mene Die Griechen rüſten jetzt ernſtlich, um, wenn es ſein muß, die Beſchlüſſe der Berliner Nachkon⸗ ferenz mit den Waffen zu unterſtützen. Man rech⸗ net in Athen feſt darauf, die Konferenz werde die Hauptforderungen der Griechen erfüllen, verhehlt ſich aber gleichzeitig nicht, daß die Türkei ſchwerlich autwillig neue große Landſtriche abtreten werde. Die Athener Regierung, welche ſich durch Frank⸗ reich und Italien, die ſich für die Forderungen der Griechen ſtark engagirt haben, den Rücken gedeckt weiß, raſſelt nun gewaltig mit dem Säbel. Ob die Pforte ſich dadurch wird einſchüchtern laſſen? Troz der franzöſiſchen Inſtruftoren, weſche das griechiſche „Heer“ ſich verſchrieben, dünkt uns dies wenig wahr⸗ ſcheinlich und es iſt immerhin möglich, daß die Frucht der Berliner Nachkonferenz ein griechiſch⸗ türkiſcher Krieg iſt, bei dem freilich auch im beſten Falle die Türkei nur — verlieren kann, da die Großmächte Griechenland ſchützen und das Os⸗ manenreich längſt auf dem europäiſchen Staaten Ausſterbeetat ſteht. PP. A AA ³˙¹¹R Deutſchland. Berlin den 24. Juni. Der Bundesrath be⸗ ſchloß heute, die auf der letzten Generalberſammlung der Wirthſchaftsreformer beſchloſſene Petft'on wegen Einführung der Doppelwährung, ſowie die Eingabe der kaufmänniſchen Korporationen wegen Beſchränk⸗ ung des Geſchäftsfreiſes der Reichsbank ablehnend zu beſcheiden. — Die Reiſe des Reichskanzlers nach Kiſſingen iſt noch zweifelhaft. Berlin den 27. Juni. Die Kirchenvorlage wird vorausſichtlich morgen in dritter Leſung ohne Artikel 2, 4, 7 und 11 m't ganz kleiner Mehrheit angenommen werden; die Freunde und Gegner des Compromiſſes berufen die fehlenden Abgeordneten telegraphiſch bierber. Der Schluß der Seſſion ſoll, wie die „Frkf. Ztg.“ meldet, am 3. Juli erfolgen. Ausland. onſtantinopel den 23 Juni. Der Scheif. ul Islam hat durch einen Fetwa das Todes⸗ urtheil gegen Veli Meh⸗met, den Mörder des ruſſi⸗ ſchen Oberſtlieutnants Kumerau, beſtätigt. Die Hin⸗ richtung durfte in den nächſten Tagen erfolgen. Die beiden Mitſckuldigen des Mörders werden ihre lebens längliche Kerkerhaft in Aſien büßen. London den 23. Juni. Nach einer hier ein⸗ getroffenen Depeſche ſind die Ruſſen in voriger Woche in einer blutigen Schlacht von den Turko⸗ beſiegt und zum Rückzug gezwungen worden. 2 Verſchiedenes. 7 Theater in Ladenburg. Wie wir hören wird am Freitag den 21. Juli, Frl. Derleth, Sängerin vom Darmſtädter Hoftheater als Nandl im Verſpechen hinterm Herd, dieſem bekannten und allbeliebten Alpenſtückchen von A. Baumann gaſtiren, ouch m Zwiſchenakte wenns angeht eine noch zu beſtimmende Arie vortragen. Die Dekorationen ſind theilweiſe neu angefertigt, ſo daß das Stück ſo gut als möglich ausgeſtattet iſt; wir machen die hieſigen Theaterliebhaber darauf autmerfſam und wünſchen, daß Herr Dir. Hamilton für ſeine Bemühungen ein recht volles Haus erzielen möchte. — Leipzig den 24. Juni. Eine jetzt er⸗ ſchjenene amtliche Zuſammenſtellung der furchtbaren Wirkungen des in der Oberlauſitz niederge⸗ gangenen Wolkenbruchs läßt erſt die ganze Größe des dodurch angerichteten Unglücks erkennen. Die Zahl der konſtatirten Todten iſt nun auf 70 an⸗ gewachſen. Gebäude ſind weggeriſſen 47, ſo be— ſckädigt, daß ſie abgetragen werden müſſen, 138, etwas weniger beſchädigt etwa dritthalbhundert. In einem einzigen Orte wurden von 300 Wohnungen 100 durchs Waſſer unwohnbar gemacht. Die Sammlungen für die Unglücklichen ſind hier in Leipzig im Gange. Mannheim den 25. Junj. Heute Nach⸗ mittag gegen 4 Uhr ereignete ſich, wie der M. A. berichtet, bier ein entſetzlicher Unglücksfall. Die Fran des Agenten Klein lehnte mit ihrem Enkelchen an einem Fenſter des dritten Stockes, als ihr das Kind plotzlich entfiel und auf die Straße ſtürtzte, In Ihrer Verzweiflung ſprang die Frau dem Kinde nach und fiel auf dasſelbe. Der Tod des Kindes war ſofort erfolgt, während die Frau ſchreckliche Verletzungen erlitt und ſchwerlich mit dem Leben davon kommen wird. — Han au den 24. Juni. Bei dem Ver⸗ bandſchießen des badiſchen, pfälziſchen und mittel⸗ rheiniſchen Schützenbundes, der hier vom 4. bis 11. Juli unter ſehr großer Betheiligung tagt, iſt u. A. zur Unterhaltung des Publikums das Steigen eines Rieſenballons Seitens des Pyrotechnikers Weiffen⸗ bach aus Stuttgart in Ausſicht genommen. — Ein Famiſien Zerwürfniß führte ouf einem Gottesacker in Berlin einen erſchütternden Vorgang berbei. Ein geachteter Kaufmann hatte bis vor fünf Jahren mit den Seinigen in ſchönſter Eintracht gelebt; denn auſſer einer liebenswürdigen Gattin erfreute er ſich einer zur blühenden Jung⸗ frau herangewachſenen Tochter im Alter von 17 Johren. Sein Glück wurde zerſtört: denn als Frau und Tochter eines Tages mit verſtörten Mienen umher gingen, forſchte er nach der Urſache, und der ehrenhafte, über den Ruf ſeiner Familie eiferſichtig wachende Mann vernahm die niederſchmetternde Nach⸗ richt, daß ſeine Tochter, die er über alles liebte, ſich vergeſſen und ihre Ehre einem in ſeinem Dienſte ſtehenden jungen Manne geopfert habe, der eines entfernten VerwandſchaftsVerhältniſſes halber Auf⸗ nahme in der Familie gefunden hatte. In zorniger Aufwallung jagte er die Tochter und deren Ver⸗ führer aus dem Hauſe und in's Elend. Der junge Mann arbeitete wohl raſtlos Tag und Nacht, um ſeine junge Gattin, zu der er ſie inzwiſchen gemacht hatte, wenigſtens mit einem Schimmer des Glanzes und Wohlſtandes umgeben zu können, an den ſie ſo gewöhnt war, aber es wollte ihm nicht gelingen. Als die junge Frau nach der Geburt zweier Mäd⸗ chen viel von ihrer früheren Schönheit verloren und die Lage ſich nicht beſſern wollte, verſchwand der gewiſſenſoſe Mann und ließ Frau und Kinder in Kummer zurück. Die Mutter. welche immer in Verbindung mit der Tochter geblieben war, beſtürmte den Vater, die Verlaſſene zurückzurufen, aber ver⸗ geblich. Der Kummer über das Unglück ihrer Toch⸗ ter führte ein Herzübel herbei, dem ſie vor einigen Tagen erlag. Die bei der Beerdigung erſchienen Leidtragenden ſtanden noch um die offene Gruft berſammelt, unter ihnen der verlaſſene Gatte, als ein junges Weib, bitterſtes Weh in den verfallenen Zügen, heran gewankt kam. An jeder Hand führte die ärmlich gekleidete Frau ein liebliches blondes Mädchen. Staar blickten die Augen des Vaters auf die verhärmte Geſtalt der Tochter, — denn dieſe war es — die jetzt ſtill heran trat und der dahin geſchiedenen Mutter nachweinte. Als ſie und die kleinen Mädchen die üblichen drei Hände Erde auf den Sarg der Großmutter geworfen hatten, wendete ſie ſich zum Gehen warf aber noch einen jammererfüllten Blick auf den alten Vater. Dieſer Blick drang ihm wohl tief in's Herz: denn er brei⸗ tete plötzlich die Arme aus und die ſomit Wieder⸗ aufgenommene barg ſchluchzend das Haupt an der Bruſt des Vaters. Die andern Trauergäſte hatten ſich reſpektvoll zurückgezo gen und Vater, Tochter und die kleinen Enkelinen beſtiegen vereint den Trauerwagen desErſteren u. fuhren nach Hauſe zurück. Locales. * Laden burg den 29. Juni. Der hieſige Kriegerverein veranſtaltete letzten Sonntag ein Wald⸗ feſt in dem Seckenheimer Walde. Um 1 Uhr Mittags, marſchirte der Verein von hier ab, durch Nekarhauſen nach Friedrichsfeld. Vor Friedrichsfeld angekommen wartete der hieſige Kriegerverein die Ankunft ſeines eingeladenen Gaſtes des Militärvereins Friedrichsfeld ab und nachdem ſich beide Vereine durch ihre Vorſtände u. allgemeines Hurroh begrüßt hatten wurde der Marſch nach dem Feſtplatze unſer den Klängen der Muſik durch das Dorf fortgeſetzt. Das Wefter war herrlich, der Platz ein gut aus⸗ gewählter, Getränke und Speiſen vorzüglich, die Betheiligung eine ſehr zahlreiche und ſo konnte es nicht fehlen, daß das Feſt einen ſehr hübſchen und heſteren Verlauf nahm. Um halb 6 Uhr brach man auf, um zunächſt dem Mllitärverein Friedrichsfeld in deſſen Locale „Zum Pflug“ einen kurzen Beſuch abzuſtatten. Ohne auf die Einzelhejten nun weiter einzu⸗ gehen, wollen wir nur hervorheben, daß man mit Genugthuung bemerken konnte, in welch herzlicher und kameradſchaftlicher Weiſe beide Vereine mit einander verkehrten. Der Friedrichsfelder Militär⸗ berein begleitete nun noch den Ladenburger Krieger⸗ verein bis zum Ende des Dorfes wo man gegen⸗ ſeitig einen ächt Militäriſch⸗Mameradſchaftlichen Ab⸗ ſchied nahm. Bei der Rückkehr nach Ladenburg brochte der Verein beim Durchzuge an der Wohnung des Herrn Bürgermeiſter Huben auf denſelben ein dreifaches „Hoch“ aus. Abends 8 Uhr war noch Concert für die Mitglieder des Vereins bei Kamerad Beidinger zur „Krone,“ welches ebenfalls ſehr ſtark beſucht war und noch einen recht gemüthlichen Verlauf nahm. ich ge Von dem Citerariſchen Inſtitut in Gotha Ane geht uns Folgendes zu: bee Vor einiger Zeit richtete der Vorſtand des 8 „Börſenvereins deutſcher Buchhändler“ an verſchiedene Miniſterien eine Eingabe, in welcher darum nachge⸗ ſucht wurde, daß es uns in den betreffenden Stag⸗ ten verboten werde, die von uns erworbenen Moose der großen Lotterie des „Mitteldentſchen Rennpereins in Gotha“ den Abonnenten unſeres Pierer ſchen Converſations⸗Lexicons als Prämien zu geben, Die Folgen dieſer Eingabe ſind hinlänglich bekannt — die hier ſtaatlich genehmigte Lotterie wurde in Preußen ꝛc. nicht geſtattet. Aber die Eingabe des Börſen-Vorſtandes ent⸗ hielt neben vielerlei Unrichtigkeiten und phrafenhaften Uebertreibungen zwei Punkte, welche für uns bon ſchwerwiegendſter Bedeutung ſind und gegen deren ſchädigenden Einfluß wir Schutz bei allen xechſlich denkenden Organen der Preſſe ſuchen müſſen. Es wird in dem Schriftſtück ohne jegliche Be⸗ haut, m rechtigung behauptet, wir hätten den Preis umſeres IB. 902 Flat Lexicons, in Anbetracht der Loos Zugabe um v nit den gehtn 4050 Mt erhöht. Ein großer Theil der Preſſe 1 hat ſich beeilt, dieſen Paſſus der Eingabe in gllen möglichen Variationen nachzudrucken, in dem guten Glauben natürlich, daß ja der Vorſtand des Börſen⸗ Vereins deutſcher Buchhändler über dieſen Punkt genau orientirt ſein müſſe und ſich keiner abſichklichen oder unabſichtlichen Täuſchung ſchuldig machen konne, Und doch erklären wir auf das Entſchiedenſte: Es iſt eine abſolute, grobe Anwahrheik, daß wir den Preis des Werkes um 4050 Mk. erhöht haben. Die Erhöhung beträgt fit die Bandausgabe, um die es ſich bei unſerem Unter ⸗ nehmen faſt ausſchließlich handelt, 18 M., und mußte in Folge der weit erheblicheren Herſtellung koſten, vor Allem des weit reicheren Einbandes dieſen neuen Ausgabe eintreten. Wir appeblliren an das Gerechtigkeitsgefühl aller Blätter, welche die unwahre Behauptung aus der Eingabe des Börſenvorſtandes abdruckten und uns dadurch ſchwer ſchädigten, und erſuchen ſie, nun auch von unſerer Berichtigung, tl ten, Athemnot 5 81 Nierenlei. Der Benebie, üben, matten ſorgen d 3 acht den iſt Preis à Fl. von 1 59 2 St. Hoch. 9 Bahern, Oberpfalz, Benedicinet, denn d mſcren Tagen Alem Rglen berechtigt iſt, Frwartung ent proche deren Wahrheit ihnen jeder ehrenwerthe Sortiments⸗ 4 preis Buchhändler beſtätigen wird, Notiz zu nehmen. 4 a 0 Zweitens iſt in der beregten Eingabe des höchſt Vortheilhafte wichtigen Punktes mit keiner Silbe gedacht, daß kein Der einzig a Abonnent das Loos des „Mitteldeutſchen Renn⸗ Jernhord⸗Magenbitte Vereins“ zu nehmen braucht, ſondern ſich ſtatt deſſen eine Bücher⸗Prämie im reellen Ladenpreiſe von 80 in Mark aus unſerem Catalog wählen kann. Wir . haben dieſen Catalog dieſer Tage zum Verſandt an — 11 alle deutſche Buchhandlungen und ſonſtige Intereſſen⸗ ˖ ten gebracht. Derſelbe enthält Hunderte von Wer⸗ 5 ken, und brauchen wir, um die Reellität unſeres Unternehmens feſtzuſtellen, wohl hier nur zu be⸗ merken, daß in demſelben Bücher wie: „Schloſſer's Weltgeſchichte für das deutſche Volk.“ „Die Ge⸗ ſchichte des 18. und 19. Jahrhundert“ von dem⸗ ſelben Verfaſſer „Schillers's, Goethe's, Leſſing's, Shakeſpeare's reich illuſtrrte Prachtwerke“ aus dem rühmlichſt bekannten Grote'ſchen Verlag in Berlin, Eine gr ſowie welche um rasch zu 9 — — „Das Spamer'ſche prachtvolle Buch der Erfindun⸗ gen,“ die Werke eines „Gutzkow, Dickens, Bulwer, 1 Cooper, Gerſtäcker“ ꝛc. ꝛc. den Abonnenſen unſeres 2 Lexicons als Gratisprämie zur Verfügung geſtellt werden. 5 Man hat in verſchiedenen Blättern die ab⸗ 1 Werteljährlch normſten, ja geradezu lächerlichſten Berech ungen a aufgeſtellt, was wir bei dem 8 8 von 100,000 Neuer 2 Exemplaren unſeres Lex'cons verdienen mülſſen, und ſich nicht geſcheut, uns geradezu mit ſogenannten „Gründern“ in eine Categorie zu ſtellen. Mir werden ſelbſtverſtändlich gegen die Redactionen der⸗ jenigen Zeitungen, welche derartige Artikel brachten, mit aller Energie klagbar vorgehen, wollen aber box⸗ läufig hier nur eine Frage aufwerfen: Was muß beiſpielsweiſe derjenige unſerer Herren Concurrenten, von welchem, wie männglich bekannt, die ganze Agitation gegen unſer anerkannt treffliches Werk in das Leben gerufen wurde, bers dient haben, indem er über 100,000 Exemplare ſeines Lexicons zu weit höherem Preiſe (100 .) ohne jegliche Prämie verkaufte? 5 Wir überlaſſen ruhig jedem rechtlich Denkenden die Beantwortung dieſer Frage und bemerken ſchlleß⸗ lich nur noch, daß ein Einblick in den Calelog unſerer Bücherprämien, den wir Jedermann auf 1 Wunſch gratis und franco zur Verfügung ſtellen, gewiß alle Intereſſenten abhalten wird, den unſaubern Machinationen von gewiſſer Seite irgend einen Werh Man beſtelt werden für ein grof Melde uc dh beizulegen. s dw Gotha, im Juni 1880. . 5 Vu Titerariſches Zuſlitu t Wannen, Aschen rät 1 1 Akut Mede Redaction, Druck und Verlag don Wucherer Molitor i Ladenburg. 725