Tag gelegt. Undankbar wäre es daher, wenn be der heutigen Feſtfeier nicht zunächſt der Dankbarkeit und der unwandelbaren Treue und Ergebenheit gegen das erhabene Fürſtenhaus Ausdruck verliehen würde. In das ausgebrachte Hoch ſtimmten alle Anweſen⸗ Herr Geh.⸗Rath v. Pfeuffer hob die Verdienſte des Herrn Erzbis⸗ thumsverweſers beim Friedensſchluß zweſchen Staat und Kirche hervor und brachte auf dieſen ein Hoch den lebhaft und begeiſtert ein. aus. Berlin den 28. Juni. Die gegenwärtig von Agenten betriebene Verlockung deutſcher Coloniſten nach Serbien bietet, wie nach der „Köln. Ztg.“ feſtgeſtellt iſt, viele Gefahren, weßhalb davor ge⸗ warnt werden muß; ja, ſelbſt die Verleitung von Arbeitern, welchen vorgeſpiegelt wird, daß ſie bei den Eiſenbahnbauten beſchäftigt werden können, bringt den Verleiteten eine ſtarke Enttäuſchung, weil noch gar keine Eiſenbahnen dort gebaut werden. Berlin den 29. Juni. Fürſt Bismark iſt mit ſeiner Gemahlin und ſeinem Sohne, dem Grafen Wilhelm Bismark, heute Nachmittag 4 Uhr nach Friedrichsruhe abgereiſt. Berlin den 29. Juni, Abends. Die Con⸗ ferenz beſchäftigte ſich in der heutigen Sitzung mit den ihr von griechiſcher und albaneſiſcher Seite zu⸗ gegangenen Petitionen. Am Donnerſtag iſt die Schlußſitzung zur Unterzeichnung der Finalacte, welche die Conferenz⸗Entſcheidung enthält. Donner⸗ ſtag diniren die Theilnehmer der Conferenz beim ruſſiſchen Botſchafter. Berlin den 30. Juni. Die „Nordd. Allg. Ztg.“ iſt zu der Mittheilung ermächtigt, daß Fürſt Bismark ſich in Friedrichsruhe aller nicht dringlichen Dienſtgeſchäfte enthalten werde. Privatgeſuche an ihn würden ſämmtlich unbeantwortet bleiben. Berlin den 30. Juni. Die Kirchengeſetz⸗ Commiſſion des Herrenhauſes hat heute mit 11 gegen 2. Stimmen die kirchenpolitiſche Vorlage in der aus der dritten Leſung des Abgeordnetenhauſes hervorgegangenen Faſſung angenommen. Berlin den 30. Juni. Der Bundesrath hat heute das vom Reichstag beſchloſſene Geſetz wegen der Konzeſſionspflicht der Schanſpielunternehmer ein⸗ ſtimmig genehmigt. — Ueber die Anträge wegen Beſtimmung der Orte, an denen Privattranſitlager für Getreide zugelaſſen werden, wurde ſofort Be⸗ ſchluß gefaßt. In Bayern ſind dies München, Lin⸗ dau, Roſenheim und Ludwigshafen, in Baden Mann⸗ heim, in Sachſen Dresden und Leipzig. Der Bun⸗ desrath vertagte ſich alsdann bis Ende September. Ihre Königl. Hoheit die Großherzogin ſich bei dem heutigen Feſte vertreten laſſen und dadurch auch eine warme Theilnahme für das Kloſter ſelbſt an den i Verſchiedenes. — Aus Baden. In Sandhoſen wurde in der Nacht auf den 27. d. der dortige Bürger und Fobrikarbeiter Herweg von einem andern Einwohner, Hönig, erſtochen. Der Geſtochene konnte noch nach Hauſe gehen, dort brach er auf der Ruhebant zu⸗ ſammen, und war kurze Zeit darauf eine Leiche. — Bei dem am Sonntage von Karlsruhe nach Eberbach abgegangenen Vergnügungszuge ereignete ſich leider ein bedauerlicher Unglücksfall. In Hirſch⸗ horn überſah ein Bauersmann auszuſteigen, was derſelbe erſt gewahr wurde, als ſich der Zug bereits vorwärts bewegte. Nun ſprang der Mann in dem Augenblick von dem Wagentritt des noch in lang⸗ ſamer Bewegung befindlichen Zuges, als der Wagen über einen etwa 15 Fuß tiefen den Bahnkörper durchſchneidenden Waſſerdurchlaß fuhr. Der Unglück⸗ liche ſtürzte kopfüber in die Tiefe und blieb an⸗ ſcheinend todt auf dem Platze. — Falſche Fünfzig⸗ pfennigſtücke, mit der Jahreszahl 1876, mit dem Münzzeichen A und von dumpfem Klange, ſollen wieder in Umlauf ſein. Daher: Vorſicht! — Wien den 27. Juni. In der Erbſchafts⸗ angelegneheit des verſtorbenen Millionärs Ott hat die erſte Inſtanz entſchieden, daß die zahlreichen Perſonen, welche ſich mit ihren Erbſchaftsanſprüchen gemeldet, keine geſetzlichen Anſprüche zu machen be⸗ rechtigt ſeien und daß das Nachlaßvermögen im Be⸗ trage von 2.700,000 fl. zu Gunſten des Fiscus einzuziehen ſei. Die Abgewieſenen haben nun an die zweite Inſtanz Berufung eingelegt und ſteht ein intereſſanter, bedeutender Proceß in Ausſicht. — (Uebertragung eines Kuſſes.) Eine Mutter begleitete ihr Söhnchen bis zum Qmnibus; lebhaft ſprang Letzteres hinein und lief bis an das ent⸗ gegengeſetzte Ende, wo es ſich ſetzte. „Aber Bube,“ ſagte Mama, „gibſt Du mir zum Abſchied denn keinen Kuß?“ — „Ich kann nicht zurück! Ach, Herr Condukteur, geben Sie der Mama für mich einen ſchönen Kuß!“ — (Eine neue Art Hochzeitsreiſe.) Am Vor⸗ abend der kürzlich in Dresden gehaltenen Schul⸗ direktoren⸗Verſammlung ſtand auf dem Perron des Bohmiſchen Bahnhofes ein Schuldirektor aus der Sebnitzer Gegend, um mehrere Chemnitzer Collegen zu erwarten. Der Zug brachte auch die erſehnten Freunde und mit ihnen einen Collegen aus einem kleinen Städtchen des oberen Erzgebirges, den der Sebnitzer ſchon viele, viele Jahre nicht geſehen hatte. „Grüß Dich Gott, alter Freund,“ redete der Eine den Andern an, „das iſt recht, daß Du auch ge⸗ iſt es denn Dir immer die ganze Zeit daher ge⸗ gangen?“ — „Na, wie ſolls gegangen ſein,“ meinte 0 der Schulmeiſter von der Schneegrenze, „ſo, ſo, g, la, die Jahre daher, bis ich mich geſtern berheſrahe habe und jetzt meine Hochzeitsreiſe mache.“ — „Na, da gratulire ich von Herzen, aber ſage, wo it den Deine liebe Frau? Iſt ſie denn noch eig i Coupee?“ „Nee, nee,“ war die im keinen erzgebirgiſchen Dialelt gegebene Antwort, ges, ie, die is zu Hanſe geblieben, denn ſiehſte, Fritze, meente ſie, für uns beede werde die Hochzeitsreeſe doch zu koſtſpielig, mach' Du dieſelbe alleene. Nu, da hat ſie am Ende och ganz recht, und da ſiehſe mich nun och alleene auf der Hochzeitsreiſe, mein eher Karl.“ — (Das Aergſte.) „Es thut mir led, daß ich's Ihnen ſagen muß, allein Sie müſſen ſich bezüglich Ihrer Frau aufs Aergſte gefaßt machen!“ — „Alſo glauben Sie wirklich, Herr Doctor, daß ſie wieder geſund wird?“ 8 . Literariſches 55 (Deutſches Familienblatt.) Die uns zulegt zugegangenen Nummern enthalten außer der Forz⸗ ſetzung des Romans „Luckhardt und Söhne“ und des Schluſſes von Hans Hopfens „Onkel Don Juan“ eine Reihe höchſt werthvoller Beiträge, Vor allem nennen wir einen Arkikel des Reichs⸗Kom⸗ miſſars Reuleaux über die Melbourner Ausſtellung, welcher für Deutſchland einen vollen Erfolg dort in Ausſicht ſtellt. — Daran ſchließt ſich eine Biographie Reuleaux' mit einem meiſterhaft geſchnittenen Por⸗ trät deſſelben, welches jedenfalls auch den vollen Beifall des berühmten Kritikers finden dürfte. Auch Max Wirth iſt mit einem Beſtrag über die Pflege der Waſſerſtraßen zu den Mitarbeitern des Blattes getreten. Hans Herring feiert in einem größeren Artikel das 700jährige Jubiſsum der Wittelsbacher, Joh. Proelß der Dichter der Luſiaden, Luis de Camoens. Die Plauderecke erſcheint uns munterer, lebhafter und mehr auf die Zeit Rückſicht nehmend als bisher. Für die kommenden Quartale ſteht den Leſern eine Fülle von Gaben aus den beſten Händen in Ausſicht. Von Jenſen Wicherk, Ouida, Seidel, Lohmeyer, Sacher⸗Maſoch, Luiſe von Francois, A. von Auer, ſind Novellen und Romane zu erwarten. Ferner ein Beitrag von Fedor v. Köppen „Die Bismarks im Kirchenbann.“ Wir können unſeren Leſern beim bevorſtehenden Quartalwechſel ein Abonnement auf dies ebenſo billige, wie prächtige Deutſche Familienblatt recht f Pre Aurheilhe det ein; kommen biſt, nun ſage mir vor allen Dingen, wie angelegentlich empfehlen. Tiſch. „Na, das fehlte nur noch, der Heinrich iſt verwundet. Ich ſah Cäcilien leichenblaß werden. „Ja, eine Wunde hat er bekommen, einen Degen⸗ ſtich. Na, es iſt weiter keine Gefahr dabei, es geht ſchon wieder beſſer. Der Doctor hat ihm Teplitz verordnet, er kommt uns doch nach, morgen iſt er hier.“ — Mit geſpannter Erwartung ſah ich dem nächſten Morgen entgegen. Um zehn Uhr hörte man einen Wagen vorfahren. Heinrich entſtieg demſelben, trat in den Salon, umarmte ſeinen Onkel mit Herzlich⸗ keit und grüßte die beiden Damen mit Ehrerbietung. Er ſchien mir 25 Jahre alt zu fein, war groß und ſchlank gebaut, kurz, er konnte mit vollem Recht ein ſchöner, junger Mann heißen. Heute ſah er bleich und etwas leidend aus. Die Ermüdung von der Reiſe und vielleicht eine Aufregung noch andrer Art hatle ihn erſchöpft, und ſeine Wunde fing wieder an zu ſchmerzen. Ich beobachtete ihn und Cäcilien mit der größten Aufmerkſamkeit. Sie verrieth in ihren Mienen, in ihrem Benehmen nicht die geringſte Bewegung, begegnete dem jungen Mann mit wohl⸗ wollender Höflichkeit und erkundigte ſich theilnahms⸗ voll nach ſeinem Beſinden. Heinrich's Rührung hingegen war auf ſeinem offenen und ehrlichen Ge⸗ ſichte deutlich zu leſen und er hatte die größte Mühe, ſie niederzukämpfen. Am nächſten Vormittage — es war der letzte Tag vor unſrer Abreiſe nach Carlsbad — befand ich mich mit Cäcilien und ihrer Mutter im Salon, während der General mit Heinrich auf ſeinem Zim⸗ mer arbeitete. Die Baronin ſchrieb, Cäcilie ſaß am Flügel und ſpielte eine raſche, muntere Melodie. Sie ſpielte mit Luſt und glänzender Fertigkeit. Nein, dachte ich, mit einer unglücklichen Liebe im Herzen ſpielt man keine ſolche Variationen und am wenig⸗ ſten ſp'elt man ſie gut. Sie liebt ihn nicht. Ich ſann noch darüber nach, als die Thüre ſich öffnete und ein junger Arzt in den Saal tral, den ich von Berlin her kannte und der gleichfalls erſt vor wenig Tagen hier eingetroffen war. Wie Militärs beſtändig von ihren Compagnien und Autoren von ihren Büchern ſprechen, ſo Aerzte von ihren Kranken. Man kann ihnen das nicht ver⸗ wehren. So fing denn unſer junger Doctor als— bald von allerhand wunderbaren und ſeltſamen Curen zu erzählen an. Unter Anderem berichtete er, man habe ihn neulich zu einem jungen Mann gerufen, der im Duell eine ſchwere Wunde mit dem Degen erhalten habe. „Bedeutend,“ ſagte er, „war die Verletzung allerdings, aber auch von ganz uner⸗ klärlicher Beſchaffenheit. Die Waffe war nicht ge⸗ rade in den Leib, auch nicht von unten nach oben eingedrungen, ſondern von oben hinein in die Bruſt und abwärts. Der Patient ſelbſt war indeß von ſehr hohem Wuchs und ſein Gegner hätte, um ihm einen ſolchen Stoß beizubringen, noch ein gut Theil höher, mindeſtens ein Rieſe von 8 oder gar 10 Fuß ſein müſſen. Ich ſchöpfte Verdacht und ſetzte dem Verwundeten mit Gründen und Fragen ſo lange zu, bis er mir geſtand, er ſelber habe fich den Stich mit dem Degen in die Bruſt berſeßzt. Und wiſſen Sie, warum er das that? Rathen ſie einmal, aber nein, Sie lönnen es unmoglich erralhen es iſt gar zu unfinnig! Er wollte einen Vorwand 7 haben, nach Teplitz zu gehen, er beſchwor mich, ihm 5 Teplitz zu verordnen, und ich ließ mich nicht lange 0 bitten, denn es that ihm wirklich Noth.“ In Neat dem Augenblick tritt der General zur Thülre ein, Neue auf den Arm ſeines Adjutanten gelehnt. Kaum ſſt Reue Heinrich den Doctor gewahr geworden, ſo eilt er Nan — mit großer Freundlichkeit auf ihn zu: „Ach, Sie ſind da?“ und reichte ihm die Hand, „meine Damen, lieber Oheim, dieſer Herr iſt mein Aesculap, ich verdanke ihm mein Leben, und ich hoffe Teplitz wird meine Geneſung vollenden. Nicht wahr, Doxtor ! Sie haben es mir ja verordnet.“ Der Doctor brachte ſtotternd einige halbe Worte vor und empfahl ſich eiligſt. Der General ſetzte ſich bes haglich in den Lehnſeſſel zurecht, Heinrich lehnte aufrecht am Kamin und lächelte aus ſeligem Herzen, Die Baronin, unbeweglich vor Schreck, glühend vor Unwillen, wollte reden und fand nicht den Muth. Cäcilie war erblaßt, ſie ſaß in tiefem Sinnen, das Haupt in die Hand geſtützt. Ich betrachtete genau dieſe ſtumme Scene und fand ſie meiſterhaft. f vetden füt Verdien 9 ſich nan (Fortſetzung folgt.) Redackion, Druck und Verlag von Wucherer 7 eie Ladenburg.