ur. 8 Allgemeiner Zenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. ae 8 500 en Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich! M. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Pf. excl. oſtproviſton. en! Nan 4 0 1 f * a Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ rſcſce paltige Petitzeile oder deren Raum mit ö 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende lage tu Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen aue nehmen Inſerate für uns an. um- 1 5 1 Nr. 65. Samſtag, den 14. Auguſt 1880. „ Ii 1 ungen in Polen viel geſprochen wurde und die ge⸗ Eine Kaiſer-Zuſammenkunft. larten, edenes 8 105 Geſtern, am 10. Auguſt, iſt Kalſer Wilhelm 1880 von Deutſchland mit ſeinem erhabenen Verbündeten, dem Kaiſer Franz Joſeph von Oeſterreich in Iſchl zuſammengekroffen. Ohne Zweifel wird dieſe neue Zuſammenkunft, mit welcher Kaiſer Wilhelm den HBeſuch des öſterreichiſchen Kaiſers in Gaſtein er⸗ 1 a widert, den herzlichen Charakter tragen, welche der g engen Freundſchaft der Fürſten, der Verbrüderung der ſtammverwandten Völker und der innigen In⸗ Miz tereſſenharmonie entſpricht, welche das Motiv und Vlg, das Fundament der deutſch⸗öſterreichiſchen Allianz hr iſt. Solche Kaiſerzuſammenkünfte können niemals nur der perſönlichen Freundſchaft und der Courtoiſie en uu. der Dynaſten Rechnung tragen, ſondern gewinnen, echte je bewegter die Zeit iſt, auch ein um ſo höheres . 77 N. politiſches Interreſſe. fentliche Die beiden Kaiſer ſind in der erwünſchten ergeben. Lage, ſich gegenſeitig darüber freuen zu können, daß 880. der Bund des Doppelaar mit dem deutſchen Reichs⸗ adler ſich bewährt hat. In kurzer Zeit und den⸗ noch klar für die ganze Welt iſt hervorgetreten, daß Amaier. das öſterreichiſch⸗deutſche Bündniß nicht allein die N Kraft der beiden verbündeten Länder erhöht und 0 ihren politiſchen Einfluß in Europa geſteigert, ſondern Me auch ſchützend ſeine Fittige über die Erhaltung des Friedens ausgebreitet hat. Nach Oſten und nach Weſten wirkt die ſtarke Allianz einſchüchternd und Nts. abkühlend, denn ſie beſitzt die Macht, die größten . und gefährlichſten Ruheſtörer Europas, den über⸗ müthigen Despotismus wie den bedrohlichen Radi⸗ arbeiten calismus, zwei Extreme, welche ſich einſt in der ule, ber⸗ franco⸗-ruſſiſchen Allianz zu berühren drohten, in 7 Pfg. Schach zu balten. Ein Schach dem Czaren und bkran⸗ ein Schach der Revolution! 78 Nfg. Die Kaiſerzuſammenkünft dürfte eine ganz be⸗ entliche ſondere wichtige politiſche Bedzutung erlangen, da das Schickſal des Orients eine Entſcheidung Oeſter⸗ reichs und Deutſchlands über eine gemeinſame Aktionspolitik herausfordert. Der Verſuch der Weſt⸗ mächte und Rußlands, über Deutſchland⸗Oeſterreich ier ber⸗ hinweg die orientaliſche Frage in eine neue Ent⸗ wicklungsphaſe zu drängen, iſt lläglich geſcheitert. Deutſchland, das ſeine Beamten nach Konſtantinopel ſendet, und Oeſterreich, welches durch die Occupa⸗ tion in der Türkei feſten Fuß gefaßt hat, ſind ge⸗ willt, ihre vitalen Intereſſen im Orient thatkräftig zu wahren. So dürfte viel eher möglich ſein, daß die deutſch⸗öſterreichiſche Politik die orientaliſche Frage löſt, als daß ſie ohne zwei Müchte Mittel⸗ europas gelöſt werden kann, deren Intereſſen die handelspolitiſche Aufſchließung der Türkei verlangen. Daß Iſchl in der Geſchichte des Orients einen Wendepunkt verzeichnet, gilt daher für wahrſchein⸗ lich, und nicht ohne Abſicht dürfte die beiden großen Sterne der europäiſchen Politik ein kleiner Trabant, Fürſt Milan von Serbien, umkreiſen. Mögen die Berathungen der beiden Kaiſer wie bisher der Wohl⸗ fahrt ihrer Staaten und der Erhaltung des Friedens zu Gute kommen! Deutſchland. Berlin den 10. Aug, Der Dislokations⸗ plan für die neu zu errichtenden elſaß⸗lothringiſchen Regimenter iſt erſchienen. Das bemerkenswertheſte bei ihm iſt, daß der größere Theil derſelben ſeine Garniſonen in den öſtlichen Provinzen erhält, ſo daß unſere Grenze gegen Rußland mit zahlreicheren Truppenkörpern als bisher belegt werden kann. Die Regimenter werden ſo vertheilt, daß die Eiſenbahn von Königsberg nach Eydkuhnen und das an der⸗ ſelben wichtige Geſtüt von Trakehnen, deßgleichen die Eſſenbahn von Königsberg nach Lyck vor einem plötzlichen Ueberfall geſchützt wird. Ganz beſonders aber iſt der wichtige Eiſenbahn⸗Centralpunkt Brom⸗ berg bedacht, er erhält zwei ganze Infanterie⸗ und ein Artillerie-Regiment; ebenſo iſt darauf bedacht genommen, die Eiſenbahn von Bromberg nach Breslau, welche der Grenze entlang läuft, und die oberſchleſiſche Eiſenbahn zu ſichern. Der Schutz der Oſtgrenze iſt alſo das ſichtbare Ziel der Disloka⸗ tionen, und wenn man ſich errinert, daß im vergangenen Herbſt und Winter von ruſſiſchen Truppenanhäuf⸗ machten Angaben niemals ernſtlich wiederlegt werden konnten, ſo wird man die Maßregel recht erklärlich finden. Straßburg den 9. Aug. Die hieſige Tabaks⸗ manufactur nimmt der „Preſſe“ zufolge ſeit einiger Zeit ziemlich viele Arbeiter und Agenten aus allen Gegenden Deutſchlands auf, wahrſcheinlich um die⸗ ſelben mit ihrer Fabrikationsweiſe vertraut zu machen, damit ſie ſolche in den Filialen in Anwendung bringen können, welche in verſchiedenen Städten des deutſchen Reiches errichtet werden ſollen. — Nach der „Elſaß⸗Lothr. Ztg.“ hat der Kaiſer den königlich⸗preußiſchen Staatsminiſter Hof⸗ mann zum Staatsſecretär von Elſaß⸗Lothringen mit dem Prädikat „Excellenz“ Ausland. Wien den 9. Aug. Das von den Alba⸗ neſen unterminirte griechiſche Konſulat in Prizrend ſoll nach einer dem „Wiener Tagblatt“ aus Sku⸗ tari eingegangenen Depeſche vom 8. d. M. in die Luft geflogen ſein. Athen den 10. Aug. Die vor mehreren Monaten beurlaubten Kriegsmarine⸗Matroſen ſind einberufen worden. Konſtantinopel. Dem Standard wird von hier gemeldet: Die deutſchen Beamten, welche von der Pforte engagirt worden, um bei der Re⸗ generation des ottomaniſchen Reiches behiflich zu ſein, ſollen folgende Poſten bekleiden: den eines höheren Marineoffiziers, ſechs höhere Offiziere in der Armee (nämlich drei bei der Infanterie, einer bei der Kavallerie, einer bei der Artillerie und ein Genieoffizier) und ein Ober⸗Ingenieur für Brücken, Chauſſeen und Eiſenbahnen. Die drei verbleibenden Beamten werden mit der Reorganiſation der Ge⸗ richtshöfe, ſowie der Miniſterien des Handels und der Finanzen betraut werden. Adeu den 10. Aug. Der Dampfer „Jeddah“ auf dem Wege von Singapore nach Jeddah iſt maler. — Feu i11e to n. Erbe * b Jacob Stainer, der tyroler Geigenbauer in Cremona. chichtliche Novelle von Fr. Clemens. 5 (Fortſetzung). 5 andern Brüder thaten beide, 11 wie der Die Redner es geſagt, denn alſo war es vor Zeiten bei ihnen eingeführt, ſofern ſich Kunſt und gute Sitte bei einem ihrer Schüler ſich ſo vereinten, daß er ſich dieſer traulichen Begrüßung würdig be⸗ zeigt hatte. . ihr edein Herren und hohen Meiſter. Die höchſte Freude — das fühle ich — hat mit Worten nichts gemein. Den rechten Dank und Lohn für Ihre Güte gedenk ich Euch demnächſt an dieſem Holze zu erweiſen.“ „So iſt es recht! ſprach ſchließlich Antonio; Händedruck von beiden Brüdern und ſich in ihre Werkſtatt. 5 8 * — Gehab Dich wohl!“ dann noch ein ſtummer ſie entfernten Eine ganze lange Weile ſtand Stainer noch ſchweigend da, indem er die Thür anſtarrte, hinter der die Meiſter verſchwunden waren. — Er konnte ſo viel Liebe und Güte noch nicht faſſen; ſo viel Glück und Wonne nicht ſo ſchnell verabeiten; er mußte ſich erholen, ſozuſagen die freudige Ueber⸗ raſchung erſt verdauen, und ſomt ſank er auf einen Stuhl, nahm den Kopf in beide Hände und wieder⸗ holte ſich Wort für Wort die Anſprache der beiden Meiſter⸗Brüder, worauf er ſchließlich zu der Ueber⸗ zeugung gelangte, in dieſem Augenblick der glücklichſte Menſch auf Gottes weiter Welt zu ſein. ſchaute und beurtheilte jedes einzelne Stück, das ihm ein Kleinod zu ſein bedünkte, verknüpfte dann Alles wieder ſauber und hielt nun, gleichſam als ſei es ein fühlend Weſen, folgende Anſprache an daſſelbe: „Komm an mein Herz, Du ſchöngeflammter Ahorn, Dich ſoll mein Fleiß vor allem veredeln und beleben und in der Bildung, die ich an Dir übe, wird, ſo hoffe ich zu Gott, die Lockung untergehn, das reizende Gebilde erlöſchen, das fort und fort in jeder Tagesſtunde vor meinen Blicken ſchwebt, und ſelbſt im Traume mich umgaukelnd, neckt und zum Verrath an dieſes Hauſes biedern Männern treiben will. — O wären doch die guten, lieben Eltern mir jetzt nahe, damit ſie mir armen Knaben das Uebermaß der Freude könnten tragen helfen.“ Nach dieſen Worten blieb er noch eine gute daß Nicolo, den wir bereits als Amati's Werkge⸗ er allem Anſchein nach die Anweſenheit des jungen Hiermit aufs Reine gekommen, nahm er nun Thee Der brave junge Mann war ſichtlich von ualilt dieſer Ovation aufs Aeußerſte überraſcht und ge⸗ i rührt, denn ſeine Augen ſchwammen in Waſſer; — ein freudiges Gefühl durchbebte ſeine Glieder, und Oel⸗ mit gedämpfter Stimme konnte er nur eben die ehtlt F Worte hervorbringen: j. „Genehmigt meinen einfach ſchlichten Dank, das Päckchen Holz nebſt Zubehör zur Hand, be⸗ Weile in tiefen Gedanken ſtehn und bemerkte nicht. hülfen kennen lernten, leiſe ins Zimmer krat, wo Tyrolers nicht vermuthet hatte, denn er blieb augen⸗ a ſcheinlich frappirt ſtehen und aus ſeinen Geſten war zu entnehmen, daß er, da jener ihm den Rücken 8 8 8