für 1881 und bringt dann noch die Ueberſicht der Steuereinnahmen während des letzten Halbjahres. Die Erträge ſind ganz außerordentlich. Die indirek⸗ ten Steuern und Einnahmen überſtiegen um 76 / Millionen den Voranſchlag des Budgets. Für die direkten Steuern wurden 43¼ Millionen voraus⸗ gezahlt. Die Steuer auf Mobilienwerthe überſtieg um 2,836,000 Fr. die im Budget vorausgeſehene Summe. Verſchiedenes. 1 Ladenburg, den 23. Juli. Die hieſige höhere Bürgerſchule wurde in dieſem Schuljahre von 125 Zöglingen (80 auswärtigen und 45 hie⸗ ſigen) beſucht, von denen während des Schuljahres 9 austraten. Nach Confeſſtonen vertheilen ſich die⸗ ſelben folgendermaßen: 46 Kathol., (darunter 7 Altkatholiken), 68 Evang., 11 Iſraeliten. Die offentlichen Prüfungen und der Schlußact werden am 29. und 30. Juli abgehalten werden, wozu die Eltern und Angehörigen der Schüler ſowie alle Freunde der Jugendbildung eingeladen ſind. Das neue Schuljahr beginnt den 11. September. * Theater in Ladenburg. Die Vor⸗ ſtellungen in unſerem Städtchen gehen ihrem Ende entgegen und wäre es zu wünſchen, da der Ertrag der bisher Gegebenen gewiß nicht ſehr lohnend ge⸗ weſen; woran theilweiſe die ungünſtige Jahreszeit, theils auch verſchiedene Unglücksfälle, die unſere Stadt betroffen Schuld ſind, recht gut beſucht wür⸗ den, um der Direktion und den Mitgliedern der Geſellſchaft zu zeigen, daß die Verhältniſſe und nicht die Leiſtungen derſelben die allgemein als tüchtig anerkannt werden die Schuld daran tragen. — Das heutige Stück „Precioſa“ iſt überall ſo bekannt und beliebt, daß dasſelbe gewiß ein volles Haus herbeiführen wird, beſonders da man voraus⸗ ſetzen kann, daß dasſelbe nach dem bisher Geſehenen, ſowohl was Garderobe als ſonſtige Ausſtattung be⸗ trifft das Möglichſte gethan ſein wird. — Alſo hin zur Prezioſa! Wiesloch den 18. Juli. Die Ernte hat hier begonnen und fällt ſehr gut aus. Die Land⸗ wirthe ſind ſehr erfreut über den reichen Ernteſegen. Obſt gibt es außer Steinobſt wenig. Der Ertrag der Weinberge wird gleichfalls gering ausfallen. Die Kartoffeln ſtehen ſehr gut. (Grubenunglück in England.) Aus London wird Folgendes berichtet: Am 14. d. M. fand in dem der London and Süd Wales Colliery⸗ Company gehörigen Kohlenſchacht zu Risca, in der Nähe von Nemport, eine entſetzliche Exploſion ſchlagender Wetter ſtatt, welcher 119 Menſchen und 70 Pferde zum Opfer fielen. Die Tiefe des Schachtes beträgt 280 Fuß. Noch um 12 Uhr Nachts mel⸗ dete der Wächter, daß Alles in beſter Ordnung ſei, worauf die Bergleute einfuhren; allein 20 Minuten nach 1 Uhr hörte man einen Schlag, es ſtieg Rauch auf, ſofort die Gasexploſton anzeigend, da der Ven⸗ tilator und der Aufzug zertrümmert waren. Der Direktor und 17 Bergleute konnten erſt um 8 Uhr einfahren und kämpften mit ſchrecklichen Hinderniſſen gegen die Gaſe und Trümmer. Sie blieben bis 2 Uhr, fuhren dann auf und meldeten die traurige Nachricht, daß alle 119 Mann todt ſeien. Ein Bergmann fuhr 2 Min. vor der Exploſion ein, 2 Bergleute ſind zufällig eine Minute vorher auf⸗ gefahren. Die Bergleute arbeiten hier in drei Ab⸗ theilungen, von denen zwei eigentlich Kohlen ge— wannen; die dritte beſtand aus Arbeitern, welche die Kohlen aufſammelten. Letztere ſind getödtet worden. Es befanden ſich unter denſelben 70 ver⸗ heirathete. Die Maſchinerie ſoll ganz neu und gut geweſen ſein. Wellen bei Magdeburg, den 15. Juli. Heute Morgen wurde unſer Ort durch eine ſchreck⸗ liche That in fieberhafte Aufregung verſetzt. Der hier allgemein in Achtung ſtehende, geſchickte und fleißige Gärtner U. erkrankte vor einigen Tagen mit ſeiner Frau. Der Mann geſundete, die Frau da⸗ gegen ſtarb. Dadurch wahrſcheinlich in Verzweif⸗ lung gerathen, ergreift der Mann Beil und Meſſer und tödtet damit ſeine beiden Kinder, einen Knaben von ſieben Jahren und ein Mädchen von fünf Jahren. Danach erhängt er ſich ſelber ſo, daß er bei dieſer That und bis zu ſeinem letzten Augen⸗ blick noch in das Anlitz ſeiner todten Frau hat ſchauen können. Bei näherer Unterſuchung ergab ſich, daß dem Knaben die Kehle mit einem ſcharfen Meſſer durchſchnitten war dagegen das Mädchen einen Stich in der Schläfe und einen im Halſe hatte. Auſſerdem war beiden Kindern der Schädel eingeſchlagen. Das mit Blut bedeckte Beil ſtand in der Ecke. In der Taſche des erhängten U. fand ſich ein Zettel vor, aus dem hervorgeht, daß ihm durch den Tod ſeiner Frau — ſeiner treuen Be⸗ ratherin — jeder Halt verloren gegangen war. (Un wetter.) Ueber Linz und Urfahr ent⸗ lud ſich Samstag Nachts ein Gewitter, das von einem furchtbaren Hagelſchlage begleitet war. Die Schloſſen ſchlugen durch die Fenſter in die Zimmer, ſo daß die Bewohner vielfach genöthigt waren, ſich zu flüchten. Das Hageln dauerte drei Viertel⸗ ſtunden, ſo daß Straßen und Dächer mit einer weißen Decke überzogen waren. Der Verluſt der Fenſterſcheiben iſt kaum zu berechnen. Die Ort⸗ ſchaften Pöſtlingberg, Pauſching, Grünburg, Haar⸗ bach, Steeg, Kramaſtetten, Lichtenberg, Katzbach, Bachl, Steyeregg, Perg und Mauthauſen ſind leider vollſtändig ihrer Ernte beraubt. — Aus der bayriſchen Rheinpfalz den 17. Juli. Der Gemeinde Ingenheim bei Landau iſt von einem in Frankfurt a. M. geſtorbenen Iſraeliten, J. Marz, der von dort ſtammte e Kapital von 25,000 M. teſtirt worden, deſſen Zinſe für die Ortsarmen ohne Unterſchied des Glaubens⸗ bekenntniſſes verwendet werden ſollen. Für di Stiefmutter des Erblaſſers ſind 30,000 M. per zinslich angelegt, die nach deren Ableben der Ge meinde zu gleichem Zweck zufließen. „ durch die „Schl. Z.“ vom 7. dss. ſuch „ein Kunſtgärtner, verheirathet, dauernde Stellung und würde derſelbe auch Stellung als unverheirathe ter Gärtner annehmen.“ Das iſt wirklich ein Kunſt gärtner. — (Ausgeglichen.) Ich weiß wohl, ich habe den großen Fehler, daß ich gar zu viel au mich halte. O, das gleicht ſich aus, Her Schneidewin; andere Leute halten deſto weniger auf — (Ein glückliches Ehepaar.) „Wie kommt's denn, daß die Mülleriſchen ſo glücklich mit⸗ einander leben? Jetzt ſind ſie ſchon 22 Jahr ver heirathet, und haben noch nie einen Streit gehabt!“ — „Das iſt ſehr einfach. Sie waſcht den ganze Tag außerm Haus und Er iſt Nachtwächter.“ Das Weib gleicht einer freien Ueberſetzung des Mannes; ſie bemächtigt ſich des Orginals, ohn ſich an den Text zu halten. 5 Ein rechtes Hoſſen und ein rechtes Lieben if beſſer, als nie klar über ſeine Empfindungen werde und dadurch immer in Selbſttäuſchung befangen ſein 8 HFandels⸗ Nachrichten. Mannheim, 12. Juli. (Produkten boͤrſe) Folgendes ſind die bezahlten Preiſe: (Pe 100 Kilo. Preiſe in Weizen, pfälzer 23.— bis 24.—. rufſtſch 24.50 bis —.— Amerikaniſcher 25.50 bis 25.75 ungariſcher —.— bis —.—. Neuer Spring 23.50 bis —.—. Californiſcher Weizen 19.50 bis 20.50 Roggen, pfälzer —.— bis —.—. ruſſiſcher 19.— bis —.—. franz. — .— bis —.—. amerikaniſche —.— bis —.—. Gerſte hieſiger Geg. 17.— bi 17.50. pfälzer 17.50 bis —.—. ungar. —. bis —.—. Hafer badiſcher 15.50 bis 15.75 württemberg. Alp 16.— bis —.—. ruſſiſche —.— bis ——. Kernen 23.50 bis 24.— Bohnen 25.— bis 27.— Linſen —.— bis —.— Wicken 17.50. bis 18.—. Erbſen —.— bs —.—. Kohlreps, deutſcher 27.— bis —.— ungar. 27.— bis Kleeſamen deutſche 1. Sorte — — bis —.—. 2. Sorte —.— biz Provencer —.— bis Luzerne —.— bis —.—. Esparſette —.— bis —.—. Weizenmehl per 100 Kilo mit Sack Nr. 1. Nr. 2. Nr. 3. Nr. 4. 36.— 35.— 32.— 28.50. —.— 7 Nr. 0. 39.— N wiß iſt, daß es als ein Attribut des Schmollens und des Grams zu betrachten iſt; zwei Seelen⸗ ſtimmungen, die nicht nur den damit behafteten, ſondern auch den frei⸗ oder unfreiwilligen Zeugen derſelben ſehr läſtig fallen können. Eine Wahrheit, die ihr zeugendes Moment u. A. in jenem Zeitpunkt findet, wo in einer noch eben fröhlich und ſchwung⸗ haft plaudernden kleinen Geſellſchaft plötzlich der Unterhaltungsfaden reißt, und zum peinlichen Er⸗ ſtaunen Aller eine Stille eintritt, die nur von irgend einem Anweſenden durch die Bemerkung unterbrochen wird, da ſoeben ein Engel durchs Zimmer geflogen ſei worauf dann irgend eine ſkeptiſche Dame der Geſellſchaft das angeknüpfte lockere Fädchen durch die Frage weiter ſpinnt: „Ja, ob es wohl wirklich Engel gibt?“ „Ei gewiß,“ erwidert dann ein junger Süßholzraspler, „ſehen Sie ſich doch z. B. nur Fräulein X. an.“ Und nun ſchnurrte das Rädchen — vulgo die Mäulchen — luſtig wieder weiter. In Antonio's Zimmer hatte ſich nun der eben erwähnte unſichtbare Engel ſchon eine gute Weile im Fliegen geübt, als dem Bruder Antonio endlich der Geduldsfaden riß, und ſich leidlich unwirrſch an ſeine Tochte Felice wendete, indem er ihr im Tone des Vorwurfs ihre Sauertöpfigkeit verwies. „Das ſchweigt und ſeufzt, und ſeufzt und ſchweigt,“ begann er ſeine Rüge. „Ich wünſchte daß die Natur Euch etwas Beſſeres gelehrt hätte, als dieſe jämmerliche Seufzerlitanei, die kauder⸗ wälſcher noch als Hebräiſch und Chaldäiſch klingt. Warum nicht gerade heraus mit der Sprache? Laß uns die Raupe endlich einmal kennen, die ſich bei Dir eingeniſtet, und Deinen ſonſt ſo lebensfriſchen Humor angenagt hat.“ Felice — beiläufig bemerkt, eine achtzehnjährige Schönheit — legte die Rechte aufs Herz, indem ſie mit der Linken eine ſich hervordrängende Thräne trocknete, und dabei leiſe ſeufzte: „Ach, ich weiß es nicht; mir iſt das Herz ſo weh!“ Drob ſchlug nun Frau Beate eine helle Lache auf und meinte: „Wir werden dem armen Kinde wohl einen Bruſtthee kochen müſſen.“ 1 Felice zuckte ſchmerzhaft 1 1 5 ind Antonio warf der hämiſchen Stiefmutter nur ein einziges Wort; ihren Namen entgegen, begleitet jedoch von einem Blick und einer Betonung, aus denen ſich die boshafte Frau einen ſcharf verweiſenden Vorwurf extrahiren konnte der ſchärfer nicht gedacht werden mochte. Doch daran dachte ſie augenſcheinlich nicht im Entfernteſten, denn mit gerümpfter Naſe, dem Symbol des ſpöttiſchen Trotzes, warf ſie den Kopf zur Seite und ſchwieg. Meiſter Antonio irgnorirte dieſe vulgäre Mimik, denn was ſie ſagen wollte oder ſollte, war ihm nicht unbekannt, und ſein Intereſſe für den Augenblick nur einzig auf Felice concentrirt; denn unverkennbar nagte irgend ein böſer Wurm heimlich an dieſer noch unverſchloſſenen zarten Knospe. „Das Herz alſo?“ begann er ſanft. „Sſeh mein Kind, das Herz iſt ein großer Muskel, der ſeines Amtes Pflicht entſprechend, die Lebensbäch friſch und fröhlich durch die Adern treibt. Schmetz darf er dabei nicht erregen, das iſt gegen die Ab rede. Da müßten mir denn wohl zu einem Arzle ſchicken? Was meinſt Du, mein Kind?“ Felice ſchwieg. Die Mutter aber, als ſie vog einem Arzte reden hörte, erhob ſich raſch, und m den Worten: 5 „Ich glaube beſſer zu wiſſeu, zu wem ing Botſchaft ſenden müßte,“ machte ſie einen raſche Gang durchs Zimmer. Die Männer nahmen davon keinerlei Noli Antonio aber füllte ſein und Felicens Glas, und ſprach zu ihr, wie halb im Scherz: „Sieh einmal, mein Kind, wie der Tolgien freundlich perlet, ein Gläschen guten Wein ins kranke Herz gegoſſen, das friſcht den Lebensmuth, denn wiſſe: der Wein verſtehts wie keiner, die böſe Grillen zu ertränken, die eigentlich ein Kind faßß noch, wie du es biſt, nicht einmal dem Namen nach kennen ſollte.“ Nun aber miſchte auch Geronimo, der Brüdde ſich in das Geſpräch, das anfing, umergmichlich zu werden. 5 Redaction, Druck und Verlag von Wucherer & Molitor Ladenburg. em u! I