gelber Wolkenknäul von Südweſten über Ladenburg Schloſſen in beträchtlicher Größe nieder, die vom vorangegangenen Sturmwind verſchont gebliebenen Gewächſe verherend. Die Ernde iſt ſo ziemlich ein⸗ gebracht, was als ein großes Glück zu bezeichnen iſt. Dieſelbe fiehl in Bezug auf Quantität wie Qualität zur allgemeinen Zufriedenheit aus. I Karlsruhe den 28. Juli. Bei dem be⸗ reits in allen Volksſchichten eingedrungenen Gebrauche der Poſtkarte fehlt es leider auch nicht an zahl⸗ reichen Irrungen des Publikums in der Anwendung derſelben. Am meiſten iſt zu beklagen, daß täglich Poſtkarten ohne Adreſſe in die Briefkaſten ein⸗ gelegt werden. In dem Oberpoſtdirectionsbezirke Karlsruhe allein ſind im Laufe der letzten 12 Monate 260 Poſtkarten ohne alle Adreſſe vorge⸗ funden worden. Wenn es eine bewährte Regel ſſt, die Adreſſe eines Briefes Imal zu ſchreibhen und Zmal zu leſen, ſo gilt für die Poſtkarten als Haupt⸗ regel: zuvörderſt die Adreſſe und erſt dann die Mittheilung ſchreiben! Sehr zahlreich kommen un frankirte Poſtfarten und ſolche mit Werthſtempel fremder Poſtverwaltungen vor; dieſelben werden nicht befördert, ebenſo wenig die geringer als mit 5 Pfennig frankirten Poſtkarten nach dem Deutſchen Reiche und Oeſterreich⸗Ungarn. Poſtkarten nach anderen Ländern koſten 10 Pfennig, wofür beſondere geſtempelte Formulare beſtehen; ungenügend frankirte Poſtkarten dahin werden zwar abgeſandt, jedoch mit dem doppelten Betrage des fehlenden Frankos zu Laſten der Empfänger belegt. Den Schluß bildet die bunte Schaar von Poſtkarten, welche in anderen Punkten gegen die Poſtordnung verſtoßen. Poſt⸗ karten mit radirter oder überklebter Vorder⸗ oder Rückſeite, mit beleidigenden und unflätigen Adreſſen oder Inhalt oder ſonſtigen Ungehörigkeiten, mit an⸗ gehängten Schlüſſeln, Stoffproben u. dergl. Alle dieſe Poſtkarten bleiben unbefördert. Leider können unzuläſſige Poſtkarten faſt niemals an die Aufgeber zurückgegeben werden, weil letztere ſich auf alle mögliche Arten unterſchreiben, nur nicht mit dem vollen Namen. Es iſt klar, daß in den tauſenden von Fällen, in welchen Poſtkarten in den Händen der Poſtverwaltung bleiben und vernichtet werden müſſen, eben ſo viele Nachtheile und Störungen für die Correſpondenten erwachſen und die Poſt unver⸗ ſchuldet für die Nichtankunft verantwortlich gemacht wird. Möchten dieſe Andeutungen dazu beitragen, as Publikum fernerhin vor den geſchilderten Folgen zu bewahren. — Nach einer Mittheilung, welche der „Pf. tg.“ aus Speier zugeht, wird in Berghauſen die ererbeitung der Tabakſtengel (d. h. des Tabal⸗ olzes) lebhaft, wenn auch unter Sorge für die Be⸗ ahrung des Geheimniſſes betrieben. Die Ver⸗ endung dieſes Surrogats, wenn man es ſo nennen und Umgegend und ehe man ſich's verſah, gingen. darf, ist, wie das genannte Blatt ſchreibt, ſchon ſehr ſtark geworden. Um die nur aus Holsfaſern be⸗ ſtehenden, theilweiſe ſogar ſchon vermoderten Tabak⸗ ſtengel geſchmeidig zu machen, werden dieſelben in Büten mit Waſſer angeſetzt und ſo lange ſtehen ge⸗ laſſen, bis ſie weich genug ſind, um mit Maſchinen geſchnitten und alsdann gefärbt zu werden. Zu letzterem Ztwecke wird das ſ. g. indiſche Catechu verwendet, das mit der durchaus ſchädlichen Natron⸗ Lauge verſetzt wird, um die Farbe dauerhaft zu machen. Hierbei werden auf je 50 Killo Stengel 20 Liter Natron⸗Lauge und 10 Liter Catechu ge⸗ nommen. Nach dem Färben wird das Holz — denn etwas Anderes iſt es nicht — getrocknet und dann geſiebt. Was durchfällt, kommt zum Schnupf⸗ tabak, der gröbere wird als Packetchen⸗ oder Rauch⸗ tabak angeſehen, und was noch zu grob iſt, wird nochmals geſchnitten. Abgeſehen davon, daß man ſtatt Tabak präparirte Holzfaſern raucht oder ſchnupft, muß auch noch die Geſundheit bei dieſer Methode der „Tabakfabrikation“ leiden, denn die Natronlauge kann nur zerſtbrend wirken. Die Fabrikation iſt ſchon für den Arbeiter gefährlich. Abgeſehen davon dürfte ſich überhaupt die Frage auſtwerfen, ob nicht die Behörden einſchreiten ſollten. Der Bundesrath hat unſeres Wiſſens allerdings einige Surrogate für die Tabakfabrikation geſtattet, die Tabakſtengel ge⸗ hören aber nicht dazu. Dann beſteht ein Reichs- geſetz gegen die Fälſchung der Lebens⸗ und Genuß⸗ mittel. Auch dieſes läßt ſich anwenden und ſelbſt wenn nicht, darf niemals Holz als Tabak verkauft werden. — Frankfurt den 27. Juli. Heute wurde in der Fahrgaſſe ein Turner von einem Blutſturz befallen. Ein Turner hat ein Bein gebrochen. Im Ganzen ſind bis jetzt 8 verunglückt, glücklicherweiſe nicht ſchwer. Unter den Verunglückten befindet ſich auch ein Amerikaner, der ſich das Naſenbein ver⸗ letzt hat. — Frankfurt a. M. den 29. Juli. Geſtern Abend bei dem Feuerwerk auf dem Turnfeſtplatze entſtand ein großes Unglück durch das Zerſpringen eines eiſernen Mörſers. Durch Splitter wurden, ſoweit bisher ermittelt, ein junges Mädchen getödtet und 20 Perſonen ſehr ſchwer verwundet; davon ſind bereits 4 amputirt. Ausgenommen eines in Hanau, eines in Höchſt, wohnen ſämmtliche Ver⸗ unglückte in Frankfurt. In Eigelting en wurde einem Manne die Naſe förmlich abgeſchnitten; als derſelbe in den Stall treten wollte, fiel eine dort an der Wand auf⸗ gehängt geweſene Senſe herunter, und dem Manne ſo unglücklich auf ſein Riechorgan, daß daſſelbe durch die Hand des Arztes wieder angenäht werden mußte. — Jebsheim im Oberelſaß den 26. Juli. peitſcht von dem heftigen Winde, die ie e die Häuſer wurden erſchüttert. die Ziege de Dächern flogen 20 bis 30 Meter wei forl, die Dächer von vielen Häuſern in den Orten Arzenheim, Balzenheim und Künheim u. ſ. w., welche ah Rheine liegen, riß es herunter, Leute auf dein ehe welche ſich ins nahe Ort flüchten wollten warf es zu Boden, der eine brach ein Bein, dem gate zerſchmetterte es einen Arm. Die keichliche Pee auf die ſich die Bauern ſo lange gefreut, ſie ieh entwurzelt und zerſtreut am Boden; die agg lagen im Nu entwurzelt auf dem Felde. Mag ſah nichts mehr; man hörte blos das Stürmen, das Klingen der zerſchlagenen Fenſterſcheiben, das eh ſchen des wolkenbruchartigen Regens. Der Nuß des reichen Erntefeldes der hieſigen Landebene erſchrecklich. — Köln den 27. Juli. Der Rechtsgag beim hieſigen Oberlaadesgerichte Otto Wel g bei einer Ueberſchreitung des bei Taufers in Tirol belegenen Neveſer Gletſchers vorgeſtern i ige Gletſcherſpalte ſo unglücklich herabgeſtürzt, daß e am Seile zu ihm herabgelaſſener Führer ihn zich mehr zu befreien vermochte. Er hat in dieſer aa ſeinen Tod gefunden, und erſt geſtern iſt es nach großen Anſtrengungen gelungen, die Leiche zu bergen, Welter, ein anerkannt tüchtiger Juriſt, war seit langer Zeit einer der Führer der hieſigen Fork⸗ ſchrittspartei. Als ſolcher iſt er auch Mitglied des preuß. Abg.⸗Hauſes für den Wahlkreis Köln während nter dem Pt. der 12. Legislaturperiode geweſen. 4 apres — (Eingeſandt. Herrn Theaterdirektor Hamilton und ſeiner Geſellſchaft einen herzlichen Glückwunſch bei der Abreiſe nach Eberbach mit dem Ausdrucke des Bedauerns, daß der Aufenthalt derſelben in unſerem Ort nicht von längerer Dauer war, da die Leiſtungen der Geſellſchaft ſowohl als Garderobe u. Dekorationen, die vorher dageweſenen bei Weitem überragen. Jedenfalls freuen wir uns in nicht zu langer Zeit Alle wieder in unſern Mauern begrüßen zu können und wünſchen, daß Herr Hamilton eine günſtigere Jahreszeit dazu wählen möge um ihm und ſeiner Geſellſchaft unſere Anerkennung in reicherem Maße als es diesmal in der Erndkezeit möglich war zu Theil werden zu laſſen. 5 Einer für Viele. 8 8 werden für ein gde ſeht Auch A ſich namhaften N Sinnſpruch. 5 Kopf und Herzen ſchwirret, Wenn Dir's in Was willſt Du beſſ'res haben! 8 Wer nicht mehr liebt und nicht mehr irrt, Heute Mittag um 2 Uhr tobte bei uns ein furcht⸗ bares Unwetter. Der Regen floß in Strömen, ge⸗ Der laſſe ſich begraben. trällerte Chanſonette abzubrechen, denn er war ſicht⸗ bar beſtürzt und hätte eigentlich wohl mit irgend einer Entſchuldigung kehrt machen ſollen; aber ſo ſchnell war bei ihm die Ueberlegung nicht zur Hand, vielmehr ſtotterte er mit ungelenker Zunge einen augenblicklichen Einfall mit den Worten hervor: 5 „Einen ganz vortrefflichen guten Morgen! Nein! Halt! Excüſe, bitte einen Augenblick geduld! Ich wollte ſagen: Ja, richtig! das wollte ich ſagen: Ich wünſche guten Appetit, wollte ich ſagen. Wohl⸗ verſtanden; ich wollte es eigentlich ſagen, denn ich bemerke ganz deutlich, daß hier verſchiedentlich ge⸗ ſchmauſt worden iſt. Ja ja! ganz recht! Er hat geſchmauſt, ſie hat geſchmauſt, alle haben wahr⸗ ſcheinlich geſchmauſt; ich habe noch nicht geſchmauſt. Nein nein, ganz ſicherlich nicht; iſt ja aber auch icht nothwendig, denn ich bin ja nicht eingeladen zum Schmauſe; und — und ja, und noch vielmehr: ich bitte um Verzeihung, daß ich hier ſo geradezu hereingeſtolpert komme, da ich doch eigentlich auf mein Zimmer gehen wollte und nur die rechte Thür verfehlt habe. Warten Sie mal: Die Thür, ja richtig! Die Thür habe ich verfehlt; aber nun bin ich einmal da, und daran iſt Niemand ſchuld als die verhexte Thür. Aufrichtig geſagt, finden Sie das nicht komiſch? Sehr komiſch! Wer wagt es zu leugnen? Ich nicht! Ne, es iſt wirklich ſo.“ 5 Meiſter Antonio, in dem der Discours mit ſeiner Frau im Innern noch aufregend fortrumorte, hülfen in erneute Aufregung verſetzt, und augen⸗ blicklich von leichtem Unwillen zum hellen Zorn übergehend, erhob er ſich gegen den Eindringling mit den Worten: „Ich finde Ihr Betragen durchaus nichts weniger als komiſch, ſondern gemein, knotig, frech und wünſchte, daß Sie Ihre beſagte Zimmerthür lieber nicht berfehlt hätten, denn es könnte ſich ereignen, daß ich Ihnen in den nächſten Tagen eine ganz andere Thüre zu zeigen Veranlaſſung nehmen werde, da ich über unſeres Hauſes Anſtand und Ehre zu wachen habe. — Jetzt geht.“ Eine ſolche Abfertigung verſchnupfte nun den jungen Italiener gar gewaltig; ſeine Augen ſprühten einen häßlich hämiſchen Blick, und dabei trat er einen großen Schritt näher gegen Meiſter Antonio und ſtieß ein langgezogenes: „So? — Meiſter Antonio Amati?“ — her⸗ aus. Dann ſchwieg er einige Augenblicke, als ob er überlegen wolle, was weiter, und fuhr dann fort: „Oho! mein Herr Geigenbauer von Cremona! — Ich verſtehe Euch ſchon! — O, Ihr ſeid führ⸗ wahr ein Prachtmännchen, das muß wahr ſein! — Ja wohl, ein Mann, der etwas auf ſeine Haus⸗ ehre hält. — Iſt auch ſchon recht! — Muß auch ſein! Und ich rathe Euch; hütet ſie wohl, dieſe Eure Hausehre, damit ſie auch ja keinen Flecken bekommt; denn ſeht: wir jungen Leute ſind ge⸗ Ihr armen geplagten Ehemänner, ihr — Na, was gehts mich an!“ von w „Trunkenbold!“ ſchnaubte ihm der Angexedete für di entgegen und kehrte ihm verächtlich den Rücken zu, f Sein Bruder aber trat mit den Worten zu dem * Italiener heran: 1 „Ich rathe Euch, junger Mann, quält Eute Nur ächt, ſchwer beladene Zunge nicht ferner zu ſchlechten dieſer Ha Späßen und Stachelreden, die Euer unſchuldiges vberſt Fell ſonſt auszubaden haben mochte. Laßt mich 8 — vielmehr wiſſen, ob Ihr wirklich ſoeben erſt bon Alte oder der Gaſſe herein und in dieſes unſer Haus ges entsprechend treten ſeit. aller Fyſten Zahlung — ſind unüber „Ei, das ſollt ich meinen, Meiſter Geronimo, erwiderte der Gefragte, indeß mit einem della wahrnehmbaren Anflug von Beſtürzung, und fehle hinzu: 5 Dorugichte „Alten Herren freilich mag das über des ahh w Horizont gehen, unſereins aber ſuitiſirt durchs zunge Nan Leben. Jugend iſt eben eine Blume, die begoſſen ſclieztit ſein will, und ich mags nicht leugnen, daß ich den Wirth erſt bei Sonnenſchein die letzte Zeche bezahle „Hm! — kurios!“ meinte Geronimo; „hae ich doch darauf wetten mögen, Euch dieſen Morgen früh, im Zwielicht ſchon einmal durchs Hinterhaus en Flur hätte ſchleichen ſehen.“ (Fortſetzung folgt), G. Neid 75 war durch das Erſcheinen ſeines angezechneten G hrlich, ja wohl! Wir haben Feuer! — Hahaha!“ 1 7 5 i Ne Redaction, Druck und Verlag don i Sonntag V•VVVV Ladenburg. 5 2