5 10 1 8 . Allgemeiner Denzeiger für Ladenburg und Schriesheim. oſtproviſion. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 M. 20 Pf. mit iluſtrirtem Auterhaktungsblatt 1 Mk. 70 Pf. ere f Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local⸗Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſe r“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen nehmen Inſerate für uns an. 5 Mittwoch, den 11. Auguſt 1880 Volitiſche Aleberſicht. i Es wird wieder einmal vor den Augen der Welt von einer Partei eine recht ſchmutzige Wäſche gewaſchen. Die Sozialdemokraten ſind ſich in die Haare gerathen und was die Herren Haſſelmann, Haſencleber, Liebknecht und Bebel ſich gegenſeitig vorwerfen, iſt für das Publikum zu lehrreich, als daß man nicht Akt davon nehmen ſollte. Be⸗ kanntlich hielt Haſſelmann im Frühjahr einen par⸗ lamentariſchen Speech; er konſtatirte, er und ſeine Geſinnungsgenoſſen ſtänden auf demſelben Boden wie die franzöſiſchen Kommuniſten und ſtrebten den⸗ ſelben Zielen wie dieſe entgegen. Natürlich erregte dieſe Rede ungeheueres Aufſehen, da Haſſelmann mit derſelben die Sozialdemokraten geradezu als Staats⸗ und Geſellſchaftsgefährliche Individuen declarirte. Bebel ſah ſich daher, um den ungünſtigen Eindruck, welchen die Auslaſſungen Haſſelmanns ge⸗ macht, abzuſchwächen, veranlaßt, zu erklären, Haſſel⸗ mann habe kein Recht, im Namen der ſozialdemo⸗ kratiſchen Partei zu ſprechen, da dieſe mit ſeinen Anſchauungen nichts gemein habe, und Haſſelmann überdies „gekauft“ ſei. Dem gegenüber wirft nun Haſfelmann ſeinem „Collegen“ Bebel wieder vor, derſelbe habe ſich ſ. Z. von dem König von Hanover kaufen laſſen, auch ſeien 16,000 M., welche für noch nicht. die Familien der aus Berlin ausgewieſenen Sozial⸗ demokraten geſammelt worden, ſpurlos verſchwunden, reſp. über 1300 M. ſei Rechenſchaft gegeben wor⸗ den, wo aber der Reſt geblieben, wife man heute Bebel läßt nun aber dieſes wieder nicht auf ſich ſitzen, er behauptet, Alles ſei Lüge, ver⸗ ſpricht dagegen weitere Enthüllungen über das Trei⸗ ben Haſſelmanns. Man wird zugeſtehen, daß das eine recht nette Wäſche iſt, welche die Pächter der Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit da ſo ungenirt auskramen. Wenn den Arbeitern Angeſichts des Treibens ihrer „Führer“ noch immer nicht die Augen aufgehen, dann ſind ſie wirklich zu bedauern. Die Regierungen aber haben nicht mehr nöthig, vor den Sozialdemokraten zu bangen, eine Partei deren Ja co Weiſe: Häupter ſich ſelbſt auffreſſen, iſt nicht zu fürchten, macht ſie auch noch ſo viel Spektakel. In Koburg ſaßen dieſer Tage die Finanz⸗ miniſter der verſchiedenen deutſchen Staaten bei⸗ ſammen. Ueber das, was die Herren berathen und beſchloſſen, verlautet wenig, das wenige aber bedeutet nichts Gutes, es läßt ſich in die paar Worte zu⸗ ſammenfaſſen: Es langt hint und vorn nicht, wir brauchen mehr Geld, alſo — neue Steuern! In Oeſtreich⸗Ungarn zerbricht man ſich wieder den Kopf wegen der Verhältniſſe in der Türkei. Wiener Journale, die in kürkiſchem Fahr⸗ waſſer ſchwimmen, malen Tag für Tag den Teufel an die Wand und melden von ungeheueren Rüſtun⸗ gen, welche in Konſtantinopel gemacht würden. Woher die Pforte das „Geld“ nehme zu dieſen „Rüſtungen“, das wiſſe ſie freilich nicht. Wir denken, man thut wohl daran, ſich von den Türken Moniteurs nicht ins Bockshorn jagen zu laſſen. Wäre die Lage wirklich kritiſch, der öſtreichiſche Miniſter des Aeußern, Baron Haymerle, würde ſich gewiß nicht auf Urlaub in das Nordſeebad Norder⸗ ney begeben haben. Dies Faktum iſt ſchwerwiegen⸗ der, als all' das Geſchrei der Wiener Zeitungen. In Paris herrſcht noch immer eine gereizte Stimmung gegen England. Man kann es dieſem nicht verzeihen, daß es Frankreich in der orientaliſchen Frage in einer Weiſe engagiren wollte, welche das⸗ ſelbe leicht in Gegenſatz zu den anderen Großmäch⸗ ten, vorzüglich Deutſchland und Oeſtreich hätte bringen können, woraus für die Republik natürlich vielfache Verlegenheiten erwachſen wären. Die Niederlage der engliſchen Truppen in Afghaniſtan, welche das engliſche Kabinet nöthigt, ihr Auge vom Orient ab und auf Indien zu lenken, hat nun der franzöſiſchen Regierung willkommene Gelegenheit geboten, in ihre frühere ſtreng reſervirte Haltung zurückzukehren. Die ſpaniſche Königskrone verbirgt viele „Dornen, das muß auch die junge Königin erfahren, die demnächſt Mutter zu werden hofft. Sie hat ſich aus Oeſtreich einen Arzt mit nach Spanien gebracht, der ihr anempfohlen hat, bis nach ihrer Niederkunft von Madrid entfernt auf dem Schloſſ La Granja zu verweilen. Die Königin iſt dies auch wohl zufrieden, nicht ſo aber der Herr Miniſter⸗ präſident Canovas del Caſtillo. Dieſer Mann hat viele Feinde, welche beſtrebt ſind, ihn zu ſtürzen. Iſt Canovas in Madrid anweſend, ſo wagen ſeine Gegner ſich nicht an ihn, iſt er aber abweſend, ſo ſtehen die Intriguen in Floribus. So lange nun der Hof in La Granja weilt, muß Canovas gleich⸗ falls dort ausharren. Er fürchtet nun, ſeine Feinde könnten dies ausnützen und drängt fortwährend zur Ueberſiedelung nach Madrid. Man darf wohl be⸗ gierig ſein, ob in Spanien die Geſundheit der Königin oder aber die Stellung des Miniſters mehr gilt. Vorerſt ſcheint der König nicht gewillt, das Leben ſeiner Gemahlin dem Herrn Canovas zu Gef llen auf Spiel zu ſetzen. Gewerbliche und kandwirtßhſchaftliche Ausſtellung des Pfalzgaues in Mannheim. Mannheim den 9. Auguſt. Ein recht netter Gegenſtand in der Ausſtellung iſt ein Modell des Heidelberger Schloſſes in der Geſtalt, die es vor der Zerſtörung durch die Franzoſen im 17. Jahrhundert hatte, in Cortonpapier ſauber ausgeführt 1879 auf 1880 von Friedrich Freuden⸗ berg in Heidelberg, gewidmet ihren Königlichen Hoheiten dem Großherzog und der Großherzogin von Baden. Von Friedrich Freudenberg iſt ferner da ein im Auftrag Seiner Königlichen Hoheit des Großherzogs von Baden in der nämlichen Manier ausgeführtes Modell des Mannheimer Schloſſes, wie es gegen Ende des 18. Jahrhunderts war. — Denen, welche ſich für die Geſchichte von Mannheim intereſſiren, ſeien in der Ausſtellung (Halle B. hinterer Flügel) die anf dieſelbe bezüg⸗ lichen Pläne und Abbildungen zur Betrachtung em⸗ pfohlen, darunter zwei Pläne von Mannheim aus den Jahren 1622 und 1758, ein Plan der Be⸗ ſchießung der Rheinſchanze und Mannheims im 5 Stainer, der tyroler Geigenbauer in Cremona. . Geſchichtliche Novelle von Fr. Clemens. (Fortſetzung). Bei den letzten Worten horchte Geronimo hoch auf und wiederum begann er ſarkaſtiſch nach ſeiner „Das ſollt' ſch neinen. — Schade nur, daß Du die Freundſchaft dieſes jungen Mannes mit * * dem Weinſchlauche theilen mußt. Bedenke, junger Mann, daß unter Blumen auch nicht ſelten eine Schlange lauſcht. Bergen mag das ſeltener vorkommen; hier aber brennt die Sonne ſchärfer, brütet fleißiger. Bedenke: Du lebſt im Welſchland jetzt, Du ehrlich deutſches — Blut; und nebenbei vergiß es nicht, daß die Natur Dich freigebig mit ihren ſchönſten Gaben ausgeſtattet. In Deinen heimathlichen Sie hat dem Geiſte das Talent und Deinem Körper Formen angeeignet, die an gewiſſen Stellen nicht unbeachtet bleiben und Neider zu erwecken wohl ge⸗ eignet ſind. Vergiß das nicht und nimm die Lehre von mir an, daß zehn Feinde oftmals weniger Un⸗ heil ſtiften, als ein falſcher Freund, der gleisneriſch Dein Herz berückte und im Geheimen auf Verderben ſinnt.“ Der junge Mann lauſchte hoch aufhorchend dieſer beziehungsweiſen Warnung, und dankte dem welterfahrenen Meiſter, der es, wie er ſehr wohl wußte, gut und redlich mit ihm meinte, aufrichtig; jedoch konnte er nicht umhin, demſelben in ſeiner gewohnheitsmäßigen Offenherzigkeit zu geſtehen, daß er Sinn und Meinung derſelben nicht vollends habe faſſen können, und Frau Beate commentirte die Bemerkung mit den Worten: „Was nützt der Jugend ſolche Weisheiks⸗ krämerei, verſchleiert und verhüllt bis auf das tz. Des Jünglings ganze Weisheit liegt in dem einzigen kleinen Worte ausgeſprochen: „Genuß.“ „Bedanke Dich bei Deinem Sachverwalter, Jacob,“ rieth Geronimo, während Felice mit kind⸗ licher Unbefangenheit dem jungen Manne die Wange ſtreichelte und im Tone des innigſten Mitleids er⸗ kundigte, ob denn die Wunde noch ſehr ſchmerze? um von Beaten einen ſcharf prononcirten Verwei für dergleichen Unziemlichkeit einzuheimſen. „Was geht denn das Dich an?“ fragte ſi „Du wirſt mir jetzt ſo auffällig unverſchämt.“ Stainer ignorirte dieſe unergründliche Familien⸗ ſcene und erwiderte dem beſorgten jungen Mädchen: „Mehr als die Wunde ſchmerzt es mich, daß ich Beſorgniß und Unruhe, ja wohl gar falſchen Ver⸗ dacht in dieſem friedlichen Familienkreiſe angeregt habe.“ Meiſter Antonio meinte, daß nicht er, ſondern der unbekannte Bube, der ihm ohne Zweifel nach dem Leben getrachtet, dieſe Unruhe und gerechte Beſorgniß veranlaßt habe. — Indeß ſei dieſe un⸗ heimliche Begebenheit nun vor der Hand hinlänglich erörtert. Ein innerer Riegel vor der Thür zu Jacobs Schlafgemach werde der Wiederholung hoffent⸗ lich vor dergleichen nächtlichen Beſuch bewahren, und nun bat er die Frauen für einige Zeit Raum zu geben, da ſie, die Meiſter, mit dem jungen Tyroler geſchäftlich zu verkehren hätten. Frau Beate ſetzte dieſer Ausweichung eine