7 5 Kllgemeiner Nenzeiger für Ladenburg und Schriesheim. Poſtproviſion. nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich 1 Du. 20 Pf. mit ilkuſtrirtem Anterhaktungsblatt 1 Mk. 70 Pf. exel Jnſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, finden ſofortige Aufnahme und werden die ein⸗ paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit 20 Pf. berechnet. Rabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kaiſer“ jederzeit Inſerate an. — Alle Annoncen⸗Expeditionen Bei größeren Aufträgen entſprechende Nr. 58. Wiktwoch, den 21. Zuli 1880. Volitiſche Aeberſicht. Man darf es den Franzoſen nicht gar ſo übel nehmen, daß dieſe Woche bei ihnen der „Becher berſchäumte,“ ſelbſt ein weniger heißblütiges Volk als unſere weſtlichen Nachbarn würde anläßlich eines Feſtes, wie es die Republik am 14. Juli feierte, warm geworden ſein. Daß der Chauvinismus bei Leiner derartigen Gelegenheit Orgien feiern werde, war vorausſichtlich, aber immerhin muß anerkannt werden, daß die Regierung, ſoweit ſie dies zu thun im Stande war, alle Kundgebungen unterdrückte oder wenigſtens abſchwächte, welche im Auslande, vorzüglich in Deutſchland böſes Blut zu machen geeignet erſchienen. Es iſt nicht unſere Aufgabe llund würde auch den Rahmen der Wochenſchau, die iin ihrer Hauptſache eine Rekapitulation der wichtigſten Wochenereigniſſe ſein ſoll, weitaus überſchreiten), die ethiſche Seite des Baſtillefeſtes zu ſeiziren. Un⸗ bedingt zugeſtehen muß man, daß die Leute, welche in Paris jetzt das Staatsruder in Händen haben, dasſelbe geſchickt handhaben. Statt ſich von den extremen Parteien drängen zu laſſen und dadurch zum willenloſen Werkzeug einer Koterie zu werden, hat die Regierung ſelbſt die Initiative ergriffen, iſt in jeder Beziehung ſo aufmunternd und liberal vorgegangen, daß es den Radikalen mit dem beſten Willen nicht möglich wurde, über Vergewaltigung, Polizeiwillkühr, Druck und wie die beliebten Schlag⸗ wörter heißen, zu klagen. Die Vertheilung der neren Fahnen an die Regimenter wurde ſo innig mit der Feier des Tages verſchmolzen, daß der militäriſche und volksthümliche Theil des Feſtes nicht als etwas apartes, ſondern daß ſie, eines das andere ergänzend, als ein Ganzes erſchienen. Und ſo geſtaltete ſich die Feier zu einem grandioſen Nationalfeſte und die feindſeligen Demonſtrationen, welche hie und da verſucht wurden, fielen um ſo lläglicher ab, je prätentiöſer ſie auftraten und je ungeſchickter ſie in Scene geſetzt waren. Wenden wir die Blicke von Frankreich auf Oeſtreich, ſo ſehen wir, wie die Hauptſtadt des letzteren ſich anſchickt, das J. öſtreichiſche Bundes⸗ ſchießen, welches dieſen Sonntag beginnt, ſo groß⸗ artig wie möglich zu geſtalten. Der Kaiſer und der ganze Hof werden der Fahnenweihe, welche der Erzbiſchof von Wien, Kardinal Kutſchker, unter Aſſiſtenz der Geiſtlichkeit der Hauptſtadt, vornimmt, beiwohnen. 12,000 Schützen nehmen on dem Feſt⸗ zuge, der ſich über die Ringſtraßen Wiens bewegen wird, Theil. Daß ſich das Feſt, trotz aller Mühe, die ſich die Regierung gibt, dies zu verhindern, zu einer großartigen Manifeſtation des deutſch nationa⸗ len Gedanken geſtalten wird, das ſteht heute ſchon feſt, ebenſo wie es ſicher iſt, daß weder die Regier⸗ ung noch die Polizei es wagen wird, die alten deutſchen Farben: ſchwarz⸗ roth⸗gold zu verbieten. Wie unſer Pariſer Correſpondent über das „Baſtille⸗ feſt,“ ſo wird unſer Wiener Correſpondent über das „Schützenfeſt“ erſchöpfend berichten, wir ſind daher in der Lage, unſern Leſern von dieſen beiden heterogenen Ereigniſſen detaillirte und anſchauliche Bilder vor Augen zu führen. Auf der Tagesordnung des italieniſchen Parlaments ſtehen nach wie vor finanzielle Fragen von der höchſten Wichtigkeit. Die hervorragendſte derſelben iſt die Aufhebung der Mahlſteuer, dieſer ebenſo drückenden als verhaßten Auflage. Der Deputirte Berti hat dieſer Tage eine glänzende Rede zu Gunſten der Aufhebung dieſer Steuer gehalten, die auf Antrag der Kammer auf Staatskoſten ge⸗ druckt und im ganzen Lande vertheilt werden wird. Großen Kummer macht der Regierung das Wieder⸗ erwachen des Räuberunweſens in Kalabrien und auf der Inſel Sizilien. Es iſt dies eben auch eine Folge der traurigen Agrarverhältniſſe in Italien, woſelbſt es faſt gar keine freien unabhängigen Bauern, ſondern nur Pächter gibt, die in ihrem Leben auf keinen grünen Zweig kommen können und denen es deßhalb auch wenig Ueberwindung koſtet, den Pflug mit der Büchſe zu verkauſchen und dem „edlen“ Räuberhandwerk obzuliegen. Das Letztere ernährt ſeinen Mann beſſer als das Erſtere und wenn gar ein „fetter Fang“ glückt, dann iſt der Räuber zeitlebens ein gemachter Mann, hängt die Büchſe an den Nagel, und läßt ſich in ſeinem Heimathsorte zum — Bürgermeiſter wählen! Die orientaliſche Frage, die in voriger Woche ein ſo drohendes Ausſehen hatte, iſt wieder etwas „verſumpft.“ Die Griechen marſchiren noch nicht, um ſich ihr „gutes Recht“ mit den Waffen in der Fauſt zu ſichern, aber zwiſchen den Montene⸗ grinern und Albaneſen iſt es bereits zum Naſen⸗ und Ohrenabſäbeln gekommen. Dagegen hat ſich der Sultan einen National⸗Oekonomen aus Deutſch⸗ land, Herrn Vondermann, verſchrieben, der das perpetuum mobile, in die leeren türkiſchen Kaſſen Geld zu zaubern, erfinden ſoll. Wir fürchten, der Liebe Mühe dürfte da eine vergebliche ſein; Herr Vondermann wird bald erkennen, daß es leichter ſein dürfte, aus einem Stein Waſſer zu preſſen, als Geld in die bodenloſen Kaſſen des Sultans zu hexen. Die Berufung dieſes National⸗Oekonomen erſcheint auch faſt als nichts anderes, denn als neuer türkiſcher Schwindel. Dem Sultan geht das Waſſer an die Kehle, England und Frankreich be⸗ ſtehen auf einer Ordnung der Finanzen, da beruft der Padiſchah zu dieſem Zwecke einen Deutſchen und dreht den Franzoſen und Engländern damit eine Naſe. Schlau ſind dieſe Türken, das muß man ihnen laſſen. In Marokko ſcheint das Ende aller Dinge immer näher zu rücken. Der Madrider Rongreß hat die Souveränität, des Kaiſers arg eingeſchränkt, mehr aber als dies rütteln die Kabylen an dem Beſtande des Staates. Die morolkaniſchen Truppen haben bis nun in allen Gefechten mit den auf⸗ ſtändigen Kabylen den Kürzeren gezogen und es ſcheint faſt, die Zeit iſt nicht mehr ferne, in welcher der Zeitpunkt ſich an ſeine europäiſchen „Freunde“ um Beiſtand gegen die Revolution wenden wird. Daß er damit das Todesurtheil ſeiner Herrſchaft unterſchriebe, iſt ſicher, denn Spaaien, Frankreich und England paſſen wie Füchſe auf den Augenblick, in dem ſie ſich in die inneren Verhültniſſe des Marokkos miſchen können. Daß ſie das Land, ſind Feuilleton. Geſchichtliche Novelle von Fr. Clemens. (Fortſetzung). „Gott grüß Euch, Pater Felix, tauſendmal“ begann der alte Stainer. Kommt doch herein und raſtet hier ein wenig, die Sonne meinte es heute ehrlich gut mit uns; es wird wohl Gewitter eben.“ — „Für diesmal nicht!“ entgegnete der Mönch ich muß ins Thal hinab zum Marienfeſte. — Doch, was ich ſagen wollte: — dies iſt euer Sohn? E nicht wahr?“ „Ja wohl, Herr Pater!“ — nahm die Frau das Wort, und ihre Stimme verrieth, daß ſie dieſe 1 Bejahung mit Freuden gab; — „es iſt das älteſte Küchlein aus einem vollen Neſte“ — fügte ſie hin⸗ u — „der jüngſte von ſieben Lebendigen zählt erſt ein Jahr. — Ja, ja, das koſtet Brotſchnitte Herr Pater; das junge Volk verlangt was auf den Zahn. — Je nun, an Gottes Rathſchluß ſoll man nicht glauben und mit Fleiß und Frömmigkeit bringt man die kleine Brut zuletzt doch groß.“ Das konnte der Pater nicht beſtreiten, doch hatte ſein Intereſſe ſich eine ganz andere Richtung abgeſteckt, und um dem Ziele näher zu kommen, fragte er ganz unbefangen, ob man jemals von einer Stadt, Cremona geheißen, etwas vernommen habe? — „Der Stadt am Po?“ meinte der Alte, „O ja, ich habe davon gehört,“ und etwas Näheres ſtöberte ſogleich die Frau in ihrem Gedächtnißſchätz⸗ lein auf. „Ei,“ ſprach ſie keck, „was ſollt ich nicht! — Mein Vater, der einſt mit Decken durch dieſe Län⸗ der zog, iſt oft dort eingekehrt, wenn er die großen Städte Mailand und Florenz beſuchte. — Ach, lieber Herr, das war auch ein fleißiger Mann — Gott hab' ihn ſelig! — ſo wie die Lerche kam und ihren erſten Sang trillerirte, ergriff er ſeinen Stab, und manchen blanken Gulden, ehrlich gewonnen, trug er heim. Nun iſt er todt!“ — Der Pater wünſchte ihm eine ſanfte Ruheſtätte und war erfreut, daß der Erzählerin Zunge endlich raſtete. Auch ſchwieg er deſſen nicht, ſondern bat vielmehr, da ſeine Zeit gemeſſen ſei, ihm auch ein⸗ mal das Wort zu gönnen und ruhig zuzuhören, da er im Sinn habe, ihnen etwas recht Liebes und Gutes zu thun. „In jener Stadt, die ich Euch eben nannte,“ begann er denn, „lebt zur Zeit ein würdig Künſtler⸗ Paar; ſie ſind Brüder und mir verwandt und be⸗ freundet; ihr Name iſt Amati, Geigenbauer ſeit manchen Jahren ihr Geſchäft, und zwar wird das⸗ ſelbe in einer Art betrieben, daß alle Länder ähre Kunſt bewundern, und alle Geigenkünſtler in der Welt nach ihren Inſtrumenten trachten. — Bin ich nun zwar kein Geiger, ſo nenne ich mich doch mit Ueberzeugung ein guter Kenner und war als ſolcher hoch erſtaunt, als ich den Knaben Jacob, Euern älteſten Sohn, bei ſeinen Schafen, aus eignem An⸗ trieb, mit einem ſchlechten Meſſer ein Kunſtwerk ſchnitzen ſah. — Seht Leute, daß ſo etwas vor unſern Angen in der Welt geſchieht, geſchehen kann, iſt Gottes Finger, auf deſſen Wink zu achten jedes Menſchen Pflicht iſt. — Darum denn, ſo ſage ich