Allgemeiner für Lade Anzeiger nhurg und Schriesheim. Poſtproviſton. paltige Petitzeile oder deren Raum mit 10 Pf., nehmen Inſerate für uns an. Erſcheint Mittwoch und Samstag und koſtet vierteljährlich ! M. 20 Pf. mit ikkuſtrirtem Anterhaltungsblatt 1 Mk. 70 Ff. erel Juſerate, welche am Tage vor dem Erſcheinen bis Mittags 12 Uhr in der Expedition eingehen, 55 20 Pf. berechnet. f Nabattbewilligung. — Für Schriesheim nimmt Herr Gaſtwirth Franz Carqus zum „deutſchen Kgiſer“ jederzeit Inſerate an. Local-Anzeigen mit 6 Pf., Reclamen mit finden ſofortige Aufnahme und werden die ein Bei größeren Aufträgen entſprechende — Alle Annoncen⸗Expeditionen Nr. 54. Mittwoch, den 7. Juli 1880. Volitiſche Aeberſtcht. Die Berliner Nachkonferenz, von welcher im Grunde genommen nur Aufhebens machte, weil die in Berlin tagte, was ihr immerhin einen gewiſſen Nimbus verlieh, hat ihre Arbeit beendet. Zu Gunſten der Griechen iſt der Türkei wieder ein tüchtiges Stück Land amputirt worden und es fragt es ſich nur, ob die Pforte damit zufrieden iſt, oder aber, benn ſie ſich gegen die Ausführung der Beſchlüſſe er Berliner Nachkonfenz ſträubt, ob die Großmächte ſie gewaltſam dazu zwingen werden, ihnen zu Willen zu ſein. Das Schönſte dabei iſt, daß die Griechen, denen die Konferenz einen Zuwachs von ca. 400,000 Seelen dekretirt hat, darüber murren, daß ſie ſo wenig erhalten. Wenn ſie nur erſt das hätten, wos man ihnen zugeſprochen! 3 In Oeſtreich hat ſich wieder eine Häutung des Miniſteriums Taffe vollzogen. Die im Geruche des Liberalismus ſtehenden Miniſter Stremayer, Horſt und Korb ſind aus dem Kabinete geſchieden, ebenſo der farbloſe Here v. Kriegsau und an ihre Stelle ind die Herren Kremer, Streit und Welſersheimb getreten; die beiden erſteren Beamte, der letzte Ge⸗ neral, alle drei Männer ohne politiſche Vergangen⸗ heit. Den Stempel drückt dem rekonſtruirten Ka⸗ binet Taffe die Ernennung des Polen Dunajewski m Finanzminiſter auf. Dunajewsky verſteht von nem Reſſort ſo wenig, als Kriegsau von dem⸗ ſelben verſtand, allein er iſt ein geſcheidter Kopf, einer der Führer der Rechten des öſtreichiſchen Reichsraths und dürfte in dem Miniſterium bald eine dominirende Stellung einnehmen. Daß die öſtreichiſche Verfaſſungspartei dem rekonſtruirten Ka⸗ inet gegenüber noch entſchiedener Front machen wird, als ſie dies dem Grafen Taffe gegenüber ge⸗ ſhan, liegt in der Natur der Sache. Man erachtet in liberalen Kreiſen Oeſtreichs, daß Graf Taffe in nicht zu ferner Zeit aus dem Amte werde gedrängt werden und ein Kabinet Hohenwart⸗ Dunajewski⸗ Meeger ſich inſtalliren werde. Das wäre die nackte Reaktion, der Förderalismus in ſeiner graſſeſten Geſtalt, die neue furchtbare Stürme über den Kaiſer⸗ ſtaat heraufbeſchwören müßte. Der 30. Juli war für die religiöſen Orden in Frankreich ein ſchwerer Tag. Mit ihm lief die Friſt ab, welche die Regierung den geiſtlichen Kon⸗ gregationen mittelſt der Delrete vom 29. März ds. Is, gegeben. Es kam anläßlich der Ausführ⸗ ung dieſer Dekrete, welche die Schließung aller von der Regierung nicht autoriſirter geiſtlicher Lehr⸗ und Erziehungsanſtalten u. ſ. w. anbefehlen. Der ruſſiſch⸗chineſiſche Krieg, der ſchon lange drohte, ſcheint nun zum Ausbruche gekommen zu ſein: Londoner Nachrichten lauten dahin, es hätten zwiſchen den ruſſiſchen und den chineſiſchen Truppen breits mehrere Zuſammenſtöße ſtattgefunden, die un⸗ glücklich für die Ruſſen verlaufen ſeien. Es iſt natür⸗ lich ſchwer zu beurtheilen, wieviel an den engliſchen Meldungen Wahrheit und wie viel Dichtung, allein glaubwürdiger als die ruſſiſchen Dementis erſcheinen ſie immerhin. Daß, wenn der Krieg zwiſchen Ruß⸗ land und China noch nicht offiziell deklarirt iſt, dies nicht mehr lange anſtehen kann, iſt klar. Beiderſeits wird nach Kräften gerüſtet; beiderſeits iſt man ent⸗ ſchloſſen, mit aller Macht in den Kampf einzutreten. Für Rußland iſt in dem Kriege nicht viel zu holen, dagegen dürfte derſelbe ihm neue koloſſale finanzielle Opfer auferlegen, für welche es im günſtigſten Falle keine nennenswerthe Entſchädigung erhalten wird. 5 Deutſchland. Ladenburg den 6. Juli. Das Tabak⸗ ſteuer⸗Geſetz vom 16. Juli 1879. Fortſetzung. 6. Eine Erſtreckung der Zahlungsfriſt über den 15. Juli des auf das Erntejahr folgenden Jahres tritt nur dann ein, wenn die Steuerbehörde ent⸗ ſprechenden Kredit bewilligt hat oder aber wenn der Tabak in eine für unverzollte Waare beſtimmte oder mit Bewilligung der Steuerbehörde ausſchließlich für dieſen Zweck eingerichtete öffentliche oder unter amt⸗ lichem Mitverſchluß ſtehende Privatniederlage abge⸗ fertig worden iſt. a 7. Kreditirung der Steuer. a) Der Antrag auf Bewilligung eines Tabakſteuer⸗Kredits iſt ſchrift⸗ lich bei dem Hauptſteueramt einzureichen. b) Nur für Steuerbeträge über 100 M. kann Kredit ge⸗ währt werden. 6) Die äußerſte Friſt für die Kredit⸗ gewährung iſt der 15. Oktober des auf das Ernte⸗ jahr folgenden Jahres; bei einer Abmeldung des Tabakes aus einer Niederlage indeß iſt die Stener⸗ entrichtung bis zum 25. des dritten auf den Fällig⸗ keitstermin folgenden Monats gefßfattet. d) Der um Steuerkredit Nachſuchende muß entſprechende Sicherheit leiſten durch Deponirung von Werth⸗ papieren, Wechſeln u. ſ. w. e) Wer die Zahlung der geſtundeten Beträge einmal verſäumt hat, ver⸗ liert den Anſpruch auf fernere Kteditbewilligung. 8. Verbringung des Tabaks in Niederlagen. a) Ueber die Errichtung von Niederlagen, welche ausſchließlich der Lagerung von inländiſchem Tabak dienen, entſcheidet die Direktivbehörde. Die Be⸗ willigung iſt eine jederzeit widerrufliche. Sie ſoll nur dann ertheilt werden, wenn ein Bedürfniß im Intereſſe des Verkehrs vorliegt; bei Privatlagern iſt außerdem erforderlich, daß die Niederleger das Vertrauen der Verwaltung genießen und entweder ſelbſt am Lagerort wohnen oder einen dort wohn⸗ haften geeigneten Vertreter beſtellen. bp) Die Ver⸗ bringung des Tabaks in die Niederlage erfolgt nur nach vorheriger ſchriftlicher Anmeldung und unter amtlicher Kontrole. Wird der Tabak innerhalb der von der Steuerbehörde geſetzten Friſt nicht in die Niederlage verbracht, ſo muß auf Anfordern die Steuer ſofort entrichtet werden. c) Mit der Verbringung des Tabaks in die Niederlage erliſcht die Verflichtung zur Entrichtung der ſ. 3. für das betreffende Quantum feſtgeſtellten Steuern, der Tabak wird erſt dann wieder, wenn ſeine Abmeldung aus der Niederlage erfolgt, zur Verſteuerung beigezogen und zwar mit demjenigen Gewicht, welches er zur Zeit der Abmeldung hat (Auslagerungsgewicht.) Die Gewichtsverluſte, welche durch Austrocknen des Tabaks in der Zeit zwiſchen der Verwiegaung und Verbringung in die Niederlage — ſei es in der peuilleton, Careau- König. 5 Novelle von Friedrich Rüffer. (Fortſetzung.) Der erſte Laut, der ſich wieder vernehmen ließ, kam vom General. Er ſummte eine Lieblings⸗ Melodie in den Bart. „Nun, wie ſteht's, meine Damen,“ rief er, nachdem er mit ſeiner Romanze fertig war, „morgen geht die Reiſe fort, dann wollen wir einen Monat lang in Carlsbad hauſen. 1 Alle blieben ſtumm, aber aus Heinrich's Augen blitzte ein Strahl der Freude. „Wie weit biſt Du mit Deinen Bagagen, Cüglie ?“ frug der General weiter, „die Hauben, die Hüte, die Schachteln, iſt Alles in Bereitſchaft?“ Cäcilie rang ſichtlich nach Muth: „Es iſt Alles für Ihre Abreiſe beſorgt,“ ſprach ſie mit gedämpfter Stimme. — „Für meine Abreiſe, was fällt Dir denn ein, reiſen wir denn nicht Alle zuſammen.“ — „Nein, mein Herr.“ — „Na, warum denn nicht, was haben die gnädige Sie bis Teplitz zu begleiten. In dieſer Gegend haben Sie ein Landgut und ein ſchönes Schloß, das wir noch nicht geſehen haben, da können wir bleiben, bis Sie von Carlsbad zurückkommen.“ — „Wie, Ihr wollt mich in Carlsbad allein laſſen? Das wäre was Schönes.“ — „Das habe ich nicht geſagt, vielmehr war ich entſchloſſen, die ganze Zeit über bei Ihnen zu bleiben, aber da Heinrich nun auch nach Carlsbad reiſt, ſo fehlt es Ihnen ja nicht an Begleitung und Beiſtand und Sie bedürfen unſrer nicht mehr.“ Der General konnte ſich nicht länger halten, er ſprang auf. „Was,“ ſchrie er vor Zorn glühend, „hält man mich für einen Rekruten, daß man mir ſo mitſpielt !? Meint man, ich werde mich von einem Weihe, von einem un⸗ artigen Kinde an der Naſe herumführen laſſen? Sie werden mitreiſen!“ Cäcilie erhob ſich, ſie ſprach mit feſter Stimme, ſcheinbar kaltblütig: „Ich reiſe nicht mit.“ — „Warum nicht? Laß hören.“ — „Warum?“ fragte ſie gedehnt. Sie raffte allen Muth zuſammen, ſie überwand ihr Zittern und war auf Alles gefaßt, nur ihrer Pflicht gedenkend, erklärte ſie mit halb erſtickter, halb entſchloſſener Das war dem General zu viel, und er wäre vielleicht wüthend über ſie hergefallen, hätte nicht ein leiſes Stöhnen aus einer entfernten Ecke des Saales unſrer Aufmerkſamkeit in Anſpruch genom⸗ men. Heinrich befand ſich unwohl und drohte um⸗ zuſinken. Der Unmuth des alten Herrn wendete ſich plötzlich von ſeiner Gattin auf ſeinen Neffen: „Der alberne Junge, wie unvorſichtig, er ſchont ſich gar nicht! Von dem langen Stehen wird die Wunde wieder aufgebrochen ſein. Ich hab's ihm wohl ge⸗ ſagt, aber er folgt mir nicht, der heilloſe Junge. Eücilie war emſig um den Kranken beſchäftigt, rieb ihm die Schläfe und zeigte die rührendſte Theil⸗ nahme. „Ach ſieh da,“ rief der General voller Freude, „er ſchlägt die Augen auf“ Aber kaum war Heinrich wieder zu ſich gekommen, ſo entfernte ſich Cäcilie mit großer Haſt. Am Abend fand ſich der General wieder mit Heinrich und mir zuſammen. „Einen eiſernen Kopf hat ſie, das kleine Weibchen. — „Wie,“ rief Hein⸗ rich, „fie kommt alſo nicht mit nach Carlsbad?“ — „Nein, mein Sohn, wir Beide machen die Reiſe Frau für Gründe?“ Abſicht war nur, 1 Stimme: „Weil ich nicht will.“ und ſie bleibt die Zeit über mit ihrer Mutter auf 9 e