omnibus, dem ein anderer über den wee werd Bahnkörper vorangefahren war, wurde von enen aüigugen Eiſenbahnzuge erfaßt und zertrümmert. Von den Inſaſſen wurden 2 getödtet und 7 mehr oder min der ſchwer verletzt. Auch die Pferde wurden getödiet, Die verletzten Perſonen wurden nach Bonn in die Klinik geſchafft. An [der Stelle, wo das Unglic paſſirte, befindet ſich keine Barriere, die Ankunft des Zuges wird durch Läuten ſignaliſirt. „— Aus Sachſen den 9. Sept. Ein gräßlicher heile nur au duch in fee Anaben zurück fegen doch A auch felbt öl Straße in der Verlehts lägl Hheligk ind, i. Mord iſt geſtern in Pirna vorgefallen. Ein n ut dn Nn Noth gerathener Fleiſchermeiſter hat ſich mit einen u. uuf die Te Beil in der Nacht in die Schlafkammer ſeiner Kin⸗ ud W dobbe der geſchlichen, die beiden älteſten Söhne von 17 hagen. und 19 Jahren tödllich und die andern Kinder ſehr 905 Gt. Bt genf, die dieſ ner Hintveis r Bekanntma fellen Belohnt galenen Bes nahen und ur Verhütung kerſeits nach an Weiteren ſchwer verwundet, dann ſeine Frau erſchlagen und endlich ſich ſelbſt durch Aufſchneiden der Pulsadern den Tod gegeben. Ein hinterlaſſener Zettel beſagk, daß der Mann, wahnbethört, mit ſeiner Mordthat ein gutes Werk zu verrichten geglaubt hat. 5 (Zur Volkszählung in Oeſtreich.) Der dies⸗ wöchentliche Figaro prophezeit folgendes bei der nächſten Volkszählung ſtattfindende Geſpräch: Kon⸗ ſkriptions⸗Beamter: Welches iſt Ihre „Umgangs⸗ ſprache“? — Der Gefragte: Deutſch—tſchechiſc-— f rung ergebe Ai e, — Kon⸗ 1 VBürgerm ſkription⸗Beamter: Halt aus! Ich meine, welche heiſe, elwa Sprache Sie im gewöhnlichen Umgange ſprechen? ußhung. un — Der Gefragte: Nun, ich ſpreche den ganzen echen Unfu Tag ſloveniſch—tſchechiſch — polniſch — italieniſch - Der Kaiſ ruthe— — Konſkriptions⸗Beamter: Wollen Sie uns zum Beſten halten? Wer ſind Sie denn? — gez. Der Gefragte: Ich bin der Portier des Abgeord⸗ Putzbür netenhauſes und muß mit ſämmtlichen öſtreichiſchen ſubem und Abgeordneten in ihrer Mutterſprache reden! begann er, nicht zwar poſitiv, allein verſchwommen, wie es im Traume denn ſo üblich iſt, ſtellte ſich die Situation in nebelhaften Umriſſen mir vor. Seht, lieben Freunde, hier etwa ſah ich das Lager unſers jungen Mannes; — ſo an dieſer Seite.“ Hier wurde nun dieſe eifrigſt erfolgte Mit⸗ theilung des Paters auf eine merkwürdige Weiſe unterbrochen. — Nämlich Nicolo, der von ferne der Unterhaltung gelauſcht, war unbemerkt von einer anderen Seite, als er abgegangen, leiſe heran ge⸗ ſchlichen, indem er ſich einer unverdächtigen Ver⸗ richtung in der Nähe der Redenden zu unterziehen wußte — und ſein linkes Ohr — falls dies menſch⸗ liche Sinngeräth wie das der Thiere beweglich wäre — hätte ſich ohne Zweffel in der Richtung nach dem Pater merklich geſpitzt, zumal als dieſer obiger Phraſe, der mimiſchen Andeutung folgend, das Lager des Tyrolers localiſirte. — Wie eben geſagt ſprach Felix: „Ich ſah Dein Lager: — ſo — an dieſer Seite“ — und nun zeigte er, anſcheinend zufällig mit dem Zeigefinger nach einer anderen Seite, aber gerade dahin, wo der ohrſpitzende Horcher ſtand und ſprach zu dieſem Hinweis: „Da ſtand Dein Mörder!“ — Todesſchreck von beiden Seiten er⸗ ſolgte; und der Pater Felix ſtammelte ein: „Ha, Du hier, mein Sohn?“ Nicolo drängte den Pater etwas zur Seite und geiferte ihm ins Ohr: „Wißt Ihr ſo ſchlecht das Beichtgeheimniß zu bewahren? — Sofort geh' ich zur Eminenz, den frevelnden Verrath zu denun⸗ ciren und Euch des Sacrilegiums anzuklagen.“ — Und unter Wuthgeberden wollte er abgehen. Geronimo jedoch hielt ihn zurück und bat um einen Augenblick Gehör. „Ich habe,“ begann er, „in dieſem Augenblick ein Schreiben vom Meiſter Roſa aus Turin empfangen; er iſt, wie Euch bekannt ſein wird, ein tüchtiger Geigenbauer, wie wir uns ſolches rühmen, und bittet mich derſelbe, ihm einen wohlrenommir⸗ ten brauchbaren Gehülfen zuzuwenden. Vielleicht gefällt es Euch, dem Ruf zu folgen? — Wie? — Ihr müßtet Euch indeß alsdann noch heute auf den Weg machen.“ a Nicolo ſchwieg eine Weile, indem er Geronimo mit ſpöttiſcher Geberde betrachtete; — dann aber begann er mit ſatiriſchem Lächeln: „Nein, kluger Mann, das Ding gefällt mir keineswegs. Grüßt, bitt' ich, Meiſter Roſa nur und rathet ihm, ein andermal für ſein Begehr ſich einen klügeren Vermittler auszuſuchen.“ Und da⸗ mit ging er wuthſchnaubend ab. „Siehſt Du,“ begann Antonio, „der Böſewicht iſt leider Intelligent genug, es mit Geſchick zu ſein; es wird nicht allzuleicht ſein, dieſen Flecken unſerer ſtillen, friedlichen Häuslichkeit auszumärzen.“ „Laßt ihn,“ beſchwichtigte Geronimo, „er wird und ſoll dem Richter nicht entlaufen,“ Dabei aber ergriff er vertraulich des Paters Hand. Ich hab' Euch wohl verſtanden,“ flüſterte er ihm zu, „ertheilt dem Beichtkind immerhin — ſofern es nicht geſchehen — die Abſolution; ſch Aamille-C bewürz⸗ Mal- kiſen- dlutormen ſeh gedenke, dem Gaudieb die Schandthat baldigſt ein⸗ zutränken.“ (Fortſetzung fulgh. 5 lein Wie werd ich's tragen. lünen ur 1 5 0 a 5 feinen Wie werd ich's tragen fern von dir zu ſein? apfeßtt nn Mich nie in deiner blauen Augen Schimmer ö Mehr zu verſenken — traurig und allein — Der Freude fern getrennt von dir auf immer. Ich wage kaum mich ſelber es zu fragen 8 1 ſutene gern Wie werd ich's tragen. merican. B. ud warm an Zünmer platz zo Wie wirſt Du's tragen? Der ſo ganz und ga In ſeinem Denken, Fühlen einſt mein eigen, Deß zärtlich Herz in meinem Banne war Und deſſen Liebe ewig mußte ſchweigen, Wie wirſt du leben ohne laute Klagen ? bermietl Du mußt es tragen! Exbedition N rN Wir werdens tragen, trägt das Herz doch viel, 5 1 N 0 Bezwing die Thräne, die das Aug dir feuchte, N 1 Wir trieben ja kein thöricht leichtes Spiel, Es war ja Lieb, die unſre Nacht erleuchtet, u jedem Qu Es war ein Glück wie wenige es haben U 7 Du mußt's begraben ebrqi e cneend Redaction, Druck und Verlag von Wucherer Nolifor 8 4 und Ladenburg. I 8