Allgemeiner Anzeiger für Ladenburg und Schriesheim. 1 Poſtproviſion. Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſ Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 WM. 20 Pf. mit illuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 Mü. 70 Pf. ercl. Inſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf., berechnet. Bei größeren Aufträgen entſprechende chen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Dittwoch, den 4. Auguſt 1880. fer 8 onbrund paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., ge nehmen Inſerate für uns an. 1 Nr. 62. uz. — DN K Volitiſche Aeberſtcht. 1 Zwiſchen Berlin und München ſchwebten in 8 letzterer Zeit Verhandlungen, welche ſich auf Ver⸗ legung baieriſcher Truppentheile nach Preußen und preußiſcher Truppentheile nach Baiern bezogen. General v. d. Tann ſtimmte im Intereſſe eines I innigeren und feſteren Verhältniſſes zwiſchen Baiern und Preußen für den Berliner Vorſchlag, ſtieß aber höheren Orts auf energiſchen Wiederſtand. König Ludwig ſelbſt war nicht ſo ſehr gegen die Dislo⸗ b. zirungen als ſeine nächſte Umgebung. Dieſe machte 7 geltend, daß die baieriſche Armee, obwohl einen in⸗ tegrirenden Theil des Reichsheeres bildend, als ein feſtgeſchloſſenes untheilbares Ganzes anerkannt ſei und daß zur Verlegung baſeriſcher Truppen nach Preußen und preußiſcher Truppen nach Baiern, kein zwingender Grund vorhanden wäre. In Folge deſſen entſchied ſich auch der König gegen die Berliner Propoſitionen und bleibt vorläufig alles beim Alten. Nachdem im Laufe der letzten Jahre allein im Augsburger Generalate nicht weniger den 32 zu bairiſchen Truppentheilen verſetzte preußiſche Unter⸗ offiziere, wegen Mißhandlung von Soldaten zu Kerkerſtrafen verurtheilt wurden, hat das Kriegs miniſterium beſchloſſen, vom 1. September d. J. auf der ganzen Linie entbrannt. Rochefort und Konſorten contra Gambetta und Konſorten darf man das Ringen wohl nennen. Daß die „Unverſöhn⸗ lichen“ im Geheimen von den Monarchiſten unter⸗ ſtützt werden, die in Gambetta ihren gefährlichſten Gegner ſehen, weiß alle Welt. Die Wahlen im nüchſten Jahre werden jedenfalls zu einem harten Zuſammenſtoße zwiſchen den Gegnern führen. Gam⸗ betta wird wahrſcheinlich ſiegen, aber es wird ein ſchwerer, ſchwerer Sieg ſein! Von der Abſendung franzöſiſcher Offiziere nach Athen iſt es wieder ſtill geworden, es ſcheint, man hat in Paris ein Haar in der griechiſchen Suppe gefunden und daher den Geſchmack daran verloren. Mr. Gladſtone hat mit ſeinen Lockungen kein Glück, der engliſche Plumpudding liegt den kontinen⸗ talen Mächten zu ſchwer im Magen, einzeln ver⸗ mögen ſie denſelben nicht zu verdauen. Die große Flotten⸗Demonſtration der Mächte hat noch nicht ſtattgefunden, dagegen hat die Pforte den europäiſchen Mächten eine ausweichende Antwort auf ihre Kollektivnote gegeben. Ueber dieſe Antwort wird nun neuerdings debattirt, depeſchirt und ſkan⸗ dalirt. Das Reſultat dürfte dasſelbe ſein wie jenes in dem bekannten Liede von dem alten Schmiede: „Und wenn man nicht mehr weiter kann, ſo fängt man halt wieder von vornen an.“ Zwiſchen Montenegrinern und Albaneſen wird fort und fort ſcharmüzelt. Bald tragen dieſe bald jene eine Anzahl Trophäen, d. h. feindliche Naſen und Ohren heim. Vor einigen Tagen gelang es den Montenegrinern, ihren Gegnern eine hübſche Viehheerde abzujagen, Fürſt Nikita befahl jedoch — der Telegraph hat dies ausdrücklich gemeldet — die ſofortige Rückgabe der gemachten Beute. „Die Botſchaft hört man wohl, allein es fehlt der Glaube!“ Die Griechen haben ſich wieder aufs Warten verlegt. Daß die Nachkommen der Helden von Thermopylä noch nicht ſchwarz geworden ſind vor lauter Warten, nimmt uns wirklich Wunder. Hoffen wir, daß die Tugend der Enthaltſamkeit deſto ſchöner belohnt wird, eine Fauſt im Sack machen, wenn das Herz von Thatendurſt brennt, iſt zwar nicht heroiſch, aber manchmal — profitlich! Berlin den 31. Juli. Die „ . 5 meldet aus Janina: Die Bevölkerung des Taſch⸗ kaliker Bezirks verweigert die Abtretung Arkas, Metzovos und Janinas entſchieden. Der Ober⸗ kommandirende der türkiſchen Truppen in Epirus und Theſſalien, Hidayet Paſcha, organiſirte 20 Tabors (Bataillone) zur Beſetzung der nach Epirus und Theſſalien führenden Gebirgsſtraßen und er⸗ nannte Abdul Bey zum Cibilkommiſſar der Regie⸗ rung bei den irregulären Corps. Osman Paſcha iſt Generalſtabschef der letzteren. Die regulären Truppen zählen 30,000 Mann Infanterie, 1600 Reiter und 210 Geſchütze. Alles politiſche Intereſſe concentrirt ſich gegen⸗ wärtig auf den Stand der orientaliſchen Frage. Auf die Colleckivnote der Mächte hat die Pforte ſo hochmüthig geſprochen, daß die Ehre jeder einzelnen Macht verletzt iſt. Sie that es, weil ſie die Un⸗ einigkeit des „europäiſchen Concertes“ kennt und von den Engländern nach ihrer furchtbaren Niederlage in Afghaniſtan ſo leicht nichts zu befürchten hat. Das kürkiſche Regierungsorgan „Dolma⸗Bagdſche“ ſchreibt: „Wir erklären allen Freunden der Otto⸗ manen, daß mir unter keinen Umſtänden das unge⸗ heure, von den Großmächten begangene Unrecht erdulden können; dieſelben ſollen wiſſen, daß, falls ſie ſich nicht ſelbſt zu Vollſtreckern deſſelben machen wir den Griechen nimmermehr erlauben können, don unſern beiden Provinzen Beſitz zu ergreifen. Falls Europa bis zum bittern Ende die Rolle des Henkers ſpielen will, ſo wird die ottomaniſche Nation ein Verfahren einſchlagen, das die Berge zum Weinen und die Felſen zum Schreien bringen wird. Gott iſt mächtig! Nimmermehr aber werden die Otto manen von ihrem gewohnten Heldenmuthe ab⸗ laſſen.“ duldig wurde, und mit den Worten auf Antwort drang! „Nun, was meint Ihr, Nicola, ſollte ich fehl geſehen haben?“ „Ihr müßt nothwendig ein Sonntagskind ſein,“ erwiderte der „oder ein Geiſterſeher; doch möchte ich bitten, Euer Geſicht nicht ſchon vor meinem Abſcheiden an mir zu üben, damit ich nicht in übele Nachrede komme. Hernach, wenn ich etwa ein Geſpennſt geworden und nächtlich ſpucken gehe, dann mag's drum ſein, meinetwegen ich werd's Euch nicht verübeln. Gott befohlen der⸗ weile!“ und damit machte der plötzlich ernüchterte frivole Burſche kehrt und ſchlüpfte ziemlich feſten Fußes zur Thür hinaus. Antonio hatte dieſer kleinen Epiſode ſchweigend zugehört, jedoch vermochte er nunmehr die Bemerkung nicht zu unterdrücken. „'s iſt ſchade um den Burſchen, daß ihm zu Zeiten ſo ſehr nach Wein lüſtet, und mit dem Trunk allezeit ſo ein giftiger Stachel an die Zunge wächſt.“ Geronimo meinte dagegen: es dürfte eine — garſtigen Stachel noch heute auf die Gaſſe zu ſetzen, bevor wirkliches Unheil aus demſelben er⸗ wachſe. Dagegen aber lehnte ſich Frau Beate mit aller Entſchiedenheit auf, indem ſie meinte: das Alter finde ſo gern einen Genuß darin, die Jugend zu verdammen, und der früheren Zeiten gleich zu ver⸗ geſſen. „Iſt's denn ein ſo großer Frebel für einen jungen Mann,“ meinte ſie, „ein kleines Räuſchchen zu riskiren ? Der Nicolo iſt ſonſt brav und fleißig; daneben geſchickt, anſtellig; darum ſollte man ihm ſchon dergleichen Kleinigkeiten, wie heute, nachſehen. Das wird mil nächſtem einmab etwas für Felice; er iſt dem Mädchen längſt gewogen.“ „Und ſie 2“ fragte der Schwager mit ernſter Miene. „Sie 2 — Ei ſeht doch! ſie wird hoffentlich nicht lange gefragt werden. Wir Eltern haben das zu ordnen, ich dächte, das könnte Euch weiſen Männern nicht unbekannt ſein?“ entgegnete die junge Frau ſarkaſtiſch, und regte dadurch den Alten nicht wenig auf, indem er ſichtbar erzürnt ſell⸗ an keine Nicht⸗Baiern mehr als Inſtruktoren auf⸗ pfen zunehmen. In der baieriſchen Armee hat dieſer 100 Beſchluß große Befriedigung erzeugt. und Die in Bosnien und der Herzegowina ſtehen⸗ t den öſtreichiſchen Truppen wurden in den letzten Wochen ganz in der Stille ausgiebig verſtärkt. 25 Trotzdem ſcheint man im Kaiſerſtaate die Situation nicht für ſo gefährlich anzuſehen, wie die Wiener , Blätter glauben machen wollen. Die Nachricht, der 9 1 ten Miniſter des Aeuſſern, Baron Haymerle, beabſichtige Anfangs Auguſt ſich in Urlaub nach dem Seebade 2 Norderney zu begeben, zeugt wenigſtens dafür, daß man in den leitenden Kreiſen die Situation nicht 9 für ſo gefährlich hält i 1 In Frankreich iſt der Kampf zwiſchen den 1 a „Unverſöhnlichen“ und den Anhängern Gambettas 5 — i 0 . 17 5 Feuilleton. 1 Jacob Stainer, 15 der tyroler Geigenbauer in Cremona. 1 Geſchichtliche Novelle von Fr. Cleme mn 6 (Fortſetzung). 85 17 . 25 Während dieſes Zwiegeſprächs hatten nun Frau 5 Beate ſchon verſchiedene Male nach der Thür ge⸗ 1 ſchielt, durch welche Felice zurückkehren mußte, und gab zuletzt von ihrer Ungeduld dadurch Zeugniß, indem ſie anſcheinend beſorgt, fragte: „Wo doch um 5 Alles die Felice ſo lange bleiben mag? Es ſchickt 9 ſich in der That ſchlecht, ein junges Mädchen ſolche a⸗ Wege gehn zu heißen.“ u⸗ Dieſe Bemerkung wurde indeß von keinem der r Anweſenden einer Antwort gewürdigt, und wohl 1 eines viel wichtigern Geſprächs halber überhört, indem Geronimo, der auf ſeine, an Nicolo ge⸗ 9. richtete Frage keine Auskunft erhalten hatte, unge⸗ geſcheide Verfügung ſein, den Burſchen ſammt ſeinen entgegnete: C ˙Ü ꝓ p ẽĩ ̃ͤr¾ ̃̃ l ͤ-ͥdĩ ⁵Ü—òoiaßu —•˙!᷑ M u ¹' 6