7 0 8 Allgemeiner 1 für Jaden ig und Schriesheim. Poſtproviſton. . paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., nnehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Tf. 7 Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirkh Franz Carqus zum „deutſchen 1 jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Bei größeren Aufträgen entſprechende Nr. 73. Samſtag, den 11. PSeptember 1880. i Vürſt Bismarck und Baron Haymerle. Die Miniſter der auswärtigen Angelegenheiten rh — den 2 5 wein . W ag ufen K hen, enfläck, lle well tenz Schritte, es nothwendig iſt, Deutſchland⸗Oeſtreichs zu mindeſtens zwei rivaliſiren⸗ 5 mit den Worten: flaſelei! alſo zu Tode zu hetzen, Deutſchlauds und Oeſterreichs, Fürſt Bismarck und Man braucht keinen beſonderen Scharfſinn, um — ſelbſt etwaigen Dementis gegenüber — annehmen zu können, daß die Berathung der Balkanhalbinſel gewidmet war. Von Tag zu Tag wird es deuk⸗ licher, daß Deutſchland und Oeſterreich in Vertre⸗ tung wichtiger Lebensintereſſen ihre Poſition im Orient feſtigen. Der Fürſt von Rumänien, deſſen Proclamirung zum König bevorſtehen dürſte, ſcheint zum Vorpoſten der deutſch⸗ öſterreichiſchen Stellung im Orient berufen zu ſein, falls es ſich um active ſei es nun gegen die Türkei oder um reſſionen auf Rußland oder England handelt. Die Politik der alliirten Kaiſermächte Mitteleuropas ver⸗ folgte große Ziele, nicht allein, weil man dies von der Bismarck'ſchen Politik gewöhnt iſt, ſondern weil die berechtigte e den groß angelegten politiſchen Syſtemen gegenüber ur Geltung zu bringen. Dieſe beiden feindlichen Syſteme ſind die Welthandelspplitik Englands und die großruſſiſche Politik, welche vom griechiſchen Kreuz auf der Sophienmoſchee noch heute ſo lebhaft träumt, wie zur Zeit Peters des Großen. Die orientaliſche Frage hat ſich ſo geſtaltet, daß ihre Wichtigkeit nicht im Schickſal der europäiſchen Türkei, ſo weit es die Pforte angeht, nicht in der Geſtaltung der kleinen Balkanſtaaten, ſondern in ihrer Bedeutung für den europäiſchen Frieden, in der großen Gefahr beruht, Kolliſionen zwiſchen England, Rußland und Deutſch⸗Oeſterreich zu er⸗ zeugen, bei denen auch die Großmächte Italien und Frankreich nicht neutral bleiben könnten. Dieß iſt gewiſſermaßen eine wenig erfreuliche Fernſicht auf das orientaliſche Panorama, und eine ſolche Rund⸗ ſchau, gerade jetzt im Augenblick einer entſcheidenden Wendung in der Politik der Großmächte, dürfte die Baron Haymerle, haben in Friedrichsruhe conſerirt. beiden leitenden Staatmänner Deutſchlands und Oeſterreichs beſchäftigen. Die Perſpective auf die näherliegenden actuellen Verhältniſſe iſt eine wenig erfreuliche. Kaum iſt mit vieler diplomatiſcher Anſtrengung durch die Einigkeit in der Flottendemonſtration das europäiſche Concert beſiegelt, als ſchon Gladſtone nicht übel Luſt bezeugt, es zu ſprengen. In Wien und Lon⸗ don deutet man die ſenſationelle Erklärung Glad⸗ ſtones im Unterhauſe in dieſem Sinne. Gleichzeitig wachſen die Schwierigkeiten auf der Balkanhalbinſel, in den Vordergrund tritt, wie die Frage der groß⸗ und Griechenlands. Die Zeit der Verhandlungen ſcheint vorüber zu ſein, und die Zuſammenkunft des Fürſten Bismarck und des Baron Haymerle dürfte den Hauptzweck im Auge gehabt haben, den Ereig⸗ niſſen im Orient gegenüber, die — erwartet oder unerwartet — bald hervortreten werden, einig, ent⸗ ſchloſſen und ſchlagfertig darzuſtellen. 000 ͥãaddãdddTGſGGGdTdTVTTbTVTbTTTwTcc Deutſchland. Karlsruhe den 6. Sept. Der Großherzog hat Samstag den 4. ds., Mittags, den Fürſtlich rumäniſchen Staatsrath Kalindero in beſonderer Audienz auf Schloß Mainau empfangen und von demſelben ein Schreiben des Fürſten von Rumänien entgegengenommen, womit derſelbe die Unabhängig⸗ keit Rumäniens anzeigt; zugleich war Herr Kalin⸗ dero beauftragt, dem Großherzog im Namen ſeines Fürſten das Großkreuz des Ordens vom Stern von Rumänien zu überreichen. Karlsruhe den 8. Sept. (Amtlich.) Seine Königl. Hoheit der Großherzog haben dem Fürſtlich Rumäniſchen Staatsrath Jean Kalinderbd das Großkreuz Höchſtihres Ordens vom Zähringer Löwen verliehen. Berlin den 7. Septbr. Nach einem Teleg. der Nat. Z. aus Paris iſt man daſelbſt anläßlich des Beſuchs, welchen Haymerle bei Bismarck in woſelbſt die Frage wegen der unteren Donau ebenſo bulgariſchen Intereſſen und die Frage Montenegros Friedrichsruh abgeſtattet, ſehr beſorgt. Man glaubt allgemein, es handle ſich um ein Abkommen, falls das Auftreten Gladſtones zu Gunſten Rußlands zu ernſthaften Konflikten Anlaß geben ſollte. — Die Poſt bringt folgende Mittheilung: Der öſtreich. Miniſter von Hahmerle blieb beim Fürſten Bismarck vom Samstag Mittag bis Samstag Abend und kehrte dann mit Extrazug nach Hamburg zurück. Der Miniſter iſt geſtern Abend über Köln nach London weiter gereist. Das Blatt fügt jedoch hin⸗ zu, daß es die Verantwortlichkeit für die Richtigkeit der letzteren Mittheilung ihrem Korreſp. überlaſſen müſſe. — Das Berliner Tageblatt erhält aus St. Petersburg folgende Mittheilung: Die Verhandlungen zwiſchen dem auswärtigen Miniſterium und dem Marquis Tſeng find bereits ſeit 3 Tagen völlig beendigt. Der zwiſchen Rußland und China abge⸗ ſchloſſene Vertrag iſt in Petersburg ſchon ausge⸗ arbeitet, wird aber in Peking unterzeichnet werden. Zu dieſem Ende begibt ſich Herr v. Bützow mit dem Vertrage nach Peking über Marſeille. Seine Abteiſe war bereits auf Sonntag den 5. dſs. Ms. feſtgeſetzt. Marquis Tſeng verläßt ebenfalls ſchon in den nächſten Tagen die ruſſ. Hauptſtadt und kehrt auf ſeinen Londoner Poſten zurück. Der ruſſiſch⸗chineſiſche Konflikt iſt mithin endgiltig beige⸗ legt. Zugleich mit Beendigung der Unterhandlungen mit Marquis Tſeng trat der Verweſer des ausw. Miniſteriums und Adlatus des Fürſten Gortſchakow Giers ſeine Urlaubsreiſe an und übergab die Leitung der Geſchüfte dem Baron Jomini. — Geſtern fand auf Schloß Babelsberg ein Eſſen zu Ehren der ver⸗ wittweten Prinzeſſin Heinrich der Niederlande ſtatt, zu welchem auch 0 niederländiſche ae ge⸗ h war. Ausland. e London den 6. Septbr. Der Kapitän 15 8 Mitglieder der Mannſchaft des eiſernen Schiffes Gartconnel wurden am letzten Freitag in Liverpool gelandet. Sie erzählten, daß ihr Schiff am 19. Auguſt auf der Fahrt von Queenstown Geſchichtliche Novelle von Fr. Clemens. 5 70 (Fortſetzung). Felice aber, ungeduldig, dem winſelnden Schwätzer noch länger Rede zu ſtehen, höhnte ihn „Hört auf mit Eurer Liebes⸗ Ein Sacrilegium iſt's, das ſchöne Wort da es doch einem ſo ver⸗ ächtlichen Subjekte ſchlecht zu Munde ſteht. — Jetzt hab' ich's überſatt, einem Narren länger Rede zu ſtehen, drum geht und laßt Euch eine Ader ſchlagen und die Schraube am Gehirnkaſten anziehen, oder gebt mir den Weg frei, wo nicht ſo treibt Ihr mich zum Aeußerſten und ich ſchreie um Hülfe gegen einen dem Irrenhauſe entſprungenen Tollen, daß es das Haus durchgellt und alle Wohngenoſſen zu heften; ſammeneilen, um mich von einem Liebes⸗Narren zu befreien.“ Der aber beharrte feſt bel ſeinem Wahn, durch Beharrlichkejt zum Ziele zu gelangen, und ſtampfte des zum Erweiſe die Erde vor Wuth, indem er geiferte: a „Ich gehe nicht und laſſe Euch nicht. An Eure Ferſe will ich mich gleich Eurem Schatten an Eurer Schwelle mir ein Lager ſuchen und laut von meiner Liebe reden, Tag und Nacht. — Ich will die verborgenſten Wünſche Eurer Seele ſtehlen, um ſie zu erfüllen. — Ich will — — Ach Gott! ich weiß ja ſelbſt nicht, was ich will! — Genug, ich will Euch lieben ewig und immer⸗ dar und Niemand kann und ſoll das wehren; am wenigſten aber Ihr ſelbſt.“ Felice rang ſchier in Verzweiflung ihre zarten kleinen Hände und rief mit ängſtlicher Geberde: „O mein, Gott! mein Gott! Wie viel leichter iſt es doch zu ertragen, gehaßt anſtatt geliebt zu wer⸗ den, zumal von einem, Narren !! In dieſem peinlichen Momente der hoöͤchſten Noth erhörte der Himmel, wie es ſchien, ihren Ruf, denn der Tyroler tauchte im Hintergrunde des tiefen Corridors auf, ws dieſe Scene ſtattfand, und Felice rief ihm ſchon von ferne entgegen: „Gott ſei ge⸗ dankt! — — da endlich erſcheint mein reltender Engel!“ Natürlich baſirte dieſer bong fide⸗Ausruf auf die wohlbegründete Hoffnung, der Engel in Arbeits⸗ jacke und Schürze würde ſofork Partei für ſie und gegen den engagirten Liebes⸗Attentäter ergreifen, aber die Sache kam gegen Erwarten ganz anders, denn er empfing jene Acclamation mit einem ſehr lauen und proſaiſchen: „Wie ſo das? Ich wollte eigenklich nur einen Hobel aus der Geräthkammer holen. Weshalb ſollte ich denn als Retter aufzutreten genöthigt ſein, da ja unſer Freund Nicolo Euch zur Seite ſteht?“ Der junge Mann hatte in der That keine Ahnung davon, wie lieblos, trotz aller gegentheiligen Verſicherung, der widerwärtige Menſch ſich gegen das junge Mädchen betragen hatte, und gelangte auch nicht zu irgendwelcher Kenntniß der Sachlage, da Nicolo es ſich im larmoyanteſten Tone angelegen ſein ließ, die Situation dahin zu klären, daß Felice ſich ſträube, ein kleines, dem Andenken gewidmetes Geſchenk von ihm entgegen zu nehmen, das ſelbe